
Sind Biolebensmittel wirklich besser als herkömmliche? Sind sie schmackhafter oder sogar gesünder? Wir ziehen eine Bilanz aus 85 Lebensmitteltests seit 2002. Bio hat Stärken, Schwächen aber auch.
Kaum ein Haushalt in Deutschland ist 2009 ohne Biolebensmittel ausgekommen. 94 Prozent kauften mindestens ein Produkt mit Ökosiegel, ermittelte die Gesellschaft für Konsumforschung. Biokost gibt es längst nicht mehr nur in Naturkostläden, sondern in konventionellen Discountern, Supermärkten und zunehmend in Drogerien. Jede Woche eröffnet ein neuer Biosupermarkt. Biolebensmittel sind alltäglich geworden, aber unterscheidet sich ihre Qualität von konventionellen?

Die Grafik zeigt, mit welchen test-Qualitätsurteilen die Bio- und die konventionellen Lebensmittel in 52 Tests der vergangenen sieben Jahre abgeschnitten haben.

Unsere Antwort mag Öko-Anhänger enttäuschen: Biolebensmittel sind nach den Qualitätsurteilen unserer Tests im Durchschnitt nicht besser als herkömmliche Produkte. Auf beiden Seiten gibt es „sehr gute“, aber auch „mangelhafte“ Produkte – und das in recht ausgewogenem Maße. In die Statistik flossen die Qualitätsurteile aus 52 Tests ein. Dabei prüften wir 249 biologische und 1 007 konventionelle Produkte unter anderem auf Schadstoffe, Keime, Geruch und Geschmack. Die Bioware stellte dabei einen Anteil von durchschnittlich 20 Prozent. Das übertrifft ihren Anteil im deutschen Lebensmittelhandel deutlich. Der lag 2009 mit knapp 4 Prozent noch immer in einer Nische.
Wo Bio schwach war
Einen Gleichstand zwischen Bio und konventionell hatten wir schon bei unserer Rückschau 2007 festgestellt. Die Biostatistik trübten in den vergangenen drei Jahren zwei Tests, in denen Biolebensmittel stärker vertreten waren als üblich, aber nicht „gut“ abschnitten. So handelte es sich gleich bei 13 der 15 Babymenüs um Bioware. Alle waren in puncto Schadstoffe und Keime zwar sicher, überzeugten aber ernährungsphysiologisch nicht: zu wenig Vitamin C und Fett. Die beste Gesamtnote hieß hier „befriedigend“. Ein anderes Beispiel ist das native Rapsöl. Von diesem gesunden Speiseöl gibt es viele Biomarken. Doch die meisten fielen wegen sensorischer Mängel durch (siehe Text Sensorik).
Frische Biovollmilch am besten
Bioprodukte haben die konventionelle Konkurrenz seit 2007 in zwei Tests deutlich übertrumpft: bei frischer Vollmilch und bei Würzölen. Bei der Milch schnitten sechs der sieben Biomarken „gut“ ab, aber nur fünf der zwölf konventionellen. Alle vier Bio-Würzöle im Test waren „gut“, sieben konventionelle dagegen „mangelhaft“.
Kaum Zweifel an Bio
Ob ein Bioprodukt während aller Produktionsphasen auf der Ökoschiene geblieben ist, können wir nicht analysieren. Einige Tests lieferten aber Hinweise, dass Bio wirklich Bio war. So wiesen wir in keinem Bioprodukt aus pflanzlichen Zutaten Rückstände von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln nach – von seltenen Verunreinigungen und einem Ausreißer (bei Bio-Weinblättern) einmal abgesehen. Diese Pflanzenschutzmittel sind im Ökobereich tabu. Auch die Kühe, von denen die Biovollmilch im Test stammte, wurden wohl nach Ökovorschrift gefüttert – mit viel Gras. Das bestätigte die Laborprüfung: Jede Milch enthielt vergleichsweise viel konjugierte Linol- und Alpha-Linolensäure. Das ist typisch bei Grünfütterung.
