Beim Riester-Fonds der DWS störten Leser die vielen Umschichtungen. Schlimmer traf es aber Anleger, die bei fairriester investiert haben.
Deka, die Fondsgesellschaft der Sparkassen, und die DWS von der Deutschen Bank spielen bei Riester-Sparplänen nur eine Nebenrolle am Markt. Seit 1. Juli 2021 bietet die DWS keine neuen Verträge mehr an. Nur 22 Leserinnen und Leser reichten ihre Standmitteilungen mit Stand zum 31. Dezember 2020 ein. Wegen der geringen Zahl wären die Ergebnisse einer Analyse wenig aussagekräftig. Die Aktienquoten lagen zwischen 1 und 51 Prozent. Entsprechend dürftig waren die erzielten Wertzuwächse. Die Aktienmärkte haben sich im selben Zeitraum weit besser entwickelt.
Kritik an zu vielen Umschichtungen
Beispielhaft schrieb uns ein Leser in einem Onlinekommentar zu seinem Sparplan, der DWS TopRente Dynamic: „Die Umschichtungen in (vermeintlich) sicherere Rentenfonds gehen meines Erachtens voll zu Lasten der Renditemöglichkeiten mit den möglichen Aktionsfonds der DWS.“ Als bisherige Gesamtrendite hat er 2,28 Prozent pro Jahr errechnet. „Und das bei einer Laufzeit seit Dezember 2007“, fügt er hinzu.
Wir können diese Rechnung zwar nicht überprüfen, aber bei einigen der uns vorliegenden DWS-Verträge sieht es kaum besser aus.
Fairriester floppte im Crash
Von der Sutor Bank aus Hamburg stammt der einzige Riester-Fondssparplan, der nicht mit aktiv gemanagten Fonds arbeitet, sondern mit börsengehandelten Anlageklassen- oder Indexfonds, sogenannten ETF (Exchange Traded Funds). Die Vorteile: Die Kosten sind niedrig und Sparerinnen und Sparer wissen bei einem Index genau, was sie kaufen.
Ursprünglich hieß das Angebot Fairriester, seit einiger Zeit ETF-Riester. Der Vertrieb lief über das Berliner Finanzunternehmen Raisin, das wiederum hinter dem Anlageportal Weltsparen.de steht. Die Aktienquote des Sparplans hing, anders als bei anderen Riester-Fondssparplänen, von der Restlaufzeit ab und wurde mit nahendem Renteneintritt schrittweise abgesenkt.
Cash statt Aktien nach dem Crash
Der Corona-Crash im Frühjahr 2020 machte dem Konzept aber einen Strich durch die Rechnung. Aus allen Depots wurden die Aktienfonds verkauft, sodass das angesparte Kapital komplett in Barvermögen steckte. Diese Möglichkeit war gemäß der Anlagebedingungen nicht vorgesehen.
Ein sachkundiger Finanztest-Leser kommentierte das in seiner Antwort auf unseren Leseraufruf so: „Ich hätte für eine partielle Reduzierung der Aktienquote noch ein gewisses Verständnis gehabt“, obwohl dies dem Ablaufmanagement des Sparplans widersprochen habe. Dort waren feste Aktienquoten vorgesehen. Der Leser verweist zudem darauf, dass die Fairr.de-Geschäftsführer bei Präsentationen immer wieder die langfristige Überlegenheit von Aktienanlagen betont hätten.
Verluste blieben bei Kunden hängen
Ende 2020 wiesen zwei uns zugesandte Standmitteilungen Aktienquoten von 43 und 19 Prozent auf. Ende 2019 waren es in beiden Fällen noch 100 Prozent gewesen. Die Kursverluste durch den zwischenzeitlichen Verkauf blieben bei den Kunden hängen. Ihr Kapital ist jetzt deutlich niedriger, was sich auch auf die spätere Rentenhöhe auswirkt.
Neuabschluss nicht mehr möglich
Inzwischen hat die Sutor Bank den Vertrieb ihres Sparplans eingestellt. ETF-Riester kann also nicht mehr neu abgeschlossen werden. In ihrer Begründung verweist die Bank auf das Zinsniveau, das keine attraktiven Riester-Angebote mehr zulasse. Für Bestandskunden ändert sich erst mal nichts, sie können ihre Verträge weiterführen. Es ist allerdings damit zu rechnen, dass die Sutor Bank den Sparplan irgendwann durch ein neues Riester-Produkt ersetzt. Sie wartet auf eine Riester-Reform durch die Politik. Wenn es dazu kommt, wolle man die Rahmenbedingungen für ein attraktives Nachfolgeprodukt prüfen, teilte sie Vertriebspartnern mit.
