Wer Geldsorgen im Alter vermeiden will, muss sparen. Riester-Renten sind klein, aber trotz Kritik gut. Doch nicht jedes Angebot ist gleich.
Verlieren geht nicht, gewinnen ist drin, mal mehr, mal weniger. So ist das mit der Riester-Rente. Dafür sorgt die gesetzliche Garantie, durch die mindestens das Eingezahlte am Ende sicher ist. Gepaart mit der Förderung aus Zulagen und Steuervorteilen sichert sie eine Wertentwicklung für die wichtige kleine Zusatzrente. Sogar nach Steuern bleibt Sparern in jedem Fall ein Plus siehe Tabelle staatliche Förderung. Bis zu 154 Euro Grundzulage kann jeder Sparer pro Jahr kriegen, 185 Euro bekommen Eltern pro Kind dazu. Ist das Kind ab 2008 geboren, gibt es sogar bis zu 300 Euro jährlich extra. Für das, was ein Sparer selbst einzahlt, winkt ihm darüber hinaus oft noch eine Steuererstattung siehe Tabelle 200 Prozent dazu. Nutznießer der privaten geförderten Altersvorsorge sind nicht nur die „riesternden“ Menschen, die ihre Lücke bei der Altersvorsorge mit staatlicher Hilfe stopfen wollen. Auch die Anbieter profitieren: Banken, Versicherungsunternehmen, Investmentgesellschaften, inzwischen auch Bausparkassen. Ihnen liefert die Riester-Rente seit 2002 Kundschaft frei Haus. Die damalige rot-grüne Bundesregierung gab die geförderte Zusatzversorgung bewusst an die freie Wirtschaft, nachdem sie zusätzliche Kürzungen bei der gesetzlichen Altersversorgung beschlossen hatte. Noch einer staatlichen Vorsorgeinstitution hätten vielleicht nicht viele Bürger getraut. Wer würde schon freiwillig Geld in einer zweiten gesetzlichen Rentenversicherung anlegen?
Kosten vergleichbar machen
Also machen es die Privaten, aber auf die Finger wird ihnen vielleicht zu wenig geschaut. Zwar müssen die Produkte einigen gesetzlichen Vorgaben genügen. Sonst gibt es kein Zertifikat vom Bundeszentralamt für Steuern. Doch ein Qualitätssiegel ist das nicht. Kritisch äußerte sich kürzlich der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv), der eine Generalinspektion der Riester-Rente fordert. Und das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) findet es nahezu unhaltbar, dass ein so wichtiger Markt nicht systematisch beobachtet werde. Die Bundesregierung hat die Transparenz von Riester-Produkten inzwischen untersuchen lassen. Das Gutachten hat Unübersichtlichkeit bestätigt. Ob und wann Maßnahmen folgen werden, ist offen. Wir finden in unseren Tests vor allem viele kaum verständliche Kostenangaben. Einheitliche Größen wären wichtig, die Sparer in jedem Riester-Angebot aufgeschlüsselt wiederfinden. Die Kosten müssten gedeckelt sein, um Wucherpreise auszuschließen. Bei Riester-Rentenversicherungen sind die Kosten teilweise sogar höher als die ungeförderter Produkte desselben Anbieters. Gelegentlich sind bis zu 16 Prozent des Beitrags und mehr weg. Solch hohe Preise zerstören Renditen.
38 Cent Überschussbeteiligung
Von mickriger Rendite kann Finanztest-Leser Karl Spieler, 62, ein Lied singen. Der Polizist bezieht in Kürze seine Riester-Rente. 2002 hatte er bei der Sparkassenversicherung eine klassische Riester-Rentenversicherung mit garantierter Mindestrente plus Überschüssen abgeschlossen und acht Jahre lang eingezahlt. Ab September 2010 soll er daraus 62,94 Euro im Monat bekommen, 38 Cent mehr als die ihm einst für diesen Termin genannte garantierte Rente.
Über eine derart geringe Überschussbeteiligung kann Spieler nur noch lachen. Der Polizist: „Ich sollte erst nur 54,46 Euro bekommen. Da habe ich mich aber beschwert.“ Heraus kam, dass die Sparkassenversicherung Spielers letzten Beitrag nicht berücksichtigt hatte. Außerdem war seine Akte weg – eine einzige Schlamperei.
Leicht schwarze Zahlen schreibt der inzwischen pensionierte Polizist trotzdem durch die Zulagen und die noch 3,25 Prozent Garantiezins auf den Sparanteil bei klassischen Policen von 2002. Doch mit einer preisgünstigeren Rentenversicherung oder einem guten Riester-Banksparplan wäre Spieler vermutlich besser gefahren.
Ein Grundproblem ist bei Riester-Rentenversicherungen die Vermittlerprovision, die die Unternehmen ihren Kunden meist in den ersten Jahren in Rechnung stellen. Bei Verträgen, die so kurz laufen wie Spielers, wirkt sich das besonders negativ aus.
