
Das Berliner Fintech Raisin bietet einen neuen Portfolio-Helfer an. © Getty Images / ismagilov
Das Fintech Raisin bietet mit dem Raisin Invest ETF Configurator einen neuen ETF-Portfolio-Helfer an. Die Stiftung Warentest hat sich das Angebot angeschaut.
So funktioniert der ETF Configurator
Bekannt ist Raisin für seine Zinsplattform Weltsparen.de. Auch einen Robo-Advisor für das unterstützte ETF-Sparen gibt es schon. Nun bietet das Berliner Fintech den Raisin Invest ETF Configurator als weiteren Portfolio-Helfer an. Das sind die wichtigsten Punkte:
- Selbst entscheiden. Anleger stellen ein Depot aus maximal 10 ETF zusammen und legen die Gewichtung fest.
- Einmal oder regelmäßig. Sie können entweder eine Einmalanlage tätigen oder monatlich sparen. Die Mindestrate hierfür beträgt 50 Euro.
- Große Auswahl. Raisin bietet rund 200 ETF verschiedener Anbieter zur Auswahl an.
Rebalancing: Gewichtung automatisch angepasst
Die Kunden müssen sich nicht selbst darum kümmern, dass ihr Portfolio im Gleichgewicht bleibt. Entsprechen die Anteile im Depot nicht mehr der ursprünglich gewählten Aufteilung, weil die Fonds gestiegen oder gefallen sind, nimmt der ETF Configurator eine Anpassung vor. Anleger können einstellen, wie oft der elektronische Helfer das machen soll. Sie können wählen zwischen monatlich, vierteljährlich, halbjährlich, dreivierteljährlich und jährlich. Wer sich lieber selber kümmern möchte: Es ist auch möglich, das Rebalancing abzuwählen.
Vor- und Nachteile der automatischen Anpassung
Dass der ETF Configurator das Depot in bestimmten Abständen anpasst, hat Vorteile. Anleger müssen nicht selbst überlegen, wann der richtige Zeitpunkt zum Umschichten ist. Denn die Erfahrung lehrt, dass sie oft zur Unzeit Aktien abstoßen, etwa wenn die Kurse gerade gefallen sind. Umgekehrt wäre es besser (Stichwort: antizyklische Anpassung).
Die Berechnungen zum Pantoffel-Portfolio, der Finanztest-Strategie für bequeme Anleger, haben gezeigt, dass Anpassungen im Schnitt nur alle paar Jahre nötig sind. Dabei wird erst umgeschichtet, wenn die ETF mehr als 10 Prozentpunkte von der ursprünglichen Aufteilung abweichen. Auf diese Weise profitieren Anleger mehr von günstigen Einstiegspreisen oder hohen Verkaufskursen. Erfolgen die Anpassungen auch bei kleineren Abweichungen – wie beim ETF Configurator möglich – kommen die Vorteile des antizyklischen Anpassens weniger zum Tragen.
Vergleichsweise teuer

Die jährlichen Kosten für den Raisin Invest ETF Configurator betragen 0,43 Prozent des Depotwerts. Das sind bei einem Depotwert von 5 000 Euro Kosten von 21,50 Euro im Jahr, bei 10 000 Euro sind es 43 Euro. ETF-Gebühren gehen extra. Die Kosten sind recht hoch.
Würde man sein Portfolio gänzlich selbst verwalten und auch öfters mal umschichten, käme man zum Beispiel mit einem Smartphone-Broker günstiger weg. Bei Trade Republic beispielsweise kostet eine Transaktion 1 Euro. Zehn Verkäufe und Neukäufe kosten dort 20 Euro, egal wie groß das Depot ist. Bei Direktbanken könnte es für Anleger, die öfter umschichten, dagegen teuer werden. Einige Anbieter verlangen Mindestpreise von rund 10 Euro pro Order. Raisin erlaubt eigene Änderungen am Portfolio einmal monatlich.
Tipp: Bei einigen Anbietern können Anleger derzeit Sparpläne kostenlos abschließen (ETF-Sparplan-Vergleich).
Alternative: der Robo-Advisor von Raisin Invest
Wer möglichst wenig selbst machen will, sollte überlegen, ob nicht auch ein Robo Advisor für ihn infrage kommt. Eine digitale Vermögensverwaltung ist schon für jährlich 0,48 Prozent des Depotwerts (zuzüglich ETF-Kosten) zu haben, wie unser Robo-Advisor-Vergleich zeigt.
