
Entzündete Brustwarzen, schwacher Milcheinschuss – solche Erfahrungen machen frischgebackenen Müttern wenig Mut, ihre Babys lange zu stillen. Aufs Stillen sollten sie dennoch nicht verzichten: die meisten Beschwerden lassen sich mit einfachen Maßnahmen lindern. Betroffene sollten sich fachliche Unterstützung holen und, wenn nötig, Salben und Medikamente anwenden. test.de gibt Empfehlungen für die am häufigsten auftretenden Stillprobleme.
Fast jede dritte Frau ist betroffen
Irgendwie ist es unangenehm, aber auch ganz natürlich: Fast jede dritte Frau hat in den ersten zwei Wochen nach der Geburt mit Stillproblemen zu kämpfen. Die Brust muss sich an die neue Belastung durch das Saugen des Babys gewöhnen. Zwar werden Mütter heute in vielen Entbindungskliniken aktiv ans Stillen herangeführt – doch zurück zuhause fehlt es ihnen bei Problemen oft an Unterstützung. Am häufigsten klagen Frauen über entzündete Brustwarzen, eine schmerzende Brust oder einen vermeintlichen Milchmangel. Ergebnis: Manche stellen viel zu früh das Stillen ein, obwohl es sowohl für das Baby als auch für die Mutter viele Vorteile hat.
Tipp: Besprechen Sie Probleme frühzeitig ohne Scham mit Ihrer Hebamme, die in den ersten Wochen nach der Geburt zu Hausbesuchen kommt. Auch bei Stillberaterinnen in Krankenhäusern, Geburtshäusern oder bei Vereinen wie La Leche Liga finden Sie Hilfe.
Zu wenig Milch ist oft nur Einbildung
Am häufigsten begründen Frauen das frühe Abstillen damit, nicht genug Milch zu haben. Das belegt eine breit angelegte Auswertung von Studien und Datenbanken der La Trobe University in Melbourne, Managing common breastfeeding problems in community. Der australischen Forscherin zufolge ist der Milchmangel oftmals aber Einbildung und zeugt von mangelndem Vertrauen in den eigenen Körper. Es gebe viele Wege, die Milchproduktion anzuregen. So sei vor allem früher Hautkontakt zwischen der Mutter und dem Baby förderlich.
Tipp: Legen Sie Ihr Baby regelmäßig zum Trinken an. Häufiges Entleeren der Brust stimuliert die Milchproduktion, ebenso das Abpumpen der Milch. Dabei ist es normal, dass die Brust im Laufe der Stillzeit weicher und kleiner wird. Falls Ihnen trotzdem Zweifel bleiben, ob Ihr Baby genügend Milch bekommt, können die Hebamme oder der Kinderarzt das Gewicht des Kindes regelmäßig kontrollieren.
Richtiges Anlegen beugt wunden Brustwarzen vor
Mehr als jede zweite Erstgebärende leidet der Studienauswertung zufolge unter schmerzenden Brustwarzen. Häufigste Ursache dafür: das falsche Anlegen des Babys an die Brust. Tatsächlich will das richtige Anlegen geübt sein. Dafür sind Krankenschwestern und Hebammen unmittelbar nach der Geburt da – um Stillpositionen zu zeigen und, wenn nötig, zu korrigieren. Meist bessert sich das Wundsein nach einigen Tagen, wenn die Brustwarzen „abgehärtet“ sind und nach dem Stillen mit geringen Mengen Lanolinsalbe gepflegt werden. Bei längerem, starkem Wundsein kann eine antibiotikahaltige Salbe, zum Beispiel mit dem stillfreundlichen Wirkstoff Mupirozin, helfen.
Tipp: Sitzen oder liegen Sie beim Stillen bequem und entspannt. Viele Frauen schwören auf ein Stillkissen. Ziehen Sie Ihr Baby nah zu sich, so dass der Bauch des Babys Ihren Körper berührt. Das Baby sollte den Mund beim Anlegen weit öffnen und beim Saugen die Lippen nach außen stülpen – nur so umfasst es die ganze Brustwarze und nicht nur einen Teil davon. Das Kind saugt richtig, wenn sich seine Kiefer bewegen und Schluckgeräusche hörbar sind.
Pilz- und Herpesinfektionen mit Salben behandeln
Schmerzen Brustwarzen über längere Zeit, können andere Ursachen im Spiel sein – etwa eine Pilzinfektion. Diese äußert sich meist durch brennende Schmerzen während und nach dem Stillen, die eventuell in die Brust ausstrahlen. Ebenso können weiße Flecken in den Wangentaschen des Babys auf eine Pilzinfektion hinweisen. Dann müssen Mutter und Kind mit einer Pilzsalbe, beispielsweise mit dem Wirkstoff Miconazol, behandelt werden. Selten, aber auch möglich: eine Herpes-Infektion. Diese zeigt sich an abgegrenzten schmerzenden Bläschen um die Brustwarze und ist immer ein Fall für den Arzt. Betroffene Mütter müssen das Stillen unterbrechen, bis die Bläschen abgeheilt sind. Schließlich können Brustwarzen auch jucken, schmerzen und gerötet sein, weil die Haut auf bestimmte Salben, Cremes oder Materialien von Milchpumpen und Brusthütchen sehr empfindlich reagiert. Dann bringt eine corticoidhaltige Salbe, etwa mit dem Wirkstoff Mometason, schnelle Linderung.
Tipp: Waschen Sie verletzte Brustwarzen einmal täglich mit warmem Wasser, damit sich keine Keime ansiedeln. Waschen Sie sich oft die Hände und wechseln Sie täglich die Unterwäsche. Bevorzugen Sie aus hygienischen Gründen Einweg-Stilleinlagen. Empfehlungen zu stillverträglichen Medikamenten finden Sie zum Beispiel auf der Informationsseite des Pharmakovigilanz- und Beratungszentrums für Embryonaltoxikologie sowie in der amerikanischen Datenbank LactMed.
Bei Brustentzündung schnell reagieren
Als besonders schmerzhaft empfinden Frauen eine Brustentzündung – in der Fachsprache Mastitis genannt. Dabei ist ein meist keilförmiger Teil der Brust gerötet, heiß und empfindlich. Hervorgerufen wird dieses Phänomen durch einen oder mehrere blockierte Milchgänge: es kommt zum Milchstau. Es können zusätzlich grippeartige Symptome wie Fieber, Gliederschmerzen, Übelkeit und Kopfschmerzen auftreten – dann handelt es sich um eine Infektion, die vom Arzt behandelt werden sollte, eventuell mit einem Antibiotikum.
Tipp: Lassen Sie sich vom Partner oder der Familie bei der Babypflege unterstützen – häufig ist auch Stress Auslöser für eine Mastitis. Bei den ersten Anzeichen für einen Milchstau sollten Sie schnell handeln und Ihre Hebamme um Hilfe bitten. Entleeren Sie die Brust und legen Sie Ihr Kind häufig an – und zwar so, dass sich sein Unterkiefer in Richtung der gestauten Stelle befindet. Eine warme Dusche oder das Auflegen eines Wärmekissens vor dem Entleeren regen den Milchfluss an. Wenn Ihr Baby nicht ausreichend saugt, sollten Sie Milch abpumpen oder mit der Hand ausstreichen.
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