Banksparplan-Kunden müssen für die Auszahlung ihrer Riester-Rente nicht bei ihrer Bank bleiben. Es gibt Alternativen.
Testergebnisse für 84 Riester-Banksparpläne 11/2012
Die gesetzliche Rente bekommt Reinhold Karl schon. Auf seine Riester-Rente wartet der 62-Jährige noch. Genauer gesagt: Er wartet auf ein gutes Angebot für die Auszahlung seines Riester-Banksparplans, den er im Jahr 2003 bei der Mainzer Volksbank abgeschlossen hat.
Karl hat die Wahl: Entweder er bleibt mit seinem Geld bei der Mainzer Volksbank und nimmt eines der beiden Angebote von der Bank und ihrem Versicherungspartner R+V an. Oder er wechselt mit dem Ersparten zu einer anderen Bank, zu einem Versicherer oder einer Fondsgesellschaft seiner Wahl.
Banken und Sparkassen bieten ihren Riester-Banksparplankunden zwei Varianten:
- einen Bankauszahlplan, an den sich ab dem 85. Lebensjahr eine lebenslange Rentenversicherung anschließt, für die gleich zu Beginn Kapital beiseitegelegt wird, und
- eine sofort beginnende Rentenversicherung (Sofortrente).
Über die Versicherungsgesellschaft entscheidet in beiden Fällen die Bank. Sie schließt für ihren Kunden einen Vertrag ab.
Doch Karl will lieber selbst nach weiteren Alternativen suchen. Der Chemiker und IT-Fachmann denkt zum Beispiel über eine Sofortrente bei einer anderen Versicherungsgesellschaft nach, womöglich käme auch ein Fondsauszahlplan infrage (mehr zu den Fonds in Finanztest 12/2012). Allerdings gibt es für Kunden, die sich von ihrer Bank trennen wollen, bisher nur sehr wenige Angebote auf dem Markt. „Ich habe noch keinen Anbieter gefunden“, sagt Karl.
Testergebnisse für 84 Riester-Banksparpläne 11/2012
Sofortrente bietet mehr Garantierente


Wir haben geprüft, was auf dem Markt ist, und vor allem die Auszahlpläne und Versicherungsangebote der Banken mit ihren Versicherungspartnern gefunden. Die Sofortrenten bieten oft höhere monatliche Zahlungen als die Auszahlpläne. Die sofort beginnenden Renten können außerdem nach und nach steigen, die jährliche Zinsausschüttung zusätzlich zur monatlichen Auszahlung aus dem Bankauszahlplan wird dagegen eher sinken. Die Angebote der Banken unterscheiden sich deutlich.
Wir haben Angebote für einen 65-jährigen Kunden eingeholt, der mit einem Riester-Vertrag ein Kapital von 10 000 Euro angespart hat und am 1. Januar 2013 in Rente gehen möchte. Die Sofortrententarife der Banken und Sparkassen mit einer Rentengarantiezeit von zehn Jahren bieten garantierte Monatsrenten zwischen 35,60 Euro (viele Sparkassen) und gut 39 Euro (Mainzer Volksbank). Rentengarantiezeit heißt in diesem Fall: Die Rente wird auf jeden Fall zehn Jahre lang gezahlt, auch wenn der Kunde in dieser Zeit sterben sollte. Dann fließt das Geld an die Hinterbliebenen.
Aus dem Auszahlplan bekommt unser Modellkunde eine monatliche garantierte Summe zwischen gut 29 Euro und 32 Euro. Hinzu kommen die jährlichen variablen Zinserträge. Die Sparkassen zahlen etwas geringere Garantiebeträge als die Volksbanken. Sterben die Kunden, geht das Restkapital aus dem Auszahlplan an die Erben.
Zinsbetrag für Auszahlplan sinkt
Mit einer garantierten Rate von gut 41 Euro fällt der Auszahlplan der Mainzer Volksbank aus dem Rahmen. Der Grund: Der Zinssatz liegt in der gesamten Auszahlphase bei garantierten 3 Prozent und geht in dieser Höhe in die Monatsrente ein.
