Helpling, Book a Tiger und Co vermitteln Reinigungskräfte. Viele im Test putzen gut. Einige sichern Haushaltshilfen und Kunden nicht genügend ab.
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Testergebnisse für 8 Putzdienst-Portale 10/2018Eine Branche ist fest in der Hand der Schwarzarbeit: Reinigungskräfte in Privathaushalten schrubben Böden blank, putzen Fenster glasklar und Türen wieder weiß. Sie machen sauber, doch der Anteil an Schwarzarbeit ist bei haushaltsnahen Dienstleistungen mit 80 bis 90 Prozent so hoch wie in keiner anderen Branche in Deutschland, schätzen Wirtschaftswissenschaftler.
Etwa 3,8 Millionen Haushalte beschäftigen eine Hilfe – meist unter dem Radar des Finanzamts und ohne jegliche Absicherung der Reinigungskraft. Wer schwarz putzen lässt, geht erhebliche Risiken ein. Er macht sich zum Beispiel des Sozialbetrugs schuldig und muss, wenn er auffliegt, die Beiträge rückwirkend zahlen oder nach einem Unfall der Haushaltshilfe für die Behandlungskosten aufkommen (siehe 5000 Euro Strafe sind möglich).
Unser Rat
Testsieger und als einziges Portal gut ist Book a Tiger, bei dem wir rund 20 bis 23 Euro pro Stunde zahlten. Mit angestellten Reinigungskräften sichert das Portal seine Kunden ab. Eine akzeptable Absicherung und gute Reinigungsleistung boten Zeitreicher (25 bis 30 Euro), Happymaids (33 bis 37 Euro) und Die Haushaltshilfen (26 bis 31 Euro). Das Angebot abseits großer Städte ist begrenzt.
Das legale Angebot ist winzig
Aber selbst wer eine Reinigungskraft legal beschäftigen möchte, scheitert oft daran, dass sie selbst nicht angemeldet arbeiten will. Auch das legale Angebot von selbstständigen Reinigungskräften oder lokalen Reinigungsfirmen ist winzig.
In der Welt der Reinigungsdienst-Portale klingt es einfach: Bei Helpling sollen Kunden „unkompliziert zuverlässige und haftpflichtversicherte Putzhilfen“ finden, die putzenden Tiger bei Book a Tiger seien „geschult, versichert und vertrauensvoll“, Betreut.de – nach eigenen Angaben Teil der weltweit größten Plattform für Betreuung – verspricht Familien „haushaltsnahe Dienstleistungen, die zu ihnen passen“.
Eignen sich die Portale tatsächlich, legale Helfer zu finden? Machen die Kräfte gründlich sauber? Und was kostet das?
11 bis 43 Euro pro Stunde Putzdienst
Die Stiftung Warentest hat acht Putzdienst-Portale untersucht. Pro Stunde Putzdienst zahlten wir im Test 11 bis 43 Euro. Im Reinigungsergebnis machte sich der Preisunterschied kaum bemerkbar. Den höchsten Stundenlohn verlangte Mr. Cleaner, seine Kräfte glänzten in den Testhaushalten allerdings am wenigsten.
Am besten putzten die von Haushelden und Betreut.de vermittelten Kräfte. Dennoch schneiden die beiden Portale mangelhaft ab: Haushaltshilfen bieten sie nichts weiter als eine Plattform zur eigenständigen Jobsuche. Privathaushalte schützen sie nicht vor Schwarzarbeit. Zur Kasse bitten sie sie dennoch: Wer Kontakt zu einer Reinigungskraft aufnehmen will, zahlt bei Betreut.de mindestens 35 Euro, bei Haushelden mindestens 20 Euro.
