
Ein Eigenheim für die Familie – davon träumen viele. Der Abschluss einer Restschuldversicherung ist sinnvoll. © Getty Images / Westend61 / Rainer Berg
Immobiliendarlehen abzusichern ist wichtig. Wer den richtigen Tarif wählt, kann viel Geld sparen.
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Alle Testergebnisse für RestschuldversicherungAlle Risiken im Blick haben und den Kredit gut abzusichern – das ist existenziell für Bauherren. Vor allem bei Familien und in Partnerschaften stellt sich die Frage: Was passiert, wenn einer der Partner stirbt? Lässt sich der Kredit auch von einem Verdiener alleine bewältigen? Eine Restschuldversicherung für Immobilienkredite sichert Hinterbliebene nach einem Todesfall ab. Die Versicherungsgesellschaft zahlt die vereinbarte Summe, die im besten Fall reicht, um den Kredit vollständig abzulösen.
Wichtig: Es gibt auch Restschuldversicherungen für Ratenkredite. Der Abschluss ist dabei aber oft überflüssig und zudem sehr teuer.
Unser Rat
Bedarf. Wenn Sie einen Immobilienkredit aufnehmen, sollten Sie dazu eine günstige Restschuldversicherung abschließen. So ist die Finanzierung gesichert, falls der Hauptverdiener stirbt. Verzichten sollten Sie darauf nur, wenn Sie über finanzielle Polster verfügen oder eine ausreichend hohe Risikolebensversicherung haben. Es kann unter Umständen nötig sein, die Risikolebensversicherung aufzustocken oder eine zusätzliche Restschuldversicherung abzuschließen.
Vertrag. Wählen Sie eine Police mit jährlicher Anpassung an die Restschuld des Darlehens. Am günstigsten sind Tarife von Europa und Credit Life.
Angebote. Seien Sie kritisch, wenn Ihnen Ihr Kreditfinanzierer eine Restschuldpolice anbietet. Vergleichen Sie lieber sein Angebot mit den günstigen Tarifen aus unserer Untersuchung (Tabelle).
Paar. Wenn in Ihrer Familie nur einer den Kredit bedient, reicht eine Restschuldversicherung. Zahlen Sie und Ihr Partner gemeinsam ab, sollten Sie auch beide abgesichert sein. Die Versicherungssumme sollte der Restschuld entsprechen.
Gewaltige Preisunterschiede
Unsere Untersuchung von drei unterschiedlichen Versicherungsvarianten zeigt gewaltige Preisunterschiede. Versicherte zahlen für die Absicherung eines Immobilienkredits über 200 000 Euro und einer Laufzeit von 20 Jahren zwischen 1 015 und 3 108 Euro. Am günstigsten sind in allen drei Varianten Tarife der Europa.
Erste Wahl sind Policen, die jährlich an die Restschuld des Darlehens angepasst werden. Durch die kontinuierliche Tilgung sinkt die Schuld von Jahr zu Jahr (siehe Variante 1, ). Diesen lückenlosen Schutz gibt es bei Europa bereits ab 66 Euro jährlich im Tarif E-VRL mit jährlicher Anpassung. Empfehlenswert ist auch der Tarif TH17 der Credit Life, bei dem Versicherungsnehmer mit einem Jahresbeitrag von 57 Euro starten. Allerdings variieren bei dem Tarif die Jahresbeiträge und werden während der Laufzeit steigen.
Die Tarife sind unterschiedlich gestaltet. Bei den meisten zahlen Kunden über die gesamte Laufzeit gleichbleibend hohe Beiträge, bei einigen variieren diese von Jahr zu Jahr. Bei anderen Angeboten werden die Beiträge zum Beispiel nur in den ersten 13 Jahren gezahlt.
Drei Varianten im Vergleich

© Stiftung Warentest
Der Barwert ist entscheidend
Für unsere Untersuchung haben wir den Barwert der künftigen Beiträge errechnet. Er gibt an, wie viel Geld bei Vertragsabschluss aktuell zur Verfügung stehen müsste, um alle künftigen Versicherungsbeiträge abzudecken ().
Der Barwert der Beiträge für die Police der Europa mit jährlicher Anpassung an die Restschuld liegt bei 1 096 Euro. Kunden, die sich dafür entscheiden, müssen nur rund 0,5 Prozent der Darlehenssumme von 200 000 Euro für eine Restschuldversicherung zahlen. Mit 1 097 Euro Barwert macht auch die Credit Life ihren Kunden ein von den Kosten her fast identisches und ebenfalls empfehlenswertes Angebot.
