Unsere Leserumfrage zeigt: Ältere Riester-Verträge von Union Investment liefen ordentlich, jüngere kamen bislang kaum vom Fleck.
Die Fondsgesellschaft Union Investment führt mit Abstand bei Riester-Fondssparplänen. Ihre UniProfiRente und UniProfiRente Select haben zusammen 57 Prozent Marktanteil bei den Riester-Fondsprodukten.
Unter den eingeschickten Unterlagen der Leser waren 67 zu beiden Varianten so vollständig zum Stichtag 31. Dezember 2020, dass sie genau ausgewertet werden konnten. Viele, vor allem ältere Verträge liefen sehr ordentlich. Jüngere kamen bisher kaum vom Fleck. Pech hatten auch einige ältere Fälle, wenn die Depots zu einem ungünstigen Zeitpunkt von Aktienfonds in Rentenfonds umgeschichtet wurden.
Marktführerin bietet zwei Varianten
Die UniProfiRente ist weit verkaufsstärker als ihre Schwester. Bei ihr fließen die Sparraten zunächst in den Investmentfonds UniGlobal Vorsorge, der den Aktienanteil abdecken soll. Er kann seine Aktienquote flexibel verringern. Als Sicherheitsbaustein dient der Rentenfonds UniEuroRenta.
Je nach Einstiegszeitpunkt, Alter der Kunden und Spardauer ist der Anteil in den Depots sehr unterschiedlich: nur Aktienfonds, sowohl Aktien- als auch Rentenfonds oder nur Rentenfonds. Das Verhältnis kann sich von Monat zu Monat ändern, nach einem Börsencrash auch schon mal grundlegend.
Bei der UniProfiRente Select haben Sparer die Wahl zwischen mehreren Aktienfonds, darunter einem ethisch-ökologischen. Es ist möglich, Aktiengewinne zu sichern. Das schmälert aber das Renditepotenzial.
Finanzkrise als Wendepunkt
Die UniProfiRente ging vor etwa 20 Jahren an den Start – zunächst mit dem Aktienfonds UniGlobal, der sich sehr stark am Weltaktienindex MSCI World orientiert. Bis 2008 funktionierte sie recht gut. Kleinere Börsenschwankungen ließen sich in den meisten Depots ausgleichen, da das noch recht hohe Zinsniveau einen soliden Verlustpuffer bot.
Das änderte sich durch den Börsencrash im Zuge der Finanzkrise 2008 dramatisch. In den Depots vieler Sparer wurden Aktienfonds durch weniger schwankungsanfällige Rentenfonds ersetzt, um die Riester-Garantie zu sichern. Hunderte Kunden haben sich darüber bei Finanztest beklagt, besonders weil die Aktienfonds zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt verkauft wurden.
Sinkendes Zinsniveau birgt Probleme
Im Jahr 2015 reagierte Union Investment auf das weiter sinkende Zinsniveau und tauschte den UniGlobal durch den UniGlobal Vorsorge aus. Dieser Fonds ist ähnlich zusammengesetzt. Er darf jedoch Finanzinstrumente (Derivate) einsetzen, die Wertschwankungen herabsetzen und Umschichtungen reduzieren sollen.
Für Finanztest passt das nicht mehr zur Philosophie eines reinen Aktienfonds. Wir stufen den UniGlobal Vorsorge daher als offensiven Mischfonds ein, der aus unserer Sicht niedrigere Kosten haben sollte als die aktuell erhobenen 1,5 Prozent pro Jahr.
Finanztest-Tipp zahlte sich aus
In der Corona-Krise stürzten beide Fonds nahezu gleich stark ab, der UniGobal erholte sich aber stärker. Auch deshalb hinkt der UniGlobal Vorsorge hinterher – auf Fünfjahressicht fast 2 Prozentpunkte pro Jahr.
Finanztest hatte 2015 empfohlen, der internen Fondsumstellung zu widersprechen, um den UniGlobal zu behalten. Nur wenige taten dies. Bei Leserin Sabine Wenzel hat sich der Widerspruch ausgezahlt.
