
Krankenversicherer, die nicht zahlen, maßlose Bürokratie und hohe Beiträge – über diese Probleme klagen viele unserer Leser. Wir zeigen Auswege.
Als pensionierter Hauptkommissar hat Dieter Spohr eine klare Vorstellung von Richtig und Falsch. Ganz falsch ist, wenn Krebspatienten auf hohen Behandlungskosten sitzen bleiben. Er kämpft deshalb nicht nur gegen seine Erkrankung und dafür, dass sein Krankenversicherer LKH seine Strahlentherapie voll bezahlt. Er kämpft ums Prinzip.
Der 74-Jährige ist einer von vielen, den die Vertragsbeziehung zu seinem Krankenversicherer aufreibt. Im Februar 2018 hatten wir unsere Leser nach ihren Erfahrungen mit ihrer privaten Krankenversicherung gefragt. Mit Kritik hatten wir durchaus gerechnet – schließlich wollten wir gezielt mehr über ihre Probleme wissen.
Unser Rat
Vertragspartner. Für Ihren privaten Krankenversicherer sind Sie in erster Linie Vertragspartner und nicht Patient. Akzeptieren Sie nicht jede Entscheidung. Wir zeigen Fallstricke und geben Tipps, wie Sie sich behaupten (mehr Informationen erhalten Sie auf unserer Themenseite Private Krankenversicherung).
Erfahrungen unserer Leser
Die geballte Ladung an Frust, die uns in den darauffolgenden Wochen erreichte, hat uns dann aber doch überrascht. „Manchmal habe ich das Gefühl, dass meine Krankenversicherung mich erst krank macht“, schreibt uns etwa Werner Oelmaier, Diplom-Übersetzer aus Ravensburg, und trifft damit ganz gut den Grundton der meisten von insgesamt 150 teils sehr detaillierten Zuschriften. Einige Themen waren besonders häufig – wir zeigen sie anhand von drei Leserfällen privat Krankenversicherter und geben Rat, wie sie den typischen Problemen begegnen können.
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Beiträge: Eine Sorge unter anderen
Hohe Beiträge – Dauersorge der privat Versicherten -– waren auch bei unseren Lesern großes Thema. Oft zusammen mit allgemeiner Systemkritik und dem Bedauern, nicht ins gesetzliche System wechseln zu können. Einer, dem das gelungen ist, ist Udo Döpper. Er hat früh genug bemerkt, dass für ihn und seine Familie das private System nicht passt. Im Problem von Udo Döpper erklären wir, wann der Wechsel zurück gelingen kann und wie Versicherte sonst die Beiträge in Schach halten können.
Neben dieser altbekannten Klage machten viele Leser ihrem Ärger Luft, dass Versicherer eingereichte Arztrechnungen nicht oder nur teilweise erstattet hatten. Das Misstrauen gegenüber Versicherern und Ärzten hielt sich bei unseren Lesern dabei fast die Waage: Sind es die Unternehmen, die zu Unrecht kürzen, oder die Ärzte, die zu hoch abrechnen? Selbst für Fachleute ist das manchmal kaum zu beantworten. Als medizinische und juristische Laien können Patienten zwischen den beiden starken Parteien schnell zerrieben werden.
Beantragen, Bezahlen, Einreichen
Den vergleichsweise hohen Verwaltungsaufwand, den eine private Krankenversicherung für chronisch kranke Menschen mit sich bringen kann, empfanden vor allem Beamte als Belastung. Sie sind – anders als Arbeitnehmer oder Selbstständige – nur teilweise über ihren Krankenversicherer abgesichert. Den anderen Teil übernimmt die staatliche Beihilfe. So haben sie gleich zwei Stellen, von denen sie sich Behandlungskosten erstatten lassen müssen.
Dass es nicht unbedingt nur die privat Versicherten selbst sind, die mit dem teils endlosen Papierkram fertig werden müssen, zeigen die Erfahrungen von Claudia Haager. Die Freiburgerin ist gesetzlich krankenversichert, hat aber neuneinhalb Jahre lang ihre Mutter gepflegt, die als Beamtin privat versichert war. Kern fast aller Schwierigkeiten unserer Leser ist das Dreiecksverhältnis, in dem Patienten als Vertragspartner des Arztes auf der einen und des Versicherers auf der anderen Seite stecken.