Mehr Sicherheit als reine Vermittler bieten Portale, die mit angestellten Reinigungskräften arbeiten oder Firmen beauftragen. Sie schützen Haushaltshilfen und Kunden. Zum Beispiel Testsieger Book a Tiger, bei dem wir pro Stunde rund 20 bis 23 Euro zahlten. Die Kräfte reinigten gut. Zudem wickelte das Portal Suchen, Buchen und Abrechnen zufriedenstellend ab und holt als einziges ein gutes Gesamtergebnis. Fünf weitere Portale sind befriedigend. Sie sichern ihre Kunden zumindest teilweise ab.
Suche läuft oft ins Leere
Einen großen Teil derjenigen, die legale Haushaltshilfen suchen, erlösen aber auch diese Portale nicht. Das zeigte schon die Startphase unseres Tests: Die in unserem Auftrag in Berlin, Hamburg, München, Köln, Stuttgart und Bremen agierenden Haushalte hatten teils Schwierigkeiten, Putzkräfte zu finden. Abseits der großen Städte läuft die Suche nach verfügbaren Reinigungskräften oft ganz ins Leere.
Pro Portal buchten fünf Testhaushalte Reinigungskräfte – inkognito. Sie vereinbarten drei Termine. Unsere Bewertung basiert also auf 15 Terminen pro Portal.
Sand im Flur, Krümel auf dem Sofa

Koffer der Tester. Mit exakt portioniertem Material präparierten die Tester ihr Heim. Darunter Schokocreme, Öl, Sand. © Stiftung Warentest / Ralph Kaiser
Bevor der Putzdienst kam, mussten sich unsere Tester selbst ins Zeug legen. Sie präparierten ihr Zuhause nach unseren Vorgaben (So haben wir getestet), um für alle Reinigungskräfte vergleichbare Bedingungen zu schaffen. Vor den vereinbarten Terminen verteilten sie zum Beispiel abgewogene Portionen Sand im Hausflur, Krümel auf dem Sofa und Mehl auf der Arbeitsfläche. Sie rupften Blätter einer Pflanze ab, hinterließen Fettflecken auf dem Fernseher und rührten mit Schokocreme eine standardisierte Toiletten-Verschmutzung an. Die tupften sie ins WC.
Unsere Tester dokumentierten, wie sorgfältig die Haushaltshilfen die Verschmutzungen entfernten, ob sie pünktlich waren und wie sie auftraten. Die von den Portalen Haushelden und Betreut.de vermittelten Kräfte putzten gründlich, berücksichtigten die Wünsche und Fragen der Tester. Die Portale schneiden jedoch schlecht ab, weil sie aktiv nichts gegen Schwarzarbeit unternehmen.
Viele Reinigungskräfte lieferten solide Leistungen ab – und zwar nicht nur Profis. Während Zeitreicher etwa mit professionellen Subunternehmen arbeitet, gehen für den Testsieger Book a Tiger auch geschulte Laien zu Werke.
Mr. Cleaner putzte eher oberflächlich
Mr. Cleaner beauftragt zwar nur Reinigungsfirmen, dennoch blieben präparierte Verschmutzungen recht oft unangetastet. Zudem monierten die Tester, dass Haushaltshilfen verspätet oder unangekündigt zu zweit aufkreuzten.
Book a Tiger informiert am besten
Auch das Informationsangebot der Internetseiten offenbart Unterschiede. Insbesondere die Website von Book a Tiger überzeugte. Kunden wissen vorab zum Beispiel über Kosten und Bezahlmodalitäten Bescheid. Beim Testsieger, wie auch bei den anderen Portalen, die mit Angestellten oder beauftragten Reinigungsfirmen arbeiten, steht die Dienstleistung im Fokus. Über die eingesetzten Haushaltshilfen erfährt der Kunde wenig. Im Test kam es vor, dass von Termin zu Termin unterschiedliche Personen kamen.
Die drei Portale, die als Vermittler auftreten, liefern mehr Informationen zu den Reinigungskräften. Weiteren Service suchen Kunden bei Betreut.de und Haushelden aber vergeblich. Konkrete Termine und Kräfte lassen sich zum Beispiel nicht über die Website buchen, um die Abrechnung muss sich der Kunde selbst kümmern.
