
Praxischeck. Nur an der Entwicklung realer Verträge lässt sich sehen, ob sich Riester-Fondssparpläne für die Altersvorsorge gelohnt haben. © picture-alliance/ dpa
Finanztest hat mehr als 300 Verträge von Lesern ausgewertet. Viele haben sich gut entwickelt, manche schlecht.
Große Resonanz auf Leseraufruf
Sehr genervt ist Finanztest-Leser Daniel Wagner, für Leserin Sabine Wenzel lief alles bestens. Die beiden illustrieren das Spektrum an Antworten, die wir auf unseren Aufruf an Riester-Fondssparerinnen und -sparer erhielten. Wir baten im November 2020 darum, uns Vertragsverläufe zu schicken, um herauszufinden, wie sich diese Form der Altersvorsorge in der Praxis bewährt hat.
So gemischt wie die Leseransichten war auch das Bild, das sich beim Auswerten von mehr als 300 Verläufen ergab. Die mit Abstand meisten bezogen sich auf Sparpläne von Union Investment, die wir besonders genau analysiert haben.
Entsprechend gibt es nicht einen Rat für alle. Es kann sinnvoll sein, einfach weiterzumachen, zu wechseln, zu kündigen oder den Vertrag beitragsfrei zu stellen. Für Neuabschlüsse kommen einige wenige Angebote infrage, darunter auch welche mit ethisch-ökologischer Ausrichtung.
Unser Rat
- Weitersparen.
- Meist ist es sinnvoll, bestehende Riester-Fondssparpläne weiterzuführen, um sich die staatliche Förderung zu sichern.
- Wechsel.
- Wenn Sie in einen anderen Vertrag wechseln, sichern Sie die erzielten Gewinne Ihres alten Fondssparplans. Die Aktienquote beim neuen ist aber oft niedriger, die Renditechancen sind geringer.
- Neuabschluss.
- Für Neuverträge zum Riestern mit Aktienfonds kommen nur noch der Deka Zukunftsplan und die UniProfiRente infrage.
- Öko-Fondssparplan.
- Wenn Sie einen ethisch-ökologischen Riester-Fondssparplan wollen, stehen nur der Deka Zukunftsplan Select mit dem Fonds Deka Nachhaltigkeit Aktien und die UniProfiRente Select mit dem Fonds UniNachhaltig Aktien Global zur Auswahl.
Je mehr Aktien, desto besser
Als die Riester-Rente im Jahr 2002 an den Start ging, war die Variante mit Fondssparplänen sehr verlockend: Regelmäßig fließt Geld in Aktienfonds mit hohen Renditechancen bei gedeckeltem Risiko. Schließlich müssen alle Beiträge und Zuzahlungen zu Beginn der Rentenphase vollständig erhalten sein. Schlimmstenfalls ergibt sich eine Nullrendite. Die ist alles andere als erstrebenswert, aber auch keine Katastrophe.
Aus Sicht von Finanztest sollten Riester-Fondssparpläne so viel Aktien wie möglich enthalten. Das ist bei lang laufenden Verträgen die beste Voraussetzung für ein gutes Sparergebnis und somit auch für eine möglichst hohe Zusatzrente.
Niedriges Zinsniveau ist ein Problem
Niemand konnte den Verlauf an den Kapitalmärkten in den folgenden zwei Jahrzehnten erahnen. Die Finanzkrise 2008 ließ die Aktienmärkte abstürzen, parallel dazu sanken die Zinsen unaufhaltsam bis in den Minusbereich – ein historisch noch nie dagewesenes Szenario.
Das niedrige Zinsniveau steht dem Ziel direkt im Weg, mit hohen Aktienquoten gute Ergebnisse zu erzielen. Denn vereinfacht ausgedrückt muss bei jedem Vertrag stets sichergestellt sein, dass aufgelaufene Kursgewinne oder verlässliche Zinseinnahmen die Aktienrisiken absichern.
Bafin wacht über Kapitalerhalt
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) wacht darüber, dass der vollständige Kapitalerhalt zum Ende der Ansparphase gesichert ist. Die Fondsgesellschaften DWS, Union Investment und Co könnten die Aktienquoten in den Verträgen ihrer Kunden daher nicht beliebig erhöhen, selbst wenn sie wollten. Sind die erzielten Kursgewinne nicht hoch genug, müssen sie einen großen Teil des Geldes so anlegen, dass es Aktienrisiken nicht ausgesetzt ist.