Regelmäßige Tests seit 2002
Für den einzelnen Sparer ist der Erfolg am Ende am größten, wenn sein Riester-Vertrag zu ihm passt und das Angebot zu den guten oder besten seiner Sparte gehört. Finanztest hat die Riester-Angebote regelmäßig untersucht: Banksparpläne, Fondssparpläne, Rentenversicherungen und nun „Wohn-Riester“ als Kredit oder Bausparen. „Wohn-Riester“ lohnt sich für viele Leute, die sich eine Immobilie wünschen. Yunus-Emre Söyleyici, 26, hat einen solchen Vertrag abgeschlossen, weil er vielleicht einmal ein Haus kaufen oder bauen will. Hier kann er die Förderung für die Finanzierung nutzen und spart Kreditzinsen.
Junge Leute, die nicht bauen wollen, sind wegen der langfristig höheren Renditechancen besser mit einem Fondssparplan bedient. Für Ältere jenseits von 50 ist ein kostengünstiger Riester-Banksparplan sinnvoll.
Wegen ihrer oft hohen Kosten sind klassische Rentenversicherungen selten erste Wahl, Fondspolicen fast nie. Bei den Fondsvarianten fehlt das Pfund der Sparte — die bei Vertragsschluss zugesagte lebenslange Rentenzusage. Wie viel Rente hier zusammenkommt, ist unklar, da ein Teil des Geldes in Fonds fließt. Sicher sind nur die Versicherungskosten. Die Fondsauswahl ist bei vielen Policen außerdem dürftig.
Mit einer kostengünstigen klassischen Riester-Rentenversicherung machen bequeme Sparer mit langfristig sicherem Einkommen aber wenig falsch. Sie kennen zumindest die Höhe ihrer späteren Mindestrente. Das hat diese Riester-Variante dem Bank- und dem Fondssparplan voraus.
Bei Fondssparplänen können Kunden nicht wissen, wie viel Rente sie einmal haben werden. Die Rente hängt vom Wert des Fondsvermögens bei Rentenbeginn ab. Dafür ist dieses Vermögen vielleicht einmal größer als bei anderen Riester-Verträgen. Wer heute einen Banksparplan abschließt, wird inzwischen oft schon mit konkreten Optionen für die Auszahlphase versorgt.
Die nächsten Tests sind eingeleitet
Die Tabelle Riester gibt einen Überblick über die unterschiedlichen Eigenschaften der Riester-Varianten. Für die individuelle Auswahl empfehlen wir unsere Tests im Internet auf www.test.de.
Die nächste Runde der Produktuntersuchungen steht gerade an: Auftakt sind die klassischen Riester-Rentenversicherungen mit garantierter Verzinsung. Für die Oktober-Ausgabe von Finanztest überprüfen wir den Markt und bewerten die Angebote mit einem Finanztest-Qualitätsurteil. In den späteren Heften beschäftigen wir uns mit Riester-Fonds, Riester-Banksparplänen und den Angeboten für das Wohn-Riester.
Versicherungen vorn
Wir empfehlen gute Bank- und Fondssparpläne, seltener Rentenversicherungen. Versicherer sind trotzdem am erfolgreichsten im Riester-Geschäft.
Mehr als 10 Millionen oder 74 Prozent der heute offiziell rund 13,6 Millionen Riester-Verträge sind laut Bundesarbeitsministerium Rentenversicherungen, 6,3 Millionen klassische Varianten, 3,7 Millionen fondsgebundene. 2,7 Millionen Sparer haben einen Fondssparplan, rund 650 000 Menschen einen Riester-Banksparplan.
Die Abschlussprovision für den Vermittler ist vielleicht der Hauptgrund für die guten Verkäufe der Versicherer. Vermittler, die ein Geschäft machen wollen, suchen sich Kunden. Sparer, die einen Riester-Bank- oder Riester-Fondssparplan wünschen, müssen sich selbst darum kümmern.
Schlechter Rat
Leider ist das Angebot für Sparpläne nicht gerade üppig. Viele Kreditinstitute bieten gar keinen Riester-Banksparplan an. Vor allem die großen Anbieter fehlen. Wer gern alles über seine Hausbank abwickelt, muss deshalb umdenken, sich oft sogar auf einen Vertragsabschluss per Post einlassen.
Auch der Markt für Fondssparpläne ist mit sieben Angeboten sehr übersichtlich. Einige der Produkte empfehlen wir auch nicht.
Ein Fondssparplan, der bei uns immer wieder gut abschneidet, ist die DWS Toprente Dynamic. Dieses Produkt wollten Ursula Thurmair (26) und ihr Freund Thomas (30), beide klassisch ausgebildete Sänger, haben. Dafür gingen sie kürzlich gezielt zu einer Filiale der Deutschen Bank.
Die Beraterin dort riet ab. Sie habe erklärt, berichtete Thurmair, beim Fondssparplan stünde die Rentenhöhe nicht fest, bei einer Riester-Rentenversicherung schon. Deshalb sei diese besser. Dass sie nur damit auch eine Provision bekäme, sagte sie nicht.
