Private Altersvorsorge

Altersvorsorge mit Fondssparplänen: Chance auf mehr

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Fondssparpläne erhöhen die Chance auf eine komfortable Altersrente. Doch sie sind anfällig für Krisen an den Finanzmärkten und eignen sich längst nicht für alle Sparer.

Aktien hatten als Beitrag zur ­Altersvorsorge noch nie den besten Ruf. ­Zumindest nicht in Deutschland. Während viele US-amerikanische und britische Rentner wie selbstverständlich auch von ihren Aktienvermögen zehren, gilt bei uns eher das Motto: Aktien für die Spekulation, sichere Geldanlagen für die Rente.

Und die zurückliegenden Börsenjahre scheinen den Skeptikern Recht zu geben. Lässt sich die wankelmütige Aktienanlage überhaupt mit einem Sparziel vereinbaren, für das Verlässlichkeit das A und O ist?

Aussichtsreich und sehr flexibel

Es gibt keine eindeutige Antwort auf diese Frage. Doch man kann guten Gewissens behaupten, dass hohe jährliche Renditen nur mithilfe von Aktien beziehungsweise Aktienfonds erreichbar sind. Wer auf Aktienfonds verzichtet, beraubt sich also erheblicher Chancen – erspart sich aber auch einigen Stress. Anders als bei einer Rentenversicherung oder bei einem Banksparplan gibt es bei Investmentfonds keine Garantie auf positive Erträge. Selbst die kreuzsoliden Euro-Rentenfonds – sie investieren nur in festverzinsliche Anleihen erstklassiger Schuldner – haben gelegentlich Verluste, auch wenn diese in der Vergangenheit denkbar gering ausgefallen sind.

Dennoch sind Fondssparpläne eine aussichtsreiche und vor allem flexible Sparform. Die wichtigsten Vorteile:

  • Sparer können jederzeit einsteigen und die Höhe sowie den Rhythmus der Einzahlungen weitgehend frei bestimmen. Üblich ist zwar die monatliche Abbuchung, aber es lässt sich auch ein vierteljährlicher oder anderer Turnus einrichten. Viele Sparer werden sich mit kleinen monatlichen Raten begnügen. Die Mindesthöhe liegt je nach Bank, Discountbroker oder Fondsshop meist bei 50 Euro, aber es sind auch beliebig höhere Sparbeträge möglich.
  • Wer will, kann auch zusätzlich größere Einzahlungen dazwischenschieben. Das ist vor allem zu Beginn des Sparplans sinnvoll, um erst einmal eine solide ­Basis zu schaffen. Auch eine Unterbrechung des Sparplans, etwa bei einem überraschenden finanziellen Engpass, ist kein Problem.
  • Sparer können ihre Raten in nur einen Fonds investieren oder mehrere Fonds parallel besparen. Etwas höhere Sparbeträge vorausgesetzt, kann man ein Sparplandepot einrichten, das genau auf das Risikoprofil des Anlegers zugeschnitten ist.
  • Der Ausstieg aus einem Sparplan ist jederzeit möglich. Über Nacht lassen sich die Fondsanteile zu Bargeld machen. Den aktuellen Rückgabepreis für die Fondsanteile erfährt der Sparer aus dem Internet oder auch aus dem Wirtschaftsteil seiner Tageszeitung.

Fondssparpläne haben aber auch Schattenseiten, vor allem die erheblichen Kosten. Beim Ausgabeaufschlag, wie die Differenz zwischen Verkaufs- und Rücknahmepreis genannt wird, kann man durch die Auswahl des Anbieters (siehe Tabelle: Konditionen von Direktbanken und Vermittlern) noch sparen, aber die laufenden Kosten fallen auf jeden Fall an. Als Verwaltungs- und Managementgebühren werden sie automatisch dem Fondsvermögen entnommen und mindern die Rendite. Bei weltweit anlegenden Aktienfonds sind jährliche Kosten von 1 bis 2 Prozent üblich.

Ohne Risiko nichts los

Wer in Aktienfonds investiert, sollte auf heftige Wertschwankungen gefasst sein. Allerdings zeigt ein Blick in die Vergangenheit, dass die Aktienmärkte auf lange Sicht nur eine Tendenz kannten: steil aufwärts. Deshalb ist das Sparen in Aktienfonds auch empfehlenswert – unter zwei Voraussetzungen: Der Sparer sollte erstens bei Sparbeginn möglichst jung sein und sich zweitens nicht allein auf diese Anlageform verlassen.

Für Sparpläne eignen sich Aktienfonds, die welt- oder europaweit anlegen. Sie bieten eine gute Risikostreuung, auf die Anleger gerade beim Sparen für ihre Altersvorsorge nicht verzichten sollten. Länder- oder gar Branchenfonds sind für diesen Zweck zu unberechenbar. Schließlich sind die Risiken eines Investments in Aktienfonds auch so schon groß genug. Einen Überblick über ­besonders empfehlenswerte Sparpläne finden Sie in der Tabelle: Sparpläne für die besten Fonds.

Dass es selbst bei etablierten Aktienmärkten keine Garantie auf steigende Kurse gibt, illustriert der japanische Markt: Sein bekanntester Aktienindex, der Nikkei 225, stand schon einmal bei fast 40 000 Punkten. Das war im Jahre 1989. Gut 15 Jahre danach pendelt der Nikkei zwischen 10 000 und 12 000 Punkten. Ob Anleger, die zum Höchststand in den Markt eingestiegen sind, noch zu Lebzeiten ihre Einstandskurse wiedersehen, ist alles andere als sicher.

