FAQ: Rentenfonds oder Tagesgeld?

Solange die Zinsen sinken, machen Rentenfonds Plus. Kommt die Zinswende, rutschen sie ins Minus. Tagesgeld und Festgeld sind sicher, aber es gibt so gut wie keine Rendite. Was tun?
Mein Rentenfonds hat im vergangenen Jahr mehr als 9 Prozent plus gemacht. Wie geht das, bei Zinsen um die 0 Prozent?
Richtig, Zinserträge bekommen die Fonds kaum noch. Aber sie können Kursgewinne erzielen. Das passiert etwa, wenn die Zinsen am Markt sinken. Anleihen, die neu aufgelegt werden, bieten dann niedrigere Zinsen als ältere, deren Wert dadurch steigt. Davon profitieren Fonds, die ältere Anleihen im Portfolio haben. Vergangenes Jahr sind die Zinsen weiter gesunken – etwa in Italien, wo sich die politische Lage beruhigte, weshalb die Risikoaufschläge für Staatsanleihen zurückgingen.
Umgekehrt sinken die Anleihekurse, wenn die Marktzinsen steigen. Das droht, wenn die Zinswende kommt.
Sind Rentenfonds dann jetzt nicht viel zu riskant für ein Portfolio?
Wenn die Zinswende morgen käme und der Zinsanstieg lange und steil wäre, dann sollte man heute keine Rentenfonds mehr kaufen, weil dann unmittelbar Verluste anfielen.
Wann kommt die Zinswende denn?
Keiner weiß es. Schon vor fünf Jahren dachten viele, tiefer könne es nicht gehen – ging es aber. Selbst wenn die Zinsen nicht weiter fallen, könnten sie jahrelang auf Niedrigniveau verharren. Es heißt, dass Christine Lagarde, die neue Präsidentin der Europäischen Zentralbank, die lockere Geldpolitik ihres Vorgängers Mario Draghi zunächst beibehalten wird. Doch es kann auch anders kommen.
Ich habe seit Jahren einen Rentenfonds mit Staats- und Unternehmensanleihen und bin sehr gut damit gefahren. Soll ich verkaufen?
Wenn Sie gute Gewinne gemacht haben und diese in Sicherheit bringen wollen, dann verkaufen Sie und schichten das Geld in Tagesgeld oder Festgeld um.
Verkaufen lohnt sich allerdings nicht, wenn Ihre Bank Gebühren für den Verkauf verlangt und Sie Ihre Geldanlage ohnehin bald auflösen wollen. Dann behalten Sie Ihre Fonds noch so lange. Aktiv gemanagte Fonds können Sie kostenlos an den Anbieter zurückgeben. ETF, börsengehandelte Fonds, müssen Sie jedoch über die Börse verkaufen. Dafür berechnet Ihre Bank Verkaufsspesen. Notfalls wechseln Sie zu einem günstigeren Anbieter (Wertpapierdepots im Vergleich).
Ich habe ein Pantoffel-Portfolio. Mich verwirrt, dass Sie früher Rentenfonds empfohlen haben und jetzt Tages- oder Festgeld empfehlen.
Das Pantoffel-Portfolio ist eine Anlageidee von Finanztest für bequeme Anleger – daher der Name Pantoffel. Es besteht aus einem Renditebaustein, das ist ein ETF, ein börsengehandelter Fonds, auf den Weltaktienmarkt, und einem Sicherheitsbaustein, wahlweise Tagesgeld oder Rentenfonds Euro mit sicheren Anleihen.
In unseren neueren Beiträgen zum Pantoffel-Portfolio haben wir aus zwei verschiedenen Gründen mit Tagesgeld statt mit Rentenfonds gerechnet.
Erstens: Viele Leute starten jetzt erst mit dem Pantoffel-Portfolio. Wer jetzt anfängt, für den ist Tagesgeld die sicherere Variante.
Zweitens: Wir haben in unseren neueren Beiträgen zum Pantoffel-Portfolio Entnahmestrategien aufgezeigt – für Anleger, die im Ruhestand von ihren Ersparnissen leben wollen. Wer regelmäßig Geld entnimmt, braucht einen Sicherheitsbaustein ohne Schwankungen und sollte keine Rentenfonds kaufen.
