
Roboter tauchen längst auch bei der Geldanlage auf. Schon seit einigen Jahren lässt sich das eigene Vermögen digital über das Internet verwalten. Bekannt sind die Programme unter der Bezeichnung Robo-Advisor, kurz Robo. Die Stiftung Warentest hat 14 Robo-Advisors getestet, die eine Vermögensverwaltung auf Fondsbasis anbieten. Die Qualität der Anlageempfehlungen haben wir benotet: Zwei Robos schneiden gut ab, sechs befriedigend und je drei ausreichend beziehungsweise mangelhaft. [Update 15.05.2019] Die beiden Robo-Advisors Prospery und Werthstein machen nicht mehr weiter. Werthstein hat seinen Betrieb zum Jahresende 2018 eingestellt, Prospery zieht sich in Kürze aus Deutschland zurück. [Ende Update]
Der Robo im Haus erspart den Gang zur Bank
Advisor heißt auf Deutsch Berater. Insofern ist die Bezeichnung „Robo-Advisor“ etwas irreführend. Der Robo ist nämlich keine Maschine in Beratergestalt. Sondern ein Computerprogramm, das Anlegergeld verwaltet: standardisiert, auf Fondsbasis und nach bestimmten, ihm vorgegebenen Algorithmen. Ein großer Vorteil: Der Robo-Advisor erspart lästige Bankgänge. Anleger können ihn bequem von zu Hause aus steuern – PC oder Laptop genügt.
Wie die automatisierte Vermögensverwaltung funktioniert
Nachdem der Robo Anlagewunsch, Risikobereitschaft, finanzielle Verhältnisse und Kenntnisstand des Kunden abgefragt hat, schlägt er ein Portfolio vor. Aus unserer Sicht eignet sich die Geldanlage per Computer nur für Anleger, die sich mit Fonds und ETF auskennen. Sind sie mit dem Anlagevorschlag einverstanden, schließen sie einen Vermögensverwaltungsvertrag mit dem Robo ab. Er verwaltet das Portfolio. Zunächst legt er das Geld so an wie vorgeschlagen, bei späteren Umschichtungen handelt er alleine, ohne sich zuvor mit dem Anleger nochmals abzustimmen.
Das bietet der Robo-Advisor-Test
Testergebnisse. Die Finanztest-Tabelle zeigt Qualitätsurteile für die Anlageempfehlungen von 14 Robo-Advisors, die digitale Finanzportfolioverwaltung anbieten. Finanztest hat sowohl die vorgeschlagenen Portfolios als auch die Vertragsbedingungen auf Mängel untersucht. Bei deutlichen oder sehr deutlichen Mängeln gab es Abzug bei der Gesamtnote. Die Noten der getesteten Robos reichen von Gut bis Mangelhaft.
Kostenbeispiele. Ausgehend von einem Musterfall (Anlagesumme: 51 000 Euro; Risikotyp: ausgewogen) schlüsseln wir die Kosten für Fondserwerb und automatisierte Vermögensverwaltung auf.
Heftartikel. Wenn Sie das Thema freischalten, erhalten Sie Zugriff auf die PDFs zum jüngsten Testbericht aus Finanztest 8/2018 und zur Vorgängeruntersuchung aus Finanztest 1/2017 sowie zum aktuellen Bericht aus Test (3/2020).
Robo-Advisors im Test: Unser Musterfall
Um die Robo-Advisors zu testen, haben wir sie mit Daten eines Musterkunden gefüttert: Er ist 45 Jahre alt, will 51 000 Euro auf zehn Jahre anlegen und dabei mittelgroße Risiken eingehen. Daher erwarteten wir von den Robos einen Vorschlag, der mindestens 30 Prozent sichere Geldanlagen enthielt. Gut gefallen hat uns ein breit gestreutes Portfolio, das überwiegend aus ETF besteht, börsengehandelten Indexfonds. Um gut abzuschneiden, sollten sich die Kosten des Robos im Rahmen halten. Außerdem sollten die Robos ihre Anleger umfassend informieren.
Große Qualitätsunterschiede
Die Qualität einer Anlageempfehlung bemisst sich nicht nur daran, wie gut das Computerprogramm das Portfolio zusammenstellt. Auch die Kosten spielen eine Rolle. Hier gibt es deutliche Unterschiede. Für die günstigsten Robos muss der Anleger jährlich rund 0,6 Prozent der Anlagesumme entrichten. Darin enthalten sind die Robo-Gebühr und sämtliche laufenden Fondskosten. Der teuerste Robo kostet 1,87 Prozent pro Jahr – also dreimal so viel. Wichtig für die Beurteilung war außerdem, wie die Robos die Anleger informieren. Damit der Anleger eine gut informierte Entscheidung trifft, sollte der Robo zeigen, wie das Depot aufgebaut ist, möglichst konkrete Produkte nennen – und die voraussichtliche Entwicklung des Portfolios darstellen. Zu diesem Ausblick gehören auch eine Einschätzung der Risiken und eine Übersicht über die Kosten.
Robos erst kurz am Markt
Ob die Vermögensverwaltung auf Dauer funktioniert, haben wir nicht getestet. Dafür sind die Robos noch nicht lange genug am Markt. Die ersten haben vor rund vier Jahren angefangen, die meisten später. Erst in einigen Jahren wird man sehen können, ob die Strategien erfolgreich sind und ob die digitale Vermögensverwaltung besser funktioniert als die manuelle. Bei einem vernünftigen Depotvorschlag und überschaubaren Kosten sollte das Ergebnis allerdings gut aussehen.
Nutzerkommentare, die vor dem 17. Juli 2018 gepostet wurden, beziehen sich noch auf die Vorgänger-Untersuchung aus Finanztest 1/2017