

Die aktuellen Minizinsen sollten Sparer nicht schrecken. Mit einem guten Riester-Banksparplan liegen sie immer noch richtig.
Testergebnisse für 84 Riester-Banksparpläne 11/2012
Weniger als 1 Prozent Verzinsung – wie soll daraus eine vernünftige Rente entstehen? Der Blick auf den Startzins vieler Riester-Banksparpläne ist in der Tat wenig ermutigend. Doch auf lange Sicht bieten sie gute Chancen auf eine attraktive Zusatzrente. Das gilt vor allem für die Top-Produkte aus unserem Test von 84 Riester-Sparplänen.
Die Spitzenangebote stammen fast alle von kleinen Sparkassen und Genossenschaftsbanken aus der Provinz. Die erste Geige spielen ausnahmeweise Orte wie Radevormwald, Ennepetal, Paderborn und Wadersloh.
Niedrigzins belastet Altersvorsorge
Riester-Sparer, die den Abschluss eines Banksparplans wegen der Minizinsen scheuen, sollten bedenken: Entscheidend für die Höhe ihrer späteren Rente sind nicht die Zinsen von heute, sondern die künftigen Zinsen, wenn schon viel Geld in ihrem Sparplan liegt.
Außerdem betrifft das historisch niedrige Zinsniveau nicht nur die Sparpläne, sondern auch alle anderen Formen der sicheren Altersvorsorge. Nur dass bei den Sparplänen jeder sofort sieht, was Sache ist.
Eine Rentenversicherung, die heute abgeschlossen wird, hat keineswegs bessere Perspektiven. Zwar liegt ihr garantierter Zins mit 1,75 Prozent höher als der Startzins der meisten Banksparpläne, aber die Garantie bezieht sich nur auf das, was nach Abzug aller Kosten von den Einzahlungen übrig bleibt. Die tatsächlich garantierte Rendite auf alle Einzahlungen liegt in vielen Fällen unter 1 Prozent.
Bei Riester-Banksparplänen gibt es keine versteckten Kosten, sondern allenfalls geringe Kontoführungsgebühren. Der ausgewiesene Zins fließt fast ungeschmälert dem Sparer zu. Der größte Vorteil dieses Riester-Produkts ist es, dass man keinen großen Fehler machen kann, wenn man es abschließt.
Selbst Unentschlossene, die noch keine klaren Vorstellungen von ihrer weiteren Lebensplanung haben, riskieren mit einem Riester-Banksparplan nichts. Sollten sie ihre Pläne ändern und den Sparplan nicht weiter besparen oder sogar vorzeitig auflösen, erleiden sie keinen finanziellen Nachteil.
Den Kunden, die den Sparplan bis zum Ende durchhalten, ist bis zum Beginn der Auszahlung ohnehin eine ordentliche Rendite sicher. Dafür sorgt schon die staatliche Förderung: Zur Grundzulage von 154 Euro pro Jahr kommen jährlich 300 Euro für jedes ab 2008 geborene Kind und 185 Euro für jedes ältere Kind. Für Gutverdiener sind die Steuerersparnisse für ihre Einzahlungen sogar noch attraktiver als die Zulagen (siehe „Riesterförderung im Überblick“ im Test von Riester-Bausparverträgen aus Finanztest 11/2012).
Finanztest misst Zinsabstand
Natürlich wollen auch die Anbieter von Banksparplänen an ihren Produkten verdienen. Das tun sie, indem sie den Zins, den sie selbst am Markt erzielen, nicht voll an den Sparer weitergeben.
Finanztest hat eine Qualitätskennziffer entwickelt, um diese Differenz zu ermitteln: den Renditeabstand zu einem Mustersparvertrag (siehe „So haben wir getestet“). Je geringer der Abstand, desto besser ist der jeweilige Sparplan.
Unsere Methode funktioniert, weil Banken sich bei variabel verzinsten Sparplänen an Regeln halten müssen. Sie dürfen die Zinsen nicht willkürlich senken, sondern müssen sich an einem nachvollziehbaren Referenzzins orientieren. Auf diese Weise soll verhindert werden, dass Banken neue Kunden mit kurzfristigen Top-Zinsen in langfristig unattraktive Verträge locken. Steigt der Referenzzins, muss auch der Zins des Banksparplans steigen.
