
© Fotolia / L. Gang
Allianz und Ergo gehen voran. Ihre neuen Rentenpolicen bieten keine festen Zinsen, aber Hoffnung auf mehr Rendite. Lohnt sich das?
Das Angebot der Lebensversicherer erinnert Felix Hufeld an einen Donut. Das sagte der oberste Versicherungsaufseher der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Zwischen den klassischen Versicherungen und den fondsgebundenen gebe es ein Loch.
Kunden mit klassischen Lebens- und Rentenversicherungen bekommen umfangreiche Garantien, Grafik: Die neuen Rentenversicherungen. Das bedeutet Planungssicherheit. Reine fondsgebundene Angebote sind deutlich riskanter, bieten dafür aber höhere Renditechancen. Sie eignen sich wegen ihres Verlustrisikos weniger für die Altersvorsorge.
Der Garantiezins soll weg
Bafin-Chefin Elke König fordert die Versicherer auf, „differenziertere Angebote zu entwickeln und das Produkt Lebensversicherung in Teilen neu zu erfinden.“Es geht wohl vor allem darum, die garantierte Verzinsung bei den Versicherern loszuwerden. Sie macht ihnen in der Niedrigzinsphase zu schaffen.
Zwei Produkte mit neuer Konstruktion, wie sie die Bafin fordert, sind nun auf dem Markt: Die Rentenversicherung „Perspektive“ der Allianz und die „Rente Garantie“ der Ergo. Gleichzeitig holen mehrere Versicherer Produkte älterer Bauart – die Indexpolicen – wieder aus den Schubladen. Wir wollten wissen, was all das für die Altersvorsorge taugt.
„Perspektive“ der Allianz
Die Rentenversicherung Perspektive der Allianz scheint zumindest gut anzukommen. „Perspektive ist die bisher erfolgreichste Produkteinführung der Allianz Lebensversicherung“, erklärt Sprecherin Katrin Wahl.
Das Allianz-Produkt ähnelt weitgehend einer klassischen Lebensversicherung. Die Beiträge der Kunden fließen überwiegend in verzinste sichere Anlagen des Versicherers. Das Produkt eignet sich deshalb prinzipiell als Altersvorsorge.
In der Ansparphase erhalten die Kunden statt einer Mindestverzinsung auf den Sparanteil ihrer Beiträge aber nur die Zusage, dass ihre Beiträge erhalten bleiben.
Weniger Garantie, mehr Hoffnung
Schon die Mindestverzinsung von 1,75 Prozent in klassischen Verträgen ist eine Art tiefgespanntes Sicherungsnetz, falls es ganz schlecht läuft. In den Perspektive-Verträgen hängt die Allianz dieses Netz noch tiefer.
Die tatsächliche Verzinsung liegt in der Regel höher als die Mindestgarantie, da Versicherer ihre Kunden zusätzlich an Überschüssen beteiligen müssen. Deren Höhe kann schwanken. Letztendlich kommt es für den Kunden auf die Gesamtverzinsung inklusive der Überschussbeteiligung an.
Perspektive-Kunden erhalten die Aussicht auf eine höhere Gesamtverzinsung als beim klassischen Allianz-Produkt. Sie müssen der Allianz aber stärker vertrauen, dass sie gut wirtschaftet.
In der Vergangenheit haben die Versicherer nicht immer bewiesen, dass sie dieses Vertrauen verdienen. Die Ablaufleistung vieler Verträge lag deutlich unter den Prognosen der Versicherer.
Rendite über dem Marktdurchschnitt
Wir haben die Rendite der „Perspektive“ anhand eines Modellfalls ermittelt. Sie beträgt 3,6 Prozent, wenn die Überschüsse 30 Jahre lang auf dem der-zeitigen Niveau bleiben und der Kunde jährlich 1 200 Euro einzahlt. Diese Rendite liegt über dem Marktdurchschnitt für klassische Policen. Die Klassik-Variante der Allianz brächte nur 3,3 Prozent.
Für Kunden, die ihr Guthaben später nicht verrenten lassen, sondern die Kapitalauszahlung wählen, kann der kleine Renditeaufschlag eine Perspektive sein.
Die Rente aus Perspektive-Verträgen kann dagegen trotz höherem Guthaben niedriger ausfallen als bei klassischen Produkten. Denn anders als bei diesen behält sich Allianz vor, erst bei Rentenbeginn festzulegen, wie sie das Kapital in eine Rente umrechnet. Wählt sie eine ungünstigere Umrechnung als heute üblich, kann das die Rente deutlich schmälern.
„Rente Garantie“ von Ergo
Auch die neue Police von Ergo verkauft sich offenbar gut. „Wir sind mit dem Absatz sehr zufrieden“, sagt Sprecher Robert Hirmer.
