Normen: Segen und Fluch
Normen legen fest, welche Eigenschaften ein Produkt erfüllen muss. Wie diese Eigenschaften zu messen sind, schreiben Prüfnormen vor. Normen sorgen für Verlässlichkeit, sind aber oft nicht streng genug.

DIN A4 – dieses Papierformat kennt jeder. Es beruht auf der bekanntesten Norm des Deutschen Instituts für Normung (DIN). Sie garantiert, dass jedes Blatt dieselbe Größe hat und in jeden Drucker passt. Normen sorgen dafür, dass Stecker mit Steckdosen zusammenpassen und Grillroste eng genug gebaut sind, dass keine Bratwurst hindurchrutscht. Rund 34 000 Normen hat das DIN bisher verabschiedet, pro Jahr entstehen etwa 2 000 neue. Viele setzen EU-Vorgaben um.
Normen schaffen Verlässlichkeit für Verbraucher und Produzenten. Viele sind allerdings zu milde. Die Hersteller sitzen mit am Tisch, wenn die Regelwerke erarbeitet werden. Zwar sind auch Behördenvertreter, Wissenschaftler und Verbraucherschützer dabei, doch die Hersteller dominieren die Runden oft. Da sie viel Expertise mitbringen, ist ihre Mitarbeit an sich sinnvoll. Allerdings können sie auch geschickt Einfluss auf die Beschlüsse nehmen.
In Normen sind auch die Prüfbedingungen festgelegt. Die Hersteller wissen also, an welchen Schrauben sie drehen müssen, um bestmögliche Ergebnisse zu erreichen. Die sagen aber oft wenig über die Realität aus. Abgastests von Autos stehen zum Beispiel in der Kritik, weil im Labor Heizung, Radio und Licht ausgeschaltet bleiben und ein äußerst behutsamer Fahrstil simuliert werde.