
In Deutschland gibt es rund 4,3 Millionen Pflegebedürftige. 3,3 Millionen von ihnen werden zu Hause von Angehörigen oder Freunden versorgt.
Die Pflegekassen zahlen inzwischen für deutlich mehr ehrenamtlich Pflegende Rentenbeiträge. Die Hürden für einen Rentenanspruch sind jetzt niedriger. Wir haben anhand der aktuellen Rentenwerte ausgerechnet, um wie viel diese die gesetzliche Rente erhöhen. Unsere Tabelle zeigt, wie stark die Monatsrente im Einzelfall steigt.
Das Wichtigste in Kürze
Pflegerente – das Wichtigste in Kürze
Pflegerente. Für ehrenamtliche Pflege bekommen Sie später mehr gesetzliche Rente. Die Rentenbeiträge zahlt die Pflegeversicherung des Pflegebedürftigen. Dafür müssen Sie den „Fragebogen zur Zahlung der Beiträge zur sozialen Sicherung für nicht erwerbsmäßige Pflegepersonen“ der gesetzlichen Rentenversicherung ausfüllen.
Beratung. Zur Rente beraten Sie kostenlos die Deutschen Rentenversicherung (Tel. 0 800/10 00 48 00) und Rentenberater gegen Honorar. Beratungsmöglichkeiten zur Pflege nennt Ihnen die Pflegeversicherung.
Arbeitslosenversicherung. Seit 2017 sind Sie als Pflegender in der Arbeitslosenversicherung pflichtversichert. Sie können nach Ende der Pflegetätigkeit Arbeitslosengeld beantragen und Leistungen der Arbeitsförderung beanspruchen.
Pflegekassen übernehmen Rentenbeiträge
Immer mehr Menschen pflegen ehrenamtlich und erhalten dafür Rentenanwartschaften. Ende 2019 waren es rund 777 000, so Dirk Manthey, Pressereferent der Deutschen Rentenversicherung. Seit der Reform der Pflegeversicherung Anfang 2017 sei die Zahl um fast 160 Prozent gestiegen. Die Betreuung eines pflegebedürftigen Angehörigen fordert einen hohen persönlichen Einsatz und bringt Pflegende oft an die Grenzen ihrer Belastbarkeit.
Hinzu können finanzielle Einbußen kommen, etwa, wenn der Pflegende seine Arbeitszeit reduziert. Der Gesetzgeber zählt ehrenamtliche Pflege bei der Rente deshalb wie Erwerbsarbeit. Konkret: Die Pflegekasse oder private Pflegeversicherung des Pflegebedürftigen muss Rentenversicherungsbeiträge für den Pflegenden zahlen. Das Rentenplus, das sich später daraus ergibt, liegt für ein Jahr Pflege nach derzeitigen Werten zwischen 5,97 Euro und 32,49 Euro im Monat (siehe Tabelle weiter unten).
Tipp: Wer pflegt, ist gesetzlich unfallversichert. Welche Regeln für die Unfallversicherung gelten, steht in unseren FAQ Pflegende Angehörige.
Tabelle: So hoch ist das monatliche Rentenplus
Pflegetätigkeit für ein Jahr und Bezug von ... | Rentenplus / Monat | |
West (Euro) | Ost (Euro) | |
Pflegetätigkeit für ein Jahr und Bezug von ... | Rentenplus / Monat | |
West (Euro) | Ost (Euro) | |
Pflegegrad 5 | ||
Pflegegeld | 32,49 | 31,57 |
Kombinationsleistungen | 27,62 | 26,84 |
Pflegesachleistungen | 22,74 | 22,10 |
Pflegegrad 4 | ||
Pflegegeld | 22,74 | 22,10 |
Kombinationsleistungen | 19,33 | 18,79 |
Pflegesachleistungen | 15,92 | 15,47 |
Pflegegrad 3 | ||
Pflegegeld | 13,97 | 13,58 |
Kombinationsleistungen | 11,88 | 11,54 |
Pflegesachleistungen | 9,78 | 9,50 |
Pflegegrad 2 | ||
Pflegegeld | 8,77 | 8,52 |
Kombinationsleistungen | 7,46 | 7,25 |
Pflegesachleistungen | 6,14 | 5,97 |
Stand: 1. Januar 2021
Quelle: Eigene Berechnung
Voraussetzungen für die Absicherung
Im Rahmen des Pflegestärkungsgesetzes II hat der Gesetzgeber 2017 die Hürden für die Pflegerente gesenkt: Statt mindestens 14 Stunden muss der Pflegende für einen Rentenanspruch den Pflegebedürftigen nur noch mindestens 10 Stunden pro Woche versorgen, regelmäßig an mindestens zwei Tagen. Wie viel Pflege nötig ist, legt bei gesetzlich Pflegeversicherten der Medizinische Dienst der Krankenkassen fest, bei privat Pflegeversicherten die Firma Medicproof. Wer sich um Pflegebedürftige mit Pflegegrad 1 kümmert, bekommt wegen des eher geringen Pflegeaufwands keine Rentenpunkte gutgeschrieben.
