Die geförderte Altersvorsorge mit Banksparplänen ist gut und solide – trotz der zurzeit niedrigen Zinsen.

Die Vorstände der Sparkasse Radevormwald-Hückeswagen Michael Kühl (45, Vorsitz, rechts) und Michael Beekes (49). Anleger müssen in der Sparkasse vorbeikommen, wenn sie einen Riester-Banksparplan abschließen wollen.
In der Riester-Werbung spielen Banksparpläne keine Rolle. Dort preisen Anbieter am liebsten die Vorzüge von Versicherungen, vielleicht noch von Fondssparplänen. Aus gutem Grund: Mit Riester-Versicherungen machen sie gute Geschäfte, an Riester-Banksparplänen verdienen sie dagegen wenig.
Was heißt das für Kunden? Banksparpläne sind für sie wegen der niedrigen Kosten meist attraktiver als Versicherungen. Die am wenigsten beworbene Altersvorsorge ist für viele die sinnvollste.
Leider gibt es ein Problem: In vielen Städten, ja ganzen Bundesländern werden Riester-Banksparpläne gar nicht angeboten – nicht zuletzt, weil Deutsche Bank, Commerzbank und Co. dieses Produkt seit jeher ignorieren.
Übrig bleiben meist kleinere Sparkassen und Volksbanken. Viele von ihnen akzeptieren auch Kunden, die von außerhalb des Geschäftsgebiets zu ihnen kommen. So wie die Sparkasse Radevormwald-Hückeswagen, die den zurzeit besten Riester-Banksparplan im Angebot hat.
Andere Banken, wie die Kreissparkasse Walsrode, bieten ihre teils sehr empfehlenswerten Verträge nur Sparern an, die im Geschäftsgebiet wohnen.
Finanztest hat 71 Banksparpläne getestet. So sinnvoll das Konzept als solches ist, so groß sind die Qualitätsunterschiede. Zwischen dem besten und den schwächsten Angeboten liegen mehr als 1,5 Prozentpunkte. Bei einer Laufzeit von 25 Jahren kann ein solcher Zinsabstand gut und gern 10 000 bis 15 000 Euro Differenz ausmachen.
Startzins ist Nebensache
Der Blick auf die aktuelle Verzinsung der Sparpläne sät bei vielen Riester-Willigen allerdings Zweifel, ob es sich um eine rentable Altersvorsorge handelt. Ein Anfangszins von 2 Prozent ist das Höchste der Gefühle, fast die Hälfte der Verträge beginnt derzeit mit einer Verzinsung von weniger als 1 Prozent (siehe Tabelle).
Sparer sollten den Startzins aber nicht überbewerten. Natürlich ist es schön, mit einer ordentlichen Verzinsung in einen langfristigen Vertrag einzusteigen, aber für das Endergebnis hat er nur geringe Bedeutung.
Solange in einem Sparplan nur wenige tausend Euro liegen, können Sparer selbst im Angesicht mickrigster Zinsen gelassen bleiben. Es geht eben meist nur um bescheidene Beträge.
Ganz anders sieht die Sache aus, wenn nach vielen Jahren rund 50 000 Euro auf dem Konto sein werden. Jeder Prozentpunkt mehr bringt dann zusätzliche 500 Euro.
Der Renditeabstand ist entscheidend
Über die Qualität eines Riester-Vertrags sagt der Startzins also wenig. Wir messen sie an einem Mustervertrag, der so sparerfreundlich konstruiert ist, dass die Bank an ihm keinen Cent verdienen würde (So haben wir getestet).
Je geringer der Renditeabstand eines Vertrags zu diesem Mustervertrag, desto geringer ist die Marge der Bank und desto besser sollte das Ergebnis für den Sparer werden.
Den höchsten Startzins bietet derzeit die VR-Bank Bayreuth, die ihren Kunden dauerhaft mindestens 2 Prozent garantiert. Aber spitze wäre der Sparplan nur, wenn das Zinsniveau langfristig sehr niedrig bliebe.
In unserer Bewertung liegen die Bayreuther nur im hinteren Drittel. Für die Berechnung ihres Sparplans haben wir nämlich nicht den großzügigen Mindestzins herangezogen, mit dem die Bank aktuell die Sparer subventioniert.
Grundlage der Bewertung ist vielmehr der maximale Abstand zum Referenzzins, den sie sich laut Vertrag genehmigen darf. Mit einem Prozentpunkt ist er deutlich höher als die Marge vieler anderer Genossenschaftsbanken.
Wenn das allgemeine Zinsniveau irgendwann wieder deutlich steigen sollte, wäre der Sparplan aus Bayreuth weniger attraktiv als viele andere Sparpläne. Diese bieten zwar aktuell keinen freiwilligen Zinsaufschlag, dafür garantieren sie aber laut Vertrag für unterschiedliche Zinsszenarien faire Bedingungen.
Mit Abstand am besten ist der Sparplan der Sparkasse Radevormwald-Hückeswagen, der bei einer Laufzeit von 15 Jahren einen minimalen Aufschlag von 0,1 Prozentpunkten auf unseren Mustervertrag hat. Die Bank verdient daran kaum noch etwas. Bei Laufzeiten von 25 und 35 Jahren macht sie rechnerisch sogar ein Minus.
