Renditen und Kosten von Fonds und ETF

Kosten­aufstellung: Kosten­informationen fürs Depot

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Im Jahr 2019 haben Banken erst­mals neue Kosten­über­sichten fürs Wert­papierdepot erstellt. Finanztest hat sich die Über­sichten unserer Leser angeschaut. Unser Ergebnis: Gut für den Über­blick, Details bleiben unklar. Zudem klären wir die häufigsten Fragen zu den Kosten­informationen.

Viele unserer Leser waren geschockt. Erst­mals sahen sie im Jahr 2019 Schwarz auf Weiß und auf einen Blick, wie viel sie jähr­lich an Fonds­gebühren zahlen. Die Kosten selbst waren nicht neu – und wurden auch schon bisher dem Fonds­vermögen entnommen. Noch relativ neu sind aber die Kosten­informationen zum Wert­papier­geschäft, die Banken jetzt einmal jähr­lich erstellen müssen – erst­mals für 2018. Das schreibt die europäische Finanzmarkt­richt­linie Mifid II vor. Das Ziel: Kunden sollen wissen, wie viel und wofür sie bezahlen. Auch jetzt, zwei Jahre später, zeigen sich viele erstaunt bis geschockt, was sie da zahlen.

Wert­volle Mithilfe unserer Leser

Wir wollten erfahren, wie es mit der Trans­parenz klappt, und haben im Sommer 2019 (Finanztest 8/2019) unsere Leser gebeten, uns ihre Über­sichten zuzu­senden. Rund 230 Lese­rinnen und Leser haben geant­wortet.

Ein erstes Fazit: Die Über­sichten machen anschaulicher, wie teuer Wert­papiere sein können. Wenn es allerdings ins Detail geht, bleibt noch vieles unklar.

Viele Leser wussten zwar grob, was ihre Fonds kosten, doch es ist noch einmal ein Unterschied zwischen einer Prozent­angabe und konkreten Beträgen in Euro und Cent. Je nach Depotgröße können durch­aus vierstel­lige Summen zusammen­kommen. Anlass für manchen, sein Depot auszumisten.

Verschiedene Kosten­über­sichten für Anleger

Nicht verwechseln: Banken erstellen zwei Arten von Informationen. Eine vor dem Kauf – darüber, wie viel die Geld­anlage im Laufe der Zeit voraus­sicht­lich kostet. Diese Ex-ante-Kosten­information gibt es schon länger.

Neu ist die Ex-post-Kosten­information für das abge­laufene Kalender­jahr. Banken und Fonds­gesell­schaften müssen darin darstellen, wie viel die Wert­papier­anlage insgesamt gekostet hat – aufgeschlüsselt zum einen nach Produkt- und Dienst­leistungs­kosten (siehe Grafik oben) und zum anderen eigentlich auch nach einmaligen und laufenden Kosten. Doch das klappt nicht bei allen.

Einmalig sind etwa Kauf­kosten; laufende Kosten sind beispiels­weise Verwaltungs­gebühren für Fonds.

Die Kostentreiber erkennen

Fast jede Bank schlüsselt außerdem auf, was jedes einzelne Wert­papier gekostet hat. Das hilft Anlegern zu erkennen, welcher Fonds günstig und welcher teuer war.

Vorgeschrieben ist die Aufschlüsselung nach Einzel­posten nicht, und bei der Consors­bank zum Beispiel gibt es sie auch nicht. Hier erhalten Anleger die Einzel­produkt­ansicht nur auf telefo­nische Nach­frage. Christian Ahlers vom Verbraucherzentrale Bundes­verband (vzbv) fordert: „Die Einzel­ansicht sollte zwingend vorgeschrieben sein, damit Anleger die Kostentreiber in ihrem Depot erkennen können.“

Doch damit das funk­tioniert, müssten die Kosten nicht nur in Euro, sondern auch in Prozent angegeben werden. Die meisten Institute beschränken sich auf Euro-Beträge. Um zu wissen, ob ein Fonds teuer ist, muss der Anleger die Kosten selbst ins Verhältnis zur Anlagesumme setzen. Das ist jedoch tückisch, denn nicht immer war der Fonds das ganze Jahr im Depot. Bei einem Sparplan wird es noch komplizierter, weil die Anlagesumme von Monat zu Monat steigt.

Wer Provisionen erhält und wofür

Anleger bekommen mit den neuen Kosten­informationen auch einen Einblick in die Provisionen, die fließen. Die Banken müssen die Zuwendungen von Dritten hier offenlegen.

