
Wer ab 2015 eine private Rentenversicherung abschließt, bekommt weniger Geld. Zeit, die Versorgung im Alter zu überprüfen.
Ganz schön viel Neues bei der Altersvorsorge: die gesetzliche Rente reformiert durch Mütterrente und Rente mit 63; die private Altersvorsorge ebenfalls in diesem Sommer gesetzlich neu geregelt. Hier sinkt der Garantiezins ab 2015 von 1,75 Prozent auf 1,25 Prozent Garantiezins sinkt. Außerdem wurden die Kunden viel weniger als bisher an den mit ihren Beiträgen angesparten Reserven der Versicherer beteiligt.
Wer also über eine Rentenversicherung nachdenkt, sollte jetzt prüfen, ob er eine braucht, und sie vor Jahresende abschließen.
Die Unternehmen selbst sind auch nicht untätig, bringen neue Produkte mit verringerten Garantien, aber höheren Renditechancen auf den Markt. Das lässt viele Altersvorsorge-Sparer verunsichert zurück. Das gilt für diejenigen, die schon einen Altersvorsorge-Vertrag haben und für solche, die sich überlegen, einen abzuschließen. Gerade weil es ganz unterschiedliche Produkte gibt, ist es schwer, sich zu entscheiden.
So ist Finanztest-Leser Steffen Gruner sehr verwundert: „Ich habe die Riester-Rentenversicherung von Huk24 mit der klassischen privaten Rentenversicherung der Huk24 verglichen. Zu meinem Erstaunen ist die prognostizierte Rente der privaten Rentenversicherung bei gleicher Einzahlung höher als die der Riester-Rente.“ Darauf kommt er, weil er zwei verschiedene Arten der Auszahlungsvariante verglichen hat. Bei einer Riester-Rentenversicherung ist nur die volldynamische Überschussvariante zulässig: Die Rente darf nur steigen, nie sinken. Deshalb ist die hochgerechnete Rente zu Rentenbeginn geringer. Bei einer privaten Rentenversicherung kann der Kunde dagegen wählen zwischen der volldynamischen Form und der konstanten Überschussrente (auch „flexible“ Überschussrente genannt). Wenn die Überschüsse sinken, kann sie bei der konstanten Variante auch wieder niedriger werden. Versicherer prognostizieren hier zu Beginn eine höhere Rente.
Lohnt sich eine Versicherung noch?
Andere Sparer fragen sich, ob sie so einen Vertrag überhaupt noch abschließen sollen. Etwa Finanztest-Leser „Vincent“ auf test.de: „Die Zinsen sind im Vergleich zu 2002 deutlich gesunken. Soll ich nun eher mit dem Abschluss eines Riester-Vertrags warten oder trotzdem abschließen?“
Die Niedrigzinsphase wirkt abschreckend auf alle, die fürs Alter sparen müssen. Doch es hilft nichts: Auch im Alter muss Geld da sein für die Miete, den Bäcker, den Fleischer, den Urlaub, die Güter des täglichen Bedarfs. Eine zusätzliche Vorsorge benötigt jeder, der seinen Grundbedarf im Ruhestand durch die gesetzliche Rente oder das berufsständische Versorgungswerk allein nicht decken kann. Dies geht mit einer betrieblichen Altersvorsorge, einer staatlich geförderten privaten Vorsorge, einer privaten Rentenversicherung – oder einer Kombination.
Viele Freiberufler und Selbstständige haben überhaupt keine obligatorische Absicherung; sie müssen ihre Altersvorsorge komplett selbst organisieren. Infrage kommen eine Rürup-Rente oder eine private Rentenversicherung. Auch freiwillige Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung können sich lohnen Gesetzliche Rente: Lohnende Alternative für Selbstständige.
Fonds- und Banksparpläne, Festzinsanlagen oder eine vermietete Immobilie sind ebenfalls Formen der Altersvorsorge. Doch sie garantieren keine lebenslange Rente.
Mindesthöhe garantiert
Eine lebenslange Rente mit garantierter Mindesthöhe bei Vertragsschluss ist der wichtigste Vorteil einer Rentenversicherung – egal, ob privat abgeschlossen oder staatlich gefördert als Riester- oder Rürup-Rente. Damit kann der Sparer sicher planen – vorausgesetzt, er kann sich die Beiträge bis zur Rente leisten und muss seinen Vertrag nicht vorzeitig kündigen oder beitragsfrei stellen. Dann lohnt sich die Sache nicht.