Keine Willkür bei der Verzinsung
Riester-Banksparpläne müssen ihre Verzinsung an einen sogenannten Referenzzins anbinden. Das ist nach einem Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) aus dem Jahr 2004 verpflichtend. Die Richter wollten damit verhindern, dass Banken bei variabel verzinsten Sparplänen zunächst mit Lockzinsen werben, um sich später durch beliebige Zinssenkungen oder ausbleibende Anpassung an steigende Marktzinsen gesundzustoßen.
Welchen Referenzzins sie auswählen, bleibt allerdings den Banken überlassen. Genau da liegt das Problem für Sparer, die verschiedene Angebote zur Auswahl haben. Ein fairer Vergleich ist selbst dem gut Informierten kaum möglich.
Als Richtschnur weit verbreitet ist die sogenannte Umlaufrendite. Sie spiegelt die Rendite von Bundesanleihen unterschiedlicher Laufzeiten wider, wird börsentäglich aktualisiert und kann vom Sparer jederzeit im Internet oder in einer Tageszeitung nachgeschaut werden. Mehr Transparenz ist kaum möglich.
Beim letzten Anpassungstermin, dem 15. August, lag die Umlaufrendite in der Nähe ihrer historischen Tiefststände bei 1, 5 Prozent. Zieht man davon eine nach unserer Meinung noch faire Marge von 0,5 Prozent ab, bleibt eine aktuelle Verzinsung von 1 Prozent.
Die meisten Volks- und Raiffeisenbanken, die mit Umlaufrendite-Sparplänen am Markt sind, begnügen sich mit dem halben Prozentpunkt. Doch eine Reihe von Banken genehmigt sich deutlich mehr, einige sogar einen vollen Prozentpunkt (siehe Tabelle). Darauf sollten sich Sparer nicht einlassen. Sie finden genügend Alternativen mit besseren Konditionen.
Falls die bequemste Lösung, der Abschluss bei der Bank vor Ort, besonders teuer ist, sollten Riester-Sparer die Mühe nicht scheuen, einen ortsfremden Anbieter zu wählen. Der überschaubare Mehraufwand macht sich durch eine höhere Rente später bezahlt.
Bonus für treue Sparer
Auf ein Rentenplus können auch Sparer hoffen, die sich für einen Sparplan mit Zinsstaffel und Schlussbonus entscheiden. Diese meist von Sparkassen angebotenen Produkte belohnen den Kunden für jahrzehntelange Treue. Je länger er dabeibleibt, desto besser die zu erwartende Sparrendite.
Für viele Riester-Interessierte wäre dieser Sparplantyp also erste Wahl. Bei stark steigender Zinsen ist er aber gegenüber Umlaufrendite-Sparplänen im Nachteil. Da es sich um gleitende Durchschnittswerte handelt, die weit in die Vergangenheit zurückreichen, reagieren sie auf Zinsänderungen sehr träge. Außerdem sind Sparer nicht mehr so flexibel, wenn ein solcher Vertrag mit einem Schlussbonus ausgestattet ist, denn ihnen würde bei vorzeitigem Ausstieg dieses Extra durch die Lappen gehen.
Wir haben berechnet, wie sich ein Vertragswechsel nach 15 Jahren auf den Renditeabstand auswirkt. Beim Topsparplan aus Radevormwald würde sich der Abstand um fast 0,7 Prozentpunkte vergrößern und auch bei vielen anderen Sparkassen ergibt sich eine sehr deutliche Verschlechterung. Wer einen Sparplan mit Schlussbonus abschließt, sollte ihn daher, wenn irgend möglich, bis zum Ende durchhalten.
Ein Nachteil der meisten Riester-Banksparpläne von Sparkassen ist ihre mangelnde Transparenz. Als Referenz für die Verzinsung dient meist eine Melange aus unterschiedlichen Zinsreihen, die weit in die Vergangenheit zurückgerechnet werden und allenfalls für Fachleute verständlich sind. Ausnahme ist wiederum der Sparplan aus Radevormwald, der als Referenz eine Mischung aus zwei aktuellen Zinsreihen für öffentliche Pfandbriefe heranzieht.
Sparer können bei vielen Sparkassenverträgen nicht überprüfen, ob ihre Bank die Zinsen stets korrekt angepasst hat. In der Regel erfahren sie nicht einmal, wann sich der Zins wie geändert hat. In der Jahresabrechnung suchen sie diese Information meist vergebens. Da loben wir uns beispielsweise die Mainzer Volksbank, die alle Zinsänderungen ihres Sparplans seit November 2002 auf ihrer Internetseite dokumentiert.
Wie kompliziert und intransparent manche Bonus-Sparpläne sind, zeigt das Beispiel der Sparkasse Beckum-Wadersloh. Ihr Sparplan gehörte in der vergangenen Untersuchung (Finanztest 11/2012) zu den besten, diesmal ist er nicht mal Mittelmaß.
Die für unsere Berechnung wichtige Differenz zum Referenzzins steht nicht im Vertrag. Im vergangenen Jahr hat uns die Bank einen zu niedrigen Wert bestätigt, diesmal wurde er erst auf unsere gezielte Nachfrage deutlich nach oben korrigiert.
Einen Test von Riester-Fondssparplänen finden Sie in Finanztest 10/2013. In der nächsten Ausgabe werden wir Riester-Rentenversicherungen und Riester-Bausparsparverträge testen.