Am Beispiel Japan lassen sich aber auch die Vorzüge von Fondssparplänen aufzeigen. Anders als beim einmaligen Fondskauf investiert der Anleger Monat für Monat einen konstanten Betrag und bekommt dafür, je nach aktuellem Fondskurs, eine bestimmte Zahl von Fondsanteilen gutgeschrieben. Der Sparer eines Fonds mit japanischen Aktien hätte also 1989 nur sehr wenige Anteile, in den Folgejahren fürs gleiche Geld entsprechend mehr Anteile erhalten. Selbst ein extrem ungünstiger Einstiegszeitpunkt hat durch diesen so genannten Cost-Average-Effekt nicht so drastische Folgen für das Sparergebnis. Nur wenn der Markt extrem schlecht oder sehr untypisch läuft – siehe „Keine Wunderwaffe gegen Kursverluste“ – kann auch der Cost-Average-Effekt nichts mehr retten.

Der Ausstieg entscheidet

Für einen auf 30 Jahre angelegten Fondssparplan ist es ohnehin nebensächlich, was in der Anfangsphase passiert, denn in dieser Phase sind nur geringe Summen im Spiel. Entscheidend ist die Kursentwicklung gegen Ende des Sparplans. Im günstigsten Fall bekommt das bis dahin angehäufte Fondsvermögen durch eine Börsenhausse noch einen entscheidenden Renditekick, im ungünstigsten Fall fällt ein Großteil des Sparerfolgs einem Crash der Finanzmärkte zum Opfer.

Dass es dazu gar nicht kommt, kann auch der Sparer selbst beeinflussen. Zwar weiß niemand im Voraus, wann es an den Börsen zu starken Einbrüchen oder gar zum Crash kommt, aber langfristig orientierte Fondssparer haben die Möglichkeit, sich zu wappnen. Durch Flexibilität beim Ausstieg erhöhen sie ihre Renditechancen erheblich.

Es wäre purer Zufall, sollte sich ein heute gewählter Stichtag, der 20 oder 30 Jahre in der Zukunft liegt, tatsächlich als günstigster Verkaufszeitpunkt entpuppen. Viel wahrscheinlicher ist es, dass der ideale Ausstieg davor oder danach liegt. Wer sich frühzeitig überlegt, welchen jährlichen Wertzuwachs er anstrebt, kann seine Aktienfonds vielleicht schon lange vor dem geplanten Ausstieg verkaufen und in sichere Anlagen umschichten. Damit sichert er sich sein Sparziel auf jeden Fall. In der Vergangenheit hat diese Strategie oft geklappt.

Sollte sich indes keine Chance ergeben, das Wunschziel vorzeitig zu erreichen, können Sparer manchmal durch eine Verlängerung der Spardauer Boden gutmachen. Ein oder zwei Jahre Geduld wirken manchmal Wunder. Die Renditeaussichten werden durch diese zusätzliche Option auf jeden Fall besser.

Für jeden die passende Strategie

Doch wie man es auch dreht und wendet: Bei Fondssparplänen bleibt stets ein Restrisiko, dass man am Ende mit einem Verlust dasteht. Wie hoch dieses Risiko ist, hängt von zwei Faktoren ab: von der Anlagedauer und von der Höhe des Aktienfondsanteils. Anleger, die sehr jung in einen Sparplan einsteigen und statt eines reinen Aktienfonds einen Mix aus Aktien- und Rentenfonds besparen, können die Wahrscheinlichkeit eines Verlustes stark vermindern.

Finanztest hat anhand von Simulationen berechnet, wie hoch das Risiko für verschiedene Fondsmischungen bei unterschiedlich langen Anlagezeit­räumen ausfällt. Dabei haben wir bestimmte Wertentwicklungen und Wertschwankungen unterstellt (siehe Tabelle: Sparplanmischung). Grundsätzlich gilt: Wer nur für kurze Dauer sparen und dennoch voll auf Aktienfonds setzen möchte, sollte schon eine gewisse Risikobereitschaft mitbringen. Je nach Fonds und mehr oder weniger glücklichem Ausstieg endet nach zehn Jahren statistisch gesehen etwa jeder achte bis zwölfte Sparplan mit internationalen Aktien im Minus.

Wem das zu heiß ist, der muss die Aktienfondsquote herunterfahren. Bei einem Anteil von 25 Prozent sinkt die Verlustgefahr selbst bei nur zehnjähriger Spardauer unter 1 Prozent. Das können auch vorsichtige Anleger verkraften. Mit steigender Spardauer sind deutlich höhere Aktienfondsquoten möglich, ohne dass Sparer Kopf und Kragen riskieren. So kann auch ein vorsichtiger Anleger 75 Prozent Aktienfonds in sein Sparplankonzept einbauen, wenn er mindestens 30 Jahre dabeibleibt. Für etwas Mutigere bietet sich bei so langer Spardauer ein reines Aktienfondsdepot an. Selbst mit nur durchschnittlichen Fonds und ohne clever gewählten Ausstieg steigt die Verlustwahrscheinlichkeit kaum über 2 Prozent.

Kühlen Kopf bewahren

In erster Linie denkt man beim Sparen freilich nicht an mögliche Verluste, sondern fragt sich, welcher Wertzuwachs möglich ist. Die Tabelle „Sparplanmischung“ gibt Auskunft darüber, welche Renditen für bestimmte Fondsmischungen und Anlagezeiträume realistisch sind. So können Sparer abwägen, wann ein günstiger Zeitpunkt für den Ausstieg erreicht ist. Die Erfahrung lehrt, dass man gut beraten ist, ordentliche Gewinne zu sichern, statt auf den großen Wurf zu spekulieren. Ein nüchterner Umgang mit dieser Sparform kann helfen, ihre Vorteile voll auszureizen. Und vielleicht trägt er ­einen Teil dazu bei, Aktienfonds als ­Altersvorsorge auch in Deutschland ­salonfähig zu machen.

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