Auch Raisin bietet mit dem Raisin Invest ETF Robo Advisor einen umfassenderen Portfolio-Service an. Früher hieß dieses Angebot Weltinvest. Allerdings handelt es sich hierbei rechtlich nicht um eine digitale Finanzportfolio-Verwaltung nach den Vorgaben der Finanzaufsicht Bafin. Raisin Invest ist ein Finanzanlagenvermittler und untersteht der Gewerbeaufsicht. Anleger geben hier die Verwaltung ihres Vermögens nicht vollständig aus der Hand, sondern müssen den von Raisin vorgeschlagenen Transaktionen zustimmen.
Fazit: Gute Idee, aber nicht gerade günstig
Der ETF Configurator von Raisin Invest ist für Anleger geeignet, die in ETF investieren, aber sich wenig um ihr Portfolio kümmern wollen. Der Configurator passt das Portfolio regelmäßig an, so dass die Gewichte der einzelnen ETF bleiben wie ursprünglich gewünscht. Das ist gut. Schade ist, dass es keine Rebalancing-Regeln gibt, die sich an Schwellen orientieren. Die Kosten von 0,43 Prozent pro Jahr sind recht hoch. Dafür können Anleger ihre ETF bei Bedarf aber auch austauschen, wenn sie wollen.
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- Monat für Monat in den breiten Aktienmarkt zu sparen, ist sehr sinnvoll. Unser ETF-Sparplan-Vergleich zeigt, bei welchen Banken und Brokern das besonders günstig geht.
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- Sparpläne liegen auf Jahressicht im Minus, Einmalanlagen trotz Ukrainekrise im Plus. Mittel- und langfristig verzeichnen alle Pantoffel-Portfolios ein deutliches Plus.
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- Bei Auszahlplänen mit Fonds wirken sich Kursstürze an den Börsen unmittelbar auf die Entnahmerate aus. Es sei denn, man hat einen Puffer eingebaut.
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@willprinz: Wir beziehen uns mit den 0,48 % auf unseren letzten Robo-Test (2018). Raisin war a) nicht dabei und zählt b) nicht zu den Finanzportfolioverwaltern (eine engere Definition von Robo-Advisors). Raisin bietet seinen Robo als "Finanzanlagenvermittler § 34 f Gewerbeordnung" an, damit liegt die Aufsicht beim Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg in Berlin, nicht bei der BaFin. Aber ansonsten gilt in der Tat, dass der Raisin Invest Robo Advisor ca. 0,48 % inkl. ETF-Kosten kostet; der ETF Configurator (um den es hier im Text geht) kostet 0,43 % ohne ETF Kosten.
Hallo,
das kann ich so leider nicht nachvollziehen.
Eben habe ich deshalb nochmals nachgeschaut und bin auf folgende Angabe auf der Raisin-Webseite gestoßen:
"Nur 0,48 % Gesamtkosten p.a. – keine versteckten Kosten, Ausgabeaufschläge oder Provisionen"
Nach Ihrer Antwort wäre diese Aussage falsch!
@willprinz: Mit Bezug auf unseren letzten Test waren das 0,48 % ohne ETF-Kosten. Wenn man Millionenbeträge anlegt wird es bei manchen Robos billiger, so dass auch 0,48 % inkl. ETF-Kosten denkbar sind.
Hallo,
Sie schreiben, das die "digitale Vermögensverwaltung ... schon für jährlich 0,48 Prozent des Depotwerts (zuzüglich ETF-Kosten) zu haben" sei.
Das habe ich irgendwie anders im Ohr. M.E. sind das 0,48% inkl. der ETF-Kosten.
Liege ich da falsch?
@DRider: Sie sprechen von den Anpassungsregeln beim Pantoffel-Portfolio? Dann meinen wir das Gleiche. Man muss nur auf die Unterscheidung von % und %-Punkten achten. Für ein 50/50-Pantoffel-Portfolio gilt: 20 % Abweichung von der Zielallokation von 50 % entsprechen 10 %-Punkten. Der Toleranzbereich für den Anteil am Gesamtportfolio liegt ib beiden Fällen zwischen 40% und 60 % für jeden Baustein. Es ist einfacher und für kleine Beimischungen sinnvoller, die Toleranzschwellen in %-Punkten statt in Prozent anzugeben, wozu wir inzwischen übergegangen sind.