Richtig spenden So erkennen Sie seriöse Spenden-Organisationen

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Richtig spenden - So erkennen Sie seriöse Spenden-Organisationen

Eng­lisch­unter­richt. Es gibt weder Licht noch Strom in dem Klassen­zimmer eines Waisen­hauses in der Nähe von Nairobi. © Getty Images / Bartosz Hadyniak

Tier­schutz und Kinder­nothilfe sind die wichtigsten Ziele von Spende­rinnen und Spendern. Worauf Sie bei der Auswahl von Organisationen für Ihre Spende achten sollten.

Mit Spenden Gutes tun

Gutes tun macht Freude – das wissen viele Menschen in Deutsch­land und spenden deshalb einen Teil ihres Einkommens für einen guten Zweck. Die im Oktober 2022 erschienene Spendenstudie des Deutschen Zentral­instituts für soziale Fragen (DZI) und des Deutschen Instituts für Wirt­schafts­forschung (DIW) ergab, dass das jähr­liche Spendenvolumen in 2019 rund 12,9 Milliarden Euro erreichte gegen­über rund 10 Milliarden Euro in 2017.

Für das laufende Jahr machen vor allem die Spenden für die Nothilfe Ukraine einen großen Teil aus. Nach einer Umfrage des DZI beliefen sie sich bis Mitte Oktober auf inzwischen 862 Millionen Euro.

Tiere und Kinder bewegen Spender am meisten

Das Leid von Tieren und von Kindern spricht die Spendenden am meisten an. In einer repräsentativen Umfrage des Markt­forschungs­instituts GfK im Auftrag der Stiftung Warentest hatten die Befragten im Jahr 2020 vor allem Tier­schutz­organisationen und Kinder­nothilfe als Ziel ihrer Spenden genannt. Es folgten Gesundheit, Not- und Katastrophen­hilfe und Umwelt­schutz.

Häufig genannt wurden die Hilfs­werke Ärzte ohne Grenzen und SOS Kinderdorf/Kinderdörfer weltweit. Spenden für den Tier­schutz haben wir im Test von Tierschutzorganisationen geprüft.

Seriöse Organisationen erkennen

Doch worauf sollten Spende­rinnen und Spender achten, um möglichst wirkungs­voll zu helfen? Oft ist es gar nicht so einfach, bei dem Wust der Spendenwerbung in Zeitungen und Fernsehen, Internet, per E-Mail, Social Media oder an der Haustür die richtige Organisation auszuwählen. Es gibt sehr viele – und längst nicht alle arbeiten seriös.

Online-Spendenportale bieten zwar einen einfachen Weg zu Organisationen und Projekten. Wie seriös diese arbeiten, bleibt in den meisten Fällen aber offen, ergab unser Test von sechs Portalen. Wer möchte, dass möglichst viel von seinem Geld direkt bei einem Projekt ankommt, muss sich gut informieren. Kriterien, die für die Seriosität einer Organisation sprechen, nennt unsere Checkliste.

Unser Rat

Auswahl. Kennen Sie bereits eine Hilfs­organisation und vertrauen Sie ihr, spenden Sie direkt dorthin. Unbe­kannte Organisationen können Sie mit unserer Checkliste prüfen. Auskünfte zu Spenden­organisationen erteilt das Deutsche Zentral­institut für Soziale Fragen: sozialinfo@dzi.de.

Zweck. Binden Sie Ihre Spende nicht an ein konkretes Projekt. So kann über­schüssiges Geld für ähnliche Hilfs­projekte der Organisation einge­setzt werden, die kaum öffent­liche Schlagzeilen machen.

Ziel. Spenden bis zu 150 Euro sollten Sie nicht splitten, damit möglichst viel von Ihrem Geld in die direkte Hilfe fließt. Geht Ihr Geld an mehrere Organisationen, entstehen in der Regel höhere Verwaltungs­kosten.

Dauer­spende. Über­legen Sie, ob Sie eventuell regel­mäßig spenden wollen. Das hilft Organisationen, die lang­fristige Hilfen planen. Seriöse Organisationen räumen Ihnen bei Vertrags­schluss ein 14-tägiges Widerrufs­recht ein. Für Fördermitgliedschaften, Dauer­spenden oder Patenschaften mit konkretem Zweck sollten zudem während der Lauf­zeit Kündigungs­fristen gelten, die die Dauer eines Monats nicht über­schreiten.

Steuer. Spenden an gemeinnützige Organisationen können Sie von der Steuer absetzen. Für Beträge bis 300 Euro reicht ein Buchungs­beleg – etwa ein Konto­auszug – als Nach­weis. Bei größeren Spenden, die bis zu einem Fünftel Ihrer Gesamt­einkünfte absetz­bar sind, sollten Sie sich von der Organisation eine Spendenquittung geben lassen.

Spenden­rechner. Mithilfe unseres Spendenrechners können Sie ermitteln, wie viel Steuern Sie durch Ihre Spenden sparen, wenn Sie Ihre Spenden von der Steuer absetzen.