Bei Fonds fließen Provisionen zum einen aus dem Ausgabe­aufschlag, der beim Kauf gemanagter Fonds anfällt. Zum anderen bekommen Berater oder Vermittler Bestands­provisionen, solange der Anleger den Fonds hält. Fondsanbieter zahlen sie aus den Verwaltungs­gebühren. Die Deutsche Bank und ihre Fonds­tochter DWS zeigen das, indem sie die vollen und die Netto-Produkt­kosten ausweisen – netto heißt ohne Provisionen. Andere Banken zeigen in den Über­sichten bei den Fonds­produkt­kosten von vorn­herein nur die geringeren Beträge (siehe Grafik oben).

Häufige Fragen zu den Kosten­informationen

Über die Zuwendungen oder „Zahlungen von Dritten“, wie sie oft genannt werden, sind viele unserer Leser gestolpert. Sie wussten nicht, von wem und an wen sie bezahlt wurden. Diese und andere häufige Fragen haben wir hier zusammen­gestellt:

Ich bin Kunde bei Comdirect und kaufe meine Fonds alleine, ohne Berater. Trotzdem bekommt die Bank Zuwendungen. Von wem und warum?

Die Zuwendung zahlt der Fondsanbieter, sie ist bekannt unter dem Begriff Bestands­provision. Banken dürfen sie auch kassieren, wenn sie nicht beraten haben. Nach Mifid II ist es so geregelt, dass die Banken keine Provisionen annehmen dürfen, sofern diese nicht der Qualitäts­verbesserung dienen. Als Qualitäts­verbesserung gelten außer besserer Beratung zum Beispiel auch schnel­lere IT-Systeme.

Wie kann ich erkennen, wer die Zuwendungen bekommt?

Das wird nicht immer ganz klar. Wenn die Kosten­information von Ihrer Bank erstellt wird, bei der Sie nicht nur Ihr Depot führen, sondern auch beraten werden, dann ist sie die Empfängerin der Zuwendungen. Führen Sie Ihr Depot bei der Fonds­gesell­schaft, leitet diese die Provision an den Berater oder Vermittler weiter. Deka etwa gibt an, welche Sparkasse das Geld bekommt, bei Union ist die Volks­bank verzeichnet. Manche Depot­banken wie die Fonds­depot­bank weisen aus, welcher Vermittler Sie betreut. Das ist in der Regel die Adresse, an die die Zuwendungen fließen.

Ich habe einen ETF-Sparplan und wundere mich, dass meine Bank dafür Zuwendungen erhält. Ich dachte, bei ETF fließen keine Provisionen?

Sie haben Ihren ETF-Sparplan womöglich im Rahmen einer Sonder­aktion abge­schlossen und müssen für die Ausführung nichts zahlen. Hinter der Aktion steckt der Anbieter des ETF. Damit die Bank trotzdem etwas verdient, kann er der Bank die entgangenen Kauf­kosten erstatten. Auch das sind Zuwendungen Dritter, die die Bank nach­weisen muss.

Wo erkenne ich, wie sich die Dienst­leistungs­kosten zusammensetzen?

Wenn Sie eine detaillierte Kosten­aufstellung haben möchten, dann fragen Sie Ihre Bank. Sie ist verpflichtet, Ihnen genauere Auskünfte zu geben.

Ihren Tabellen zufolge kostet mein Fonds 1,91 Prozent. In der Kosten­über­sicht steht aber laufende Kosten 1,16 Prozent. Wer hat recht?

Beide. In unseren Tabellen und in unserer Daten­bank Fonds und ETF im Test verwenden wir die laufenden Kosten aus den Wesentlichen Anleger­informationen (WAI oder KIID). Einen Teil der laufenden Kosten verwenden die Fondsanbieter dazu, Vermittler zu bezahlen. Dieser Teil wird in den Kosten­aufstel­lungen nicht den Produkt­kosten, sondern den Dienst­leistungs­kosten zuge­ordnet.

Nicht in den laufenden Kosten laut WAI enthalten sind Trans­aktions­kosten für die Wert­papierkäufe der Fonds. Die finden sich aber in den Produkt­kosten laut Mifid II.

Ich habe den offenen Immobilienfonds Haus­invest. Der hat mehr als 2 Prozent gekostet, obwohl die laufenden Kosten nur 1,04 Prozent betragen. Wie geht das?

Viele offene Immobilienfonds zählen für die Kosten­angabe nach Mifid II die Bewirt­schaftungs­kosten der Immobilien hinzu. Daher der Unterschied. Es gibt auch Immobilienfonds, die das nicht tun. Nach Auskunft der Finanz­aufsicht Bafin macht das Gesetz hier keine detaillierten Vorgaben, weshalb es unterschiedliche Interpretationen gibt.

Lassen Sie sich nicht verwirren. Bewirt­schaftungs­kosten fallen bei Immobilien immer an, ob ein Fonds sie ausweist oder nicht. Vergleichen Sie die Fonds anhand der laufenden Kosten, die Sie in den Wesentlichen Anleger­informationen finden.