Wenig Aktien bei jungen Verträgen
Das Zinsniveau und die Börsenkrisen der vergangenen Jahre haben daher Spuren hinterlassen bei Verträgen, die erst vor wenigen Jahren abgeschlossen wurden. Es ist kein Wunder, dass bei vielen die Aktienquote gering bis marginal ist.
Bei größeren Rückschlägen an den Börsen wurden regelmäßig Anteile an Aktienfonds verkauft und das Geld in weniger schwankungsanfällige Rentenfonds umgeschichtet. Das war im großen Stil zuletzt wieder beim Corona-Crash im Frühjahr 2020 der Fall.
Als die Aktienkurse wieder stiegen, profitierten die Riester-Kunden davon nicht mehr. Viele beklagten sich bei Finanztest über die im Rückblick völlig unnötigen Umschichtungen. Darunter waren nicht nur Kunden des Marktführers Union Investment, sondern auch von DWS, Deka oder Fairriester.
Ältere Verträge mit Topwertzuwachs
Bei schon länger laufenden Verträgen sieht es teilweise völlig anders aus. Ihre Fonds haben in der Vergangenheit oft hohe Kursgewinne erzielt. Aktuell übersteigt ihr Sparplanvermögen bei Weitem die Summe aus allen Einzahlungen und Zulagen, die der Sparplananbieter garantieren muss.
Wenn der Puffer zwischen aktuellem und garantiertem Vermögen sehr groß ist, überlebt der Sparplan selbst einen Aktiencrash ohne Blessuren. Den glücklichen Kunden blieb das Umschichten erspart, sodass ihre Verträge eine sehr hohe Aktienquote behielten. Sie liegt nicht selten bei 100 Prozent. Die Sparplanbesitzer können hoffen, dass die Aktienquote auch weiterhin hoch bleibt.
Tipp: Ob das aktuelle Vermögen sehr deutlich über dem garantierten Kapital liegt, entnehmen Sie der aktuellsten Jahresabrechnung. Sie enthält beide Summen.
Staatliche Förderung hilft bei der Eigenrendite
Mehrere der vorliegenden Verträge weisen Wertzuwächse auf, die fast dem Durchschnitt des globalen Aktienmarktes entsprachen. Wegen der Kostenbelastung bleibt zwar eine Lücke, die mit Blick auf die großzügige staatliche Förderung aber locker zu verschmerzen ist.
Eindrucksvoll ist der Wertzuwachs bezogen auf die Beträge, die Kundinnen und Kunden selbst leisten: Ein Riester-Fondssparplan, der die ganze Zeit vollständig in Aktien investiert war, ist auch von einem ETF-Sparplan kaum zu toppen. ETF (Exchange Traded Funds) sind börsengehandelte Fonds, von denen Finanztest einige für Fondssparpläne empfiehlt.
Was Fondssparer tun können
Sparplankunden mit üppigen Kursgewinnen im Vergleich zum garantierten Kapital tun gut daran, den Vertrag fortzuführen. Allerdings kann im Fall eines sehr heftigen Börsencrashs selbst ein sehr großer Puffer zu gering sein. Und die künftige Entwicklung der Aktienmärkte lässt sich nicht vorhersehen.
Ein entscheidender Punkt ist die Restlaufzeit des Vertrages: Je länger sie ist, desto mehr Aktien sind grundsätzlich möglich. Bei Verträgen, die aktuell kaum noch Aktien enthalten und weniger als zehn Jahre vor sich haben, werden Kunden mit hoher Wahrscheinlichkeit bis zum Rentenbeginn weitgehend in Zinsanlagen bleiben.
Bei Kündigung vorher genau rechnen
Wer sich damit nicht abfinden will, kann den Vertrag jederzeit „förderschädlich“ kündigen. Dann muss man alle gewährten Zulagen und Steuervorteile zurückzahlen, kann aber über das verbliebene Guthaben frei verfügen. Allerdings gilt dann keine Kapitalgarantie. Haben die Fondsanteile bis zum Kündigungszeitpunkt Miese gemacht, bleiben Sparer auf dem Verlust sitzen.
Es ist auch möglich, den Vertrag beitragsfrei zu stellen. Die Zulagen bleiben erhalten, und der Vertrag läuft bis zum Rentenbeginn ohne Einzahlungen weiter. Sparer profitieren von der bisher zugeflossenen Förderung und haben einen garantierten Kapitalerhalt.