Viele Union-Fondsparpläne sind bisher gut gelaufen
Die roten Punkte stellen Sparpläne von Union Investment dar. Viele liegen weit über der blauen Linie. Ihr Vermögen ist also höher als die garantierte Summe aus Einzahlungen und Zulagen. Je größer dieser Puffer ist, desto besser. Ein Punkt liegt knapp unter der Linie. Die Sparerin sicherte Gewinn bei der UniProfiRente Select und profitierte nicht mehr vom Börsenanstieg.

© Stiftung Warentest
Aktienchancen für Neueinsteiger
Für Riester-Neulinge, die auf das Renditepotenzial der Aktienmärkte setzen wollen, ist die UniProfiRente aussichtsreich, wenn sie eine sehr lange Laufzeit von 30 oder sogar 40 Jahren vor sich haben. Es besteht die Chance auf eine hohe, vielleicht sogar hundertprozentige Aktienquote. Bei noch lange laufenden Verträgen will Union Investment mehr Aktien einsetzen.
Laufen die ersten Jahre nach dem Einstieg an der Börse gut, kann sich ein komfortables Polster aus Kursgewinnen aufbauen, das spätere Umschichtungen vom Aktienfonds UniGlobal Vorsorge in den UniEuroRenta verhindert. Sicher ist das aber nicht.
Kostenärger bei Umschichtungen
Immer wieder beschweren sich Kunden, dass ihre Raten zunächst in den Aktienfonds, aber oft schon im Folgemonat in den Rentenfonds fließen. Diese widersinnig wirkende Schleife lässt sich bei einer computerbasierten Garantiesicherung, wie sie Union Investment einsetzt, manchmal kaum vermeiden. Es gehört zum Produktkonzept, dass jede Sparrate erst einmal in den UniGlobal Vorsorge wandert.
Ärger über hohe Kaufkosten
Die Kunden ärgern sich auch, weil beim UniGlobal 5 Prozent Kaufkosten anfallen, aber „nur“ 3 Prozent beim UniEuroRenta. Warum erstattet die Anbieterin die Differenz nach sofortiger Umschichtung nicht zurück? Dem stehe nicht nur der bürokratische Aufwand entgegen, argumentiert die Fondsgesellschaft. Zudem sei es nun eher möglich, zurück umzuschichten: „Unsere Kunden haben aber gute Chancen, dass das Vermögen mit den nächsten Umschichtungsläufen wieder in den Aktienfonds investiert wird, da die Verträge unserer Neukunden lange Laufzeiten haben.“
Union Investment hat Aktienquote angehoben
Die Fondsgesellschaft Union Investment hat ihre UniProfiRente im Juli 2021 deutlich verändert: Die Aktienquote liegt nun bei mindestens 40 Prozent, wenn die Verträge noch lange laufen. Für Bestandskunden gilt die höhere Quote, wenn sie noch mindestens 25 Jahre auf die Auszahlphase warten müssen. Bei kürzerer Dauer beträgt die Untergrenze für den Aktienanteil weiterhin 10 Prozent, in extremen Kapitalmarktszenarien könnte er sogar auf Null sinken.
Neuverträge ab 20 Jahre Laufzeit
Neuverträge gibt es nur noch für mindestens 20 Jahre Vertragslaufzeit. Bisher waren auch deutlich kürzere Laufzeiten möglich. Sie sind in der aktuellen Marktsituation für das Konzept der UniProfiRente nicht mehr sinnvoll. Außerdem deckelt Union Investment die maximale Sparsumme: Neukunden können bei mehr als 20 Jahren bis zu 40 000 Euro pro Jahr anlegen. Fällt die Restdauer unter 20 Jahre, sind es nur noch 2 100 Euro pro Jahr.
Späterer Renteneintritt möglich
Die UniProfiRente ist auf 62 Jahre als frühesten Renteneintritt ausgelegt. Kunden können den Rentenbeginn aber auf 67 Jahre hochsetzen. Das ist gerade für junge Leute sinnvoll. Denn wenn es für sie an der Börse günstig läuft, bleibt ihr Vertrag viele Jahre vollständig in Aktien investiert, ohne dass es notwendig wird, Geld in Rentenfonds umzuschichten.