Anlegern, die ihre Pantoffeln schon länger haben, raten wir jedoch nicht zwingend zum Verkauf ihrer Rentenfonds – weil niemand weiß, wann die Zinswende kommt, auch wir nicht. Hätten wir vor einem Jahr zum sofortigen Ausstieg aus Renten-ETF geraten, hätten Anleger keine 9 Prozent Plus gemacht, sondern Mickerzinsen fürs Tagesgeld kassiert.
Ich bin Mitte 30 und will ein Pantoffel-Portfolio für die Altersvorsorge aufbauen. Soll ich Tagesgeld oder Rentenfonds nehmen?
Beides ist möglich. Mit Tagesgeld sind die Erträge gering, aber es drohen keine Verluste.
Sie haben bis zum Rentenalter lange Zeit. Falls Sie Rentenfonds wählen und die Zinswende bald kommt, können Sie die schlechten Jahre mit steigenden Zinsen und sinkenden Kursen aussitzen. Rentenfonds haben den Vorteil, dass sie sich oft gegenläufig zu Aktien entwickeln. Das federt in Krisenzeiten Verluste in Ihrem Depot ab.
Trotzdem stellt sich die Frage, ob der Neueinstieg in Rentenfonds Sinn ergibt. Im schlimmsten Fall halten Sie die Fonds jahrelang bei geringen Erträgen, erleiden irgendwann Verluste durch die Zinswende und machen erst viele Jahre später wieder Gewinn.
Mit Rentenfonds drohen Verluste und Tagesgeld wirft keinen Ertrag ab. Gibt es nichts Besseres?
Für den Sicherheitsbaustein eines Depots können Sie auch Festgeld nehmen. Während es für Tagesgeld in der Spitze kaum mehr als 0,55 Prozent pro Jahr gibt, können Sie mit zweijährigem Festgeld 1,21 Prozent Rendite pro Jahr erzielen und mit fünfjährigem sogar 1,5 Prozent pro Jahr.
Falls Sie ein Pantoffel-Portfolio haben: Legen Sie einen Teil des Geldes in Tagesgeld an, damit es für eventuelle Umschichtungen zur Verfügung steht.
Für amerikanische Staatsanleihen gibt es höhere Zinsen. Könnte man nicht die kaufen?
Es stimmt. US-Anleihen werfen aktuell höhere Renditen ab als europäische Anleihen. Die USA gelten auch als ein zuverlässiger Schuldner. Das Problem: US-Anleihen werden in Dollar ausgegeben, das heißt, die Rückzahlung erfolgt in Dollar und auch die Zinsen werden in Dollar überwiesen. Das bedeutet für Sie ein Währungsrisiko – und das ist nichts für den Sicherheitsbaustein.
Wenn, dann kaufen Sie Fonds mit US- und internationalen Anleihen, die das Währungsrisiko absichern. Infrage kommen der Xtrackers Global Aggregate Bond und der iShares Core Global Aggregate. Im vergangenen Jahr hat diese Variante allerdings etwas weniger gebracht als Euro-Staatsanleihen: Der ETF von Xtrackers lag mit 7,1 Prozent im Plus.
Was halten Sie von ETF mit Anleihen aus der sicheren Schweiz?
Schweizer Anleihen genießen zwar eine hervorragende Bonität, allerdings sind sie in Schweizer Franken notiert – auch hier besteht ein Währungsrisiko. Für Schweizer Anleihen sind die Zinsen übrigens noch niedriger als für Bundesanleihen, das heißt, das Zinsänderungsrisiko ist noch höher.
Es ist egal, wohin Sie schauen – in vielen weiteren Ländern mit Hartwährungen wie zum Beispiel Japan, Norwegen, Schweden oder Dänemark ist das Zinsniveau niedrig. Nur in den USA, Kanada und Australien gibt es etwas mehr Zinsen, außerdem in Großbritannien. Doch dort sorgt der Brexit für Unsicherheit.