Das Paar war verwirrt, hatte darüber noch nicht nachgedacht. Vorsichtigerweise unterschrieben sie in der Bank nichts. Thurmair: „Meine Mutter ist zum Glück passionierte Finanztest-Leserin. Sie konnte uns weiterhelfen!“ Die Toprente schließen die jungen Leute nun am besten preisgünstig direkt bei der Investmentgesellschaft DWS ab.
Wechseln ja, aber nicht aussteigen
Nicht jeder ist so aufmerksam wie die Sängerin und ihr Freund. Andere merken erst nach einer Weile, dass ihr Riester-Produkt nicht erste Sahne ist und für sie sowieso falsch. Wie können diese Sparer zu einem besseren Vertrag für ihre Zusatzrente kommen?
Aus einem Riester-Vertrag auszusteigen und das Geld mitzunehmen, ist möglich, aber meist nicht sinnvoll, denn es führt oft zu einem Verlust. Entweder zehrt eine bezahlte Provision am Ersparten, oder Kursverluste sorgen für ein schlechtes Zwischenergebnis. Nur beim Banksparplan ist ein Wechsel unproblematisch. Ein Kursrisiko existiert nicht, eine Abschlussprovision gibt es nicht, die Wechselgebühr ist überwiegend moderat. Aber mit ihrem Banksparplan sind die meisten Riester-Sparer zufrieden.
Ist jemand von seinem Fondssparplan oder seiner Riester-Rentenversicherung enttäuscht, sollte er besser einen anderen Weg wählen: Einfach nicht mehr einzahlen und anderswo einen neuen, besseren Riester-Vertrag beginnen. Die eingezahlten Beiträge einschließlich Zulagen muss der Anbieter zum Rentenbeginn mindestens für ihn vorhalten – unabhängig von schon abgezogenen Kosten oder Kursverlusten.
Kündigt ein Sparer stattdessen seinen Vertrag oder nimmt er das Ersparte mit zu einem anderen Anbieter, entfällt die Beitragsgarantie des bisherigen Unternehmens. Sie gilt nur zum Rentenbeginn. Und wer ganz aussteigt, das Ersparte also nicht auf einen anderen Anbieter überträgt, muss auch noch die staatliche Förderung zurückzahlen. Viele Sparer wissen offenbar, dass ein Weggang eine schlechte Lösung ist. Sie stoppen lieber ihre Einzahlung. Bei einigen Versicherern sind inzwischen bis zu 25 Prozent des Riester-Bestandes beitragsfreie Verträge.
Förderung nutzen
Richtig daneben greifen kann bei Riester wegen der Förderung keiner, nicht einmal mit einer teuren Fondspolice. Je nach Einkommen, Familienstand und Höhe der einfließenden Zulagen beteiligt sich der Staat in unterschiedlichem Maße am Sparen.
Setzt man die Zulage und den möglichen zusätzlichen Steuervorteil ins Verhältnis zur Einzahlung, rechnet sich eine Riester-Rente am meisten für alleinstehende Geringverdiener (Bruttoeinkommen 17 000 Euro im Jahr), sofern sie mindestens ein ab 2008 geborenes Kind haben. Zahlen sie ihren Mindesteigenbeitrag in Höhe von 226 Euro im Jahr ein, gibt es 454 Euro dazu, also etwas mehr als das Doppelte siehe Tabelle 200 Prozent.
Mehr als den Mindestbeitrag einzuzahlen (4 Prozent des Vorjahresbruttos minus die Zulagen des Sparers) geht auch. Das lohnt sich ab bestimmten Bruttoeinkünften.
Ganz schlecht sieht es mit Riester aber für Sparer aus, die ihre Förderung nicht abholen, Dann bringt die Sache nichts. Trotzdem verzichten nicht wenige auf die Zulagen oder nehmen nur einen Teil der Unterstützung mit.
-
- Sichere Zusatzrente gesucht? Das ist nicht einfach. Viele Versicherer wollen nur noch neuartige Produkte verkaufen, bei denen es heißt: Weniger Garantie, mehr Risiko....
-
- Der Riester-Fonds UniGlobal Vorsorge ist nach fünf Jahren reif für eine Finanztest-Bewertung. Das Ergebnis ist sehr enttäuschend.
-
- Große Freude lösen die Nachrichten der Lebensversicherer nicht mehr aus. Bei vielen privaten Kapitallebens- und Rentenversicherungen zeichnet sich ab, dass die in...
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.
Nutzerkommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.
Im obigen Beitrag werden bezüglich Riester-Fondssparpläne Personen ab ungefähr Mitte 40 als "älter" bezeichnet. Im Finanztest-Artikel über Riester-Fondssparpläne (Heft 12/10) gilt man bis Mitte 30 als "jünger". 10 Jahre Unterschied sind dies immerhin. Ab bzw. bis wann gilt man nun für die zuständige Redaktion in Bezug auf Riester-Fondssparpläne als "älter" bzw. "jünger"?
Kommentar vom Autor gelöscht.