Simulation
Wir haben simuliert, wie sich ein breit gestreuter Euroland-Staatsanleihen-ETF (börsengehandelter Fonds) über einen 20-Jahreszeitraum in verschiedenen Zinsszenarien entwickeln würde.
Zinsszenarien
Wir haben sechs verschiedene Szenarien ausgehend vom aktuellen Niveau untersucht (Stand: 11. April 2022). Einmal ließen wir die Zinsen konstant, einmal senkten wir sie jährlich um 0,2 Prozentpunkte (fallende Zinsen), einmal erhöhten wir sie jährlich um 0,2 Prozentpunkte (kontinuierlich langsam steigende Zinsen), einmal erhöhten wir sie jährlich um 0,5 Prozentpunkte (kontinuierlich steigende Zinsen), einmal erhöhten wir sie nur innerhalb des ersten Jahres um 1 Prozentpunkt (einmaliger Zinssprung), und einmal erhöhten wir sie nur innerhalb des ersten Jahres um 2 Prozentpunkte (starker einmaliger Zinssprung).
In einer älteren Untersuchung vom Januar 2021 betrachteten wir auch noch ein Szenario, in dem wir die Zinsen der deutschen Staatsanleihen konstant ließen und nur bei italienischen Staatsanleihen einen Zinssprung simulierten.
Anleihenportfolio
Der simulierte ETF enthielt Anleihen mit Laufzeiten von 1 bis 30 Jahren. Am Ende jedes Jahres wurden alte Anleihen verkauft und neue gekauft, so dass die Laufzeitenstruktur ausgehend von der aktuellen Verteilung konstant blieb. Für die Simulation des Kaufs und Verkaufs der Anleihen verwendeten wir Anleihenpreise, die wir aus den gemäß der Szenarien projizierten Zinsstrukturkurven und aus den Kupons ableiteten. Quelle für die aktuelle Zinsstrukturkurve als Ausgang für die projizierten Zinsstrukturkurven ist die Website der EZB.
Kupons
Bei der Ermittlung der Kuponstruktur für alle Jahre gingen wir wie folgt vor: Wir bestimmten zunächst die Kupons neuer Anleihen pro Laufzeit und Jahr. Die Kupons neuer Anleihen entsprachen der Effektivverzinsung mal dem Nennwert, mindestens aber Null. Den Nennwert setzten wir für alle Anleihen auf 100.
Da der Anleihen-ETF auch aus alten Anleihen besteht, bestimmten wir die Kupons als eine Mischung der Kupons aus neuen und alten Anleihen. Wir starteten im ersten Jahr mit den aktuellen Kupons pro Laufzeit.
Für jedes folgende Jahr t ergab sich der Kupon für eine bestimmte Laufzeit n als Mischung der Kupons neuer und alter Anleihen im Verhältnis w: Kupon(t,n)=(1−w)*Kupon(t−1,n+1)+w*KuponNeu(t,n). Ausnahme war der Kupon einer Anleihe der längsten Laufzeit; dieser entsprach immer komplett dem Kupon einer neuen Anleihe: Kupon(t,30)=KuponNeu(t,30).
Den Anteil neuer Anleihen an der Staatsverschuldung setzten wir für beide Länder auf 10 Prozent (w=0,1). Das entsprach ungefähr dem Anteil der Anleihen mit zweijähriger Restlaufzeit in den Indizes, also dem Anteil, der jedes Jahr aus dem Index herausfällt.
Preisberechnung
Für jede Anleihe berechneten wir zwei Preise, zu Beginn einer Periode einen Kaufpreis und zum Ende einer Periode einen Verkaufspreis. Der Preis ergab sich durch Abzinsung des Zahlungsstroms einer Anleihe (Kupon und Rückzahlung des Nennwerts zum Ende der Restlaufzeit) mit der passenden Zinsstrukturkurve.
Kosten
Wir berücksichtigten zusätzlich einen ETF-typischen Renditeabschlag von 0,2 Prozent pro Jahr.
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@BernieKHB: Unter dem folgenden Link finden Sie unsere stets aktualisierte Berichterstattungen zu Änderungen des Marktgeschehens:
www.test.de/geld-aktuell
Lange waren die Zinsen am Anleihenmarkt für deutsche Staatsanleihen negativ. Mittlerweile liegen sie im Plus. Damit stellen einzelne bonitätsstarke Anleihen, wie zum Beispiel Bundesanleihen, wieder eine Alternative zu Festgeld dar.
Mich interessiert, ob es sinnvoll wäre, die nächsten Monate die Anleihenzinsen zu beobachten, und im Falle einer weiteren Erhöhung Anleihen mittlerer Laufzeit zu kaufen, deren Kurswert dann stärker gefallen sein müsste,vllt auf 70%, um
1. die mickrigen Zinsen zu kassieren und
2. später den 100% Betrag zu erhalten.
Ist das unrealistisch oder machbar?
@jogi9000: Schauen Sie sich bitte unsere aktuelle Rentenfonds-Simulation an, die Sie unter dem nachstehenden Link finden: www.test.de/ukraine-anlegen
Können Sie mir in kurzen Worten erklären, wie ein Rentenfonds mit 1-2yr hochwertigen Staatsanleihen sich grundsätzlich entwickelt. Müssten nicht durch den wahrscheinlichen Anstieg der Zinsen dann die bisherigen Negatiz-Zinsen der einzelnen Anleihen rausfallen und damit die Anlage attraktiver werden? Oder wo ist mein Denkfehler?
zB hat der "Lyxor EuroMTS Highest Rated Macro-Weighted Govt Bond 1-3Y" seit Anfang 2021 ca 2% verloren. Hat mich gut durch die großen Verlusttage Anfang 2022 gebracht. Aber sollte man jetzt nicht doch den Verlust begrenzen und in Tagesgeld als Sicherheitsanker gehen? Wie gesagt, habe hier leider (mal wieder) eine Denkblockade und über Hilfe zum Weiterdenken würde ich mich freuen. Beste Grüße.
@Ann74: Wir bieten an dieser Stelle keine individuelle Anlageberatung an. Dem Artikel nehmen Sie unsere Simulationen für unterschiedliche Laufzeiten. Je nach Restlaufzeit des Vertrages unterscheiden sich die Ergebnisse der Szenarien. Wer im Tief aus einem Renten-ETF Euro aussteigt, fixiert damit den Verlust. Da es für Tages- und Festgeld nur geringe Zinsen gibt, muss dieser Verlust durch den Aktien-ETF Welt im Portfolio kompensiert werden.
Rentenfonds mit Staatsanleihen wurden in Krisenzeiten oft als sicherer Hafen angesteuert. Sollte es wegen der Inflation allerdings zu Zinserhöhungen kommen, drohen Verluste.