Wir überprüfen regelmäßig, ob wir unsere Empfehlungen aufrechterhalten können. Im Frühjahr 2021 haben wir die Rentenfonds schon einmal unter die Lupe genommen. Hier die Ergebnisse zum Vergleich.
Test mit fünf Szenarien
Rentenfonds mit Euro-Staatsanleihen oder einem Mix aus Staats- und Unternehmensanleihen hatten wir jahrelang als Sicherheitsbaustein empfohlen. Auch viele Leserinnen und Leser, die mit unserem Pantoffel-Portfolio sparen, haben Renten-ETF gekauft, börsengehandelte Fonds, die einen Anleihenindex abbilden. Nach jahrelanger Niedrigzinsphase hatten wir immer mehr Nachfragen bekommen. Unsere Leser waren besorgt, ob sie ihre Rentenfonds noch länger behalten sollten.
Um ihre Fragen beantworten zu können, schauten wir uns fünf verschiedene Szenarien an. Wir haben in einem aufwendigen Verfahren simuliert, wie ein Anleihenportfolio, das einem breit gestreuten Euroland-Staatsanleihen-ETF ähnlich ist, in diesen Szenarien jeweils abschneiden würde.
Wir nahmen an, dass die Zinsen konstant bleiben, dass sie fallen und dass sie entweder langsam oder plötzlich steigen. Zudem haben wir betrachtet, was passiert, wenn sich die Zinsen in der Eurozone unterschiedlich entwickeln, nämlich in Italien steigen und in Deutschland stagnieren.
Die Fonds verloren an Attraktivität
Neueinsteigern hatten wir schon seit einer Weile zu Tagesgeld oder Festgeld geraten. Nun ergab unsere Untersuchung, dass sich Rentenfonds selbst bei konstantem Zinsniveau kaum mehr lohnen würden. Daher war unser Rat, dass sich auch diejenigen, die Rentenfonds halten, mit dem Gedanken an einen allmählichen Abschied befassen sollten.
Sogar bei konstanten Zinsen drohten in der Simulation Verluste

Unsere Simulation mit möglichen Zinsentwicklungen zeigte: Selbst wenn das Zinsniveau konstant geblieben wäre, hätten Anleger Geld verloren . Nur wenn die Zinsen weiter gefallen wären, hätte es noch eine Weile gut gehen können
. Bei langsam steigenden Zinsen, hätte es nach der Simulation viele Jahre gedauert, ehe die Fonds die Gewinnzone wieder erreicht hätten
. Bei sprunghaft steigenden Zinsen wäre der anfängliche Verlust am höchsten gewesen
. Bei sich unterschiedlich entwickelnden Zinsen hätte ebenfalls erst einmal ein Minus ins Haus gestanden
.

Großer Zinssprung, großer Verlust
Unsere Rechnung zeigte, dass ein sprunghafter Anstieg den heftigsten Effekt hatte. Würde der Zins auf einen Schlag um 1 Prozentpunkt steigen – das ist viel in Niedrigzinszeiten –, fällt der Wert unserer Anleihenmischung im ersten Jahr um 7,3 Prozent. Danach sind die Verluste nicht mehr so hoch, doch es dauert einige Jahre, ehe sie aufgeholt sind.
Tatsächlich ist es seit der Untersuchung aus 2021 in etwa so gekommen: Die Zinsen sind seitdem um etwa 1 Prozent gestiegen, und Rentenfonds liegen auch ungefähr mit 7 Prozent im Minus (Stand 31. März 2022). Wie es weiter geht, wissen wir nicht. In unserer damaligen Simulation sind die Zinsen danach nicht mehr weiter gestiegen, in der Realität könnte das nun allerdings anders kommen.
Verluste auch bei langsam steigenden und konstanten Zinsen
Bei langsam, aber stetig um 0,2 Prozentpunkte pro Jahr steigenden Zinsen gingen unserer Simulation zufolge erst einmal nur 1,6 Prozent Rendite verloren. Doch die Fonds drehten über Jahre nicht mehr in die Gewinnzone. Nach zehn Jahren stünde ein Minus von 0,7 Prozent pro Jahr zu Buche. Wäre das Zinsniveau konstant geblieben, hätten die Rentenfonds jährlich 0,1 Prozent abgegeben.
