
Achilles-Spezialschuh. Er entlastet den verletzten Fuß – auch nach einer Operation. © Adobe Stock
Reißt die Achillessehne, dauert es lange, bis der Fuß heilt. Wir klären, ob eine OP besser hilft als eine konservative Therapie und für wen sie in Frage kommt.
Überlastetes Sprunggelenk als Ursache
Ein schneller Sprint, eine jähe Bewegung, ein plötzlicher Stopp – das können Ursachen für einen Riss der Achillessehne sein. Oft trifft es Menschen, die ihre Sprunggelenke immer wieder schwer belasten – sei es beim Sport oder durch körperliche Arbeit. Auch wiederholte kleinste Verletzungen und Reizungen können die Sehne schädigen. Sie verändert ihre Struktur, verliert an Elastizität und kann schließlich reißen. Dann ist es kaum möglich, den Fuß aufzusetzen, und wenn, dann nur unter großen Schmerzen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Verletzung zu „reparieren“. Ob konservativ oder OP: In jedem Fall dauert es rund ein Jahr, bis der betroffene Fuß wieder funktionsfähig ist.
Zwei Operationsmethoden möglich
Voraussetzung für eine konservative Therapie: Die beiden Enden der gerissenen Sehne müssen so nahe beieinander liegen, dass sie wieder zusammenwachsen können. Um das zu erreichen, werden Fuß und Wade mit einem Achilles-Spezialschuh ruhig gestellt und später mit einer Orthese – einer Art Gelenkschiene – über sechs bis acht Wochen entlastet.
Wird die Sehne zusammengenäht, gibt es zwei Möglichkeiten. Chirurg oder Chirurgin operieren entweder an der frei gelegten Sehne, oder sie wählen eine minimalinvasive Methode mit kleinen Schnitten. Dabei wird die Sehne mit speziellen Instrumenten unter der Haut zusammengenäht. Auch nach einer OP müssen Patienten und Patientinnen Spezialschuh und Orthese tragen.
Vergleichsstudie mit 554 Teilnehmenden
Ein Wissenschaftsteam der Universität Oslo hat die drei Behandlungsarten in einer großen, über zwölf Monate laufenden Studie direkt verglichen. Die 554 Teilnehmenden waren überwiegend männlich und durchschnittlich 40 Jahre alt. Ob OP-Methoden oder konservative Therapie – drei Wochen nach der Verletzung begannen alle mit Physiotherapie und individuell angepassten Übungen zu Hause. Nach einem Jahr wurden die Teilnehmenden befragt: zum Beispiel, wie sehr ihr Alltag und wie stark die Kraft in ihrer Wade eingeschränkt waren, ob es Behinderungen beim Rennen oder Springen gab.
Achillessehne reißt nach OP seltener erneut
Fazit der Forschenden: Keine der Behandlungsmethoden war der anderen in Bezug auf Beschwerden oder Funktion der Sehne überlegen. In Kombination mit der Physiotherapie erreichten alle Teilnehmenden fast das alte Leistungsniveau wieder, das sie vor der Verletzung hatten. Doch das Risiko eines erneuten Risses war bei Teilnehmenden ohne Operation höher: 6,2 Prozent dieser Gruppe erlitten einen erneuten Riss. In der Gruppe der Operierten waren es nur 0,6 Prozent.
Nervenschädigungen wie etwa ein Taubheitsgefühl in bestimmten Bereichen des Fußes kamen allerdings in den OP-Gruppen häufiger vor – 5,2 Prozent der minimalinvasiv Operierten litten daran und 2,8 Prozent in der Gruppe mit offener OP, doch nur 0,6 Prozent der konservativ Behandelten.
Konservative Methode mit Physiotherapie kombinieren
Sportlich Aktive, die viel springen oder rasch beschleunigen, sollten eine OP in Erwägung ziehen, um die Gefahr eines erneuten Risses zu mindern. Das gilt auch für schwer körperlich arbeitende Menschen. Anderen, weniger aktiven Menschen kann auch eine konservative Behandlung helfen. Kombiniert mit einer konsequenten Physiotherapie ist nicht zu befürchten, dass sich die Funktion der Sehne verschlechtert.
Tipp: Machen Sie nach Ende der Physiotherapie mit den erlernten Übungen weiter. So halten Sie Sehne und Fuß weiter leistungsfähig.
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