Programme gegen Depression im Test

So haben wir getestet

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Programme gegen Depression im Test Testergebnisse für 8 Online­pro­gramme gegen Depression 07/2019

Im Test: 8 deutsch­sprachige Online-Selbst­hilfe-Programme zur Akutbe­hand­lung oder Prävention von Depression, die für Desktop-Computer verfügbar sind. Darunter finden sich sowohl durch einen Therapeuten begleitete als auch unbe­gleitete Programme. Angebote, bei denen nicht die Online-Selbst­hilfe, sondern eine Video­sprech­stunde mit einem Therapeuten im Zentrum steht, haben wir nicht berück­sichtigt (Stand: Oktober 2018).

Unter­suchungen: Wir prüften die Online-Programme mit Kennt­nis der Anbieter. Denn zum einen war eine verdeckte Inan­spruch­nahme bei einigen Angeboten gar nicht möglich, weil beispiels­weise zwingend ein Erst­gespräch zwischen dem Betroffenen und einem Therapeuten vorgesehen war. Zum anderen benötigten wir für einige Prüfungen auch unver­öffent­lichte Informationen. Daher kontaktierten wir die Anbieter im November 2018 und baten unter anderem um Unterlagen zum inhalt­lichen sowie tech­nisch-organisatorischen Konzept, um wissenschaftliche Studien zur Wirk­samkeit sowie um Test­zugänge. Damit besuchten wir die Websites über einen Desktop-Computer sowie Smartphones. Falls Apps für Android bzw. iOS verfügbar waren, nutzten wir auch diese. Alle Daten wurden in stan­dardisierten Erhebungs­bögen erfasst und ausgewertet. Hinzu kam die Begut­achtung der von den Anbietern einge­reichten Unterlagen sowie bereits veröffent­lichter Informationen. Die Prüfungen liefen von Dezember 2018 bis Mai 2019. Eine Anbieterbefragung erfolgte im Mai 2019.

Therapeutisches Potenzial

Zwei psycho­therapeutische Gutachter prüften die Angebote unter anderem in Anlehnung an Qualitäts­kriterien von Fachgesell­schaften wie der Deutschen Gesell­schaft für Psycho­logie (DGPs) und der Deutschen Gesell­schaft für Psychiatrie und Psycho­therapie, Psycho­somatik und Nervenheil­kunde (DGPPN) sowie des Berufs­verbandes Deutscher Psycho­loginnen und Psycho­logen (BDP) und der Bundes­psychotherapeutenkammer (BPtK). Außerdem verwendeten wir Hinweise aus diversen Veröffent­lichungen zu internetbasierten Gesund­heits­interventionen. Wichtig war beispiels­weise, ob die Programme auf wissenschaftlich anerkannten Verfahren beruhen, ob Inhalte und Einsatz­gebiete (wie Symptome und Schweregrad) trans­parent benannt werden und wie die Entwickler qualifiziert sind. Die Gutachter berück­sichtigten auch Aspekte der Patientensicherheit – etwa ob Anbieter zu den Grenzen und Risiken der Programme informieren. Zu diesem Prüf­punkt zählt auch, ob es Mecha­nismen wie regel­mäßig auszufüllende Fragebögen gibt, um psychische Krisen früh­zeitig zu erkennen – und ob dann klare Hinweise erfolgen, wie Betroffene schnell persönliche Hilfe finden. Auch weitere Aspekte wie Finanzierung, Nutzer­einbindung und Nutzerfreundlich­keit, also unter anderem Verständlich­keit, Darstellung und Navigation, flossen in das Urteil ein. War ein Programm durch Therapeuten begleitet, bewerteten wir deren konkreten Leistungen nicht explizit, sondern nur die reine Online-Selbst­hilfe.

Belegter Nutzen

Die psycho­therapeutischen Gutachter bewerteten die uns vorliegenden Studien zu den einzelnen Angeboten. Dabei ging es darum, ob die Unter­suchungen metho­disch hoch­wertig waren und die Wirk­samkeit des Programms gegen­über einer Kontroll­gruppe belegen.