Zwischen den besten und schlechtesten Banksparplänen unseres Tests liegt ein Renditeabstand von mehr als 1,5 Prozentpunkten. Das klingt unspektakulär, hat aber große Auswirkungen auf das Endvermögen, das später für die Rente bereitsteht.
Mehr als 11 000 Euro Unterschied
Legt man das niedrige aktuelle Zinsniveau zugrunde, bringen die besten Sparpläne bei Monatsraten von 150 Euro nach 15 Jahren rund 3 600 Euro mehr als die schlechtesten Angebote, nach 25 Jahren sind es sogar 11 200 Euro. Bei einem höheren Zinsniveau fiele der Unterschied sogar noch größer aus.
Sparer sollten sich aber nicht von hohen Anfangszinsen blenden lassen. Der Startzins ist nur ein Merkmal von vielen, deren Folgen wir durch unseren Vergleich mit einem Mustersparplan berücksichtigen. Die untersuchten Sparpläne lassen sich in zwei Grundtypen einteilen, in Angebote mit und ohne Bonus.
Bei den Sparplänen ohne Bonus handelt es sich überwiegend um Angebote von Volks- und Raiffeisenbanken mit sehr einfachem Strickmuster. Ihre Verzinsung richtet sich nach der Umlaufrendite, einem anerkannten Zinsbarometer für Bundeswertpapiere unterschiedlicher Laufzeit.
Am jüngsten Anpassungstermin, dem 15. August, stand die Umlaufrendite bei 1,2 Prozent. Die Verzinsung vieler daran geknüpfter Sparpläne lag ein halbes Prozent darunter. Die vierteljährliche Anpassung sorgt dafür, dass die Sparpläne jeweils auf der Höhe des Zinsgeschehens sind. Vor zehn Jahren betrug die Umlaufrendite übrigens noch mehr als 5 Prozent.
Momentaufnahme täuscht
Einige Sparpläne, wie die der VR-Banken Coburg und Rostock, fallen aus der Reihe. Sie ziehen nicht eine feste Marge von der Umlaufrendite ab, sondern geben einen bestimmten Prozentsatz der Umlaufrendite an den Sparer weiter.
In Phasen extrem niedriger Zinsen wirkt das attraktiv. Wenn zum Beispiel die VR-Bank Coburg 20 Prozent von der Umlaufrendite abzieht, entspricht das derzeit nur 0,23 Prozentpunkten. Im Durchschnitt der vergangenen zwanzig Jahre lag die Marge jedoch bei 0,88 Prozentpunkten. Da Finanztest keine Momentaufnahme bewerten will, rechnen wir mit dem langfristigen Durchschnitt.
Testergebnisse für 84 Riester-Banksparpläne 11/2012
Sparkassen belohnen Treue
Die meisten von Sparkassen angebotenen Riester-Banksparpläne sehen zurzeit besser aus als die an die Umlaufrendite gekoppelten Sparpläne. Als Referenz nehmen sie oft kombinierte Zinsreihen, die weit in die Vergangenheit zurückreichen und das aktuelle Zinsniveau noch nicht voll widerspiegeln. Entsprechend höher sind bei ihnen die aktuellen Startzinsen.
Sparer, die diesen Vorteil mitnehmen, sollten aber bedenken, dass sie im Falle einer Zinswende das Nachsehen haben. Während die Umlaufrendite-Sparpläne jeden Anstieg kurzfristig mitmachen, würden die Produkte mit träge reagierenden Referenzzinsen den neuen Trend nur gedämpft und mit Verzögerung weiterreichen.
Die meisten Sparkassenverträge enthalten außerdem Bonusregelungen, die für lange Treue belohnen und die Renditeerwartung oft deutlich aufpeppen. Wer 25 oder gar 35 Jahre dabeibleibt, profitiert von ansteigenden Zinstreppen, oft auch von Schlussboni auf alle Einzahlungen.
Solche Regelungen sind mitunter sehr attraktiv, gehen aber zulasten der Flexibilität. Muss ein Kunde zum Beispiel nach 15 Jahren seinen Vertrag unerwartet auflösen, hat er zwar sicher mehr, als er eingezahlt hat. Er verliert mit dem Schlussbonus aber einen erheblichen Teil der Rendite.
Drei Exoten ohne Bewertung
Wie schon in früheren Untersuchungen gibt es einige Angebote, die nicht in unser Bewertungsschema passen. Das muss nicht heißen, dass sie schlecht sind.