Zwei nicht aktiv gegen Schwarzarbeit
Wir fragten die Portale nach Maßnahmen, die Kunden gegen Schwarzarbeit und Schäden absichern. Um mehr über die Arbeitsbedingungen der Kräfte zu erfahren, bewarben sich Tester bei den Portalen verdeckt als Reinigungskraft. Der Test legte offen: Wer über Vermittler eine Haushaltshilfe bucht, kratzt schnell an der Grenze zum Illegalen.
Betreut.de und Haushelden geben die Verantwortung für ein legales Arbeitsverhältnis komplett an ihre – vermutlich oft unwissenden – Kunden ab. Die über Betreut.de vermittelten Helfer stellten im Test mal keine und oft unvollständige Rechnungen aus. Auf der Website verkündet das Portal: „Betreut.de überprüft nicht die Identität und persönlichen Angaben der Betreuer.“ Auch Haushelden sichert seine Kunden als reiner Kontaktvermittler nicht aktiv ab. Beide verpflichten Reinigungskräfte nicht, Nachweise wie einen Personalausweis oder Gewerbeschein zu erbringen.
Tipp: Lassen Sie sich von Kräften dieser Portale immer Personalausweis, den Gewerbeschein und eine Haftpflichtversicherung nachweisen. Die Clearing-Stelle der Deutschen Rentenversicherung stellt kostenlos fest, ob die Reinigungskraft selbstständig tätig ist (Informationen unter deutsche-rentenversicherung.de). Ist sie das nicht, droht dem Haushalt, dass er für die Beschäftigung rückwirkend Sozialabgaben zahlen muss.
Bis zu 32 Prozent Provision
Das Portal Helpling fordert immerhin den Personalausweis, übernimmt Abrechnung und Haftpflichtversicherung – und kassiert bis zu 32 Prozent der Rechnung als Provision. Schwarzarbeit verhindert das nicht, denn die Reinigungskräfte müssen nicht mit dem Gewerbeschein belegen, dass sie ihre Tätigkeit angemeldet haben.
Angemeldet und abgesichert
Nur Dienstleister mit Angestellten oder beauftragten Firmen ziehen eine klare Grenze zur Schwarzarbeit: Bei Book a Tiger, Die Haushaltshilfen und Happymaids arbeiten Reinigungskräfte angemeldet und abgesichert. Davon dürfen auch Kunden der Portale Zeitreicher und Mr. Cleaner ausgehen: Beide beauftragen ausschließlich Reinigungsfirmen.
Viele für Schäden versichert
Schäden bei der Reinigung sorgen neben Unpünktlichkeit und ausgefallenen Terminen häufig für verärgerte Kunden. Auch unsere Tester blieben nicht verschont: So zerkratzte ein Mr. Cleaner bei einem unserer Tester einen hochwertigen Bodenbelag. Die Abwicklung des teuren Schadens lief wenig kundenfreundlich ab. Die Aussage unseres Testers stand gegen die Aussage der Reinigungskraft. Zu unserem Redaktionsschluss, mehr als zwei Monate nach dem Vorfall, war der Streit immer noch nicht beigelegt.
Viele Putzdienst-Portale fordern, dass die Haushaltshilfen haftpflichtversichert sind oder schließen sogar eine Police für sie ab (Testergebnisse). Bei den beiden mangelhaften Kandidaten im Test – Betreut.de und Haushelden – ist auch dieser Schutz nicht obligatorisch.
Kritisch sehen wir auch Helplings hohen Selbstbehalt von 350 Euro, den die Haushaltshilfe im Schadensfall tragen muss. Bei niedrigen Stundenlöhnen ist zu befürchten, dass Helplinge Schäden abstreiten und unter Umständen nicht begleichen.