Die „Rente Garantie“ ist eine Variation der fondsgebundenen Versicherung, bietet aber trotzdem Kapitalerhalt in der Ansparphase und eine Mindestrente im Alter.
Für die Altersvorsorge empfehlen können wir die Police derzeit dennoch nicht. Um den Beitragserhalt zu sichern – und das ist das Neue –, nutzt Ergo den Schweizer Rückversicherer New Reinsurance Company. Der soll einspringen, wenn das Fondsinvestment so schlecht läuft, dass Ergo den Kapitalerhalt nicht mehr gewährleisten kann. 10 Prozent des Beitrags unseres Modellkunden gehen so für den Kapitalerhalt drauf, in den ersten fünf Jahren sogar 20 Prozent. Das ist viel.
Völlig unklar ist, ob und wie Ergo Kunden an Überschüssen beteiligt, die im Geschäft mit dem Rückversicherer anfallen können.
Qualität der Ergo-Fonds unklar
Anders als bei vielen gängigen Fondspolicen hat der Kunde keine Auswahl bei den Fonds. Das muss für Sparer, die sich um nichts kümmern wollen, kein Nachteil sein. Sie sind dann aber darauf angewiesen, dass ihr Versicherer auf Fonds mit einer guten Wertentwicklung setzt.
Ob das bei der „Rente Garantie“ der Fall ist, können wir nicht sagen. Die beiden Mischfonds, in die der Anbieter investiert– FlexKonzept Basis (Isin LU 088 726 243 3) und der Fonds FlexKonzept Wachstum (Isin LU 088 726 251 6) – sind noch keine fünf Jahre am Markt und deshalb zu jung für eine Bewertung in unserem Fondsdauertest.
Indexpolicen für Spieler
Auch Indexpolicen setzen auf die Chancen der Aktienmärkte. Sie sind nicht neu, führten bisher aber eher ein Nischendasein. Nun setzen die Versicherer zunehmend auf sie. Allianz, Condor und R+V bieten sie an. Neuestes Beispiel ist die Axa-Police „Relax“.
Zu Verlusten kann es nicht kommen. Doch eine entspannte Altersvorsorge sieht anders aus. Denn die Kunden müssen jedes Jahr aufs Neue wählen, ob sie eine festgelegte Verzinsung ihres Guthabens möchten oder Aktienchancen nutzen wollen.
Entscheiden sie sich für Letzteres und gehen die Kurse rauf, streichen sie einen Teil der Aktienkursgewinne ein. Den anderen Teil nutzt der Versicherer, um mögliche Verluste ausgleichen zu können und so die Kapitalgarantie zu sichern.
Welcher Anteil beim Kunden bleibt, kann sich jedes Jahr ändern. Um das Beste aus ihrer Police zu machen, müssen Versicherungsnehmer die Entwicklungen auf den Zins- und Aktienmärkten im Auge haben. Das dürfte viele überfordern.
Riester-Förderung nutzen
Sparer, die Chancen der Aktienmärkte nutzen wollen und einen Anspruch auf Riester-Förderung haben, haben auch die Möglichkeit, Riester-Fondssparpläne oder -Fondspolicen abzuschließen. Auch diese Vertragsvarianten vereinen Fondsinvestment mit Kapitalerhalt. Durch die staatliche Förderung gibt es sogar eine Art garantierte Rendite.
Zwar sind auch die Riester-Fondspolicen nichts zum Füße hochlegen. Doch Kunden können ihre Police mithilfe unserer regelmäßigen Fondsbewertung immer auf dem besten Stand halten. Mehr dazu im Produktfinder Riester-Fondspolicen.
Mehr Wirrwarr bringt nichts
Für Verbraucher macht die Forderung der Versicherungsaufseher nach neuen kreativen Lösungen nur Sinn, wenn sie mit Transparenz und Vereinfachung einhergehen. Schon heute sind die Angebote schwer zu verstehen und zu vergleichen. Das ist aber Voraussetzung für eine informierte Altersvorsorge-Entscheidung.
Wichtig wäre es, Konstruktion, Geldfluss und Kosten der Produkte so zu gestalten, dass der Vergleich möglich wird. Das geht nur, wenn die Designs klar nachvollziehbar sind und ihre Zahl nicht ausufert.
-
- Sichere Zusatzrente gesucht? Das ist nicht einfach. Viele Versicherer wollen nur noch neuartige Produkte verkaufen, bei denen es heißt: Weniger Garantie, mehr Risiko....
-
- Eine gute Altersvorsorge ist Pflicht, um im Alter keine finanziellen Sorgen zu haben. Wir stellen die verschiedenen Möglichkeiten vor.
-
- Die digitale Rentenübersicht ist am Start. Sie soll über die eigene Altersvorsorge informieren. Wir sagen, was sie Verbrauchern bringt und was nicht klappt.
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.