Die zweite Variante sind Restschuldversicherungen mit zunächst gleichbleibendem, dann konstant fallendem Schutz. Vor allem in den ersten fünf Jahren gibt es eine Überdeckung: Der Versicherungsschutz ist deutlich größer als nötig, danach fällt er ab. Die Tarife dieser Variante sind oft teurer.
Tarife mit Lücken
Am günstigsten erscheint auf den ersten Blick der Europa E-VRL-Tarif mit konstant fallendem Versicherungsschutz (Variante 3). Immobilieneigentümer zahlen über die gesamte Laufzeit lediglich einen Barwert von 1 015 Euro. Doch Kunden sollten genau hinschauen, denn wie alle anderen Angebote mit konstant fallendem Versicherungsschutz weist der Tarif Lücken auf.
Der Grund: Die Restschuld eines Baudarlehens nimmt in den ersten Jahren langsamer ab als der Versicherungsschutz dieser Variante. So kann eine Unterdeckung entstehen, Finanzierungslücken von 10 000 Euro und mehr sind so möglich. Die Angehörigen müssten bei einem Todesfall eventuell einen Teil der Restschuld selbst tragen. Das passiert auch beim Tarif RiF (01/17) der Debeka, der mit 3 108 Euro Barwert der teuerste ist.
Jährliche Anpassung beste Lösung
Wir geben eine klare Empfehlung: Immobilienbesitzer sollten sich für einen Tarif mit jährlicher Anpassung entscheiden. Dieser kann zwar ein wenig teurer sein als Angebote mit konstant fallendem Versicherungsschutz, dafür bietet er die nötige Sicherheit.
Abschluss immer freiwillig
Seit einigen Jahren erscheinen zum Thema Restschuldversicherungen kritische Artikel in den Medien. Darin geht es jedoch nicht um Versicherungen, die Immobiliendarlehen absichern, sondern um Versicherungen für Konsumentenkredite über beispielsweise 5 000 oder 10 000 Euro. Für solche Darlehen sind die Policen fast immer überflüssig, doch Banken und Versicherer machen mit ihnen ein Milliardengeschäft.
Für alle Arten von Restschuldversicherungen gilt: Ihr Abschluss ist freiwillig. Banken oder Versicherer dürfen Verbraucher nicht zum Abschluss drängen. Dennoch liefen Beratungsgespräche in der Vergangenheit oft so ab, dass Kunden glaubten, sie würden nur einen Kredit bekommen, wenn sie eine Restschuldversicherung abschließen.
Nach einer EU-Richtlinie vom Juni 2017 müssen Kunden jetzt besser belehrt werden. Sie erhalten eine Woche nach Vertragsabschluss Informationen zu Widerrufsrecht und Vertragsdetails. Anschließend haben sie 14 Tage Zeit, den Vertrag zu widerrufen.
Ältere und Kranke zahlen mehr
Die Restschuldversicherungen für Immobilienkredite, die nur den Todesfall absichern, sind eine Sonderform der Risikolebensversicherung. Deshalb werden sie von den Versicherungen auch ähnlich behandelt; so sind vor dem Abschluss Fragen zum Gesundheitszustand üblich.
Grundsätzlich gilt: Je länger die Laufzeit und je höher das Darlehen, umso teurer wird die Police. Der Beitrag hängt auch von Alter und Gesundheit des Versicherten ab. Raucher zahlen mehr als Nichtraucher, Menschen mit Vorerkrankungen mehr als Gesunde. Bei einigen Krankheiten wie Krebs oder Multipler Sklerose wird der Abschluss einer Police von den Versicherern oft abgelehnt.
Preisgünstige Absicherung
Bei einer klassischen Risikolebensversicherung wird eine Summe – beispielsweise 200 000 Euro – festgelegt, die zu jedem Zeitpunkt der Laufzeit voll ausgezahlt wird. Bei einer Restschuldversicherung fällt die Versicherungssumme dagegen beständig, die Anbieter müssen im Ernstfall fast nie die anfängliche Darlehenssumme auszahlen. Deshalb können sie die Restschuldpolicen günstiger anbieten.
Davon profitieren alle Immobilienkäufer, die nicht zusätzlich zu ihren Kreditraten hohe Versicherungsbeiträge zahlen wollen. Zu bedenken ist: Mit einer Restschuldversicherung für Immobiliendarlehen wird nur der Kredit abgesichert. Das kann in einigen Lebenssituationen ausreichen, zum Beispiel wenn ein vermögendes Paar ein Wochenendhaus finanziert.
Geht es aber darum, nach einem Todesfall den Lebensstandard einer Familie über den Kredit hinaus zu sichern, ist eine Risikolebensversicherung die bessere Wahl (siehe Finanztest 6/17, S. 68). Es kann auch sinnvoll sein, zusätzlich zu einer Risikolebens- eine Restschuldversicherung für ein Immobiliendarlehen abzuschließen.