Den Sparplan der Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft von 1892 halten wir sogar für ein interessantes Angebot. Er bindet seine Verzinsung an den Garantiezins für Lebensversicherungen, der zurzeit 1,75 Prozent beträgt. Die Berliner Baugenossen zahlen im Moment sogar freiwillig den alten höheren Zins von 2,25 Prozent. Diesen Zins reichen sie ohne Abschlag weiter und legen regelmäßige Bonuszahlungen drauf.
Für dieses exotische Konstrukt können wir keine Qualitätskennziffer berechnen. Der Garantiezins ist ein politisch beeinflusster Zins, der sich nicht kalkulieren lässt.
Dennoch können Sparer den Sparplan beruhigt abschließen. Die Konditionen sind fair und im aktuellen Vergleich attraktiv. Die fehlende langfristige Kalkulierbarkeit ist gerade für ältere Sparer kein Problem.
Nicht so klar ist die Sache bei den Sparplänen der Stadtsparkassen Freudenberg und Hilchenbach. Hier konnten wir den Renditeabstand nicht berechnen, weil beide gerade dabei sind, sich einen neuen Referenzzins zu suchen. Die Qualität dieser Sparpläne lässt sich derzeit nicht bewerten.
In Heft 10 waren Riester-Rentenversicherungen im Test, in Heft 12 sind es Verträge mit Fonds (siehe auch www.test.de/thema/riester-rente).
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@alle + DockZock: Nein, Sie finden nicht alle für die Einordung Ihres Vertrages erforderlichen Daten in ihren Vertragsunterlagen.
Zum einen haben wir für die Untersuchung den Renditeabstand zwischen Banksparplan und Referenzzins des Anbieters für die verschiedenen Laufzeiten berechnet (zum Stichtag der Untersuchung). Dazu musste der Referenzzins „nachgebaut“ werden.
Zusätzlich haben wir einen Korrekturfaktor berechnet, der den langfristigen Abstand zwischen dem Referenzzins des Banksparplans zum Referenzzins 10jähriger Bundeswertpapiere (Mustervertrag) darstellt. Die beiden Faktoren wurden dann addiert. Unsere Leser können uns Ihren Anbieter nennen und wir versuchen dann, ihn im nächsten Test einzubeziehen. (maa)
Hallo,
danke für die Informationen. ich würde gerne meinen vertrag prüfen und den getesteten in der tabelle gegenüber stellen. ist das möglich? ich denke, dass dazu abstände zum Referenzzins sowie bonuszuzinsen usw. beziffert sein sollten. oder stehe ich auf dem schlauch? :-) ein hinweis seitens der redaktion wäre nett - ich denke, ich bin mit dem wunsch meinen bestehenden vertrag (Vorsorge Plus einer Sparkasse) einzuordnen nicht alleine.
@Suchend: In der Ansparphase zahlen Sie beim Kauf des Riester-Banksparplanes keine Abschlusskosten. (maa)
Vielen Dank für ihre Information! Nun noch eine Frage, die nicht aus dem genannten Artikel herauskommt: Es wird zwar, auch als Vergleichskriterium, von jährlichen Kosten gesprochen, aber was ist mit den Abschlusskosten? Die können doch je nach Vertragssystem erheblich dazu beitragen, dereinstige Zinserträge und Förderung wieder auszugleichen. Oder sind diese Kosten beim Banksparplan-Riestern nicht nennenswert/vorhanden? Gibt es eine Faustregel Abschlusskosten = x mal Jahreserträge, die eingehalten werden soll?
Mit freundlichen Grüßen!
@Suchend: Im nächsten Heft wird kein aktualisierter Test erscheinen. Länger im Voraus geben wir keine Auskünfte zu geplanten Untersuchungsvorhaben. Wenn Sie sich aufgrund dieser Untersuchung für ein Angebot entscheiden, sollten Sie beim Anbieter konkret nachfragen, ob er zwischenzeitlich nur den anfänglichen Basiszins angepasst hat, oder ob es auch Änderungen in Hinblick auf die Verwaltungskosten und / oder bei der Differenz zum Referenzzins gibt. Wenn (nur) der anfängliche Basiszins angepasst wurde, ändert dies nichts an der Qualität des Vertrages. (maa)