Auf Testkriterien getrimmte Produkte
Meist ist nichts dagegen einzuwenden, wenn Hersteller ihre Produkte so bauen, dass sie alle Prüfkriterien der Stiftung Warentest erfüllen. Zum Beispiel Autokindersitze: Im Jahr 2000 untersuchten wir erstmals, wie gut sie Kinder nicht nur beim Frontalaufprall schützen, sondern auch beim Seitencrash. Die Prüfnorm verlangte das nicht. Die Anbieter haben ihre Sitze in den folgenden Jahren trotzdem sicherer gemacht – wohl auch, um in unseren Tests besser abzuschneiden. Mittlerweile ist der Seitenaufprallschutz auch in einer Norm verankert.
Beispiel Waschmittel

Nicht immer nützt es Verbrauchern, wenn Hersteller ihre Produkte auf unsere Tests trimmen. Beispiel Waschmittel: Für die Tests präparieren wir Textilien mit 30 Fleckenarten. Von Mousse au Chocolat über Heidelbeersaft bis zu Motorenöl reicht das Spektrum. Die Hersteller drängten uns lange Zeit, „Normflecken“ zu verwenden. Das sind Standardverschmutzungen, die spezialisierte Firmen eigens für Standardprüfungen herstellen – und die den Waschmittelproduzenten natürlich bekannt sind. Es ist leicht möglich, Waschpulver auf diese Flecken zu optimieren. Ebenso leicht wäre es, sie auf das Spektrum haushaltsüblicher Flecken abzustimmen, mit denen wir testen. Wir rücken unsere Fleckenmuster daher nicht heraus und ändern sie regelmäßig.
Strom- und Wasserverbrauch bei Waschmaschinen

In den vergangenen Jahren kamen Waschmaschinen mit einem deutlich verringerten Strom- und Wasserverbrauch auf den Markt. Sie sind aufs Energiesparlabel optimiert. Dafür wird der Strom- und Wasserverbrauch im Sparprogramm bei 40 und 60 Grad ermittelt (Tabelle: Vergleich der Testmethoden). Die Hersteller investieren viel Zeit und Geld, um den Energieverbrauch genau dieser Programme zu verbessern. Ihr Lohn: ein A+++ auf dem Label. Das macht es viel leichter, eine Maschine zu verkaufen.
Aus 60 Grad werden im Energiesparmodus weniger als 30
Doch die Physik und Chemie setzen Grenzen. Auch die besten Entwickler können sie nicht außer Kraft setzen. Die optimierten Programme waschen meist mit einer geringeren Temperatur als den ausgewiesenen 60 Grad. In Einzelfällen haben wir im Energiesparprogramm sogar weniger als 30 Grad gemessen. Das kann zu Hygieneproblemen führen. In unseren Tests bekommen Geräte dafür Minuspunkte.
Hygieneprobleme als mögliche Folge
Die Ingenieure von Bosch-Siemens-Hausgeräte haben offenbar reagiert. In aktuellen Tests maßen unsere Prüfer bei Maschinen der Marken Bosch und Siemens im Sparprogramm 60 Grad – allerdings nur für wenige Minuten und mit reduzierter Wassermenge. Kurz darauf floss kaltes Wasser in die Trommel, die mittlere Temperatur für den Waschgang lag dann bei 40 Grad. Für ein besseres Testurteil sorgt der Aufheiztrick nicht.