Vielen Anlegern sind gebräuchliche Risikomaße wie Volatilität zu kompliziert. Das sah auch der Gesetzgeber. Seit Juli 2011 gibt es eine Art Beipackzettel für Investmentfonds, der neben anderen Fondseigenschaften auch die Risiken ausführlich darstellen muss. Für diese „Wesentlichen Anlegerinformationen“ hat man sieben Risikoklassen festgelegt – von Klasse 1 mit sehr geringer bis Klasse 7 mit hoher Volatilität.
Nur in Fondswährung
Die Klasseneinteilung ist ein Fortschritt, denn sie bietet Anlegern meist eine schnelle Groborientierung. Das gilt aber leider nicht durchgängig. Denn Anlegerinformationen spiegeln das Risiko von Fonds nur in der Fondswährung. Für Anleger aus einem anderen Währungsraum sieht es aber ganz anders aus. Sie haben wegen der Wechselkursschwankungen ein höheres Risiko, als die Anlegerinformationen angeben. Das betrifft viele Fondsgruppen, zum Beispiel US-Geldmarktfonds, die sichere US-Anleihen mit sehr kurzer Laufzeit zusammenfassen und in Klasse 1 stehen.

© Stiftung Warentest
So war aus Euro-Sicht mit einem US-Geldmarkt-ETF in den vergangenen fünf Jahren ein Minus von etwa 11 Prozent möglich. In der Grafik ist gut zu sehen, wie sich gerade die unteren Risikoklassen überschneiden, wenn man einen aussagekräftigen Maßstab wie unsere Pechrendite heranzieht. So stecken in Klasse 1 viele Fonds mit einer ungünstigeren Pechrendite als die riskantesten aus Klasse 2 und sogar aus Klasse 3. Das sollte nicht sein.
Zu geringe Trennschärfe
Die Beschränkung auf nur sieben Stufen hat einen weiteren Nachteil: In der höchsten Klasse ist die Differenzierung zu gering. Dort landen Fonds, die in den vergangenen fünf Jahren Wertschwankungen von 25 Prozent oder mehr aufwiesen. Anleger können nicht erkennen, ob ein Fonds „nur“ riskant oder sehr spekulativ ist. So brach ein ETF auf den Goldminenindex Arca Gold Bugs um mehr als 70 Prozent ein. Seine Pechrendite liegt bei −47,4 Prozent. Zum Vergleich: Beim ebenfalls in Klasse 7 stehenden Aktienfonds Welt UBAM 30 Global Leaders Equity AC USD sind es gerade mal −9,2 Prozent. Fonds bleiben übrigens nicht zwangsläufig in derselben Risikoklasse. Viele Aktienfonds, die jetzt in Klasse 5 oder 6 stehen, könnten sich nach ein paar turbulenten Börsenjahren in Klasse 7 wiederfinden.
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