Simulation
Wir haben simuliert, wie sich ein breit gestreuter Euroland-Staatsanleihen-ETF (börsengehandelter Fonds) über einen 20-Jahreszeitraum in verschiedenen Zinsszenarien entwickeln würde.
Zinsszenarien
Wir haben sechs verschiedene Szenarien ausgehend vom aktuellen Niveau untersucht (Stand: 30. Juni 2023).
- Einmal ließen wir die Zinsen konstant,
- einmal senkten wir sie jährlich um 0,2 Prozentpunkte (fallende Zinsen),
- einmal erhöhten wir sie jährlich um 0,2 Prozentpunkte (kontinuierlich langsam steigende Zinsen),
- einmal erhöhten wir sie jährlich um 0,5 Prozentpunkte (kontinuierlich steigende Zinsen),
- einmal erhöhten wir sie nur innerhalb des ersten Jahres um 1 Prozentpunkt (einmaliger Zinssprung) und
- einmal erhöhten wir sie nur innerhalb des ersten Jahres um 2 Prozentpunkte (starker einmaliger Zinssprung).
In einer älteren Untersuchung vom Januar 2021 betrachteten wir auch noch ein Szenario, in dem wir die Zinsen der deutschen Staatsanleihen konstant ließen und nur bei italienischen Staatsanleihen einen Zinssprung simulierten.
Anleihenportfolio
Der simulierte ETF enthielt Anleihen mit Laufzeiten von 1 bis 30 Jahren. Am Ende jedes Jahres wurden alte Anleihen verkauft und neue gekauft, so dass die Laufzeitenstruktur ausgehend von der aktuellen Verteilung konstant blieb. Für die Simulation des Kaufs und Verkaufs der Anleihen verwendeten wir Anleihenpreise, die wir aus den gemäß der Szenarien projizierten Zinsstrukturkurven und aus den Kupons ableiteten. Quelle für die aktuelle Zinsstrukturkurve als Ausgang für die projizierten Zinsstrukturkurven ist die Website der EZB.
Kupons
Bei der Ermittlung der Kuponstruktur für alle Jahre gingen wir wie folgt vor: Wir bestimmten zunächst die Kupons neuer Anleihen pro Laufzeit und Jahr. Die Kupons neuer Anleihen entsprachen der Effektiv-Verzinsung mal dem Nennwert, mindestens aber Null. Den Nennwert setzten wir für alle Anleihen auf 100.
Da der Anleihen-ETF auch aus alten Anleihen besteht, bestimmten wir die Kupons als eine Mischung der Kupons aus neuen und alten Anleihen. Wir starteten im ersten Jahr mit den aktuellen Kupons pro Laufzeit.
Für jedes folgende Jahr t ergab sich der Kupon für eine bestimmte Laufzeit n als Mischung der Kupons neuer und alter Anleihen im Verhältnis w: Kupon(t,n)=(1−w)*Kupon(t−1,n+1)+w*KuponNeu(t,n). Ausnahme war der Kupon einer Anleihe der längsten Laufzeit; dieser entsprach immer komplett dem Kupon einer neuen Anleihe: Kupon(t,30)=KuponNeu(t,30).
Den Anteil neuer Anleihen an der Staatsverschuldung setzten wir für beide Länder auf 10 Prozent (w=0,1). Das entsprach ungefähr dem Anteil der Anleihen mit zweijähriger Restlaufzeit in den Indizes, also dem Anteil, der jedes Jahr aus dem Index herausfällt.
Preisberechnung
Für jede Anleihe berechneten wir zwei Preise, zu Beginn einer Periode einen Kaufpreis und zum Ende einer Periode einen Verkaufspreis. Der Preis ergab sich durch Abzinsung des Zahlungsstroms einer Anleihe (Kupon und Rückzahlung des Nennwerts zum Ende der Restlaufzeit) mit der passenden Zinsstrukturkurve.
Kosten
Wir berücksichtigten zusätzlich einen ETF-typischen Renditeabschlag von 0,2 Prozent pro Jahr.