
Das radioaktive Gas Radon dringt unbemerkt aus dem Boden in Gebäude ein und verursacht Lungenkrebs. Oft schützen aber schon einfache Mittel effektiv.
Alle fünf Stunden stirbt in Deutschland ein Mensch an den Folgen einer Radonbelastung – Todesursache: Lungenkrebs. Radon ist ein im Erdreich natürlich vorkommendes radioaktives Gas. Es gelangt zum Beispiel über undichte Keller ins Haus. Die Bewohner atmen das geruchlose Gas ein, ohne es zu merken. Lange wurde das Problem unterschätzt, doch in den letzten Jahren hat sich das Wissen um die Gefahr verdichtet. „Das Gesundheitsrisiko ist bei Radon deutlich höher als bei vielen anderen Umweltgiften wie etwa Asbest“, sagt Dr. Bernd Grosche, Epidemiologe am Bundesamt für Strahlenschutz, BfS.
Wie entsteht Radon im Boden?
Radon entsteht beim natürlichen Zerfall von Uran und Thorium. Die kommen in allen Gesteinen und Böden vor, je nach geologischen Bedingungen mal mehr, mal weniger. Das Gas wandert an die Oberfläche, dringt in Gebäude ein und kann sich dort anreichern. In Deutschland liegt der durchschnittliche Jahresmittelwert der Radonkonzentration in Wohnräumen bei etwa 50 Becquerel pro Kubikmeter Raumluft. Stark belastete Räume kommen auf Werte von mehr als 1 000 Becquerel pro Kubikmeter.
Wie wirkt Radon auf die Gesundheit?
Gefährlich sind vor allem die Folgeprodukte von Radon. Das Edelgas zerfällt in weitere, ebenfalls radioaktive Stoffe. Die heften sich an winzige Partikel in der Luft und werden eingeatmet. Beim Zerfall der kurzlebigen Folgestoffe wird das Lungengewebe bestrahlt. Nach Tabakrauch ist Radon die wichtigste Ursache für Lungenkrebs – mit 1 900 Todesfällen pro Jahr. Je mehr Radon in der Raumluft und je länger die Aufenthaltsdauer, desto größer das Krebsrisiko. Betroffen sind vor allem Raucher, ihr ohnehin hohes Lungenkrebsrisiko steigt stark an. Grenzwerte gibt es in Deutschland nicht. Das BfS nennt einen Zielwert von 100 Becquerel pro Kubikmeter Raumluft. Im Entwurf einer EU-Richtlinie werden 200 bis 300 Becquerel diskutiert.
Wo ist das Risiko am größten?


Die Landkarte zeigt Risikogebiete auf Kreisebene. Basis sind vor allem Messungen der Bodenluft. Damit lässt sich abschätzen, wie dringlich der Schutz vor Radon sein kann. Aussagen über einzelne Orte und Gebäude sind aber nicht möglich. Nicht alle Häuser eines Kreises sind gleich belastet. Dafür variieren die geologischen Gegebenheiten und die Bauweise vor Ort zu stark. Entscheidend ist außerdem, wie gut ein Gebäude abgedichtet ist: Ältere Häuser und solche mit Mängeln in der Bausubstanz wie etwa Natursteinverbauung oder Lehmböden sind in der Regel stärker belastet als neue Gebäude. Klarheit bringt nur eine Messung (siehe Radon selbst messen).
Wie gelangt Radon ins Haus?

Radon dringt über erdberührte Bereiche in ein Gebäude ein, vor allem über Risse und Spalten in Fundament und Mauerwerk, undichte Fugen zwischen Bauwerkteilen sowie undichte Kabel- und Rohrdurchlässe (siehe Grafik). Vom Keller aus kann sich Radon über Treppenaufgänge, Kabel-, Kamin- und Versorgungsschächte oder auch durch Geschossdecken in höher gelegene Räume ausbreiten. Begünstigt wird das durch den Kamineffekt: Steigt warme Luft im Haus auf, entsteht im Keller ein kaum spürbarer Unterdruck, der laufend kalte, radonhaltige Luft aus dem Boden ins Gebäude saugt. Die Radonkonzentration nimmt zu den oberen Stockwerken hin aber ab.
Kann man sich vor Radon schützen?
Intensives Lüften im Keller reicht oft schon aus, um die Radonbelastung zu senken. Risse, Fugen und Durchlässe in erdberührten Bereichen können Heimwerker selbst abdichten. Auch Kellertüren sollten dicht schließen. Mitunter ist es ratsam, den Keller nicht mehr als Wohnraum zu nutzen. Weitere Auskünfte erteilt die Radonberatung in Bad Schlema, Tel. 0 37 72/2 42 14.
Wann ist eine Sanierung sinnvoll?

Schutz: In belasteten Gebäuden sollten Fachleute Kellerwände und Fundamente sanieren.
Sind Kellerwände und Fundamente insgesamt undicht, ist eine Sanierung sinnvoll. Was Feuchtigkeit abhält, schützt in der Regel auch vor Radon. Zum Einsatz kommen etwa Beschichtungen und Folien sowie lüftungstechnische Maßnahmen. Vorsicht: Wird die Gebäudehülle zwecks Energieeinsparung isoliert, kann sich das Radonproblem auch verschärfen. Spezialisierte Baufirmen sind rar, ebenso Langzeiterfahrungen mit solchen Arbeiten. Infos bietet das Radon-Handbuch Deutschland vom Bundesamt für Strahlenschutz, kostenlos zu bestellen per E-Mail: info@bfs.de.
Gibt es Fördergeld für die Sanierung?
Das Programm „Wohnraum Modernisieren“ der KfW-Bank unterstützt Baumaßnahmen zur Radonsanierung durch zinsgünstige Kredite. In Risikogebieten sollten Bauherren gleich beim Neubau auf Radondichtheit achten. Das kostet deutlich weniger als eine spätere Sanierung.
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..schlimmer als Asbest...Es muss viel mehr bekannt gemacht werden, dass diese geruchlose und unsichtbare Gefahr besteht! Wie viele Keller sind feucht...sicherlich tausende.