
Erfolgsrezept. Alle Mühen beim Säen, Pflegen und Wässern helfen wenig, wenn die Saatmischung nicht stimmt. © iStockphoto
Nur 20 von 41 untersuchten Samenmischungen bieten beste Voraussetzungen fürs Anlegen strapazierfähiger Rasenflächen.
Frühling ist eine gute Zeit, um Rasen zu säen. Ob die Saat aufgeht, hängt von vielen Dingen ab, etwa der Auswahl des richtigen Samens, der Vorbereitung des Bodens oder der Bewässerungsstrategie. Wir haben 41 Samenmischungen untersucht und beantworten typische Fragen zur erfolgreichen Aussaat.
Hauptsache grün! Ist es nicht egal, welche Grassamen ich im Garten ausstreue?
Nein. Wenn Sie Pech haben, erwischen Sie Produkte mit Sorten für landwirtschaftliche Zwecke. So zielen die Züchter bei „Futtergräsern“ darauf ab, dass die Halme möglichst schnell in die Höhe sprießen und viel Ertrag bringen. Wünschenswert für den Hausrasen ist eher das Gegenteil: Bei niedrigwachsenden Gräsern ersparen Sie sich häufiges Mähen und unnötig viel Schnittgut. Außerdem sollte das Wachstum auch in die Breite gehen, damit sich eine robuste, trittfeste Grasnarbe bildet.
Kann ich leicht erkennen, ob eine Verpackung ungeeignete Grassamen enthält?

Orientierungslos. Die Angabe von Sorten und Gewichtsanteilen auf der Packung hilft Laien nicht. © Stiftung Warentest / Ralph Kaiser
Nein. Was drin ist, muss der Anbieter zwar nennen, aber die Namen der Sorten helfen Hobbygärtnern nicht weiter. Wir haben 41 Rasensamenmischungen eingekauft und die Inhaltsangaben von einem Experten beurteilen lassen. Ergebnis: Fast jedes dritte Produkt ist wenig geeignet (Tabelle Rasensaatgut). Zum Beispiel wirbt der Toom Sport- und Spielrasen mit „Spitzensorten“, deklariert im Kleingedruckten aber einen 75-Prozent-Anteil von Futtergräsern.
Empfehlenswert sind Produkte mit bewährten Rasensorten. Wir haben ermittelt, welche Verpackungen ausschließlich solche Sorten auflisten, die ihre Eignung für Hausgärten bereits bewiesen haben. Zudem prüften wir, ob sich speziell beworbene Produkte für schattige oder trockene Lagen sowie für die Nachsaat auf kahlen Rasenstellen tatsächlich für diese Zwecke eignen. Unterm Strich bewerten wir nur 20 der 41 Produkte als geeignet.
Enthalten Rasensaat-Produkte für Hobbygärtner immer erprobte Sorten?

Geeignet für Schatten. Das Läger-Rispengras (Poa supina) kommt mit wenig Sonne aus. © Deutsche Rasengesellschaft e.V.
Nein. Unsere Analyse zeigt große Unterschiede: In vielen Packungen stecken auch ungeprüfte Sorten mit ungewissen Eigenschaften. Der „Gebrauchsrasen“ von Hornbach enthält sogar gar keine Sorten, deren Qualität für Gebrauchsrasen tatsächlich durch Studien belegt wurde. Unsere Urteil lautet daher: wenig geeignet.
Auf manchen Packungen steht „RSM-Qualität“. Was heißt das?
Die Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau (FLL) veröffentlicht regelmäßig eine Übersicht empfehlenswerter Samenmischungen, unterschieden nach Nutzungsarten wie Zier- oder Spielrasen. Diese „Regel-Saatgut-Mischungen“ – abgekürzt RSM – gelten bei Profis als wichtige Orientierungshilfe. Die FLL-Experten versprechen anhaltenden Begrünungserfolg: „Damit unterscheiden sich die RSM-Rasen von manchen im Handel befindlichen Rasenmischungen mit klangvollen Namen, die oft zwar schnell, dafür aber nur kurzfristig eine erfolgreiche Rasenansaat vortäuschen.“
Welcher Samenmix ist für einen Spielrasen wünschenswert?
Die FLL-Experten empfehlen für Hausgärten und Spielwiesen eine Mischung aus drei Grasarten: Deutsches Weidelgras (Lolium perenne), Gewöhnlicher Rotschwingel (Festuca rubra) und Wiesen-Rispengras (Poa pratensis). Entscheidend ist aber nicht nur der Mix dieser Arten, sondern auch die Auswahl der jeweiligen Sorten, die möglichst belastbar und nicht zu pflegebedürftig sein sollten. Die auf der Verpackung des Sport- und Spielrasens von Aldi Nord aufgedruckte Samenrezeptur erfüllt die RSM-Anforderungen. Andere geeignete Produkte arbeiten mit davon etwas abweichenden Mischungen, aber auch sie bieten Voraussetzungen für bespielbaren Hausrasen.
