
Typische Versprechen. Sie kommen zum Beispiel von Canea, Canitat M, Healthy-Herbs und Vaay. 30 Kapseln Hanfextrakt von Vaay kosten stolze 58 Euro.
CBD – das steht für den derzeit wohl angesagtesten Pflanzenstoff: Cannabidiol aus Hanf. CBD soll entspannen und beim Einschlafen helfen. Die Stiftung Warentest ist diesem Versprechen auf den Grund gegangen und hat 16 CBD-Öle, CBD-Kapseln, Aromaöle und einen Verdampfer untersucht. Unser Test-Fazit fällt kritisch aus – und das aus mehreren Gründen.
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Kostspielige Investition fürs Wohlbefinden
Ob Bio-Supermarkt, Drogerie, Fernsehwerbung oder Online-Plattform: Überall gibt es plötzlich CBD-Produkte. Sie sollen zum Wohlbefinden beitragen, entspannen, sanft wirken – genau das, was mancher in Pandemie-Zeiten suchen mag.
Billig sind sie nicht: Das Öl von Canobo mit 2,75 Prozent CBD kostet für 10 Milliliter im Test 20 Euro, das 10-prozentige von Canitat M rund 80 Euro. Wer so viel ausgibt, erhofft sich auch viel, belegt unsere repräsentative Umfrage unter 1 000 Personen im Alter von 16 bis 75 Jahren.
Das bietet der CBD-Check der Stiftung Warentest
- Testergebnisse. Unsere Tabelle zeigt Laborergebnisse für 9 CBD-Öle und 5 CBD-Kapseln zum Einnehmen – etwa von Dr. Loges, Healthy-Herbs und Hempamed – sowie für 2 Aromaöle. Sie ordnet Produkte nach Sinnhaftigkeit und Sicherheit ein. Darüber hinaus haben wir den CBD-Verdampfer von Vaay exemplarisch geprüft.
- Beratung. Auf Basis vorliegender Studien zu Cannabidiol bewerten wir typische Werbeaussagen zu Hanf-Produkten.
- Umfrageergebnisse. Unsere repräsentative Umfrage zeigt, wie viele Menschen CBD bereits anwenden und welche Erwartungen sie damit verbinden.
- Hintergrund. Wir sagen, woher CBD kommt, wie es im Körper wirkt und was es von Hanfsubstanzen wie THC unterscheidet. Auch die schwer durchschaubare rechtliche Situation von CBD-Produkten ordnen wir ein.
- Heftartikel. Wenn Sie das Thema freischalten, erhalten Sie Zugriff auf das PDF zum Testbericht aus der Februar-Ausgabe.
Weniger CBD enthalten als versprochen
Für 16 Öle und Kapseln sowie einen Verdampfer analysierten wir im Labor die Inhaltsstoffe und fahndeten nach Schadstoffen. Ergebnis: Nicht immer ist auf den ausgelobten CBD-Gehalt Verlass, er kann niedriger ausfallen oder lässt sich nicht eindeutig aus den Zutaten ableiten. Auch fanden wir unerwünschte Mineralölgehalte, die sich durch verbesserte Produktionsabläufe vermeiden ließen.
Vier Produkte mit bedenklichem THC-Gehalt
Alle Produkte im Test enthalten auch THC, die berauschende Substanz aus Hanf. Meist sind es nur Spuren. In den Ölen von Canobo und Duowell sowie den Kapseln von Hempamed und Natcan wiesen wir allerdings mehr THC nach, als die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit für unbedenklich hält – diese Präparate sind nicht sicher, psychogene Effekte wie eine verminderte Reaktionsfähigkeit können nicht ausgeschlossen werden.
CBD-Produkte berauschen nicht
Üblicherweise enthalten CBD-Produkte kein oder kaum THC. In der EU ist nur Nutzhanf mit einem THC-Gehalt von weniger als 0,2 Prozent zugelassen. Unser Test zeigt aber: Kritische THC-Mengen sind nicht auszuschließen. Auch bei anderen Produkten mit Hanf wie Tee und Kaugummi wurden sie schon nachgewiesen (Lebensmittel mit Hanf: Manchmal mehr THC als erlaubt).
Von THC-Dosen, wie sie arzneilich eingesetzt werden (Wie THC, Nabilon und Cannabidiol Kranken helfen können), waren die Funde im Test aber weit entfernt, erst recht von denen eines Joints. Wer sich von CBD-Produkte ein „High“ verspricht, wird enttäuscht sein.
CBD: Was ist über den Wunderstoff bekannt?
Cannabidiol wirkt auf komplexe Weise im Körper, und zwar wie ein Arzneimittel. Erwiesen ist unter anderem, dass es ins körpereigene Endocannabinoid-System eingreifen und so etwa Erregung abbremsen kann. Es könnte aber auch gegensätzlich wirken. Viele Fragen sind noch offen, etwa zu Wechselwirkungen mit Medikamenten (Medikamente im Test). Wer Medikamente einnimmt, sollte auf CBD verzichten, das gilt auch für Schwangere und Stillende.
Bisher noch keine Zulassung für CBD
Von THC abgesehen: Legal sind CBD-Produkte, die zum Verzehr gedacht sind, auch nicht. Sie befinden sich rechtlich in einer Grauzone. Als Nahrungsergänzungsmittel sind sie laut Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit nicht zugelassen und dürften nicht verkauft werden. Im Dezember 2020 hat die EU-Kommission jedoch mitgeteilt, CBD könne als Lebensmittel angesehen werden. Sie prüft nun Zulassungsanträge der Hersteller. Ob diese genehmigt werden, ist offen.
Fundierte Studien zu CBD sind Mangelware
Keiner der Anbieter im Test stellte uns auf Nachfrage Studien zu seinem Produkt und dessen Nutzen zur Verfügung. Wir fanden für Produkte mit Cannabidiol keine Beweise und Studien, die methodisch überzeugten. Fundierte Belege gibt es nur für einige wenige zugelassene Medikamente.
Tipp: Welche Wirkstoffe bei Depressionen, Schlafstörungen, Nervosität und Schmerzen helfen, verrät unsere Datenbank Medikamente im Test.
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