Der jüngste Test von Räucherlachs legte ebenfalls nah, dass alle Biolachse aus ökologischer Aquakultur stammten: Natürliche Futterbestandteile hatten ihr Fleisch rosa gefärbt, keine zugesetzten Farbstoffe. Die dürfen konventionelle Betriebe nutzen.
Nur in einem Test fielen Bioprodukte auf, die das Biosiegel zu Unrecht trugen: Zwei Biosojadrinks waren laut Deklaration mit Kalziumkarbonat angereichert. Das gestattet die EU-Ökoverordnung aber nicht.
Biomargarine nicht mehr seifig
Seit 2002 haben wir einige Lebensmittel mehrmals getestet. Der Vergleich von alten und neuen Untersuchungen offenbart Qualitätsveränderungen bei konventionellen und ökologischen Lebensmitteln. So hat sich die durchschnittliche Qualität von Bioprodukten in drei Fällen verbessert: Beim Bioräucherlachs fanden wir 2010 weniger Keime als 2002. Biomargarine schmeckte 2008 nicht mehr seifig oder talgig wie noch 2002. Im Honigtest 2009 schnitt kein Biohonig mehr „mangelhaft“ ab, anders als 2004. Damals fielen einige durch, weil sie Rückstände enthielten oder untypisch für die deklarierte Sorte waren.
Die Qualität von Bioolivenöl nativ extra schwankte dagegen in allen vier Tests extrem – es gab immer Bioöle unter den Spitzenreitern, aber auch unter den Schlusslichtern. Die Gesamtnoten für Biobutter, Biorapsöl und Bioapfelsaft rutschten vom alten zum neuen Test ab. Ein Vergleich ist aber nicht möglich, da sich unter anderem die Analytik geändert hat.
Bio bis zu 50 Prozent teurer
Ökobauern verzichten auf mineralischen Stickstoffdünger, chemisch-synthetische Pestizide, Massentierhaltung. Die Folge für sie sind mehr Handarbeit, teures Futter, weniger Erträge. Das erhöht die Preise: In unseren Tests seit 2007 kostete Bioware im Mittel meist 30 bis 50 Prozent mehr als konventionelle. Nur bei Olivenöl, Bitterschokolade, bei Smoothies, Sojadrinks und Eisbergsalat ähnelten sich die Preise. Doch Margarine, Fischstäbchen und Grillfleisch kosteten das Drei- bis Vierfache. Allerdings wählen wir mehr Bioware von Anbauverbänden aus. Die ist meist teurer als die Ökomarken der konventionellen Discounter und Supermärkte (siehe Text Siegel).
Bio hat nicht mehr bioaktive Stoffe

Biolebensmittel gibt es noch immer direkt beim Bauern, so wie zu Beginn der Ökobewegung in den 70er Jahren. Doch konventionelle Discounter sorgten 2009 für 60 Prozent des Bioumsatzes.
Biolebensmittel sollen besonders reich an bioaktiven Stoffen sein, behauptet eine Studie des Forschungsinstituts für biologischen Landbau. Dazu zählen auch sekundäre Pflanzenstoffe, mit denen Pflanzen sich auf natürliche Art verteidigen. Den Substanzen werden gesundheitsfördernde Wirkungen nachgesagt. In unseren Tests stellten wir fest, dass sich sekundäre Pflanzenstoffe in naturnah hergestellten Produkten meist ballten. Es war unerheblich, ob sie ökologischer oder konventioneller Herkunft waren. So enthielt trüber Apfelsaft mehr Polyphenole als klarer. Das Karotinoid Lutein kam nur in nativem, nicht in raffiniertem Rapsöl vor. Doch die Mengen an sekundären Pflanzenstoffen reichten jeweils nicht für gesundheitliche Vorteile. Wir haben sie daher nicht bewertet.
