Riskantes Direkt­investment LED-Industrie­leuchten für Anleger

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Direkt­investments versprechen hohe Renditen: Holz und Container sind typische Beispiele. Doch LED-Industrie­leuchten sollen Renditen für Anleger abwerfen. Die haben Millionen Euro investiert. Empfehlens­wert ist das nicht. Finanztest erklärt warum.

Licht mieten

Große Töne spuckt die Deutsche Licht­miete 2. Direkt-Investitions­gesell­schaft mbH im Verkaufs­prospekt vom Oktober 2017: „Fest steht: Das Mieten von Licht ist eine Revolution.“ Die Gesell­schaft verkauft Anlegern Industrie­leuchten, die dann vermietet werden. Das helfe, Kohlen­dioxid einzusparen und das Klima zu schützen. Die Idee: Firmen mieten stromsparende LED-Leuchten der Deutsche Licht­miete Gruppe (DLM) aus Oldenburg. Anleger können laut Werbung „risikolos von der Vermietung profitieren“. Nach sechs Jahren kauft die Emitten­tin die Leuchten für 40 Prozent des Neupreises zurück.

Unser Rat

Investment.
Als Geld­anlage sind LED-Industrie­leuchten nicht empfehlens­wert. Wenn Sie dennoch investieren wollen, lesen Sie das Vermögens­anlagen-Informations­blatt und den Verkaufs­prospekt, zumindest aber die Abschnitte über Risiken sowie Informationen zur wirt­schaftlichen Lage.
Risiko.
Investieren Sie höchs­tens einen kleinen Teil Ihres Vermögens und nur einen Betrag, den Sie während der Lauf­zeit nicht brauchen und dessen Total­verlust Sie verkraften können.

Keineswegs risikolos für Anleger

Finanzberater vertreiben die Offerte an Anleger. Seit 2012 hat DLM 46 Angebote platziert. Rund 1 800 Anleger haben nach Unter­nehmens­angaben 55 Millionen Euro investiert. LED-Industrie­leuchten bilden eine Nische unter den Direkt­investments. Deutlich verbreiteter sind Container oder Bäume. Empfehlens­wert ist das Angebot nicht. Sechs Varianten mit 5 800 bis 14 400 Euro Mindest­anlagesumme stehen zur Auswahl. Aus den Prognosen errechnen sich zwischen 5,1 und 5,7 Prozent Rendite pro Jahr nach der bei unternehmerischen Investitionen üblichen Internen-Zinsfuß-Methode. Da Mieten und Rück­kauf­preis fest­stehen, können Anleger nicht mehr verdienen, wohl aber weniger, wenn Zahlungen ausbleiben.

Mehr­stufiges Modell

Die Leuchten gehen durch mehrere Firmen der DLM-Gruppe: Von der Herstel­lerin über eine Zwischenhänd­lerin an die Emitten­tin. Die Gruppe erzielt laut Verkaufs­prospekt „handels­übliche Zwischengewinne“, ohne die Höhe zu nennen. Anleger können den Kauf­preis daher schwer beur­teilen. „Die Preise liegen auf dem Niveau von Premium-Mitbewerbern“, teilt die Deutsche Licht­miete dazu mit. Die Miet­verträge mit den Industrie­kunden schließt eine weitere DLM-Gesell­schaft ab. Die Emitten­tin bekommt monatlich 1,9 Prozent des Kauf­preises an Miete und gibt 1,14 bis 1,18 Prozent an die Anleger weiter. Aus der Differenz finanziert sie nach einigen Jahren den Rück­kauf der Leuchten.

Anleger haben nichts zu melden ...

Anleger dürfen, wie bei Direkt­investments üblich, nichts mitbestimmen oder kontrollieren und sie dürfen zudem ihre LED-Leuchten nur über­tragen, wenn die Emitten­tin zustimmt. Wenn sie eine Kontrolle der Mittel­verwendung wünschen, müssen sie extra dafür zahlen. Außerdem können sie einem Pool beitreten, der die Miet­einnahmen bündelt.

... und werden unzu­reichend informiert

Wir halten die Vermögens­anlagen-Informations­blätter (VIBs) für nur bedingt aussagekräftig. Sie beschreiben etwa die Interes­sens­konflikte aus der mehr­schichtigen Kauf- und Miet­struktur nur unzu­reichend. Anleger müssen darauf vertrauen, dass sie alle Zahlungen pünkt­lich erhalten. Theoretisch und praktisch sei es im Insolvenzfall möglich, dass sie die Leuchten ausbauen und selbst verwerten, erklärt die Deutsche Licht­miete. Einfach dürfte das nicht sein.

Tipp: Weitere Informationen zu Direkt­investments in Container und Wald erhalten Sie in unserem Test Waldinvestments, Finanztest 1/2018 und im Test Container kaufen, Finanztest 12/2017.

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3 Kommentare Diskutieren Sie mit

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Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

delfin03 am 18.06.2021 um 16:03 Uhr
Investitionen sind immer gewissermaßen riskant

Ich finde die Prämisse ist hier ein klassisches Missverständnis, auch wenn das Test-Team mit dem Hinweis, mögliche Käufer mögen sich genau über die Details informieren, natürlich Recht hat Es sollte aber jedem Anleger immer klar sein, dass es prinzipiell keine komplett risikofreie Investition gibt und nur Geld angelegt werden sollte, welches man auch verschmerzen kann. Da ich die nachhaltige Grundidee des Unternehmens schätze, habe ich in der Vergangenheit auch schon gute Erfahrungen mit Anleihen der Lichtmiete gemacht aber bei einem so sensiblen Thema muss wirklich immer jeder seine eigenen Entscheidungen treffen. Der Umstand, dass auch im kommunalen Bereich anhaltend Einrichtungen durch das Unternehmen umgebaut werden, ist jedoch sicher kein Nachteil.

Merrill am 11.09.2020 um 16:19 Uhr
Erhebliche Mietunterdeckungen

Aktuell berichtet das Fachportal für Vermögensanlagen "Investmentcheck" sehr ausführlich negativ über das Unternehmen, siehe Artikel "Dunkle Ecken im Geschäftsmodell - Erhebliche Mietunterdeckungen bei der Deutschen Lichtmiete":
https://www.investmentcheck.de/news/5304/dunkle-ecken-im-geschaeftsmodell

Test-man am 16.10.2018 um 14:33 Uhr

Kommentar vom Autor gelöscht.

geiselharthp am 26.04.2018 um 19:50 Uhr
Licht aufstecken

nach der ersten Begeisterung über 5% Rendite und eine Million CO2-Tonnen Einsparung bringt der Artikel nützliche Warnhinweise: mehrstufige Überweisungen innerhalb des Unternehmens, spärliche Transparenz, fragliche Realität der Qualitätsbehauptung der Produktion. Andererseits hat Hessen wohl Vertrauen genug, die Umrüstung der Straßenbeleuchtung dem Unternehmen zu übertragen. Wie so oft: man muss abwägen.