Neben diesen zeitlichen Voraussetzungen gibt es noch einige andere, die Pflegende für einen Rentenanspruch erfüllen müssen:
- Der Pflegende muss regelmäßig eine oder mehrere Personen mit Pflegegrad 2 bis 5 in häuslicher Umgebung pflegen.
- Er darf neben der Pflegetätigkeit nicht mehr als 30 Stunden wöchentlich erwerbstätig sein.
- Er darf selbst noch keine Vollrente wegen Alters beziehen.
Mehr Pflegende bekommen Rente
Teil der Pflegereform war auch, die bisherigen Pflegestufen 0 bis III durch fünf Pflegegrade zu ersetzen und damit die Rentenansprüche von Pflegepersonen neu zu ordnen. Menschen, die Demenzkranke ohne körperliche Einschränkungen pflegen – bisherige Pflegestufe 0 –, haben mit der Überleitung in den Pflegegrad 2 zu Jahresbeginn zum ersten Mal überhaupt rentenrechtliche Ansprüche.
Rentenbeiträge auf fiktives Gehalt
Um auszurechnen, wie hoch die Rentenbeiträge für einen Pflegenden sein müssen, tut die Pflegekasse so, als würde dieser für seine Pflegetätigkeit ein Gehalt beziehen. Auf dieses fiktive Gehalt zahlt die Kasse dann den vollen Rentenversicherungsbeitrag von derzeit 18,6 Prozent. Die Höhe des Gehalts, das sie für die Berechnung der Beiträge zugrunde legt, hängt von der sogenannten Bezugsgröße ab: einer Kennzahl in der gesetzlichen Sozialversicherung, die das Bundesarbeitsministerium jedes Jahr neu festgelegt. 2021 liegt sie bei monatlich 3 290 Euro im Westen und 3 115 Euro im Osten. Das der Rentenberechnung zugrunde liegende fiktive Gehalt kann zwischen 18,9 und 100 Prozent der Bezugsgröße liegen, derzeit also zwischen:
- 622 Euro und 3 290 Euro (West) und
- 589 Euro und 3 115 Euro (Ost).
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Zwei Faktoren entscheidend
Welchen Prozentsatz die Pflegekasse für die Berechnung des fiktiven Gehalts ansetzt, richtet sich nach zwei Faktoren:
- dem Pflegegrad des Pflegebedürftigen und
- dem Maß, in dem externe Pflegedienste bei der Versorgung des Pflegebedürftigen helfen. Dabei geht es darum, ob dieser Pflegegeld, Pflegesach- oder Kombinationsleistungen von der Pflegeversicherung erhält.
Nicht mal Durchschnittsrente
Je höher der Pflegegrad und je weniger professionelle Hilfe es gibt, desto mehr Rente bekommen Pflegende für ihre Tätigkeit. Am höchsten ist das fiktive Gehalt, wenn sie Menschen mit Pflegegrad 5 versorgen, also Schwerstbeeinträchtigte mit besonderen Pflegeanforderungen. Das können Patienten mit Krebserkrankungen im Endstadium, Menschen mit schwerer Demenz oder Wachkomapatienten sein. Gibt es neben dem Pflegegeld der Pflegeversicherung keine Unterstützung durch professionelle Pflegedienste, zahlt die Pflegeversicherung derzeit pro Jahr 7 343 Euro im Westen und 6 953 Euro im Osten an Rentenbeiträgen für den Pflegenden ein. Das entspricht nach heutigen Werten einem monatlichen Rentenplus von 32,49 Euro im Westen und 31,57 Euro im Osten. Mit diesem liegen sie bei einem Jahr Pflegetätigkeit allerdings immer noch etwas unter der Rentenanwartschaft, die sie als Durchschnittsverdiener im Jahr aufbauen würden.
Dieses Special ist im Februar 2017 auf test.de erschienen. Wir haben es zuletzt im Februar 2021 aktualisiert. Nutzerkommentare können sich auch eine ältere Fassung beziehen.
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