Check­liste: Die Guten finden

Trans­parenz ist das A und O jeder Spenden­samm­lung. Generell gilt: Wer Geld einsammelt, sollte darüber auch Rechenschaft ablegen können. Seriös arbeitende Organisationen stellen alle wichtigen Informationen über­sicht­lich auf ihre Webseite. Sie veröffent­lichen einen aktuellen Jahres­bericht und informieren über Einnahmen und Ausgaben für ihre Projekte. Jähr­liche Kosten für Verwaltung und Werbung weisen sie getrennt aus. So können Spende­rinnen und Spender nach­voll­ziehen, wie viel von ihrem Geld direkt in ein Hilfs­projekt fließt. Zur Trans­parenz gehört auch, auf Fragen der Spender zu antworten.

Je mehr der folgenden Merkmale auf eine Organisation zutreffen, desto wahr­scheinlicher ist es, dass sie Spendengelder zweck­gemäß, spar­sam und wirt­schaftlich einsetzt.

  • Siegel. Hat eine Organisation ein Siegel oder Zertifikat, ist das positiv. Am aussagekräftigsten ist das Siegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI). Das Siegel erhält nur, wer sich vom DZI auf Herz und Nieren prüfen lässt. Hilf­reich sind auch das Zertifikat des Deutschen Spendenrates und das Label Initiative Transparente Zivilgesellschaft (ITZ).
  • Information. Informiert eine Organisation auf ihrer Webseite umfassend über Projekte und veröffent­licht einen Jahres­bericht mit Finanzzahlen, ist das positiv.
  • Nach­frage. Seriöse Organisationen veröffent­lichen Kontakt­adressen, den Namen der Geschäfts­führenden und der Vorstände. Hier bekommen Spende­rinnen und Spender Auskünfte zu Projekten.
  • Kosten. Organisationen setzen Geld ein, um auf Notfälle aufmerk­sam zu machen, die Mittel­verwendung zu organisieren und trans­parent zu berichten. Für Werbung und Verwaltung sollten sie nicht mehr als 30 Prozent der Ausgaben verwenden.
  • Werbematerial. Organisationen sollten sachlich werben. Aufwendige Geschenke, Bettel­briefe oder grau­same Fotos, die mögliche Spender und Spende­rinnen unter Druck setzen, gehören nicht dazu. Aufwand und Nutzen stehen meist in einem nicht vertret­baren Verhältnis.
  • Haustürwerbung. Spenden Sie nicht spontan. Seriöse Organisationen, die an der Haustür um Spenden werben, drängen niemals zur sofortigen Unter­schrift.
  • Samm­lungen. Auf der Straße sollten Spenden­sammler einen Mitglieds­ausweis vorzeigen können. Auf dem Ausweis sollte der Name des Sammelnden und ein Hinweis zu etwaigen erfolgs­abhängigen Vergütungen zu lesen sein.
  • Gemeinnützig­keit. Der Frei­stellungs­bescheid des Finanz­amts belegt die Gemeinnützig­keit der Organisation.

Tipp: In unserem Special Spenden von der Steuer absetzen erklären wir, worauf Sie achten müssen, wenn auch das Finanz­amt Ihr gutes Werk würdigen soll.

Spendensiegel des DZI

Richtig spenden - So erkennen Sie seriöse Spenden-Organisationen

Bis zu 30 Prozent der Gesamt­ausgaben für Verwaltung und Werbung auszugeben, hält das Deutsche Zentral­institut für soziale Fragen (DZI) gerade noch für vertret­bar. Im Durch­schnitt beträgt der Anteil bei den Spendensiegel-Organisationen laut DZI aber nur 12 Prozent.

Das DZI ist eine Stiftung, die sich zu 45 Prozent aus öffent­lichen Zuwendungen und zu 55 Prozent aus Eigen­einnahmen finanziert. Sie vergibt seit 1992 das DZI-Spenden-Siegel.

Prüfung nach strengen Kriterien

Erhalten können es Organisationen, die sich jähr­lich von DZI-Mitarbeitern nach strengen Kriterien prüfen lassen. Nur wer sachlich wirbt, Mittel zweck­gerichtet, spar­sam und wirt­schaftlich einsetzt und eine funk­tionierende Kontrolle der Planungen und Entscheidungen für jedes Projekt nach­weisen kann, bekommt das DZI-Siegel.

230 Organisationen haben das Siegel

Für die jähr­liche Prüfung zahlen die Organisationen einen Grund­betrag von maximal 1 500 Euro plus einen Zusatz­betrag, der bis zu 0,035 Prozent der jähr­lichen Gesamt­einnahmen, maximal 11 500 Euro plus Mehr­wert­steuer beträgt. Aktuell haben rund 230 Organisationen das Siegel. Etwa 30 Prozent der Erst­antrag­steller scheitern Jahr für Jahr an den strengen Prüfkriterien.

