
Die Politik arbeitet an einer Alternative zu Riester. Banken haben sich aus dem Neugeschäft verabschiedet und Versicherer bieten kaum noch gute Riester-Verträge an. Sparer fragen sich, ob sie jetzt überhaupt noch einen Vertrag abschließen sollen. Die Stiftung Warentest erklärt, wann ein Abschluss noch sinnvoll sein kann. Die Untersuchungen der Stiftung Warentest aus den Jahren 2017 und 2019 liefern einen Überblick zu den Vor- und Nachteilen der Produkttypen: Fondssparpläne sowie Rentenversicherung mit und ohne Fonds.
Wann sich Riestern noch lohnt
In der derzeitigen Niedrigzinsphase lohnt sich ein Neuabschluss, wenn der Staat den Großteil der Beiträge finanziert. Sparende bekommen 175 Euro Grundzulage im Jahr. Für jedes ab 2008 geborene Kind legt der Staat noch einmal 300 Euro im Jahr darauf. Für davor geborene Kinder nur 185 Euro. Zusätzlich können je nach Einkommen auch Steuervorteile dazukommen. Ein Hausmann mit drei kleinen Kindern und Minijob bekäme so für einen jährlichen Eigenbeitrag von 60 Euro staatliche Zulagen von 1 075 Euro. Das Geld ist praktisch geschenkt. Wenn er in Rente geht, ist er so schneller nach Beginn der Auszahlphase im Plus als Sparende mit einem höheren Eigenbeitrag, selbst wenn das Verrentungsangebot des Versicherers nicht besonders gut ist. Er bekommt relativ schnell Geld ausgezahlt, dem keine Einzahlungen seinerseits gegenüberstehen.
Abschluss: Versicherung oder Fondssparplan?
Sparende, die sich für einen Riester-Sparvertrag entscheiden, haben die Wahl zwischen klassischen Rentenversicherungen, Rentenversicherungen mit Fondsinvestment oder Fondssparplänen. Welche Variante günstiger ist, hängt sehr von der eigenen persönlichen Situation und Vorlieben ab. Unsere Tests und Artikel aus den Jahren 2017 und 2019 geben einen Überblick über die jeweiligen Vor- und Nachteile. Wer dem oft ungünstigen Rentenkorsett in der Auszahlphase entkommen will, könnte über einen Riester-Bausparvertrag nachdenken. Voraussetzung: Man will später wirklich in eine eigene Wohnung oder ein Haus investieren.
Bei höherem Eigenbeitrag genau überlegen
Einen Abschluss gut abwägen müssen Sparende, die aufgrund eines höheren Einkommens selbst deutlich mehr zum Kapitalaufbau beitragen müssen. Keiner kann jetzt schon absehen, wie sich die Angebote für die Auszahlphase mittel- und langfristig entwickeln. Derzeit kann es im Ruhestand je nach Vertrag 20 Jahre oder länger dauern, bis sich das Investment gelohnt hat.
Altersvorsorge nicht aufschieben
Auch wenn Riester derzeit wenig überzeugt – die Altersvorsorge aufschieben ist für viele keine gute Idee. Sparen fürs Alter braucht einen langen Vorlauf. Hier geht es um große Summen. Dann besser erst einmal ohne Förderung anfangen, etwa mit ETF-Sparplänen.
Riester-Rente: Weitere Infos auf test.de
FAQ. Zu kaum einem Thema schreiben Sie uns so oft wie zu Riester. Die interessantesten und häufigsten Fragen beantworten wir in unseren Riester-Special – etwa zu Umschichtungen bei Fondssparplänen oder zur Aufteilung der Riester-Rente bei einer Scheidung.
Fünf Varianten für die Auszahlung. Die Riester-Rente im klassischen Sinne ist nur eine von mehreren möglichen Auszahlformen – nicht notwendigerweise die beste für Sie. Im Test Riester-Auszahlung im Steuer-Check zeigen wir Ihnen, wie Sie rechnen müssen, um für sich die optimale Auszahlform zu finden.
Förderschädliche Kündigung. Aufgrund der niedrigen Renten interessieren sich immer mehr Sparende für eine Kündigung kurz vor Laufzeitende; auch wenn das heißt, dass sie die gesamte Förderung zurück zahlen müssen. Mehr zu diesem Thema in unserem Special Den Riester-Vertrag kündigen.
Fondspolicen optimieren. Sie haben bereits eine Fondspolice? Dann können Sie mit unserem Fondspolicen-Optimierer noch mehr Rendite herausholen.
Riester-Förderung bekommt nicht jeder
Die Riester-Förderung bekommt allerdings nicht jeder. Direkten Förderanspruch hat, wer in der gesetzlichen Rentenversicherung pflichtversichert oder Beamter ist. „Mittelbar förderberechtigt“ sind diejenigen, auf die diese Kriterien zwar nicht zutreffen, die aber mit einem pflichtversicherten Riester-Sparer verheiratet oder verpartnert sind.
Riester-Rente mit engem Korsett
Die Riester-Rente ist unflexibel. Sie ist auf eine monatliche Rentenzahlung im Alter ausgelegt, da sie die gesetzliche Rente ergänzen soll. Zwar darf sich der Neurentner bis zu 30 Prozent des Vertragsguthabens auszahlen lassen, mehr jedoch nicht. Wer seinen Vertrag vorher kündigt, muss Zulagen und Steuerersparnisse zurückzahlen. Nach Abzug der Kosten des Anbieters kann das zu deutlichen Verlusten führen.
Sicherheit durch Riester-Garantie
Wegen ihrer besonderen Sicherheit kann man die Formen der Riester-Rente schlecht mit Formen der reinen Geldanlage, zum Beispiel einem Fondssparplan, vergleichen. Betrachtet man nur die Rendite, ist ein Sparplan mit Aktienfonds meist viel besser gelaufen. Bei der Riester-Rente muss der Anbieter im Gegensatz zum Fondsanbieter garantieren, dass zum Rentenbeginn alle Beiträge des Sparers und alle Zulagen des Staates zur Verrentung vorhanden sind. Das klingt nicht schwierig, führt aber in der Nullzinsphase dazu, dass weniger Geld in renditestarke und risikoreiche Geldanlagen fließt. Beim Aktienfonds-Sparplan gibt es hingegen keine Garantie, dass in 30 Jahren mehr Geld drinsteckt als eingezahlt wurde – auch wenn das sehr wahrscheinlich ist.
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