Qualität von Biolebens­mitteln

Schad­stoffe

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Qualität von Biolebens­mitteln - Die Bilanz aus 85 Tests

Bioware ist meist frei von Pestiziden, aber andere Schad­stoffe kommen vor.

Wir unter­suchen jedes Lebens­mittel auf Schad­stoffe. Bei reinen Rück­stands­tests fahnden wir aber nur danach. Mal sind wir Pflanzen­schutz­mitteln, Pestizide genannt, auf der Spur, mal anderen kritischen Stoffen wie Schimmelpilzgiften und Nitrat.

Bioobst und Biogemüse vorbild­lich

Qualität von Biolebens­mitteln - Die Bilanz aus 85 Tests

So schnitten Obst, Gemüse, Tee aus Bio- und konventionellem Anbau in 11 Rück­stands­tests auf Pestizide ab.

Verbraucher können frischem Bioobst, Biogemüse und Biotee vertrauen: In 75 Prozent dieser Produkte waren seit 2002 gar keine Pestizide nach­weisbar. So sauber waren nur 16 Prozent der konventionellen Ware. Nur einmal wiesen wir in zwei Biomarken von Weinblättern chemisch-synthetische Pestizide nach. Die sind für Ökoland­wirte verboten. Die EU-Ökover­ordnung erlaubt ihnen allerdings, 27 Pestizide natürlichen Ursprungs zu nutzen. Dazu gehört auch Rotenon. Das Insektizid aus der tropischen Derris-Wurzel belastete eine Biopaprika aus Spanien und einen Biofeld­salat aus Italien deutlich. Die natürliche Herkunft macht es nicht harmlos: Rotenon gilt als Fisch- und Bienengift, soll beim Menschen die Parkinson-Erkrankung fördern. Für deutsche Bauern ist es tabu, nicht für ausländische. Es hätte – wie alle Pestizide – bis zur Ernte abge­baut sein müssen.

Pestizidbelastung gesunken

Qualität von Biolebens­mitteln - Die Bilanz aus 85 Tests

In Bioäpfeln haben wir keine Pestizide gefunden, in exotischen Früchten auch nicht. Das ist gut für die Arbeiter in Entwick­lungs­ländern. Dort fehlt es oft an Pestizid­schutz. Vergiftungen sind die Folge.

Auch wenn konventionelle Früchte und Tees im Vergleich öfter mit Pestiziden belastet waren: 91 Prozent lagen unter den gesetzlichen Höchst­gehalten. Geringe, ja selbst deutliche Belastungen mit den in Europa rund 400 zugelassenen Pestiziden stellen nach wissenschaftlicher Einschät­zung kein gesundheitliches Risiko dar (siehe Interview). Verbraucher müssen sich erst sorgen, wenn Höchst­gehalte massiv und auf Dauer über­schritten werden.

Tendenziell sinkt die Pestizidbelastung. Seit 2008 fanden wir in keinem Salat, keiner exotischen Frucht, keiner Paprika Höchst­gehalts­über­schreitungen. Und konventioneller Rukola enthielt anders als 2005 keine Pestizidcock­tails mehr aus bis zu sieben Pestiziden, sondern aus zwei.

Die Unter­suchungs­ämter der Länder kommen insgesamt zu ähnlichen Ergeb­nissen wie wir. Das ist beruhigend, zumal sich die Analytik verfeinert hat: Ließen sich 2002 nur 380 Substanzen nach­weisen, sind es heute 550. Neue Methoden spüren selbst Minimengen auf. Anderer­seits haben sich die zulässigen Höchst­gehalte geändert: Seit 2008 gelten europaweit die neuen Pestizid­stan­dards. Diese wurden über mehrere Jahre hinweg den land­wirt­schaftlichen Bedingungen in allen Mitglied­staaten der EU angepasst. Aus deutscher Sicht sind die neuen Werte teil­weise weniger streng formuliert als früher. Die verantwort­lichen Behörden halten sie aber für sicher.

Kritisches aus Natur und Produktion

Manche Schad­stoffe in Lebens­mitteln stammen aus der Natur, der Verarbeitung oder dem Lager. Diese Substanzen können biologische und konventionelle Lebens­mittel gleichermaßen belasten. Wenn Zimt zum Beispiel viel vom kritischen Aroma­stoff Cumarin enthält, liegt das an der Sorte Cassia und nicht an der Anbau­weise. Kälte und Licht­mangel dagegen können natürliche Nitrat­gehalte im Salat hoch­treiben. So waren alle im Herbst geernteten biologischen und konventionellen Salate im Test mit Nitrat belastet, das sonst noch durch Dünger einge­bracht werden kann. Und Schimmelpilzgifte, die im feuchten Lager entstehen, verteilen sich eher zufäl­lig auf biologische und konventionelle Lebens­mittel wie Haselnüsse und Mandeln.