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Das primäre Ziel der Riester-Rente bestand doch niemals darin, den Versicherten, die jahrzehntelang hart gearbeitet haben, im Alter eine gute Rente zu sichern. Das primäre Ziel der Rentenreform der Jahre 2000/2001 unter der rot-grünen Bundesregierung von Kanzler Schröder und der Mithilfe der Herren Riester, Rürup und Raffelhüschen bestand darin, die Löhne der Beschäftigten zu senken und die Unternehmen von Personal(neben)kosten zu entlasten.
Auch die Erträge der Riester-Rente müssen schließlich von der Volkswirtschaft erwirtschaftet werden. Im Gegensatz zur gesetzlichen Rentenversicherung wollen die Aktionäre und Manager der Banken und die sogenannten Finanzdienstleister aber bei der Riester-Rente mitverdienen und auch ein Stück vom Kuchen haben. Das ist das Gegenteil von Sozialer Marktwirtschaft im Sinne eines Ludwig Erhard, denn die Krönung dieser asozialen Umverteilung besteht darin, dass die Riester-Rente auch noch auf Kosten der Allgemeinheit subventioniert wird.
Nie mehr Riester!
Mein Mann und ich (als Hausfrau mittelbar gefördert) haben in etwa die gleiche Dauer und immer Höchstbeiträge eingezahlt. Während bei meinem Mann seit ca 3 Jahren eine monatliche Rente gezahlt wird, wurde mir diese nun verweigert. Der Kooperationspartner meiner Sparkasse hat bei meinem Mann für die Rentenhöhe - noch - das komplette Kapital (gefördert und ungefördert) herangezogen. Laut Sparkasse wird vom gleichen Kooperationspartner nunmehr für ein Rentenangebot nur noch das geförderte Kapital herangezogen. Dies ist so gering, dass die Voraussetzungen einer Kleinbetragsrente vorliegen. Also keine mtl. Rente sondern förderunschädliche Einmalzahlung mit entsprechender Steuerpflicht. Musterberechnungen aus dem Jahr 2006 mit mtl. Rentenzahlung sind für die Tonne.
der Riester-Hype lief auf vollen Touren, als mich ein Bekannter, von Beruf Versicherungsvertreter, von den Vorteilen der Riester-Rent zu überzeugen versuchte.
Ich griff zum Taschenrechner, hatte schnell heraus, wieviel ich im Laufe des Berufslebens einzahlen müsste und wie viele Jahre ich alt werden müsste, um nach dem Ende der Einzahlungen lediglich das eingezahlte Geld wieder heraus zu bekommen.
Wohlgemerkt ohne auf irgendwelche Verzinsung oder Gewinn zu spekulieren.
Antwort: 86 Jahre.
Nun, ich bin Realist und habe ihn mitsamt seinem Angebot zum Teufel gejagt...
Ein Sparprodukt sollte einfach und kostengünstig aufgebaut sein, bei langfristiger Anlagezeit eine gute Rendite erzielen und sich auch ohne Steuervorteile rechnen. Deshalb empfehlen Sie zu Recht ETF-Sparpläne. Daher kann ich Ihren Standpunkt bzgl. der Riesterrente nicht nachvollziehen.
Manche Versicherer bieten Konstrukte an, die so komplex sind, dass diese keiner versteht (z.B. Indexpolicen). Die hohen Kosten haben Sie in dem Artikel immerhin erwähnt.
Die Beitragsgarantie tötet jede Rendite. Wenn ich heute 100 Euro einzahle, muss der Anbieter mit Stand heute nachweisen, dass das Geld in bspw. 30 Jahren garantiert zur Verfügung steht, trotz Verwaltungskosten, Risikokosten, Abschlusskosten (in den ersten Jahren). Die Anbieter können so nur sehr konservativ investieren.
Die ausgezahlte Rente ist steuerpflichtig. Wenn das Einkommen als Renter niedriger ist als im Arbeitsleben kann das rechnerisch ein Vorteil sein. Allerdings frage ich mich, ob man das anstreben sollte.
@peterw24: An der Förderung ändert sich aktuell nichts. Um die volle Förderung zu bekommen, müssen Sie nach wie vor 4% Ihres letztjährigen Bruttoeinkommens abzüglich der Zulagen in den Vertrag einzahlen. Der Stichtag für den Vertragsabschluss spielt keine Rolle.