
Muttern nachziehen – das empfehlen Kfz-Werkstätten nach einem Reifenwechsel.
Rund 50 bis 100 Kilometer nach dem Reifenwechsel ist eine Kontrolle nötig. Das schreiben viele Werkstätten in ihre Geschäftsbedingungen. Einige kleben zur Erinnerung sogar einen Button aufs Lenkrad. Doch viele Kunden halten sich nicht daran – ein fataler Fehler: Das Rad kann sich lösen. Schlimme Unfälle sind die Folgen. test.de sagt, warum das Nachziehen der Schrauben nötig ist und wer im Schadensfall haftet.
Kontrolle nach wenigen Tagen
In der Regel machen Werkstätten Autofahrer darauf aufmerksam, dass sie nach dem Reifen- oder Radwechsel zu einer Nachkontrolle vorbeischauen sollten. Einige geben eine Fahrstrecke von meist 50 bis 100 Kilometern bis zur Nachkontrolle an, andere empfehlen, nach ein bis drei Tagen zu kommen. Kaum jemand hält sich daran. Reifenhändler berichten, dass nicht einmal zwei Prozent das meist kostenlose Angebot nutzen.
Mitschuld trotz mangelhafter Montage
So ging es auch einem Mercedesfahrer. Obwohl die Werkstatt ihn in der Rechnung und auch mündlich auf die notwendige Nachkontrolle hingewiesen hatte, fuhr er weiter – bis sich auf der Autobahn das linke Hinterrad löste. Der Sachschaden betrug rund 13 000 Euro. Zwar war die Hauptursache für den Unfall, dass der Monteur in der Werkstatt die Radmuttern nicht ordentlich festgezogen hatte, wie ein Sachverständiger feststellte. Aus technischer Sicht sei ein Nachziehen der Schrauben bei ordnungsgemäßer Montage eigentlich nicht erforderlich. Aber man müsse immer damit rechnen, dass keine ordnungsgemäße Montage erfolge. Daher ist die Kontrolle wichtig. Hätte der Mann diese durchführen lassen, wäre der Schaden nicht passiert. Deshalb bekam er 30 Prozent Mitschuld (Landgericht München II, Az. 10 O 3894/17).
Hohe Belastungen wirken auf das Rad
Dass die Schrauben an der Felge sich lösen, ist zwar selten, kommt aber vor. Die Gründe sind vielfältig. Die Radmuttern sind typischen Belastungen ausgesetzt: die ständige Drehbewegung des Rades, das häufige Aufwärmen und Abkühlen, Stöße auf unebener Fahrbahn.
Unsachgemäße Montage
Ein weiterer Grund ist unsachgemäße Montage. Das kommt vor allem vor, wenn Laien den Radwechsel selber machen. Viele benutzen dabei keinen Drehmomentschlüssel. Dieses Werkzeug ist aber erforderlich. Es sorgt dafür, dass die Schrauben exakt mit der vorgesehenen Kraft angezogen werden. Welches Anzugsdrehmoment passt, steht im Fahrzeughandbuch. Es kann von Fahrzeug zu Fahrzeug variieren.
Mancher Laie meint es zu gut
Nicht jede Werkstatt hält sich an diese Vorgaben. Nutzt der Monteur einen Schlagschrauber, der nicht auf das korrekte Drehmomentwert einstellbar ist, kann er damit die Schrauben überdehnen. Dasselbe gilt, wenn ein Laie es bei der Montage von Hand mit einem Schraubenschlüssel vom Baumarkt zu gut meint. Schrauben, die zunächst superfest sitzen, sind später oft überraschend lose.
Korrosion frisst am Material
Ein Faktor ist auch das Alter des Rades. Streusalz nach einem harten Winter fördert die Korrosion an Radbolzen und Gewinde. Das kann dazu führen, dass die Schrauben sich festfressen und nur mit erhöhtem Kraftaufwand lösen lassen. Dann können sie beim Abschrauben Schaden nehmen. Das Problem ist, dass man es Schrauben und Gewinde meist nicht ansieht, wenn sie schon mal überdehnt wurden. Wegen solcher Vorschäden kann die Radmutter sich nach der nächsten Montage eventuell lockern.
Auf Klopfgeräusche achten
Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist die Auflagefläche der Felge. Sie kann verschmutzt sein, oder durch Korrosion uneben geworden sein. Dann gibt es leichte Vibrationen, trotz Auswuchtens. Das alles kann dazu führen, dass die Radmuttern sich lockern. Das heißt nicht, dass das Rad sofort abfällt. Oft macht es sich vorher bemerkbar: meist sind laute Klopf- und Stoßgeräusche hörbar. Wer das hört, sollte besser sofort anhalten, und die Schrauben überprüfen.
Tipp: Worauf Sie bei der Schadenregulierung achten müssen, beleuchten wir in unserem Special Schadensabwicklung nach Autounfall. Günstige Tarife für Kasko- und Haftpflichtversicherung zeigt unser Kfz-Versicherungsvergleich.