Der feste Zinssatz ist eine Ausnahme. Bei den anderen Sparkassen und Banken ist der Zins auf das angesparte Kapital an einen variablen Referenzzins gebunden – ähnlich wie in der Ansparphase (siehe „Unser Rat“). Die Zinsen werden üblicherweise am Jahresende in einer Summe ausgezahlt – zusätzlich zur Monatsrate. Diese Zinsausschüttung sinkt bis zum 85. Lebensjahr, weil das Kapital im Bankauszahlplan immer weniger wird.
Ab dem 85. Geburtstag schließt sich an jeden Auszahlplan eine Rentenversicherung an. Dafür legt die Bank schon vor Beginn des Auszahlplans einen Teil der angesparten 10 000 Euro zurück. Je nach Angebot werden davon zwischen 2 307 Euro (Angebot ohne Beitragsrückgewähr der VR Genobank Fulda) und 3 073 Euro (Angebot mit Beitragsrückgewähr der Mainzer Volksbank) für die Rente ab 85 abgezweigt.
Die Volksbanken zahlen dieses Geld in der Regel beim Versicherer R+V ein. Er gehört zur Volksbanken-Finanzgruppe. Die Sparkassen arbeiten mit der Provinzial oder der Versicherungskammer Bayern zusammen. Sie sind Teil der Sparkassen-Finanzgruppe.
Teure Rentengarantiezeit
Bei der sofort beginnenden Rente, also der Variante ohne Auszahlplan, machen fast alle Sparkassen nur ein Versicherungsangebot mit einer obligatorischen Rentengarantiezeit von 10 oder gar 18 Jahren. So lange zahlen sie die Rente auf jeden Fall.
Singles brauchen diesen Schutz für Hinterbliebene jedoch nicht und viele Verheiratete wollen ihn nicht. Denn er schmälert die Altersrente.
Kunden sollten wählen dürfen, ob sie eine Rentengarantiezeit wollen oder nicht. Bei den meisten Volksbanken ist dies möglich. Die Kreissparkasse Köln macht nur ein Angebot mit 18 Jahren Rentengarantiezeit. Die garantierte Altersrente beträgt dann auch nur gut 35 Euro. Die Sparda Bank Hamburg erreicht mit ihrer Sofortrente ohne Rentengarantiezeit dagegen fast 38 Euro im Monat.
Überschüsse kommen jeweils obendrauf. Bei einer „volldynamischen Rente“ gibt es anfangs eine geringere Rente, die im Laufe der Jahre steigt. Bei einem Bankauszahlplan kommt – je nach Zinsentwicklung – nicht mehr so viel hinzu. Kunden sollten dies bedenken, bevor sie zwischen Auszahlplan und Sofortrente wählen.
Viele wählen den Auszahlplan
Die Mainzer Volksbank liegt mit gut 39 Euro Garantierente (inklusive zehn Jahre Rentengarantiezeit) in unserer Stichprobe der Sofortrenten von Banken an der Spitze. Sie bekommt vom Versicherungspartner R+V einen anderen Tarif als andere Volksbanken.
Die garantierte Rente aus ihrem Auszahlplan ist mit mehr als 41 Euro noch höher. Doch diese Rente wird bis zum 85. Lebensjahr um keinen einzigen Euro steigen. Dagegen kann der Kunde mit einer Sofortrente im fünften Jahr nach Rentenbeginn auf eine Rente von knapp 45 Euro inklusive Überschüsse hoffen. Und mit zunehmender Rentendauer hat er die Chance auf mehr.
Von den 266 Kunden der Mainzer Volksbank, die eine Riester-Rente beziehen, haben sich dennoch nur 19 für eine Sofortrente entschieden, die große Mehrheit für einen Bankauszahlplan. „Banksparplan-Kunden sind sehr sicherheitsbewusst. Sie geben wenig auf prognostizierte Überschussbeteiligungen“, sagt Christiane Oschewsky von der Mainzer Volksbank.
