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Die zwölf neuen Risikoklassen von Finanztest sind eine gute Orientierungshilfe für Anleger. Diese erkennen künftig schneller, welche Fonds und ETF in ihr Depot passen. So wird es noch leichter, in unserem großen Fondsvergleich die richtigen Anlageprodukte zu finden.
Passende Depotmischung finden
Lieber einen Aktienfonds Deutschland oder einen Weltfonds? Oder USA? Zuletzt besonders gut gelaufen sind Branchenfonds, die auf die Aktien von Banken setzen. Wer überlegt, welche Fonds er kaufen soll, muss sich zunächst Gedanken über den Anlageschwerpunkt und die Fondsgruppe machen, in die er investieren will. Erst dann sucht er sich einen konkreten Fonds aus. Doch welche Fondsgruppen eignen sich? Bei der Wahl der richtigen Depotmischung aus chancenreichen Aktien- und sichereren Rentenfonds geben die neuen Risikoklassen von Finanztest einen hilfreichen Überblick.
Fonds besser verstehen
Dieses Special ist Teil unserer Serie „Fonds besser verstehen“. Bisher sind folgende Artikel erschienen:
Währungsrisiken bei Gold, Fonds, MSCI World
Weltindex MSCI World in Klasse 7
Wir berechnen die Risikoklassen für alle fünf Jahre alten Fonds. Es gibt zwölf Klassen, Klasse 1 ist die sicherste, Klasse 12 die riskanteste. Der Weltaktienindex MSCI World ist der Stufe 7 zugeordnet und dient als Anker. Er bleibt in Stufe 7, auch wenn es an den Märkten ruhiger zugeht oder wenn es turbulenter wird. Alle anderen Fonds werden relativ zum MSCI World eingestuft.
Risikoklasse je nach Mischungsverhältnis
Genau genommen werden die Risikoklassen über Depotmischungen bestimmt. Jedes dieser Referenzdepots setzt sich aus dem MSCI World und Tagesgeld zusammen. Risikoklasse 1 besteht aus Tagesgeld, höchstens 2,5 Prozent Aktien sind erlaubt. Risikoklasse 7 besteht im Mittel aus 100 Prozent MSCI World (Tabelle unten). Die Fonds werden entsprechend ihrem Risiko einer Klasse zugeordnet. Fonds der Risikostufe 12 sind mehr als doppelt so riskant wie der MSCI World.
Maßstab ist die Pechrendite
Wir messen das Risiko anhand der Pechrendite. Sie gibt an, welche Rendite ein Anleger erzielt hätte, der in den vergangenen fünf Jahren nur in Monaten mit negativer Entwicklung investiert gewesen wäre. Negativ heißt, dass der Fonds unter dem sicheren Vergleichszins Euribor (Interbankenzins) lag. Der MSCI World kommt auf diese Weise aktuell auf eine Pechrendite von minus 7,6 Prozent.
ETF, also Indexfonds auf den MSCI World, gehören wie der Index zur Risikoklasse 7. Aktiv gemanagte Weltfonds verteilen sich vor allem auf die Klassen 7, 8 und 9 (siehe Grafik). Die Fonds UniGlobal und DWS Top Dividende etwa liegen wie der MSCI World in Klasse 7, der Templeton Growth ist in 8. Die Fonds aus der Gruppe Aktien Deutschland zählen hauptsächlich zur Stufe 10, wie der DekaFonds, der Fondak von der Allianz und die verschiedenen ETF auf den Dax.
Klassen von 1 bis 12
Zu den riskantesten gehören Branchenfonds: Aktienfonds Banken sind in Klasse 12, wie auch Rohstofffonds. Auch ein Investment mit Gold ist hoch riskant, wie die Einstufung des Hansa Goldfonds in Klasse 12 zeigt. Der Fonds kauft vorwiegend physisches Gold und Gold-Zertifikate. Die im Verhältnis zum MSCI World geringsten Risiken haben Geldmarktfonds und Rentenfonds Euroland, die Anleihen kurzer Laufzeiten kaufen, sowie die meisten offenen Immobilienfonds. Die offenen Immobilienfonds in Auflösung sind hier nicht dabei. Die Rentenfonds, die wir als Stabilitätsbaustein für das Pantoffel-Portfolio empfehlen, liegen in den Klassen 4 und 5 – wobei aktuell Fonds mit Unternehmensanleihen sicherer sind als Fonds mit Staatsanleihen.
Mischungen von 4 bis 7
Beim Pantoffel-Portfolio handelt es sich um einen Depotvorschlag von Finanztest. Es besteht aus ETF auf den Weltaktienmarkt und wahlweise Rentenfonds oder Tagesgeld. Weitere Informationen erhalten Sie auf unserer Themenseite Anlagestrategie, Pantoffel-Portfolio. Es gibt das Pantoffel-Depot in drei Varianten, defensiv, ausgewogen und offensiv, mit 25, 50 und 75 Prozent Aktienanteil. Wie hoch die Risiken sind, hängt davon ab, wie der Stabilitätsbaustein bestückt wird. Im Mix mit Tagesgeld liegen die Portfolios in den Risikoklassen 4, 5 und 6. Im Mix mit Rentenfonds wären vor allem die Risiken beim defensiven Portfolio höher, weil Rentenfonds anders als Tagesgeld im Wert schwanken. Mischfonds, die Aktien und Anleihen mischen, liegen je nach Ausrichtung in den Risikoklassen 5, 6 und 7.
