Private-Equity-Fonds Riskanter Fischzug

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Private-Equity-Fonds locken Kleinanleger an. Deren Geld ­stecken sie in Firmen, die nicht an der Börse notiert sind. Aber ­gerade für Ratensparer ist das oft zu teuer und zu riskant.

Traumrenditen heißen mitunter Traumrenditen, weil sie ein Traum bleiben. Die Anbieter von Private-Equity-Fonds versprechen Kleinanlegern derzeit 10 Prozent, 12 Prozent oder 16 Prozent pro Jahr.

Ob die Träume wahr werden, ist ungewiss. Private-Equity-Fachleute wie Professor Stefan Jugel von der Fachhochschule Wiesbaden halten die Prognosen für „komplett unseriös“.

„Private Equity“ steht für Beteiligungen an außerbörslichen Unternehmen. Die Fonds sammeln Geld von Anlegern, um es in solche Firmen zu investieren.

Einige Fonds investieren mit dem Anlegergeld in junge Firmen, die noch in der Produktentwicklung und den ersten Verkaufsaktivitäten stecken. Diese Finanzierung heißt „Venture Capital“ (englisch für Wagniskapital).

Andere Private-Equity-Fonds investieren eher in etablierte Firmen. Eine oft vorkommende Private-Equity-Form ist das „Management-Buy-out“: Die bisherige Geschäftsführung einer Firma übernimmt das Unternehmen mit finanzieller Unterstützung eines Private-Equity-Fonds.

Der Kauf der Imbisskette Nordsee im Jahr 1997 durch einen Fonds der Private-Equity-Gesellschaft Apax war ein solcher Buy-out. Vor kurzem verkaufte Apax Nordsee wieder.

Grundprinzip von Private Equity ist: Billig einkaufen und teuer verkaufen. Das geht nicht immer gut, wie das Beispiel der Bundesdruckerei zeigt. Ein Apax-Fonds kaufte das Unternehmen für 1 Milliarde Euro, konnte es aber später nur für 1 Euro weiterverkaufen.

Apax sammelt Geld von großen Investoren wie Pensionskassen ein. Kleinanleger kommen an solche Fonds nur über Dachfonds heran. Dachfonds investieren in andere Fonds und beteiligen sich so indirekt an vielen hundert Unternehmen.

Ein Viertel des Geldes für Kosten

Private-Equity-Fonds für Privatanleger gibt es erst seit wenigen Jahren. Anleger können sich mit einer Einmalanlage in Höhe von meist mehreren tausend Euro oder mit Monatsraten ab 25 Euro an diesen Fonds beteiligen. Die Fonds ziehen ihre Kosten ab und stecken das restliche Geld der Anleger dann in Firmenbeteiligungen.

Während die Renditen ungewiss sind, stehen die Kosten fest. Wir haben geprüft, wie hoch sie bei elf Privatanlegerfonds sind: Bei den teuersten bleiben nur drei Viertel vom Anlegergeld für Investitionen. Selbst wenn der Fonds die erträumten zweistelligen Renditen erwirtschaftet, sieht der Anleger davon nur einen Bruchteil.

Gerade Sparpläne, in die Anleger schon ab 25 Euro monatlich einzahlen können, sind äußerst teuer. Bei den Fondssparplänen von InnoVenture, Mig und RWB gehen zum Teil mehr als 20 Prozent des Anlegergeldes für Einmalkosten drauf, von denen zum Beispiel der Fondsvertrieb bezahlt wird. Zudem zieht das Fondsmanagement Jahr für Jahr laufende Kosten ab.

Diese Fonds müssten schon 5 bis 8 Prozent erwirtschaften, damit der Ratensparer nach zehn Jahren Laufzeit wenigstens seine Einzahlungen wiedersieht. Bleibt der Fonds darunter, macht der Anleger Minus. Die Kosten für die Sparpläne Mig Fonds 2, InnoVenture Equity Fund 2 und 3. RWB Private Capital Fonds sind so hoch, dass wir Anleger vor diesen Produkten warnen.

Ebenfalls zu warnen ist vor dem Sparplan des Midas Mittelstandsfonds Nr. 2. Der Fonds ist zwar günstiger als die übrigen Kostentreiber. Doch er ist mit mehr Risiko verbunden. Der Fonds investiert direkt in einige Unternehmen und nicht wie ein Dachfonds indirekt in mehrere Hundert. Die Pleite einer Firma wirkt sich für den Midas-Fonds deshalb stärker aus.

Risiken von Private Equity

Private-Equity-Fonds sind geschlossene Fonds. Ihre Anbieter sammeln so lange Geld, bis sie die geplante Summe beisammen haben. Dann werden keine weiteren Anteile mehr verkauft und die Fondsmanager wirtschaften mit dem Geld.

Das Geld des Anlegers liegt viele Jahre fest. Ein Ausstieg vor Ende der Laufzeit ist meist nicht vorgesehen. In welche Firmen oder Fonds der Private-Equity-Fonds investiert, weiß der Anleger bei Einzahlung oft nicht. Eine der wenigen Ausnahmen ist der Fondsanbieter Nordcapital.

Der Erfolg einer Private-Equity-Investition hängt entscheidend davon ab, welches Wissen und welche Netzwerke ein Fondsmanagement hat.

Es gibt noch keinen deutschen Privatanlegerfonds, der am Ende seiner Laufzeit ist und die in Aussicht gestellten Renditen nachweisen kann. „Es ist für Kleinanleger fast unmöglich, ein gutes Management von einem schlechten zu unterscheiden“, sagt Professor Jugel.

Anbieter von Dachfonds behaupten zum Teil, es sei ausgeschlossen, dass ein Anleger auch nur 1 Cent Verlust mache. Die RWB AG verweist dabei auf das Ergebnis einer Studie aus dem Jahr 2004.

Diese Studie hat aber Schwächen: Sie simuliert Dachfondszusammensetzungen nur mit Fonds, die schon fünf Jahre alt sind. Dass ein Fonds vorher schon Pleite sein kann, fließt in die Risikobewertung des Dachfonds nicht ein.

In den ermittelten Ergebnissen wurden zudem die Kosten der Dachfonds nicht berücksichtigt. „Mit dieser Studie kann die Risikoarmut von Private-Equity-Dachfonds nicht eindeutig nachgewiesen werden“, urteilt der öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige für Börsenwesen, Wertpapiere und Derivate Thorsten Freihube vom Sachverständigenbüro Vogelsang & Sachs.

Die Fondsbetreiber wissen das auch. Im Kleingedruckten ihrer Fondsprospekte steht immer: Totalverlust möglich!

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