Bei einem früheren Ruhestand ist die Rente niedriger. Auch ohne Abschläge fällt die Altersrente für Schwerbehinderte bei den meisten Beschäftigten niedriger aus, als ihre Regelaltersrente ausfallen würde. Der Grund: Sie zahlen bis zu zwei Jahre weniger ein. Für Beschäftigte mit Durchschnittsverdienst heißen zwei Jahre früherer Rentenbeginn nach derzeitigen Werten monatlich rund 75 Euro weniger brutto. Das vorläufige Durchschnittsentgelt für 2023 liegt bei 43 142 Euro im Jahr.
Beispiel
Unser Beispielbeschäftigter mit Schwerbehinderung hat immer durchschnittlich verdient und kommt zum Oktober 2023 auf 35 Versicherungsjahre. Sein gewählter Rentenstart beeinflusst die Rentenhöhe stark:
- Reguläre Regelaltersrente (1. Oktober 2028): 1 504 Euro
- Reguläre Schwerbehinderten-Rente (1. Oktober 2026): 1 429 Euro
- Vorgezogene Schwerbehinderten-Rente (1. Oktober 2023): 1 174 Euro
(Stand 1. Juli 2023, Werte gerundet)
Noch deutlich niedriger ist die Rente, wenn Beschäftigte den frühestmöglichen Rentenstart wählen. Denn dann reißen zusätzlich Abschläge für drei Jahre ein Loch in die monatlichen Renteneinkünfte. Pro Monat vorzeitiger Schwerbehindertenrente zieht die Rentenkasse 0,3 Prozent von der eigentlichen Rentenzahlung ab. Bei einem um drei Jahre vorgezogenen Rentenbeginn betragen die Abschläge 10,8 Prozent (36 Monate × 0,3).
Vorzeitiger Rentenstart der Schwerbehindertenrente
Die Altersgrenze für einen vorzeitigen Rentenstart mit Abschlägen steigt auf 62.
Jahrgang |
Alter (Jahre + Monate) |
Rentenstart zwischen (Monat/Jahr) |
Ein Jahr früher – Abschlag 3,6 Prozent |
||
1960 |
63 + 4 |
05/2023–05/2024 |
1961 |
63 + 6 |
07/2024–07/2025 |
1962 |
63 + 8 |
09/2025–09/2026 |
1963 |
63 + 10 |
11/2026–11/2027 |
1964 |
64 |
01/2028–01/2029 |
Zwei Jahre früher – Abschlag 7,2 Prozent |
||
1961 |
62 + 6 |
07/2023–07/2024 |
1962 |
62 + 8 |
09/2024–09/2025 |
1963 |
62 + 10 |
11/2025–11/2026 |
1964 |
63 |
01/2027–01/2028 |
Drei Jahre früher – Abschlag 10,8 Prozent |
||
1962 |
61 + 8 |
09/2023–09/2024 |
1963 |
61 + 10 |
11/2024–11/2025 |
1964 |
62 |
01/2026–01/2027 |
Rendite steht auf anderem Blatt
Eine niedrigere Rente durch einen früheren Rentenbeginn heißt allerdings nicht, dass Versicherte zwangsläufig Rentenverluste machen. Die Rendite steht auf einem anderen Blatt. Denn fünf Jahre früher in Rente heißt fünf Jahre längerer Rentenbezug. In dieser Zeit hätte unser Beispielversicherter nach derzeitigen Werten bereits mehr als 70 000 Euro Rente erhalten. Es würde sehr lange dauern, bevor er das Geld bei einem Renteneintritt mit 66 Jahren und acht Monaten durch die höhere Rentenzahlung kompensiert hätte.
Versicherten, die mit dem früheren Wegfall des Arbeitseinkommens und der niedrigeren monatlichen Rentenzahlung nicht über die Runden kommen, bringen solche Renditeabwägungen allerdings nichts. Sie können aber überlegen, Job und frühe Rente zu kombinieren.
Rentenzuschlag durch Grundrente
Schwerbehinderte Personen, die etwa aufgrund von Teilzeitarbeit unterdurchschnittlich verdient und deshalb eine niedrige Rente haben, können seit 2021 von der Grundrente profitieren. Sie ist ein Rentenzuschlag für Menschen, die lange gearbeitet, aber nur zwischen 30 und 80 Prozent des Durchschnitts verdient haben. Die gesetzliche Rentenversicherung prüft und zahlt automatisch.
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- Mehr Urlaub, reservierte Parkplätze, Steuervorteile: In unserem Special erklären wir, was der Schwerbehindertenausweis bringt und wie man ihn bekommt.
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@Fischiman: Eine Teilaltersrente ist auch mit einer Schwerbehinderung möglich, wenn die Voraussetzungen gegeben sind. Einschränkungen gibt es beim Hinzuverdienst lediglich beim Bezug einer Erwerbsminderungsrente. Bitte lassen Sie sich vorab bei der Rentenversicherung beraten. www.deutsche-rentenversicherung.de/DRV/DE/Muttertexte/service/beratung/beratungsstellen_in_ihrer_naehe.html
Kann ich mit einer behinderung von 50prozemz auch eine teilrente beantragen
Wenig bekannt scheint zu sein, das, seit einer Gesetzesänderung, überraschenderweise die Erwebsminderungs-Rente u.U. höher sein kann als die vorgezogene Altersrente.
Vereinfacht gesagt fehlen der vorgezogenen Altersrente ja die letzten Beitragsjahre. Bei der Erwebsminderungs-Rente wird aber so getan, als ob man bis zur "offiiziellen" Rente eingezahlt hätte.
Mal durchrechnen lassen und schauen ob man nicht eigentlich zukrank zum Arbeiten ist, wenn man jeden Tag die Zähne zusammenbeißen muß.
(Details dazu anderen Artikel hier)
Kommentar vom Autor gelöscht.
"Menschen mit Schwerbehinderung können früher in Rente gehen. "
sollte
"... Altersrente beziehen.".
werden...
Es gibt keinen "Automatismus: Rente beziehen = Arbeitsvertrag beendet"
Das erfordert einzelvertragliche arbeitsrechliche Verträge!
Man muß natürlich daran denken, dass einem so Entgelt-Punkte entgehen, es einen Einkommensdeckel und Hinzuverdienst-Grenze gibt und die Rente voll versteuert wird(je nach Alter). In Grunde kann es sich nur rechnen, wenn man sowieso seine Arbeitszeit reduzieren wollte, auch wenn wg. Corona die Hinzuverdienst-Grenze nicht so stark wirkt.
Relevant für den "Hinzuverdienst" sind nur die Monate, in denen Rente bezogen werden konnte. Der Freibetrag gilt aber immer komplette Summe, auch wenn man nur im Dezember Rente bezogen.
BTW:
Man kann Rente auch rückwirkend beantragen, aber dann werden auch nur die Entgelt-Punkte von dem Startpunkt verwendet, die "Neuen" sind aber nicht verloren. Son zu beginn der Regelsalterrente wird das nochmal neu gerechnet.