Versicherungen nur für den Todesfall
Für unsere Untersuchung haben wir einen Modellfall konstruiert: Ein 35-jähriger Nichtraucher zahlt ein Immobiliendarlehen über 200 000 Euro innerhalb von 20 Jahren zurück. Alle von uns untersuchten Versicherungen greifen nur im Todesfall. Auf dem Markt sind jedoch auch andere Policen, die Arbeitslosigkeit oder Arbeitsunfähigkeit abdecken. Doch diese Tarife haben meist Tücken und die Versicherungssumme wird nur selten ausgezahlt. Deshalb raten wir von ihnen ab.
Wenige Angebote auf dem Markt
Wir haben bei mehr als 100 Versicherern Angebote für Restschuldversicherungen für Immobilienkredite eingeholt. Der Rücklauf war gering, nur zwölf Anbieter machten uns Angebote für 26 unterschiedliche Restschuldversicherungen.
Große Versicherer wie Allianz sahen sich nicht imstande, für unseren Modellfall ein Angebot zu machen. Axa gab an, keine Restschuldversicherungen anzubieten.
Individuelle Zahlpläne
Bedient in einer Familie nur einer den Kredit, reicht eine Restschuldversicherung. Zahlen beide Partner den Kredit ab, müssen beide abgesichert sein ().
Die Angebote der Versicherer werden individuell erstellt. Um die Beiträge zu berechnen, benötigen Versicherer Unterlagen über das Darlehen. Wichtig sind die Gesamtlaufzeit, der Sollzins und der Tilgungsplan. Bei den meisten Versicherungen im Test sind die Beiträge konstant, bei anderen ändern sie sich von Jahr zu Jahr. Wenn das der Fall ist, steigen die Versicherten mit geringen Jahresbeiträgen ein. Im Lauf von rund zehn Jahren steigen die Beiträge, danach fallen sie wieder.
Gut zu wissen: Wer lieber konstante Beitragssätze zahlt, kann seinen Wunsch beim Versicherer anmelden. Umgekehrt gilt das natürlich auch. Die meisten Unternehmen erstellen entsprechende Angebote neu.
Tipp: Was passt am besten: Restschuld- oder Risikolebensversicherung? Mehr Details finden Sie unter . Die für Ihre individuelle Situation am besten geeignete Risikolebensversicherung können Sie für 10 Euro bei uns im Internet ermitteln (test.de/analyse-risikoleben).
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@Vicki: Erwarten Sie nicht zu viel vom Schutzumfang der Arbeitslosigkeitsversicherung:
www.test.de/Arbeitslosigkeitsversicherung-Schwacher-Trost-1083166-0
(maa)
Guten Tag,
um unseren Immobilien-Kredit abzusichern, habe ich bereits eine Risikolebensversicherung, BU Versicherung und auch eine Krankentagegeldversicherung abgeschlossen, weil ich der Hauptverdiener bin und wir nicht die entsprechenden Reserven haben. Bis vor kurzem dachte ich, wir wären "ganz gut" abgesichert. In der aktuellen Corona-Krise haben wir im Vergleich zu vielen anderen Menschen Glück gehabt und sind nicht von Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit betroffen. Ich habe jedoch damit eine Lücke erkannt, die uns in der Zukunft auch mal zum Verhängnis werden könnte. In dem o.g. Artikel wurden Versicherungen geg. Arbeitslosigkeit bzw. Kurzarbeit nicht behandelt. Wie kommt man am besten an neutrale Informationen zu den entsprechenden Tarifen?
@Stepsch: Der Versicherer bietet alle drei Varianten an. Sie werden im Vertrag Felder finden, in denen Sie das für Sie Passende ankreuzen sollen. (PH)
Liebe Stiftung-Warentest,
ich habe ein kleines Verstaendnisproblem.
Der Vertrag Europa "E-VRL" ist in der Tabelle bei Variante 1,2,3 aufgelistet. Wie kann das sein bzw. wie genau steuere ich im Antrag welche der 3 Optionen ich waehlen moechte?
@michelfattah: Wenn Sie eine Familie zu versorgen haben, gehört nach unserer Ansicht nur die Risikolebensversicherung und die Berufsunfähigkeitsversicherung zum Grundschutz der Familie. Policen, die das Risiko des Ausfalls von Kreditraten bei Eintritt einer Arbeitslosigkeit versichern, gehören nach unserer Ansicht nicht zum Grundschutz für Immobilienkäufer. Wer sich für einen Ratenausfallschutz interessiert, sollte sich die Beschränkungen genau anschauen. (maa)