Die Risikoklassen der Fondsbranche
Die Risikoklassen sind nicht starr an eine bestimmte Pechrendite gebunden, sondern beziehen sich immer auf ihren Anker, den MSCI World. Das unterscheidet sie von den SRRI-Klassen der Fondsbranche, die Anleger in den „Wesentlichen Anlegerinformationen“ finden. SRRI steht für synthetic risk and reward indicator, deutsch: synthetischer Risiko- und Ertragsindikator. Nach SRRI gibt es nur sieben Risikoklassen, nicht zwölf. Sie haben feste Grenzen. Aktienfonds Welt sind aktuell meist in Klasse 5, können aber in Klasse 6 oder 7 rutschen, wenn der Markt unruhig wird. Die Einstufung nach SRRI erfolgt nach der Volatilität. Sie misst die Schwankungsbreite der Fonds um ihren Mittelwert. Erfasst werden Schwankungen nach oben und unten, also Chancen und Risiken. Die Pechrendite zählt dagegen nur die Abwärtsbewegungen.
Die Finanztest–Risikoklassen
Risikoklasse |
Risiko relativ zum MSCI World (Prozent) |
Pechrendite1 Klassenmitte |
|
Von ... |
Bis ... |
||
1 |
0 |
2,5 |
–0,1 |
2 |
2,5 |
7,5 |
–0,4 |
3 |
7,5 |
17,5 |
–1,0 |
4 |
17,5 |
37,5 |
–2,1 |
5 |
37,5 |
62,5 |
–3,8 |
6 |
62,5 |
87,5 |
–5,7 |
7 |
87,5 |
112,5 |
–7,6 |
8 |
112,5 |
137,5 |
–9,5 |
9 |
137,5 |
162,5 |
–11,3 |
10 |
162,5 |
187,5 |
–13,2 |
11 |
187,5 |
212,5 |
–15,0 |
12 |
212,5 |
Unendlich |
– |
Stand: 31. Oktober 2017
Quelle: Thomson Reuters, eigene Berechnungen,
- 1
- Rendite, wenn Anleger in den vergangenen fünf Jahren nur in Verlustmonaten investiert hätten.
SRRI kann in die Irre führen
Anders als Finanztest gibt der SRRI nicht in jedem Fall das Risiko an, das für den hiesigen Anleger besteht. SRRI betrachtet den Fonds in Fondswährung. Das führt etwa dazu, dass ein Geldmarktfonds US-Dollar als sicher eingestuft wird. Das ist er für einen Anleger, der in Euro investiert, aber mitnichten. Ihm kann das Wechselkursrisiko erhebliche Verluste bescheren. Nach unserer Methode fallen Geldmarktfonds US-Dollar in Risikoklasse 8.
Daumenregel fürs Depot
Die Finanztest-Risikoklassen helfen beim Depotaufbau. Für einen 50:50-Mix aus Aktienfonds Welt und Rentenfonds Euroland ergibt sich Pi mal Daumen aus 50 Prozent Risikoklasse 7 und 50 Prozent Klasse 5 insgesamt Klasse 6. Je nachdem, ob sich die Fonds in verschiedenen Marktphasen gleich oder gegensätzlich entwickeln, kann das tatsächliche Risiko abweichen. Wenn, dann kann es aber nur geringer sein, höher nicht.
Tipp: Weitere Bewertungen von fast 8 000 Fonds und ETF. Die Risikoklassen gibt es für alle rund 12 500 Fonds, die mindestens fünf Jahre alt sind.
Aktienfonds Deutschland in Risikoklasse 10
Die Übersicht zeigt für ausgewählte Fondsgruppen aus unserem Fondstest , in welchen Risikostufen die Fonds liegen. Bei Aktienfonds Welt zum Beispiel liegen die meisten Fonds in Klasse 7, 8 oder 9, bei Deutschland liegt die Mehrzahl der Fonds in 10. Am stärksten streuen die Ergebnisse bei den flexiblen Mischfonds, die von sicher bis riskant alle möglichen Strategien verfolgen können.

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@dealeritis: Das geht näherungsweise innerhalb einer Klasse ("nur Einzelaktien", "nur "Euro-Renten") und für jeweils wenige Titel. Je mehr Anlageklassen man berücksichtigt und je mehr Wertpapiere drin sind, desto ungenauer wird es.Das Mitteln des Risikos über verschiedene Anlagen stellt immer eine obere Risikogrenze fürs Portfolio dar. Durch Diversifikation (wenn die verschiedenen Anlagen wenig miteinander korrelieren) wird das Risiko des Gesamtportfolios eher unter dem (gewichteten) Mittelwert der Einzelrisiken sein. (TK)
Gerne möchte man die Risikoklasse des gesamten Deposts ausrechen. Da 12 die höchste Klasse ist, gehören meines Erachten alle Aktien zu dieser Risikoklasse. Ist es nun zulässig, nachdem alle Anlagen klassifiziert sind, ihren Anteil am Depot mit der Klasse zu multiplizieren, diese Werte addieren und die Summe dann durch 100 teilen um so die Risikoklasse des Depots zu ermitteln?