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Das primäre Ziel der Riester-Rente bestand doch niemals darin, den Versicherten, die jahrzehntelang hart gearbeitet haben, im Alter eine gute Rente zu sichern. Das primäre Ziel der Rentenreform der Jahre 2000/2001 unter der rot-grünen Bundesregierung von Kanzler Schröder und der Mithilfe der Herren Riester, Rürup und Raffelhüschen bestand darin, die Löhne der Beschäftigten zu senken und die Unternehmen von Personal(neben)kosten zu entlasten.
Auch die Erträge der Riester-Rente müssen schließlich von der Volkswirtschaft erwirtschaftet werden. Im Gegensatz zur gesetzlichen Rentenversicherung wollen die Aktionäre und Manager der Banken und die sogenannten Finanzdienstleister aber bei der Riester-Rente mitverdienen und auch ein Stück vom Kuchen haben. Das ist das Gegenteil von Sozialer Marktwirtschaft im Sinne eines Ludwig Erhard, denn die Krönung dieser asozialen Umverteilung besteht darin, dass die Riester-Rente auch noch auf Kosten der Allgemeinheit subventioniert wird.
Nie mehr Riester!
Mein Mann und ich (als Hausfrau mittelbar gefördert) haben in etwa die gleiche Dauer und immer Höchstbeiträge eingezahlt. Während bei meinem Mann seit ca 3 Jahren eine monatliche Rente gezahlt wird, wurde mir diese nun verweigert. Der Kooperationspartner meiner Sparkasse hat bei meinem Mann für die Rentenhöhe - noch - das komplette Kapital (gefördert und ungefördert) herangezogen. Laut Sparkasse wird vom gleichen Kooperationspartner nunmehr für ein Rentenangebot nur noch das geförderte Kapital herangezogen. Dies ist so gering, dass die Voraussetzungen einer Kleinbetragsrente vorliegen. Also keine mtl. Rente sondern förderunschädliche Einmalzahlung mit entsprechender Steuerpflicht. Musterberechnungen aus dem Jahr 2006 mit mtl. Rentenzahlung sind für die Tonne.
der Riester-Hype lief auf vollen Touren, als mich ein Bekannter, von Beruf Versicherungsvertreter, von den Vorteilen der Riester-Rent zu überzeugen versuchte.
Ich griff zum Taschenrechner, hatte schnell heraus, wieviel ich im Laufe des Berufslebens einzahlen müsste und wie viele Jahre ich alt werden müsste, um nach dem Ende der Einzahlungen lediglich das eingezahlte Geld wieder heraus zu bekommen.
Wohlgemerkt ohne auf irgendwelche Verzinsung oder Gewinn zu spekulieren.
Antwort: 86 Jahre.
Nun, ich bin Realist und habe ihn mitsamt seinem Angebot zum Teufel gejagt...
Ein Sparprodukt sollte einfach und kostengünstig aufgebaut sein, bei langfristiger Anlagezeit eine gute Rendite erzielen und sich auch ohne Steuervorteile rechnen. Deshalb empfehlen Sie zu Recht ETF-Sparpläne. Daher kann ich Ihren Standpunkt bzgl. der Riesterrente nicht nachvollziehen.
Manche Versicherer bieten Konstrukte an, die so komplex sind, dass diese keiner versteht (z.B. Indexpolicen). Die hohen Kosten haben Sie in dem Artikel immerhin erwähnt.
Die Beitragsgarantie tötet jede Rendite. Wenn ich heute 100 Euro einzahle, muss der Anbieter mit Stand heute nachweisen, dass das Geld in bspw. 30 Jahren garantiert zur Verfügung steht, trotz Verwaltungskosten, Risikokosten, Abschlusskosten (in den ersten Jahren). Die Anbieter können so nur sehr konservativ investieren.
Die ausgezahlte Rente ist steuerpflichtig. Wenn das Einkommen als Renter niedriger ist als im Arbeitsleben kann das rechnerisch ein Vorteil sein. Allerdings frage ich mich, ob man das anstreben sollte.
@peterw24: An der Förderung ändert sich aktuell nichts. Um die volle Förderung zu bekommen, müssen Sie nach wie vor 4% Ihres letztjährigen Bruttoeinkommens abzüglich der Zulagen in den Vertrag einzahlen. Der Stichtag für den Vertragsabschluss spielt keine Rolle.