Professionelle Zahn­reinigung Was Profis über­sehen

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Professionelle Zahn­reinigung - Was Profis über­sehen

© fotolia / Kzenon

Entfernen Profis Zahnbeläge perfekt? Nein. In den meisten Praxen im Test wurden sie mittel­mäßig bis schlecht beseitigt. Kunden sollten selbst auf wichtige Schritte achten und das Ergebnis kontrollieren.

Die Reinigungs­kur für gesunde Beißer ist eine geräusch­volle Prozedur. Da ist zunächst das Pfeifen, wenn es Zahn­steinrändern an den Kragen geht. Dann das Kratzen, wenn weiche Beläge dran glauben müssen. Schließ­lich das gleich­mäßige Summen einer rotierenden Bürste, die Zahn­oberflächen poliert.

Nach gut einer Drei­viertel­stunde verlässt der Kunde die Zahn­arzt­praxis wieder: mit glatten, glänzenden Zähnen, Fluorid­geschmack im Mund und manchmal auch mit der Motivation, künftig zuhause noch gründlicher zu putzen als bisher.

Durch­schnitt­lich 73 Euro

Die professionelle Zahn­reinigung steht hoch im Kurs, belegt eine Umfrage, die wir auf test.de durch­geführt haben. Etwa 75 Prozent der 2 034 Teilnehmer gaben an, sie in den vergangenen zwei Jahren in Anspruch genommen zu haben, Umfrageergebnisse Mundhygiene. Gesetzlich Versicherte zahlten im Durch­schnitt 73 Euro für die kosten­pflichtige individuelle Gesund­heits­leistung (IGeL), Privatversicherte 112 Euro.

Zahlt sich die Reinigung durch eine zahn­ärzt­liche Fach­kraft aus? Wir schickten zehn Test­personen in Berlin und Nord­rhein-West­falen in die Spur. Sie ließen ihre Zähne in zehn Praxen reinigen. Experten beur­teilten davor und danach den Zustand der Zähne und der Mund­hygiene.

Schwach­stelle Zahn­zwischenräume

Professionelle Zahn­reinigung - Was Profis über­sehen

Ran an die Zahn­zwischenräume. Dabei hilft besonders gut Zahnseide. © Stiftung Warentest

Die teuren Besuche beim Profi enttäuschten. Keine der zehn Zahn­reinigungen erreichte ein optimales Ergebnis. Am schlechtesten entfernten die Fach­kräfte die Beläge in den Zahn­zwischenräumen – dieselbe Schwach­stelle wie in der voran­gegangenen Unter­suchung. Im Durch­schnitt verblieb etwa die Hälfte des Belags zwischen den Zähnen. Das offen­barten die Nach­kontrolle und die Anfärbung der Zähne der Test­personen mit einer Färbelösung.

So wenig Gründlich­keit ist mangelhaft: Gerade schwer zugäng­liche Stellen im Mund sollten Profis ordentlich säubern. Neben dem Zahn­arzt selbst dürfen nur fort­gebildete Fach­kräfte die professionelle Zahn­reinigung ausführen: zahnmedizi­nische Prophylaxe-Assistenten, Fach­assistenten oder Dentalhygieniker.

Etwas besser sah es bei den glatten Zahn­flächen der Probanden aus. Doch auch hier rückten die Fach­kräfte einem Drittel des Belags nicht zu Leibe – ebenso kein befriedigendes Ergebnis. Dieser Rest kann sein Unwesen fortführen. Weiche Beläge, die Plaque, bilden sich täglich neu. In der Mund­höhle treffen aber­tausende Bakterien auf Essens­reste und zersetzen sie. Wird der Teppich auf den Zähnen nicht entfernt, kann er schließ­lich den Zahn angreifen.

Zahn­stein viermal völlig entfernt

Am gründlichsten beseitigten die Fach­kräfte Zahn­stein. Bei vier der zehn Probanden im Test entfernten sie ihn voll­ständig, bei fünf zu mehr als 70 Prozent. Zahn­stein entsteht, wenn Plaque durch Mineralien aus dem Speichel verhärtet. Er ist sozu­sagen verkalkte Plaque, kann gelb­lich bis schwarz aussehen und bildet sich vor allem an der Innenseite der unteren Frontzähne.

Eine umfassende Zahn­reinigung braucht Zeit. Die kürzesten Sitzungen im Test dauer­ten je eine halbe Stunde: Beläge wurden dabei am schlechtesten entfernt.

Mit Plaque-Lösung Ergebnis prüfen

Professionelle Zahn­reinigung - Was Profis über­sehen

Plaque sicht­bar machen. Mit Spülungen und Färbe­tabletten aus der Apotheke oder Drogerie kann jeder das Ergebnis einer Zahn­reinigung zuhause kontrollieren. © Stiftung Warentest, proDente e.V. (M)

Den durch­wachsenen Ergeb­nissen zum Trotz: Kunden verlassen die Praxis oft zufrieden – so auch die meisten unserer Test­personen. Freundliche Assistentinnen, moderne Instru­mente, Wohl­fühl­elemente wie das Eincremen der Mund­winkel – all das gibt ihnen ein gutes Gefühl. Wie sauber ihre Zähne wirk­lich sind, können sie nur beur­teilen, wenn sie zeit­nah nach der Reinigung die Probe aufs Exempel machen: mit Färbe­tabletten oder Plaque-Spülungen. Diese machen Zahnbelag sicht­bar. (siehe Bild oben)

Was, wenn jemand zuhause fest­stellt, dass zu viel Plaque übrig geblieben ist? Er sollte seinen Unmut kund­tun – und in der Praxis eine Nachbesserung fordern. Denn egal ob es um eine Zahnfüllung, Zahn­krone oder Zahn­reinigung geht: Gegen­über unzufriedenen Kunden hat der Zahn­arzt eine Nachbesserungs­pflicht. Er sollte prüfen, ob Mängel vorliegen und diese kostenfrei beheben. Wer die wichtigsten Elemente einer Zahn­reinigung kennt (Tipps), kann auch während der Sitzung nach­fragen, zum Beispiel: Haben Sie auch an die Zahn­zwischenräume gedacht?

