
Das Berliner Finanz-Startup Cashboard stellt seinen Geschäftsbetrieb ein. Angetreten war es als Portal zur computergestützten Vermögensverwaltung, als sogenannter Robo-Advisor. Im Mai 2017 hatte das Unternehmen Insolvenz angemeldet. Anleger müssen keine größeren Schäden befürchten. Nur bei bestimmten Produkten sind die Garantien bedroht und geringe Verluste möglich.
Rückzug auf Webseite bekannt gegeben
Nun ist es endgültig: Auf der Unternehmens-Website erklärt Cashboard, dass es sein Kundengeschäft einstellen wird. Nach dem Insolvenzantrag hatten die Gründer noch versucht, in Zusammenarbeit mit dem Insolvenzverwalter Torsten Martini dieses Szenario abzuwenden. Das ist nicht gelungen.
Was sind Robo-Advisor?
Cashboard bot via Internet eine computergestützte Vermögensverwaltung an – über sogenannte Robo-Advisor: Eine neuartige Form der Geldanlage, bei der Algorithmen statt Menschen Anlagetipps geben. Die Unternehmen bieten Beratung, Vermittlung und Vermögensverwaltung via Internet.
Tipp: Wir haben kürzlich 18 Robo-Advisor-Angebote geprüft. Der Test zeigt, wie sich die Angebote unterscheiden, welche Konzepte dahinter stehen und was das Ganze kostet.
Anlegergeld größtenteils sicher
Anleger, die über das Portal eine computergestützte Vermögensverwaltung abgeschlossen haben, müssen nicht unbedingt um ihr Geld bangen, je nach Anlage ist es vor der Insolvenz des Anbieters sicher. Cashboard hat keine Banklizenz und tritt nur als Vermittler auf. Das in Fonds investierte Kapital der Anleger befindet sich bei der Fondsbank Ebase, die mit Cashboard nicht verbunden ist. Dabei handelt es sich um Sondervermögen, das vor dem Zugriff von Gläubigern geschützt ist.
Garantierte Verzinsung steht infrage
Stark beworben hat das Startup sein Kapitalschutz-Portfolio mit einem Garantiezins von 2 Prozent für Beträge bis 10 000 Euro nach zwölf Monaten. In einem Zinsumfeld, das auf Jahressicht selten mehr als 1 Prozent versprach, wirkte es sehr attraktiv. Die Zinszahlung steht nach der Insolvenz auf der Kippe. Die Experten von Finanztest hatten das bereits 2015 im Schnelltest von Cashboard kritisiert. Die Cashboard-Portfolios können im Wert schwanken. Sollte ein Portfolio mit Kapitalschutz am Ende der Laufzeit unterhalb des garantierten Betrags liegen, müsste Cashboard die Differenz beisteuern. Da das Unternehmen insolvent ist, dürfte dies kaum noch möglich sein. Den aktuellen Wert ihres Portfolios können Anleger selbst überprüfen. Cashboard hat zeitweise auch Tagesgeld mit einem garantierten Zins von 1 Prozent für ein Jahr angeboten. Da diese Verzinsung nicht von der Depotbank stammt, ist sie gefährdet.
Schneller Ausstieg nicht immer möglich
Die von Cashboard angebotenen Depotlösungen enthalten vorwiegend Investmentfonds. Es ist aber auch die Beimischung spekulativer Anlagen wie Privatkredite (Social Lending) oder Crowdfunding möglich. Bei einem der Cashboard-Portfolios, dem 5 % ImmobilienPlus-Konto, beteiligen sich Anleger sogar vollständig als Kreditgeber an Immobilienprojekten. Dabei sind Anleger in der Regel an Mindesthaltefristen gebunden.
Finanzprobleme trotz Millionenspritzen
Der Insolvenzantrag kam überraschend. Cashboard bezeichnete sich selbst als Marktführer in seinem Segment und hatte in den vergangenen Jahren wiederholt Kapital von Investoren erhalten. Erst im Dezember 2016 berichteten die Betreiber von einer neuen Finanzierungsrunde in Höhe von drei Millionen Euro. In unsere Untersuchung der Robo-Advisor haben wir Cashboard nicht aufgenommen, da das Angebot aus unserer Sicht nicht transparent genug war und das Geld aus den Portfolios auch in Privatkredite angelegt werden konnte. Cashboard verlangte von Anlegern keine feste prozentuale Gebühr. Das Unternehmen finanzierte sich zum Teil über Rückvergütungen von Produktanbietern und durch eine 10-prozentige Beteiligung am Anlageerfolg der Depots.
Diese Meldung ist erstmals am 16. Mai 2017 auf test.de erschienen. Sie wurde am 12. Juni 2017 aktualisiert.
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