Welche der beiden Varianten besser passt, muss jede und jeder selbst entscheiden. Ein Patentrezept für alle gibt es leider nicht.
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Das primäre Ziel der Riester-Rente bestand doch niemals darin, den Versicherten, die jahrzehntelang hart gearbeitet haben, im Alter eine gute Rente zu sichern. Das primäre Ziel der Rentenreform der Jahre 2000/2001 unter der rot-grünen Bundesregierung von Kanzler Schröder und der Mithilfe der Herren Riester, Rürup und Raffelhüschen bestand darin, die Löhne der Beschäftigten zu senken und die Unternehmen von Personal(neben)kosten zu entlasten.
Auch die Erträge der Riester-Rente müssen schließlich von der Volkswirtschaft erwirtschaftet werden. Im Gegensatz zur gesetzlichen Rentenversicherung wollen die Aktionäre und Manager der Banken und die sogenannten Finanzdienstleister aber bei der Riester-Rente mitverdienen und auch ein Stück vom Kuchen haben. Das ist das Gegenteil von Sozialer Marktwirtschaft im Sinne eines Ludwig Erhard, denn die Krönung dieser asozialen Umverteilung besteht darin, dass die Riester-Rente auch noch auf Kosten der Allgemeinheit subventioniert wird.
Nie mehr Riester!
Mein Mann und ich (als Hausfrau mittelbar gefördert) haben in etwa die gleiche Dauer und immer Höchstbeiträge eingezahlt. Während bei meinem Mann seit ca 3 Jahren eine monatliche Rente gezahlt wird, wurde mir diese nun verweigert. Der Kooperationspartner meiner Sparkasse hat bei meinem Mann für die Rentenhöhe - noch - das komplette Kapital (gefördert und ungefördert) herangezogen. Laut Sparkasse wird vom gleichen Kooperationspartner nunmehr für ein Rentenangebot nur noch das geförderte Kapital herangezogen. Dies ist so gering, dass die Voraussetzungen einer Kleinbetragsrente vorliegen. Also keine mtl. Rente sondern förderunschädliche Einmalzahlung mit entsprechender Steuerpflicht. Musterberechnungen aus dem Jahr 2006 mit mtl. Rentenzahlung sind für die Tonne.
der Riester-Hype lief auf vollen Touren, als mich ein Bekannter, von Beruf Versicherungsvertreter, von den Vorteilen der Riester-Rent zu überzeugen versuchte.
Ich griff zum Taschenrechner, hatte schnell heraus, wieviel ich im Laufe des Berufslebens einzahlen müsste und wie viele Jahre ich alt werden müsste, um nach dem Ende der Einzahlungen lediglich das eingezahlte Geld wieder heraus zu bekommen.
Wohlgemerkt ohne auf irgendwelche Verzinsung oder Gewinn zu spekulieren.
Antwort: 86 Jahre.
Nun, ich bin Realist und habe ihn mitsamt seinem Angebot zum Teufel gejagt...
Ein Sparprodukt sollte einfach und kostengünstig aufgebaut sein, bei langfristiger Anlagezeit eine gute Rendite erzielen und sich auch ohne Steuervorteile rechnen. Deshalb empfehlen Sie zu Recht ETF-Sparpläne. Daher kann ich Ihren Standpunkt bzgl. der Riesterrente nicht nachvollziehen.
Manche Versicherer bieten Konstrukte an, die so komplex sind, dass diese keiner versteht (z.B. Indexpolicen). Die hohen Kosten haben Sie in dem Artikel immerhin erwähnt.
Die Beitragsgarantie tötet jede Rendite. Wenn ich heute 100 Euro einzahle, muss der Anbieter mit Stand heute nachweisen, dass das Geld in bspw. 30 Jahren garantiert zur Verfügung steht, trotz Verwaltungskosten, Risikokosten, Abschlusskosten (in den ersten Jahren). Die Anbieter können so nur sehr konservativ investieren.
Die ausgezahlte Rente ist steuerpflichtig. Wenn das Einkommen als Renter niedriger ist als im Arbeitsleben kann das rechnerisch ein Vorteil sein. Allerdings frage ich mich, ob man das anstreben sollte.
@peterw24: An der Förderung ändert sich aktuell nichts. Um die volle Förderung zu bekommen, müssen Sie nach wie vor 4% Ihres letztjährigen Bruttoeinkommens abzüglich der Zulagen in den Vertrag einzahlen. Der Stichtag für den Vertragsabschluss spielt keine Rolle.