Eine Riester-Rente muss der Kunde nicht als Rentenversicherung abschließen, sie gibt es günstiger auch als Bank- oder Fondssparplan. Grafik: Welche Vorsorge für wen? Bei allen Riester-Varianten sind die eingezahlten Beiträge und die staatliche Förderung für die spätere Rente garantiert. Anders bei der Rürup-Rente, die es ebenfalls als Fondssparplan gibt. Weil Garantien fehlen, sind für Rürup-Sparer auch Verluste möglich.
Hohe Kosten knabbern an der Rente
Die Sicherheit einer Rentenversicherung erkaufen sich Kunden teuer. Hohe Abschluss- und Verwaltungskosten knabbern am Ertrag. Dabei weiß der Kunde meistens nicht einmal, wie viel sein Vertrag kostet.
Karsten Eichmann, Vorstandschef des Versicherers Gothaer, macht im Gespräch mit dem „Handelsblatt“ einen Erklärungsversuch: „Vom verwalteten Vermögen in einer Lebensversicherung werden im Schnitt nur 1,13 Prozent für Provisionen und Verwaltung berechnet.“ Und Eichmann setzt gar noch eins drauf: „Bei der Gothaer liegt der Wert sogar noch etwas niedriger.“ Das klingt nach sehr wenig. Doch was heißt das in Euro und Cent für den Kunden, der diese Kosten mit seinen Beiträgen bezahlt?
In unserem aktuellen Test von privaten Rentenversicherungen (Testergebnisse: Klassische private Rentenversicherung 10/2014) haben wir festgestellt, dass die Gothaer von insgesamt 36 000 Euro Beitrag, den unser Modellkunde bis Rentenbeginn zahlt, 8,3 Prozent für Kosten abzwackt. Das sind knapp 3 000 Euro.
Wenn die Rente schließlich fließt, zieht die Gothaer für Verwaltungskosten noch einmal 2,4 Prozent ab. Sie ist also nicht, wie Eichmann suggeriert, besonders kostengünstig. Im Vergleich liegt sie allenfalls im Mittelfeld.
Versicherer verschleiern Provisionen
Dieses Beispiel zeigt: Versicherer scheuen Kostenklarheit. So haben sie verhindert, dass die Kunden die Abschlussprovision für den Vermittler erfahren. Eine entsprechende Regelung wurde in letzter Minute aus dem jüngst vom Bundestag beschlossenen Lebensversicherungsreformgesetz gestrichen.
Stattdessen müssen die Versicherer ab 2015 nur die „Effektivkosten“ nennen. Der Kunde soll erfahren, um wie viel Prozentpunkte Kosten die Rendite mindern. Das hat der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) seinen Mitgliedern bereits im Jahr 2011 empfohlen. Doch wie unser Test privater Rentenversicherungen zeigt, hält sich kaum ein Unternehmen daran: Nur bei 16 von 39 untersuchten Tarifen steht eine entsprechende Angabe im Vertrag.
Eine Alternative sind Honorartarife. Hier zahlt der Kunde keine Abschlussprovision, sondern vereinbart mit dem Honorarvermittler ein Honorar. Er weiß also von Anfang an genau, wie viel er bezahlt. Eine Stunde Beratung kostet nach Angaben des Bundesverbandes Deutscher Honorarberater 150 Euro.
Wir haben uns in unserem Test der privaten Rentenversicherung drei Honorartarife angeschaut und festgestellt: Sie sind etwa so teuer wie ein Direkttarif, den der Kunde ohne Vermittler per Internet, Post oder Telefon abschließt.
Doch Honorartarife führen noch ein Schattendasein. So sind beim Versicherer Bayerische nur 5,6 Prozent aller dort abgeschlossenen privaten Rentenversicherungsverträge Honorartarife. Die Versicherer wollen den rund eine viertel Million Versicherungsvermittlern, die auf Provisionsbasis arbeiten, kein Geschäft wegnehmen. Kostentransparenz ist offenbar nicht gewollt.