Produktion von Medikamenten

Wie die Pharmaunternehmen unsere Fragen beant­worteten

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Die Verweigerer

Berlin-Chemie

Produktion von Medikamenten - Das Schweigen der Pharma­branche

  • Berlin-Chemie ist ein Original­hersteller mit Sitz in Berlin, hat dort ungefähr 5 000 Beschäftigte.
  • Gehört seit 1992 zur Menarini-Gruppe, einem Pharma­konzern mit Haupt­sitz in Florenz.
  • Der Jahres­umsatz von Berlin-Chemie in Deutsch­land beträgt ungefähr 1,5 Milliarden Euro.
  • Medikament in der Befragung: Zostex Tabletten. Wirk­stoff Brivudin, Einsatz bei Gürtelrose.

Ergebnis unserer Befragung

  • Wir erhielten keine Antworten auf unsere Fragen.
  • Dass unser Fragebogen einge­gangen sei, bekamen wir von Berlin-Chemie bestätigt. Dann hörten wir nichts mehr von dem Unternehmen – trotz Frist­verlängerung.

Pfizer

Produktion von Medikamenten - Das Schweigen der Pharma­branche

  • Pfizer ist ein Original­hersteller mit drei Stand­orten und etwa 2 500 Beschäftigten in Deutsch­land.
  • Der Mutter­konzern ist Pfizer Inc. mit Haupt­sitz New York, USA.
  • Pfizer koope­riert mit Biontech bei der Produktion des vielgenutzten Corona-Impf­stoffs Comirnaty.
  • Seinen Jahres­umsatz in Deutsch­land weist Pfizer nicht gesondert aus; der von Pfizer Inc. betrug 2021 etwa 81 Milliarden US-Dollar.
  • Medikament in der Befragung: Tavor Tabletten. Wirk­stoff Lorazepam, Einsatz als Beruhigungs­mittel.

Ergebnis unserer Befragung

  • Wir erhielten keine Antworten auf unsere Fragen.
  • Pfizer teilte uns mit, das Unternehmen werde keinerlei Angaben machen.

Sanofi

Produktion von Medikamenten - Das Schweigen der Pharma­branche

  • Sanofi – auch Sanofi-Aventis genannt – ist ein Original­hersteller, hat drei Stand­orte und etwa 7 750 Beschäftigte in Deutsch­land.
  • 2021 erwirt­schaftete Sanofi in Deutsch­land einen Umsatz von etwa 4,8 Milliarden Euro. 
  • Medikament in der Befragung: Plavix 75 mg Film­tabletten. Wirk­stoff Clopidogrel, Einsatz als Blut­verdünner.

Ergebnis unserer Befragung

  • Wir erhielten keine Antworten auf unsere Fragen.
  • Dass unser Fragebogen einge­gangen sei, wurde uns von Sanofi bestätigt. Dann hörten wir nichts mehr von dem Unternehmen – trotz Frist­verlängerung.

Die Wort­kargen

Hexal

Produktion von Medikamenten - Das Schweigen der Pharma­branche

  • Hexal ist ein Generika­hersteller mit Haupt­sitz in Holz­kirchen und mehr als 4 000 Beschäftigten in Deutsch­land.
  • Gehört seit 2005 zu Sandoz, der Generikas­parte von Novartis. Deren Jahres­umsatz in Deutsch­land bekamen wir nicht gesondert mitgeteilt.
  • Medikament in der Befragung: Salbu­hexal N Dosieraerosol. Wirk­stoff: Salbutamol, Einsatz bei Atem­problemen wie Asthma.

Ergebnis unserer Befragung

  • Wir bekamen keine Informationen zu Herkunfts­land und Produktions­bedingungen des Wirk­stoffs.
  • Zur Begründung hieß es, das Mittel sei verschreibungs­pflichtig. Daher sei es kritisch, die Informationen zur Verfügung zu stellen.

MSD

Produktion von Medikamenten - Das Schweigen der Pharma­branche

  • MSD ist ein Original­hersteller und hat in Deutsch­land etwa 2 500 Beschäftigte.
  • Jahres­umsatz hier­zulande etwa 2 Milliarden Euro.
  • Gehört zu Merck & Co., Inc. mit Sitz in Rahway, USA.
  • Medikament in der Befragung: Januvia 100 mg Film­tabletten. Wirk­stoff Sitagliptin, Einsatz bei Typ-2-Diabetes.

Ergebnis unserer Befragung

  • MSD teilte uns mit: „Der Wirk­stoff kommt aus unserem globalen MSD-Netz­werk.“
  • Mutter­konzern Merck sei Mitglied der „Pharmaceutical Supply Chain Initiative“ (PSCI). Diese hat Prinzipien für globale Lieferketten in der Pharma­industrie entwickelt, auch zu Arbeit und Umwelt.
  • Was die PSCI-Mitgliedschaft konkret für den angefragten Wirk­stoff bedeutet, schrieb MSD nicht.

Novartis

Produktion von Medikamenten - Das Schweigen der Pharma­branche

  • Novartis ist ein Original­hersteller mit etwa 7 000 Beschäftigten in Deutsch­land. Der globale Haupt­sitz des Konzerns ist in Basel.
  • Der welt­weite Umsatz betrug 2021 etwa 51,6 Milliarden US-Dollar.
  • Medikament in der Befragung: Ritalin 10 mg Tabletten. Wirk­stoff Methylphenidat, Einsatz bei der Aufmerk­samkeits­störung ADHS.