Wer es nicht hat, muss nicht unseriös sein

Spender, die eine Organisation nicht kennen und wissen wollen, ob sie seriös arbeitet, erhalten auf der DZI-Website auch Auskünfte über einzelne Organisationen, die das Siegel nicht haben. Kein DZI-Siegel zu haben, bedeutet nicht, dass „diese Organisationen oft nicht im gewissen Maße gute Arbeit leisten“, erklärt das DZI. Es hapere aber im Einzelnen häufig deutlich an einer optimalen Qualität.

DZI-Siegel besonders aussagekräftig

Finanztest hält das DZI-Spenden-Siegel im Vergleich zu anderen Labeln für besonders aussagekräftig, da es eine umfassende Prüfung von außen voraus­setzt und nicht nur die Kontrolle durch einen Interes­senverband. Mitglieds­organisationen des Deutschen Spendenrates erhalten ein kosten­pflichtiges Zertifikat, wenn sie wichtige Informationen über Projekte und Finanzen veröffent­lichen. Dagegen ist das Logo für Trans­parenz der Initiative Transparente Zivilgesellschaft (ITZ) nach dem Unter­schreiben einer Selbst­verpflichtung kostenlos.

Spenden­rechner: So viel Steuern sparen Sie

Um Ihren persönlichen Steuer­vorteil – ausgenommen Parteispenden – zu berechnen, geben Sie einfach alle in dem jeweiligen Steuer­jahr von Ihnen geleisteten Spenden als Gesamt­summe in unseren Spenden­rechner ein und tragen den Gesamt­betrag Ihrer Einkünfte ein. Hat sich Ihr Einkommen seit dem letzten Steuer­bescheid nicht verändert, können Sie einfach den entsprechenden Betrag aus dem Bescheid ablesen und eingeben.

Sparbei­spiel: Hat ein Ehepaar im Jahr 2021 Einkünfte in Höhe von 35 000 Euro und übers Jahr insgesamt 3 000 Euro gespendet, spart es rund 804 Euro Steuern (berück­sichtigt ist ein Kirchen­steu­ersatz von 8 Prozent). Allein­stehende sparen bei gleichen Werten rund 1 030 Euro.

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Profilbild Stiftung_Warentest am 30.03.2023 um 17:31 Uhr
Beleg für 300€ pro Einzelspende

@Geldanlage:prüfen: Man kann beliebig vielen Organisationen bis zu 300 Euro spenden ohne Spendenquittung, aber man kann insgesamt nur bis zu 20% aller Einkünfte als Sonderausgaben abziehen.

Geldanlage_prüfen am 30.03.2023 um 15:25 Uhr
Beleg für 300€ pro Einzelspende oder Jahresspende?

Reicht es, einen Buchungsbeleg beim FA einzureichen für 300€ pro Einzelspende oder gilt das für das gesamte Jahr? Und gilt das jeweils für eine Organisation oder kann man beliebig vielen Organisationen bis 300 € spenden?
Danke im voraus und freundliche Grüße MH

Martimax am 09.12.2022 um 11:26 Uhr
Spenden für Ahrtal.

Nach Ausbruch der Umweltkatastrophe im Ahrtal ,wurde sehr viel Geld gespendet. Noch heute leben Menschen im Ahrtal in Not . Keine Spende bekommen auch vom Land und Staat nicht. Ich bin sehr misstrauisch . Wieviel Geld wurde insgesamt gespendet, und was davon haben die Menschen bekommen?????
Was wird mit den Millionen von Spendengeldern gemacht ?????

sebastian_schwiecker am 06.12.2022 um 15:42 Uhr
Zweitgrößte Spendenplattform nicht berücksichtigt

Ich finde es schade, dass Sie die nach Volumen vermutlich zweitgrößte deutschsprachige Spendenplattform effektiv-spenden.org nicht berücksichtigt haben (https://effektiv-spenden.org/transparenz/). Es ist auch die einzige Spendenplattform welche sich auf Organisationen fokussiert deren hohe Wirksamkeit von unabhängigen Instituten bestätigt wurde und die auch im Vergleich zu anderen als herausragend effektiv bewertet wurden (DZI und Co. vergleichen Organisationen ja nicht miteinander und in meinen Augen war immer der Vergleich das was z.B. auch die Stiftung Warentest interessant gemacht hat).
Disclaimer: Ich bin Gründer und Geschäftsführer von effektiv-spenden.org.

Profilbild Stiftung_Warentest am 05.01.2021 um 12:54 Uhr
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@danfer: Wir haben die Spendenapp des Welternährungsprogrammes der Vereinten Nationen nicht getestet. Daher können wir Ihnen mit keiner Aussagen zum Anteil der Werbungs- und Verwaltungskosten, zur Verwendung der Spendenmittel und anderen Detailinfos dienen.
Es gibt viele Veröffentlichungen zum Welternährungsprogramm. Spendenwillige können sich zu deren Tätigkeit über die Sichtung der Presseartikel zur Organisation ein erstes Bild machen. In 2020 hat das Welternährungsprogramm den Friedensnobelpreis bekommen. (maa)