11 und 15 Euro sind zu wenig
Auf der Suche nach einer angemeldeten Reinigungskraft bietet auch der Stundenpreis einen Anhaltspunkt. Der Lohntarifvertrag für Gebäudereiniger sieht in Westdeutschland brutto 10,30 Euro pro Stunde vor, in Ostdeutschland 9,55 Euro.
Die Stundenpreise der Portale mit angestellten Reinigungskräften oder beauftragten Firmen liegen deutlich darüber. Im Test zahlten wir bis zu 43 Euro die Stunde. Von ihnen war Book a Tiger mit rund 20 bis 23 Euro die Stunde noch am günstigsten. Wie viel bei den Reinigungskräften ankommt, wissen wir nicht. Kunden investieren aber zumindest in eine umfassende Absicherung der Arbeitskräfte.
„Um noch Mindestlohn nach Abzug aller versorgungs- und steuerrechtlichen Verpflichtungen zu verdienen, müssten Selbstständige etwa 18 bis 20 Euro verlangen“, sagt Birgit Malzahn, Vorsitzende des Bundesverbands Haushaltsnaher Dienstleistungsunternehmen. Im Test zahlten wir bei Helpling und Haushelden teils nur 15 Euro pro Stunde, bei Betreut.de manchmal sogar nur 11 Euro. Sehr wenig, um davon alles bestreiten zu können.
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@Basti742: Wir haben Ihren Testwunsch registriert. Vielen Dank für Ihre Nachricht.
Liebes Test-Team,
zu diesem Thema wäre wirklich eine Aktualisierung schön. Book A Tiger gibt es nicht mehr, und bei zwei weiteren Anbietern (Helpling und HappyMaids), die wir in letzter Zeit ausprobiert haben, ist die Situation jdf. im Raum Berlin desaströs: Fast jeder zweite Termin fällt aus/musste verschoben werden, die Mitarbeiter/-innen wechseln dauernd, weil sie krank sind, das Unternehmen verlassen haben usw.
Vielleicht gibt es einfach nicht ausreichend Personal und es in der ganzen Branche so, aber vielleicht gibt es ja auch Unternehmen, die es besser machen?
Vielen Dank!
@Heinrich234: Vielen Dank für Ihre kritischen Hinweise. Wir haben Ihre Anregung umgesetzt.
Ich muss mich hier mal zur Qualität/Aktualität des Artikels äussern.
Einen fast 4 Jahre alten Test sollte man eigentlich eher kostenlos zur Verfügung stellen.
- Den Testsieger "Book a Tiger" gibt es nicht mehr, ist wohl von Helpling übernommen worden
- Bei Helpling wurden aber im Test "Abrechnung und Absicherung" kritisiert
- Ausserdem sehe ich in den Kommentaren sowieso heftige Kritik an BAT
- Im PDF geht die ausführliche Tabelle über 2 nicht nebeneinander liegende Seiten, nicht sehr übersichtlich! Aber was soll's, ist je eh veraltet
Was nützt mir so ein Test?
Viele Menschen sind dankbar über jeden Job, jeden Zuverdienst. Und nehmen alles, ob qualifiziert oder nicht. Das erklärt die vielen schlechten Erfahrungen.
Dann gibt es die Menschen, die den Job eigentlich gerne machen. Die auch wissen was sie tun.
Ein ganz besonderer Reiz an dem Job ist, dass du in einer Familie bist und einfach vieles hautnah mitbekommst.Das Menschliche halt.
Und irgendwann drückt dir dein Arbeitgeber den WohnungsSchlüssel in die Hand. Das ist etwas ganz besonderes. Eine sehr große Auszeichnung und ein Vertrauensbeweis.
Aber der Job an sich und die Arbeitsbedingungen sind doch sehr hart. Es bleibt ein Knochenjob.
Eine tolle Putzfee:
Da muss dann beides zusammen kommen:
Das entsprechende Engagement und finanzielle Not gleichzeitig. Ohne finanzielle Not macht das wohl niemand für die paar Euro.