Viele Anleger schauen bei Fonds nur auf die Wertentwicklung. Dabei ist unsere „Pechrendite“ viel aussagekräftiger. Die Finanztest-Experten zeigen in der neuesten Folge unserer Serie „Fonds besser verstehen“, wie Verluste aus der Vergangenheit Anlegern bei der Fondsauswahl helfen können.
Risiken kennen
Der Umgang mit Finanzrisiken ist vielen deutschen Anlegern nicht vertraut. Bei ihren Lieblingsprodukten, sicheren Zinsanlagen, war solche Expertise auch nicht erforderlich. Wer sich aber an Aktien oder Investmentfonds heranwagt, sollte deren Risiken unbedingt kennen. Nur so lässt sich einschätzen, ob und in welchem Umfang sie zur persönlichen Vermögensplanung passen. Wer beim Gedanken an mögliche Verluste nicht mehr ruhig schlafen kann, sollte Aktienfonds nur in homöopathischer Dosierung ins Depot nehmen. Geldanlagen, die kurzfristig für den Lebensunterhalt gebraucht werden, dürfen ohnehin kaum Wertschwankungen haben.
Rendite nicht isoliert betrachten
In den vergangenen Monaten zeigten sich die internationalen Aktienmärkte von ihrer besten Seite. Bei immer neuen Rekordständen vergessen gerade Einsteiger, dass es auch mal wieder einen scharfen Kurseinbruch oder gar Börsencrash geben kann. Viel lieber beschäftigen sie sich mit den Wertsteigerungen ihrer Investments. Doch die Rendite isoliert zu betrachten, ist unsinnig. Erst wenn man weiß, welches Risiko mit der Anlage verbunden war, lässt sich abschätzen, was eine Rendite wirklich wert ist. So konnten Anleger in der Vergangenheit mit Aktienfonds, die sich auf Rohstoffe oder Neue Energien spezialisierten, traumhafte Gewinne einfahren. Bei ungünstigem Kauf- und Verkaufszeitpunkt waren aber auch horrende Verluste möglich. Das Risiko eines globalen Aktienfonds ist deutlich erträglicher.
Tipp: Finanztest-Bewertungen zu rund 6 000 Fonds und ETF finden Sie in unserem Fondsvergleich.
Blick in die Vergangenheit liefert Anhaltspunkte
Aber wie können Anleger herauskriegen, welches Risiko sich hinter einem Fonds verbirgt? Es hilft der Blick in die Vergangenheit. Die zurückliegende Kursentwicklung liefert zumindest Anhaltspunkte dafür, was Anlegern in Zukunft blühen könnte. Es gibt eine Reihe von Methoden, die zurückliegenden Wertschwankungen und Verluste zu messen und zu bewerten (So werden Risiken gemessen). Vielfach begegnen Anlegern die daraus abgeleiteten Risikoklassen, sie stehen in den vom Gesetzgeber vorgeschriebenen „Wesentlichen Anlegerinformationen“. Manche Fondsgesellschaften verwenden für die Vermarktung ihrer Produkte eigene Risikoklassen, die sich von den gesetzlich festgelegten mehr oder weniger deutlich unterscheiden.
Betrachtungszeitraum entscheidet
Wie hoch das gemessene Risiko eines Fonds ist, hängt stark vom Betrachtungszeitraum ab. In den vergangenen fünf Jahren ging es an den Börsen vor allem aufwärts, so dass Anleger mit einem ETF auf den Aktienindex MSCI World selbst im ungünstigsten Fall zwischenzeitlich nicht mehr als 12 Prozent verlieren konnten. Im historischen Rückblick ist das ein ungewöhnlich niedriger Wert. Erweitert man den Analysezeitraum auf zehn Jahre, ergibt sich ein völlig anderes Bild. Der maximale zwischenzeitliche Verlust liegt, bedingt durch die Finanzkrise ab 2007, bei fast 50 Prozent.
Nur mit Risiko zu hoher Rendite
Unsere Tabelle zeigt für die wichtigsten Märkte die Verlustmaße über fünf und zehn Jahre. Wir beziehen uns dabei auf die maßgeblichen Indizes, an denen wir die Fondsgruppen messen.


Nicht in der Tabelle aufgeführt sind flexible Mischfonds, deren Manager nicht an feste Aktien- und Anleihequoten gebunden sind, sondern das Risiko des Fonds der Marktphase anpassen können. In dieser Fondsgruppe gab es in den vergangenen fünf Jahren bemerkenswert große Unterschiede beim Risiko: Der M & W Privat (LU 027 583 270 6) hatte mit −24,8 Prozent eine besonders hohe, der Vermögensmanagement Rendite OP (DE 000 A0M UWV 1) mit −1,5 Prozent eine außerordentlich niedrige Pechrendite.
Pechrendite zeigt schlimmsten Fall
Ein für Anleger besonders aussagekräftiges Risikomaß ist die von Finanztest entwickelte Pechrendite. Sie zeigt, was Euro-Anlegern mit einem Fonds in den vergangenen fünf Jahren erzielt hätten, wenn sie nur in den Verlustmonaten investiert gewesen wären. Dieser Fall wird in Wirklichkeit wohl nie vorkommen, ist aber ein guter Gradmesser für das Risiko, das Anleger eingehen. Anders als die Volatilität dreht sich die Pechrendite allein um das Abwärtsrisiko – das Schreckgespenst von Anlegern.
Monatliche Betrachtungsweise ausreichend
Alle Zahlen in der Tabelle fußen auf einer monatlichen Auswertung. Es wird also genau ein Fondskurs pro Monat berücksichtigt. Man kann die Verluste und Wertschwankungen auch mit Tageskursen messen. Dann sind sie in aller Regel höher. Finanztest hält die monatliche Betrachtungsweise aber für völlig ausreichend. Außerdem steigt mit der riesigen Datenmenge bei den Tageskursen die Fehlergefahr, was die Risiken verzerren kann.
Tipp: Achten Sie bei der Fondsauswahl nicht nur auf unsere Gesamtbewertung, sondern auch auf die Punkte, die wir für die Pechrendite vergeben. Sie können damit auf Anhieb erkennen, welche Angebote unter den Topfonds sich am ehesten für risikobewusste Anleger eignen. Die Bewertungen beziehen sich aber stets nur auf die jeweilige Fondsgruppe. In unserem Fondsvergleich finden Sie außerdem Einzelheiten zur Fondszusammensetzung. Sie liefern oft Hinweise, wo aktuelle Risiken liegen können. Unser Fondsvergleich nennt Pechrendite und maximalen Verlust für rund 6 000 bewertete Fonds. In einer interaktiven Grafik können Sie für Zeiträume bis zu zehn Jahren die Verluste von Fonds gegen über ihrem Index vergleichen.
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