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • Lena93 am 22.01.2018 um 19:14 Uhr
    Wissenschaft schafft Wissen

    Einen Spruch meines Medizin Professors werde ich nie vergessen: “die gefährlichsten Gifte kommen aus der Natur, nicht aus der Industrie”, das ist ein Fakt, den viele Menschen nicht wissen bzw. wissen wollen.
    Kleines Beispiel: Aflatoxin: Einer der am stärksten krebsfördernden Stoffe, wird von einem Schimmelpilz gebildet. Fast nichts was man isst ist nicht irgendwo giftig und vieles was man isst, ist sicherlich giftiger als Pestizide, die die Opferrolle in dieser Panik-Mache geworden sind. Esst was euch glücklich macht ob Bio oder nicht bio, aber wollte man keimfrei und giftfrei leben, so könnte man das Essen auch gleich sein lassen.

  • schmid1009 am 04.05.2017 um 20:28 Uhr
    Bio nur ein Verkaufsmittel

    Dies beweist wieder einmal dass eine gesunde und vernünftige Ernährung auch ohne die überteuerten Biolebensmittel möglich ist.Ich finde es schon verwegen, nur weil Bio drauf steht zu glauben alles ist gesund. Wie bei vielen Produkten kommt es auf die frische an, dies ist im Hinblick auf den Nährstoffgehalt am wichtigsten.

  • gerhardstorm am 06.06.2014 um 13:11 Uhr
    Pestiziden, Multipestiziden etc. nicht bei Bio!

    Angesichts der Flut von Pestiziden, Multipestiziden u. and. sonstigen chem. Mitteln, die in der konvent. Landwirtschaft eingesetzt werden, ist es für mich u. meine Familie selbstverständlich, dass Bio bevorzugt wird.
    Bedauerlich, dass Stiftung Warentest bisher nicht feststellen konnte, dass Bio-Obst u. - Gemüse wesentlich besser schmecken als konv. Produkte. Als Bsp. führe ich Möhren u. Blumenkohl an. Hier ist m.W. i.d.R. ein deutlicher geschmacklicher Unterschied zur Massenindustrieware feststellbar.
    Dies u. die gesundheitlichen Vorteile chemiefreier Lebensmittel sind mir den höheren Preis von Bioprodukten wert!

  • gerhardstorm am 06.06.2014 um 13:11 Uhr
    Pestiziden, Multipestiziden etc. nicht bei Bio!

    Angesichts der Flut von Pestiziden, Multipestiziden u. and. sonstigen chem. Mitteln, die in der konvent. Landwirtschaft eingesetzt werden, ist es für mich u. meine Familie selbstverständlich, dass Bio bevorzugt wird.
    Bedauerlich, dass Stiftung Warentest bisher nicht feststellen konnte, dass Bio-Obst u. - Gemüse wesentlich besser schmecken als konv. Produkte. Als Bsp. führe ich Möhren u. Blumenkohl an. Hier ist m.W. i.d.R. ein deutlicher geschmacklicher Unterschied zur Massenindustrieware feststellbar.
    Dies u. die gesundheitlichen Vorteile chemiefreier Lebensmittel sind mir den höheren Preis von Bioprodukten wert!

  • ConnyMarlene am 30.09.2013 um 11:50 Uhr
    Es geht um Schadstoffe, die bio gesünder machen!

    Auch wenn nicht mehr Vitamin etc. in bio steckt, so sind es gerade die Schadstoffe, die Bioprod. wieder gesünder machen. Dass die Medien nur die Hälfte aufschnappen und weitergeben ist äußerst schade und liegt viel. auch an den teils schlecht gewählten Überschriften von Stfg. Warentest (so viel zur Medienpolitik..).
    Z.B. "Bioware ist meist frei von Pestiziden, aber andere Schadstoffe kommen vor": Liest man diesen Artikel wird nicht wie durch die Überschrift suggeriert klar, dass diese Schadstoffe auch konvent. Lebensmittel gleichermaßen betreffen. ODER "Sehr gute Ware ist sehr selten": Auch hier sind konvent. Lebensmittel ebenso betroffen (die Hauptüberschrift suggeriert jedoch etwas anderes) u. es wird völlig untergraben, dass die meisten Produkte jedoch gute Qual. beinhalten!
    Fazit: Aufmerksam lesen u. vor allem die Überschriften nicht gleich für bare Münze nehmen u. auch bei der Auswahl der Testkriterien einmal kräftig nachdenken (oder etwa bessere Sensorik für mehr Zusatzstoffe?