Wenige Angebote der Versicherer
Kurios: Besser als der Sofortrenten-Tarif der R+V für ihren „Finanzpartner“ Volksbank ist das Angebot für einen Kunden, der sich selbst umschaut. Gut 40 Euro Garantierente im Monat bekommt unser Modellkunde, wenn er mit seinen 10 000 Euro in eigener Regie zur R+V wechselt und sich von ihr eine lebenslange Rente auszahlen lässt. Knapp 40 Euro bekäme er von HanseMerkur und HanseMerkur24.
Wir haben nur diese drei Versicherer gefunden, die überhaupt eine Sofortrente zu Rentenbeginn anbieten. Doch so richtig marktreif sind auch deren Angebote offenbar noch nicht. „Auch bei diesen Versicherern hatte ich keinen Erfolg“, sagt Riester-Sparer Karl. Er will noch weiter warten. Bis zum 65. Lebensjahr hat er Zeit.
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Nutzerkommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.
@alle + DockZock: Nein, Sie finden nicht alle für die Einordung Ihres Vertrages erforderlichen Daten in ihren Vertragsunterlagen.
Zum einen haben wir für die Untersuchung den Renditeabstand zwischen Banksparplan und Referenzzins des Anbieters für die verschiedenen Laufzeiten berechnet (zum Stichtag der Untersuchung). Dazu musste der Referenzzins „nachgebaut“ werden.
Zusätzlich haben wir einen Korrekturfaktor berechnet, der den langfristigen Abstand zwischen dem Referenzzins des Banksparplans zum Referenzzins 10jähriger Bundeswertpapiere (Mustervertrag) darstellt. Die beiden Faktoren wurden dann addiert. Unsere Leser können uns Ihren Anbieter nennen und wir versuchen dann, ihn im nächsten Test einzubeziehen. (maa)
Hallo,
danke für die Informationen. ich würde gerne meinen vertrag prüfen und den getesteten in der tabelle gegenüber stellen. ist das möglich? ich denke, dass dazu abstände zum Referenzzins sowie bonuszuzinsen usw. beziffert sein sollten. oder stehe ich auf dem schlauch? :-) ein hinweis seitens der redaktion wäre nett - ich denke, ich bin mit dem wunsch meinen bestehenden vertrag (Vorsorge Plus einer Sparkasse) einzuordnen nicht alleine.
@Suchend: In der Ansparphase zahlen Sie beim Kauf des Riester-Banksparplanes keine Abschlusskosten. (maa)
Vielen Dank für ihre Information! Nun noch eine Frage, die nicht aus dem genannten Artikel herauskommt: Es wird zwar, auch als Vergleichskriterium, von jährlichen Kosten gesprochen, aber was ist mit den Abschlusskosten? Die können doch je nach Vertragssystem erheblich dazu beitragen, dereinstige Zinserträge und Förderung wieder auszugleichen. Oder sind diese Kosten beim Banksparplan-Riestern nicht nennenswert/vorhanden? Gibt es eine Faustregel Abschlusskosten = x mal Jahreserträge, die eingehalten werden soll?
Mit freundlichen Grüßen!
@Suchend: Im nächsten Heft wird kein aktualisierter Test erscheinen. Länger im Voraus geben wir keine Auskünfte zu geplanten Untersuchungsvorhaben. Wenn Sie sich aufgrund dieser Untersuchung für ein Angebot entscheiden, sollten Sie beim Anbieter konkret nachfragen, ob er zwischenzeitlich nur den anfänglichen Basiszins angepasst hat, oder ob es auch Änderungen in Hinblick auf die Verwaltungskosten und / oder bei der Differenz zum Referenzzins gibt. Wenn (nur) der anfängliche Basiszins angepasst wurde, ändert dies nichts an der Qualität des Vertrages. (maa)