Rund 3,5 Millionen Riester-Fondspolicen wurden seit 2002 verkauft. Viele Kunden wollen gar keine Fonds. Sie sollten ihre Versicherung beitragsfrei stellen.
Uta Depner schloss vor zwei Jahren als Riester-Rentenversicherung die „TwinStar Riester-Rente Klassik +“ beim Kölner Lebensversicherer Axa ab. Aktien seien dabei nicht im Spiel, schrieb die Buchhändlerin an Finanztest.
Doch die 37-jährige Frankfurterin irrte. Twinstar-Produkte werden von der irischen Axa-Tochter aufgelegt. Die strikten Anlagevorschriften für deutsche Versicherer gelten dort nicht, weshalb Twinstar-Produkte auch in unserem Test fehlen. Anders als bei klassischen deutschen Rentenversicherungen fließt bei den „klassischen“ Twinstar-Verträgen viel Geld in Aktien.
Durch die Verwendung des Wortes „Klassik“ im Tarifnamen führt Axa Kunden wie Uta Depner an der Nase herum. Wir wissen aus vielen Zuschriften, dass Riester-Sparer oft Fondspolicen abschließen, ohne überhaupt in Fonds anlegen zu wollen. Sie suchen einen Riester-Vertrag und landen bei einer Rentenversicherung mit Fonds, weil der Vermittler oder Bankberater zu einem Produkt mit höherer Renditechance rät. Dass ihnen dann meistens nur der Erhalt des Beitrags am Ende der Sparphase sicher ist, wird nicht besprochen.
Fondspolicen auf dem Vormarsch
Trotz Finanzkrise verkaufen Lebensversicherer von ihren Riester-Policen inzwischen mehr Fondsvarianten als klassische Rentenversicherungen. Im ersten Halbjahr 2009 unterschrieben rund 299 000 Kunden eine Riester-Fondspolice. Für eine klassische Riester-Rentenversicherung mit zurzeit 2,25 Prozent Garantiezins und weitgehend konservativer Geldanlage entschieden sich 241 000 Kunden. Von den knapp 9,7 Millionen Riester-Rentenversicherungen, die seit Beginn der Förderung 2002 bis Mitte 2009 abgeschlossen wurden, sind rund 3,5 Millionen Varianten mit Fonds.
Eine gute Wahl war das oft nicht. Unser Test ergibt, dass wir keine Fondspolice empfehlen können, außer mit Abstrichen die Angebote der CosmosDirekt und der Postbank (PBV) (siehe Riestern mit Fonds). Will jemand beim Riester-Sparen auf Fonds setzen, weil er sich höhere Erträge erhofft, sind Riester-Fondssparpläne besser. Bei den Versicherern machen hohe Kosten viel vom Anlageerfolg zunichte. Und mehr Garantie als bei Sparplänen gibt es bei Fondspolicen selten.
Doch die Vermittler sind um Argumente nicht verlegen. Ein Leser schrieb uns, ihm sei gesagt worden, beim reinen Fondssparplan gebe es Ausgabeaufschläge und Depotgebühren, bei der Fondspolice nicht. Sonstige Gebühren fielen beim Sparplan jährlich auf die gesamte angesparte Summe an, bei der Versicherung nur einmalig auf die eingezahlten Beiträge. Dass die Kosten insgesamt weit über denen von Fondssparplänen liegen, sagte er nicht.
Erträge würden bei Riester-Fondssparplänen zudem konventionell besteuert. Bei der fondsgebundenen Rentenversicherung seien gar keine Steuern zu zahlen. Falsch! Tatsächlich sind die Auszahlungen aus allen Riester-Produkten voll steuerpflichtig.
Auch der Investmentberater einer apoBank-Filiale in Hamburg kaute zwei Finanztest-Lesern die Dinge vor, bis sie stimmig klangen. Er empfahl ihnen eine Axa Twinstar-Rente, die als „Hybrid“ nicht direkt mit klassischen fondsgebundenen Rentenversicherungen zu vergleichen sei. Es käme ja nicht nur auf günstige Gebühren, sondern vor allem auf eine hohe Rendite der Fonds an. Dies sei bei Axa Twinstar gegeben. Das Produkt sei „das beste aus zwei Welten“ – das ist es nicht (siehe „Axa Twinstar“).
Was tun mit schlechtem Vertrag?
Unser hartes Urteil über die Riester-Fondspolicen dürfte Sparer, die einen solchen Vertrag haben, verunsichern. Sollen sie kündigen? Ihr Geld zu einem anderen Anbieter mitnehmen? Das Recht dazu hat der Gesetzgeber ihnen eingeräumt.