Ergebnis unserer Befragung

  • Das Unternehmen informierte uns nicht konkret über Produktions­bedingungen für den angefragten Wirk­stoff. Es schrieb: „Wir haben welt­weit ein Netz­werk an Produktions­stand­orten.“ Bezüglich Qualität, Arbeits­sicherheit und Umwelt­schutz würden über­all die gleichen Stan­dards gelten wie an Stand­orten von Novartis in Deutsch­land.
  • Im Juni teilte uns Novartis mit, es vertreibe das Präparat nicht mehr.

Die Koope­rativen

AbZ-Pharma

Produktion von Medikamenten - Das Schweigen der Pharma­branche

  • AbZ-Pharma ist ein Generika­hersteller und gehört zum israe­lischen Teva-Konzern. Der hat hier­zulande seinen Haupt­sitz in Ulm und etwa 2 900 Beschäftigte.
  • Deutsche Umsätze wies Teva uns nicht gesondert aus. Welt­weit betrug der Konzern­umsatz 2021 knapp 16 Milliarden US-Dollar.
  • Medikament in der Befragung: Ramipril AbZ 5 mg Tabletten. Wirk­stoff: Ramipril, Einsatz etwa bei Blut­hoch­druck.

Ergebnis unserer Befragung

  • Der angefragte Wirk­stoff stamme von außer­halb der EU und USA. Eine genauere Angabe „lässt das Vertrags­management nicht zu.“
  • Einige Informationen zur Qualitäts­sicherung bei Zulieferern, darunter angemeldete Audits alle drei Jahre.
  • Keine Infos zu Arbeits- und Umwelt­bedingungen an ausländischen Produktions­stand­orten.

Aliud Pharma

Produktion von Medikamenten - Das Schweigen der Pharma­branche

  • Aliud Pharma ist ein Generika­hersteller aus Laichingen, hat dort rund 70 Beschäftigte und gehört zum Stada-Konzern. Den Umsatz von Aliud Pharma bekamen wir nicht gesondert ausgewiesen.
  • Präparate tragen oft die Bezeichnung „AL“ im Namen.
  • Medikament in der Befragung: Naproxen AL 500 Tabletten. Wirk­stoff: Naproxen, Einsatz bei entzündlichen Leiden und Schmerzen.

Ergebnis unserer Befragung

  • Füllte als einziger Anbieter unseren kompletten Fragebogen aus.
  • Der angefragte Wirk­stoff komme haupt­sächlich aus Indien.
  • Aliud Pharma prüfe bei Zulieferern gültige Vorschriften – etwa mit angemeldeten Audits alle drei Jahre.
  • Kaum Infos, welche Arbeits- und Umwelts­tandards geprüft werden. Arbeits­zeiten im Ausland entsprächen dortigen Vorschriften, Löhne müssten nicht über den lokalen Mindest­lohn hinaus­gehen.

Ratiopharm

Produktion von Medikamenten - Das Schweigen der Pharma­branche

  • Ratiopharm ist ein Generika­hersteller und Pionier dieser Branche in Deutsch­land.
  • Gehört seit 2010 zum israe­lischen Teva-Konzern. Mehr Informationen zu Teva siehe AbZ-Pharma.
  • Medikament in der Befragung: Oxycodon-HCl-ratiopharm 80 mg Retard­tabletten. Wirk­stoff: Oxycodon, starkes Schmerz­mittel.

Ergebnis unserer Befragung

  • Wir bekamen mitgeteilt, der Wirk­stoff stamme aus Europa (nicht EU). Eine genauere Angabe „lässt das Vertrags­management nicht zu“.
  • Grund­sätzliche Angaben zur Qualitäts­sicherung bei Zulieferern – darunter angemeldete Audits alle drei Jahre.
  • Keine Informationen zu Arbeits- und Umwelt­bedingungen an ausländischen Produktions­stand­orten.

1A Pharma

Produktion von Medikamenten - Das Schweigen der Pharma­branche

  • 1A Pharma ist ein Generika­hersteller mit Haupt­sitz im bayerischen Holz­kirchen.
  • Gehört seit 2005 zu Sandoz, der Generika-Sparte von Novartis. Deren deutscher Umsatz wurde uns nicht gesondert mitgeteilt.
  • Medikament in der Befragung: Fentanyl-1A Pharma 50µg/h Matrix­pflaster. Wirk­stoff: Fentanyl, starkes Schmerz­mittel.

Ergebnis unserer Befragung

  • Wir bekamen mitgeteilt, der angefragte Wirk­stoff stamme aus Deutsch­land und den USA.
  • Weitere Angaben musste 1A Pharma uns damit nicht machen – wollte aber auch nicht. Die Arznei sei rezept­pflichtig, sogar ein Betäubungs­mittel. Da „sollten Verbraucher keinen Einfluss auf eine Entscheidung nehmen, die dem Arzt vorbehalten ist“.
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Kommentarliste

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  • hgf86 am 15.08.2022 um 15:25 Uhr
    Unbedingt am Ball bleiben

    Ihre Recherche ist für den Verbraucher wahrscheinlich die einzige zumutbare Möglichkeit, sich vor Gefahren zu schützen. Bitte, nutzen Sie ALLE Ihnen verfügbaren Möglichkeiten zur Aufklärung.
    Mit Dank für Ihren Einsatz
    Hans-Georg Fischer