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Einen Spruch meines Medizin Professors werde ich nie vergessen: “die gefährlichsten Gifte kommen aus der Natur, nicht aus der Industrie”, das ist ein Fakt, den viele Menschen nicht wissen bzw. wissen wollen.
Kleines Beispiel: Aflatoxin: Einer der am stärksten krebsfördernden Stoffe, wird von einem Schimmelpilz gebildet. Fast nichts was man isst ist nicht irgendwo giftig und vieles was man isst, ist sicherlich giftiger als Pestizide, die die Opferrolle in dieser Panik-Mache geworden sind. Esst was euch glücklich macht ob Bio oder nicht bio, aber wollte man keimfrei und giftfrei leben, so könnte man das Essen auch gleich sein lassen.
Dies beweist wieder einmal dass eine gesunde und vernünftige Ernährung auch ohne die überteuerten Biolebensmittel möglich ist.Ich finde es schon verwegen, nur weil Bio drauf steht zu glauben alles ist gesund. Wie bei vielen Produkten kommt es auf die frische an, dies ist im Hinblick auf den Nährstoffgehalt am wichtigsten.
Angesichts der Flut von Pestiziden, Multipestiziden u. and. sonstigen chem. Mitteln, die in der konvent. Landwirtschaft eingesetzt werden, ist es für mich u. meine Familie selbstverständlich, dass Bio bevorzugt wird.
Bedauerlich, dass Stiftung Warentest bisher nicht feststellen konnte, dass Bio-Obst u. - Gemüse wesentlich besser schmecken als konv. Produkte. Als Bsp. führe ich Möhren u. Blumenkohl an. Hier ist m.W. i.d.R. ein deutlicher geschmacklicher Unterschied zur Massenindustrieware feststellbar.
Dies u. die gesundheitlichen Vorteile chemiefreier Lebensmittel sind mir den höheren Preis von Bioprodukten wert!
Angesichts der Flut von Pestiziden, Multipestiziden u. and. sonstigen chem. Mitteln, die in der konvent. Landwirtschaft eingesetzt werden, ist es für mich u. meine Familie selbstverständlich, dass Bio bevorzugt wird.
Bedauerlich, dass Stiftung Warentest bisher nicht feststellen konnte, dass Bio-Obst u. - Gemüse wesentlich besser schmecken als konv. Produkte. Als Bsp. führe ich Möhren u. Blumenkohl an. Hier ist m.W. i.d.R. ein deutlicher geschmacklicher Unterschied zur Massenindustrieware feststellbar.
Dies u. die gesundheitlichen Vorteile chemiefreier Lebensmittel sind mir den höheren Preis von Bioprodukten wert!
Auch wenn nicht mehr Vitamin etc. in bio steckt, so sind es gerade die Schadstoffe, die Bioprod. wieder gesünder machen. Dass die Medien nur die Hälfte aufschnappen und weitergeben ist äußerst schade und liegt viel. auch an den teils schlecht gewählten Überschriften von Stfg. Warentest (so viel zur Medienpolitik..).
Z.B. "Bioware ist meist frei von Pestiziden, aber andere Schadstoffe kommen vor": Liest man diesen Artikel wird nicht wie durch die Überschrift suggeriert klar, dass diese Schadstoffe auch konvent. Lebensmittel gleichermaßen betreffen. ODER "Sehr gute Ware ist sehr selten": Auch hier sind konvent. Lebensmittel ebenso betroffen (die Hauptüberschrift suggeriert jedoch etwas anderes) u. es wird völlig untergraben, dass die meisten Produkte jedoch gute Qual. beinhalten!
Fazit: Aufmerksam lesen u. vor allem die Überschriften nicht gleich für bare Münze nehmen u. auch bei der Auswahl der Testkriterien einmal kräftig nachdenken (oder etwa bessere Sensorik für mehr Zusatzstoffe?