Schutz des Nutzer­kontos im Desktop-Browser/in der Android-App/iOS-App

Wir prüften unter anderem die Anforderungen an das Pass­wort und ob die Daten­über­tragung zum Anbieter sicher verschlüsselt war.

Daten­sende­verhalten im Desktop-Browser/in der Android-App/iOS-App

Die Prüfung fand mit Hilfe einer „Man in the middle attack“ statt. Dafür wurde ein Proxy-Rechner zwischen Anwendung (Website im Browser bzw. App) und Server geschaltet, die Kommunikation mitgeschnitten, entschlüsselt und analysiert. Fanden wir über­mittelte Daten, die für die Funk­tion über­flüssig waren, beur­teilten wir das kritisch.

Mängel in den Allgemeinen Geschäfts­bedingungen/in der Daten­schutz­erklärung

Ein Jurist prüfte auf unzu­lässige Klauseln, die den Verbraucher benach­teiligen.

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Profilbild Stiftung_Warentest am 01.09.2022 um 07:56 Uhr
Terminservicestellen

@angawi: Der von uns angegebene Link auf die Seiten des Bundesgesundheitsministeriums ist veraltet. Unsere Veröffentlichung stammt aus der Ausgabe test 07/2019. Dem Terminservice- und Versorgungsgesetz folgend haben die Kassenärztlichen Vereinigungen ihren Service ausgebaut und sind seit Januar 2020 für die Terminvergabe z.B. unter Tel. 116117 erreichbar. Einen entsprechenden Code erhalten Sie ggfls. mit der Überweisung Ihres Hausarztes. Bitte informieren Sie sich zum Thema auch anhand unserer aktuellen Veröffentlichung unter https://www.test.de/Psychotherapie-Schnellere-Hilfe-fuer-gesetzlich-Krankenversicherte-5250778-0/

angawi am 30.08.2022 um 15:50 Uhr
Link "Terinservicestellen de Bundesländer"

Der Link funktioniert nicht :-(, ich bekomme den Hinweis: 404 Seite nicht gefunden. Ich habe mich dann via Bürgertelefon ans Bundesministerium für Gesundheit gewandt. Dort bekam ich die freundliche Auskunft, dass ich mich an den Patientenservice, Tel.: 116117 bzw. Email: eterminservice.de, wenden muss und dann einen Code benötige (bekommt man wohl vom Arzt - steht auf der Überweisung) um einen Termin zu vereinbaren. Man kann diesen Code auch online anfordern, sofern dieser Service angeboten wird - bei mir war das nicht möglich, da dieser Service in meiner Region nicht angeboten wird.

sofremd am 19.12.2020 um 15:30 Uhr
ich warne Mitglieder der Techniker K.aus Erfahrung

wegen Corona wird vielleicht doch noch manchmal dieser Artikel besucht.
Ich hatte mich vor einiger Zeit durch ein Programm gearbeitet was die TK angeboten hat als Online Beratung/ Therapie. Ich wurde am Ende abgelehnt, da das Programm ungeeignet für mich sei und ich einen ansässigen Therapeuten mir suchen solle. Perfide finde ich das ich so detailliert ausgefragt wurde, daß hätte ich gewusst das ich am Ende nicht teilnehmen darf die Fragen niemals beantwortet hätte. Darauf wurde ich am Anfang nicht hingewiesen.

Fibi2000 am 16.10.2019 um 11:14 Uhr
Hat jemand erfahrung damit?

Hat jemand von euch erfahrungen damit? Ich stelle mir das seltsam vor. Schließlich entfällt ja die menschliche Komponente, wenn man auf dem digitalen Weg ein Gespräch sucht. Ich kann mir vorstellen, dass es sehr wichtig für einen Heilungsprozess ist, mit etwas menschlichen im Kontakt zu stehen.

Profilbild Stiftung_Warentest am 19.08.2019 um 10:17 Uhr
Woebot

@eva: Der Kummer-Roboter aus Kalifornien (Stanford) spricht leider kein Deutsch und ist auch nicht für den Desktop verfügbar. Das waren zwei der Einschlusskriterien für unseren Test. Ansonsten hätten wir den sympathisch wirkenden Bot natürlich gern im Testfeld begrüßt. (gs/bp)