Qualität auch in der Praxis prüfen

Auch die Fach­kräfte selbst täten gut daran, mit Anfärbungen zu arbeiten – zur eigenen Qualitäts­kontrolle. Daran scheint es zu hapern, wie der Test zeigt.

Nicht jede Fach­kraft im Test war für die Zahn­reinigung qualifiziert, wie unsere Probanden auf Nach­frage erfuhren. Ernüchternd: Ob spezialisiert oder nicht, spielte keine ausschlag­gebende Rolle – wir fanden keine Qualitäts­unterschiede. Ebenso wenig war von Belang, wo die Test­personen ihre Zähne reinigen ließen: Sieben gingen in eine Zahn­arzt­praxis, drei in ein Prophylaxezentrum. Ein solches Zentrum kann eine eigen­ständige Einrichtung für Vorsorgeleistungen sein – oder Teil einer Zahn­arzt­praxis, die sich Prophylaxe auf die Fahnen schreibt. Wer sich so nennen darf, ist nicht definiert. Im Test reinigten Prophylaxezentren nicht gründlicher als Arzt­praxen.

Tipps gehören dazu

Wo die Fach­kraft auch arbeiten mag: Sie sollte in jedem Fall die Mund­hygiene des Kunden ansprechen und ihm Anleitungen für zuhause geben. Auch das klappte im Test nicht immer von allein. Einige unserer Probanden mussten nach­fragen.

Individuelle Tipps fürs eigene Gebiss sind enorm wichtig. Eine perfekte Reinigung allein kann die Zähne nicht gesund­erhalten. Nur wer seine Beißer auch zuhause richtig und regel­mäßig pflegt, kann Karies und Parodontitis lang­fristig vorbeugen.

Tipp: Zahlreiche weitere wert­volle Informationen rund um die Mund­hygiene finden Sie in unserem großen FAQ Zahnreinigung und FAQ Weiße Zähne.

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Theophil2002 am 24.11.2015 um 12:37 Uhr
Vorsicht bei HanseMerkur

Die HanseMerkur verkauft Ihren Prophylaxetarif scheinbar als Erweiterung ihrer Zahntarife, betrachtet diesen jedoch als Neuversicherumg und legt rigide Wartezeitenregelungen von 6 Monaten zugrnde.

halsbandschnaepper am 28.07.2015 um 07:15 Uhr
@fillt_iech_emol s

So so keine "Bakterien, Keime und Mikroben" mehr im Mundraum? Falls das so wäre wären sie schnell krank.
"Normalerweise wird der Mund von hunderten Bakterienarten und Hefen besiedelt. Diese Mundflora hat zum größten Teil eine Schutzfunktion gegen Krankheitserreger, die sich in der Mundhöhle einnisten könnten."
https://de.wikipedia.org/wiki/Mundflora

Profilbild Stiftung_Warentest am 27.07.2015 um 10:35 Uhr
Zuschuss Barmer GEK

@mobti: In unserer Tabelle sind nur Leistungen aufgeführt, die die größten gesetzlichen Krankenkassen direkt für die professionelle Zahnreinigung gewähren. Wie in der Fußnote 1 der Tabelle ausgewiesen, bezuschussen jedoch viele Kassen, wie zum Beispiel die Barmer GEK, die Zahnreinigung im Rahmen von Bonusprogrammen. Der Bonus wird nur dann gewährt, wenn andere Gesundheitsmaßnahmen in Anspruch genommen worden sind. (SL)

fillt_iech_emol am 25.07.2015 um 21:14 Uhr
Zahnbelag - unbekannt

Seit mehr als 20 Jahren fragt mich mein Zahnarzt bei jeder jährlichen Untersuchung, wieso ich ihn aufsuche, da er jedesmal bereut mich als neuen Patienten, vor 20 Jahren, in Zahn- und Mundhygiene aufgeklärt zu haben. Gut dass alle anderen Patienten seine Ratschläge nicht befolgen. Und dabei ist es so einfach: alle 4 Stunden Mundhygiene, Zähneputzen mit der härtesten Zahnbürste, sowie Nasen- und Rachendusche. Somit keine Bakterien, Keime, Mikroben, mehr, kein Mundgeruch mehr, und alle meine Plomben, deren ich den Mund voll besitze, (da ich damals sehr unter Zahnproblemen litt), halten und halten, obwohl sie normalerweise seit langen Jahren im Normalfall, durch Bakterien gelöst, ausgefallen wären. Um ein bischen Geld zu verdienen, hat mein Zahnarzt mich jetzt überzeugt dass heutzutage Plomben als nicht mehr zeitgemäss, durch modernere Materialien zu ersetzen sind.

mobti am 24.07.2015 um 20:37 Uhr
Zuschuss Barmer GEK

Laut Ihrer Übersicht zahlt die Barmer GEK keinen Zuschuss. Das kann ich aus aktueller Erfahrung entkräften. Ich habe einen Zuschuss erhalten. Allerdings ist der Zuschuss nicht an diese Leistung gebunden. Es können 50 EUR für Professionelle Zahnreinigung, Osteopathische Behandlung, Akupunktur oder Sehhilfe.erstattet.