Warum werden in den Packungen immer Samenmischungen verkauft und nicht einzelne Sorten?
Monokulturen sind grundsätzlich empfindlich, zum Beispiel gegenüber Pilzbefall. Mit einem Mix verschiedener Grasarten und -sorten erhöht sich die Chance, dass einige davon sich unter den speziellen Bedingungen in Ihrem Garten besonders wohlfühlen und dauerhaft gesund wachsen.
Ab wann soll ich meinen neuen Rasen am besten anlegen?
Damit die Saat zügig aufgeht, sollte die Bodentemperatur dauerhaft mindestens bei etwa 8 Grad liegen. Wenn sich der Winter schnell verabschiedet, kann das schon Ende April sein. Ideal ist oft der Wonnemonat Mai. Später im Jahr klappt es auch, aber empfindliche Sprösslinge könnten leicht unter sommerlicher Hitze leiden. Auch Frühherbst ist ein guter Zeitraum.
Soll ich den Boden einige Zeit vor der Aussaat vorbereiten?
Gute Idee. Nutzen Sie die Zeit, um unerwünschte Kräuter zu zupfen. Ist die Pflanzfläche festgetreten, lockern Sie den Boden tiefgründig mit einer Grabegabel. Hat sich die Erde gesetzt, lassen sich Unebenheiten erkennen und ausgleichen. Verbessern Sie den Boden: Mischen Sie bei sandigem Untergrund eine Schicht Komposterde unter. Umgekehrt hilft es bei lehmigen, „bindigen“ Böden, eine mehrere Zentimeter dicke Sandschicht aufzutragen und einzuarbeiten. Die Abmagerungskur verhindert, dass Regen jungen Rasen in eine Matschfläche verwandelt, die beim Betreten stark leidet.
Wann soll ich düngen?
Am besten direkt vor der Aussaat, etwa mit Kompost. Da dieser oft zu wenig Stickstoff enthält, ist zusätzlicher Rasendünger sinnvoll. Wählen Sie Langzeitdünger, der Wirkstoffe erst dann zur Verfügung stellt, wenn sich die ersten Wurzeln entwickeln.
Soll ich die Grassamen einharken?
Ja, aber nur flach. Zum Keimen benötigen die Samen kein Licht, sondern vor allem Wasser. Sind sie oberflächennah in die Erde eingebettet, lassen sie sich recht einfach feucht halten und der Weg nach oben ist nicht weit. Vögel finden sie nur mühsam.
Wie oft muss gewässert werden?
Solange die Sprösslinge keine langen Wurzeln bilden konnten, sind sie auf häufiges Wässern angewiesen. Fällt kein Regen und knallt die Sonne, kann dies mehrmals täglich sinnvoll sein. Bitte möglichst sanft und ohne Pfützen. Wird das Gras kräftiger, verlängern Sie die Gießintervalle schrittweise, um die Pflanzen zu motivieren, tiefer zu wurzeln. Das spart später viel Wasser.
Wie lange ist Saatgut haltbar?
Bei trockener Lagerung meist mehrere Jahre. Bewahren Sie Reste auf, um nachsäen zu können. Ärgerlich: Auf den meisten Packungen fehlen Angaben zur Haltbarkeit.
Ist es ein schlechtes Zeichen, wenn die Saat erst langsam aufgeht?
Nein, gut Ding will Weile haben. Das Wachstum ist temperaturabhängig und manche Grasarten brauchen länger als andere. Also bitte Geduld, das Endergebnis zählt.
Tipp: Mehr Tests und Infos auf unserer Themenseite Gartenpflege und Gartengeräte.
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@sta.baer: Leider können wir mangels eigener Untersuchungsergebnisse keine Einschätzung zur Qualität von speziellem Rasen für Rasenmäherroboter abgeben. Wir nehmen Ihre Anfrage gerne als Testwunsch auf und leiten ihn an das zuständige Untersuchungsteam weiter.
Was halten Sie von speziellem Rasen für Rasenmäherroboter? Ist dieser empfehlenswert und bietet tatsächlich Vorteile gegenüber z. B. Einem Spielrasen?
@wohnparkahe: Das haben wir nicht getestet. Folglich können wir leider keine Bewertung dazu machen. (Se)
Ich habe die Empfehlung bekommen vor dem Aussäen des Rasensaatguts diesen mit VERMICULIT zu vermischen. Das habe 2 Vorteile:
Das natürliche Mineral besitzt die Fähigkeit Wasser zu speichern und nach und nach wieder abzugeben. So hilft es die Keimlinge vor Austrocknung zu schützen.
Außerdem erhöht sich durch das Mischen mit VERMICULIT die Streumenge, was zu einer gleichmäßigeren Verteilung des Samenguts beiträgt.
Ist das eine sinnvolle Empfehlung ?
Interessant wäre auch mal ein Test, wo die Samenmischungen tatsächlich ausgesät werden und das Ergebnis ausgewertet wird. Habe den Eindruck, dass die Qualität mancher Samenmischung zu wünschen übrig lässt.