Meine Sparkasse zeigt mir nur, was meine Fonds gekostet haben. Ich habe aber auch Aktien im Depot.

Sind die Aktien erst einmal gekauft, fallen meist keine weiteren Kosten an. Manche Institute listen sie daher in der Kosten­über­sicht nicht einzeln auf. Das ist aber nicht korrekt, heißt es bei der Finanz­aufsicht Bafin. Selbst wenn das ganze Depot nichts gekostet haben sollte, müssten die Institute Ihnen eine Über­sicht erstellen.

Ich besitze mehrere Aktien, die ich schon länger im Bestand habe. Bei einigen fallen Wert­papier­dienst­leistungs­kosten an. Wieso?

Eventuell sind das Fremdwährungs­kosten. Wenn eine ausländische Aktie Dividenden ausschüttet, dann rechnet die Bank sie von Fremdwährung in Euro um, ehe sie sie auf Ihrem Konto verbucht. Dabei fallen Umtausch­kosten an. Manche Banken weisen Fremdwährungs- oder Devisen­konvertierungs­kosten extra aus.

Ich habe Aktien gekauft und sehe, dass meine Bank Zuwendungen bekommt. Seit wann gibt es bei Aktien Provisionen?

Es kann sein, dass Sie die Aktien über einen außerbörs­lichen Handels­platz wie Tradegate gekauft haben. Manche dieser Handels­plätze zahlen an die Banken eine Art Provision, wenn die Kunden Geschäfte über sie abwi­ckeln. An Ihren Kauf­kosten ändert das aber nichts.

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Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

Profilbild test_de-Projektleiter_Stoffel am 06.03.2021 um 18:04 Uhr
Laufende Kosten ETF höher als angegeben

@kadlud: Produktkosten laut KIID (Wesentlichen Anlegerinformationen), ex-ante, ex-post ... werden alle anders definiert oder ausgewiesen. Im ETF stecken Kosten i.H.v. 0,25 % und das Einzige, was da noch fehlt, sind die Handelskosten innerhalb des Fonds, die aber hier niedrig sein dürften (und auch bei anderen ETF und Fonds anfallen).

kadlud am 06.03.2021 um 17:47 Uhr
Laufende Kosten ETF höher als angegeben

Hallo,
ich habe den iS­ha­res MSCI EM SRI Ucits ETF bei der DKB über Tradegate gekauft. Laut der Test-Bewertung und auch auf Finanzen.net belaufen sich die Kosten auf 0,25%. In der ex-ante Kostenaufstellung der DKB werden nun 0,58% als laufende Kosten p.a. (Produktkosten) veranschlagt. Wie lässt sich dies erklären?

Profilbild test_de-Projektleiter_Stoffel am 19.02.2021 um 11:10 Uhr
Renditerechner, Fonds nicht mehr aufgeführt

@suchender1: zu 1.) Wenn Sie 0,049 in eine Excel-Zelle eintragen und in "%" formatieren, wird 4,9 % erscheinen (genügend Nachkommastellen anzeigen, sonst wird vielleicht auf 5% gerundet). Es gilt ja 0,049 = 4,9 %.
Zu 2.) Der "iS­ha­res Ed­ge MSCI World Min Vo­la­ti­li­ty Ucits ETF USD" hat aktuell 3 Punkte. Wie fast alle irgendwie risikogesteuerten Strategien konnte er den Corona-Crash zwar dämpfen, hat aber einen Teil der rapiden Erholung verpasst.

suchender1 am 19.02.2021 um 10:51 Uhr
Renditerechner, Fonds nicht mehr aufgeführt

1. Sollte man bei der Renditeformel zum Schluss nicht noch den Faktor 100 hin zufügen um auf die tatsächliche Rendite zu kommen ?
2.Warum ist der Fonds iSchares IE00B8FHGS14 nicht mehr in den neuen Ausgaben aufgeführt.
In der Ausgabe 6/2019 war er noch mit 5 Punkten aufgeführt.
Habe ihn deshalb auch gekauft.

Profilbild Stiftung_Warentest am 11.02.2021 um 18:14 Uhr
Pauschalierter Steuerabzug Thesaurierungen

@greenstone: Mit der neuen Fondsbesteuerung führt die Bank für ab 2018 thesaurierte Erträge Abgeltungssteuer ans Finanzamt ab. Die Höhe der abzuführenden Steuer erfolgt pauschaliert über die Berechnung der Vorabpauschale, die anstelle der tatsächlich erzielten Thesaurierungen besteuert wird. Wie das funktioniert erklärt der folgende Artikel:
www.test.de/fondsbesteuerung
(maa)