Unser Tipp ist dennoch ein anderer: Fondspolicensparer sollten ihren Riester- Vertrag zum Jahresende beitragsfrei stellen. Der Vertrag läuft dann zwar weiter, der Sparer zahlt aber nicht mehr ein. So erhält er die Mindestgarantie für sein Geld. Denn jeder Riester-Anbieter muss Sparern zum Rentenbeginn mindestens die eingezahlten Beiträge plus die staatlichen Zulagen garantieren.
Wahrscheinlich liegt derzeit das aktuelle Guthaben der meisten Fondspolicen unter den Einzahlungen. Hohe Anfangskosten und schlechte Börsenphasen dürften das verursacht haben. Wer jetzt nicht mehr weiterzahlt, zwingt den Versicherer, das Minus bis zur Rente auszugleichen.
Sparer mit Riester-Fondspolicen von PBV oder CosmosDirect könnten weiter einzahlen. Diese Produkte sind bei großer Fondsauswahl vergleichsweise kostengünstig.
Für fortlaufende Überweisungen an teure Verträge wie beispielsweise die fondsgebundene Kaiserrente der Hamburg-Mannheimer oder die Victoria Förderrente dual spricht aber nichts.
Allein ein Wert sagt bei den Fondspolicen dieser Unternehmen alles: Beide Anbieter streichen von jeder staatlichen Zulage hier 16,5 Prozent für sich selbst ein. Eine Mutter von zwei Kindern (eines vor, eines ab 2008 geboren) verliert von den insgesamt 639 Euro, die sie jährlich an Zulagen erhält, allein dafür also 105,44 Euro.
Auch bei dem, was der Kunde selbst einzahlt, bedienen sich diese beiden Versicherer gleichermaßen: 6,75 Prozent sind das im Modell (1 046 Euro Eigenbeitrag) und damit jährlich 70,60 Euro. Und natürlich kostet auch der Vertragsabschluss: 4 Prozent der Beitragssumme zwacken sich die Victoria und Hamburg-Mannheimer dafür verteilt auf fünf Jahre ab. Das sind bei 27 Vertragsjahren und 1 048 Euro Eigenbeitrag inklusive Zinsen auf die Kosten 1 179,10 Euro.
Nicht kündigen!
Falsch wäre es, eine Riester-Fondspolice zu kündigen. Dann ist nicht nur die Förderung weg, auch die hohen Anfangskosten sind verloren und die jüngste Verlustphase an den Börsen hat ihr Übriges getan.
Ein Vertragswechsel verdirbt Sparern ihre Zusatzvorsorge ebenfalls unnötigerweise. Mitnehmen und auf einen anderen Riester-Vertrag übertragen können sie nur das Guthaben, das im Topf ist – nach Kosten. Besser ist es, alles bis zur Rente stehenzulassen und anderswo neu zu beginnen.
-
- Nach dem Börsenabsturz im März wurden viele Riester-Fondssparpläne umgeschichtet. Viele unserer Leser ärgern sich – und fragen sich, ob und wann es eine Rückkehr an...
-
- Wer mit ETF für die Rente sparen will, kann zu Fondspolicen greifen. Bei fondsgebundenen Rentenversicherungen im Vergleich zeigt sich aber: Die Kosten sind meist hoch.
-
- Die Rechenprogramme der Stiftung Warentest helfen Ihnen, bei Ihren Kapitalanlagen den Überblick zu behalten. Mit ihnen berechnen Sie die Rendite Ihres Fondssparplans...
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.
Nutzerkommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.
Ich selber mit Versicherungsmakler. Ihre Aussage mit den Banksparplänen sind einfach zu pauschal. Hier kommt es doch auch maßgeblich auf das Alter des Kunden an. Ein Kunde ab 50 Jahren ist diese auffassung durchaus ok. Bei jüngeren halte ich Ihre Aussage für grob fahrlässig. Richtig ist, das Rentenversicherungsprodukte teurer sind. Dafür bieten diese aber auch wesentlich höhere Renditen als Banksparpläne. Ichn habe das vor einiger Zeit einmal selbst ermittelt (Daten Zinsen der Bank hatte ich angefordert)
Zudem erwecken Sie immer der Eindruck, Banksparpläne seien kostenlos. Das Banken sozial Einrichtungen sind, wäre mir neu.
Richtet sich beispielsweise der Zinsatz für riester-Banksparpläne beispielsweise an der Umlaufrendite und diese beträgt z.B. 2% ....weitergegeben werden aber z.B. nur 1%. Also von kostenlos kann ja dann irgendwie mehr keine Rede sein, oder ?!?!
Grüße aus Limburg
Jürgen Hartenstein
Diplom-Betriebswirt
Versicherungsmakler