Gewinne bei fallenden Zinsen
Geben die Zinsen 0,2 Prozentpunkte pro Jahr nach, lassen sich in zehn Jahren 0,8 Prozent pro Jahr erzielen. Doch die Analyse zeigt, dass Rentenfonds auch bei fallenden Zinsen irgendwann ins Minus drehen. Die negativen Zinsen fressen die Kursgewinne auf.
Riskante Unternehmenspapiere
Wir haben in unserem Test eine Mischung aus Staatsanleihen untersucht. Ein Portfolio, das Unternehmensanleihen enthält, reagiert anders auf Zinsänderungen. Unternehmenspapiere laufen meist kürzer als Staatsanleihen. Das Verlustrisiko durch steigende Zinsen ist aber umso höher, je länger die Laufzeit ist. Dafür sind Unternehmensanleihen anfälliger für konjunkturelle Schwankungen, besonders solche mit weniger guter Bonität.
Aktiv gemanagte Fonds
Auch aktiv gemanagte Fonds reagieren anders als ein Staatsanleihen-ETF. Manager von gemischten Euro-Rentenfonds kaufen zum Beispiel mehr riskante Unternehmensanleihen, um damit die Rendite zu steigern. Oder sie bestücken das Portfolio gezielt mit Anleihen längerer Laufzeiten. Auch das bringt höhere Erträge, ist aber riskant.
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@BernieKHB: Unter dem folgenden Link finden Sie unsere stets aktualisierte Berichterstattungen zu Änderungen des Marktgeschehens:
www.test.de/geld-aktuell
Lange waren die Zinsen am Anleihenmarkt für deutsche Staatsanleihen negativ. Mittlerweile liegen sie im Plus. Damit stellen einzelne bonitätsstarke Anleihen, wie zum Beispiel Bundesanleihen, wieder eine Alternative zu Festgeld dar.
Mich interessiert, ob es sinnvoll wäre, die nächsten Monate die Anleihenzinsen zu beobachten, und im Falle einer weiteren Erhöhung Anleihen mittlerer Laufzeit zu kaufen, deren Kurswert dann stärker gefallen sein müsste,vllt auf 70%, um
1. die mickrigen Zinsen zu kassieren und
2. später den 100% Betrag zu erhalten.
Ist das unrealistisch oder machbar?
@jogi9000: Schauen Sie sich bitte unsere aktuelle Rentenfonds-Simulation an, die Sie unter dem nachstehenden Link finden: www.test.de/ukraine-anlegen
Können Sie mir in kurzen Worten erklären, wie ein Rentenfonds mit 1-2yr hochwertigen Staatsanleihen sich grundsätzlich entwickelt. Müssten nicht durch den wahrscheinlichen Anstieg der Zinsen dann die bisherigen Negatiz-Zinsen der einzelnen Anleihen rausfallen und damit die Anlage attraktiver werden? Oder wo ist mein Denkfehler?
zB hat der "Lyxor EuroMTS Highest Rated Macro-Weighted Govt Bond 1-3Y" seit Anfang 2021 ca 2% verloren. Hat mich gut durch die großen Verlusttage Anfang 2022 gebracht. Aber sollte man jetzt nicht doch den Verlust begrenzen und in Tagesgeld als Sicherheitsanker gehen? Wie gesagt, habe hier leider (mal wieder) eine Denkblockade und über Hilfe zum Weiterdenken würde ich mich freuen. Beste Grüße.
@Ann74: Wir bieten an dieser Stelle keine individuelle Anlageberatung an. Dem Artikel nehmen Sie unsere Simulationen für unterschiedliche Laufzeiten. Je nach Restlaufzeit des Vertrages unterscheiden sich die Ergebnisse der Szenarien. Wer im Tief aus einem Renten-ETF Euro aussteigt, fixiert damit den Verlust. Da es für Tages- und Festgeld nur geringe Zinsen gibt, muss dieser Verlust durch den Aktien-ETF Welt im Portfolio kompensiert werden.
Rentenfonds mit Staatsanleihen wurden in Krisenzeiten oft als sicherer Hafen angesteuert. Sollte es wegen der Inflation allerdings zu Zinserhöhungen kommen, drohen Verluste.