„Edel“ und „erlesen“ sei die Auswahl, „unverwechselbar“ und „exklusiv“ der Genuss, so versprechen es viele Pralinen-Anbieter. Ob die Erwartungen erfüllt werden, haben die Tester pünktlich zum Fest an Marzipan- und Nougatpralinen geprüft – insgesamt waren es 23 Produkte aus Fertigpackungen sowie lose Ware von der Theke. Viele der Pralinen im Test bereiten kulinarische Freude. Mineralölrückstände und ein Konservierungsstoff bremsen allerdings die Feierlaune.
Testergebnisse für 23 Pralinen 12/2014
Liste der 23 getesteten Produkte
700 Pralinenpackungen im Test
Überwiegt im Mund die Süße? Enthält das Marzipan nur Mandeln? Ist die Schokolade mit Kadmium belastet? Um diese und andere Fragen klären zu können, mussten die Einkäufer der Stiftung Warentest pro Produkt etwa 30 Packungen besorgen. Im Test waren 22 Pralinensorten – 10 mit Marzipan, 12 mit Nougat (darunter ein Bioprodukt); eine Besonderheit: Nougathappen ohne Schokolade.
Mindestens ein Viertel Schokolade
Die Kakaoverordnung definiert die Praline als „Erzeugnis in mundgerechter Größe“, das wie im Test beispielsweise aus „gefüllter Schokolade“ oder aus „zusammengesetzten Schichten“ besteht. Der Schokoladenanteil muss in jedem Fall mindestens 25 Prozent betragen. Ob das alle Hersteller einhalten, zeigen die detaillierten Testergebnisse. So viel sei vorweg verraten: Pralinen zu untersuchen, ist eine komplexe Angelegenheit. Typische Inhaltsstoffe wie Zucker, Fett und Kakao wandern von der Schokoladenhülle in die Füllung und umgekehrt. Aussagen über die Qualität der Schokolade sind deshalb nicht möglich.
Die Verkostung ist besonders wichtig
Mit Empfehlungen geizen müssen die Tester nicht: Insgesamt 12 Produkte schneiden gut ab, darunter sowohl Marzipan- als auch Nougatpralinen. Vor allem im Aussehen, Geruch, Geschmack und Mundgefühl konnten mehrere Testkandidaten überzeugen – dieser Prüfpunkt geht mit 60 Prozent in die Gesamtbewertung ein und ist besonders wichtig. Bei der Verkostung haben die geschulten Prüfpersonen den Schokoladenüberzug als Erstes und getrennt verkostet, dann die Füllung und im Anschluss die Praline im Gesamten. Gute Noten vergaben die Tester, wenn die Praline ausgewogen schmeckte, weder die Füllung noch die Schokolade im Vordergrund stand und die Süße nicht dominierte. Ein kräftiger, vielseitiger Kakaogeschmack gab Pluspunkte, auch ein zarter Schmelz und das Knacken der Schokolade.
Versteckte Konservierung bei Godiva
Überraschung für die Tester: Ausgerechnet mehrere der teuren und edel wirkenden Pralinen von der Theke enttäuschten. Das lag unter anderem daran, dass die Kennzeichnung fehlte oder unvollständig war. Besonders negativ fielen die Marzipanpralinen von Godiva auf – einem belgischen Hersteller, der sich als Lieferant des belgischen Königshauses bezeichnet. 100 Gramm seiner Pralinen kosten stattliche 8,95 Euro. Bei ihnen wiesen die Tester den Konservierungsstoff Sorbinsäure (E 200) nach, und das nicht nur in Spuren. In der Zutatenliste, die am Godiva-Stand eingesehen werden konnte, tauchte der Stoff aber nicht auf. Die Konservierung einer Marzipanfüllung ist unüblich, aber erlaubt – wenn sie angegeben wird.
Wieder Mineralöle aus der Verpackung
Die losen Marzipanpralinen von Bandy Brooks – einem Pralinen- und Eishersteller mit amerikanischen Wurzeln – hatten ein anderes Problem. Sie waren deutlich mit Mineralölen belastet. Diese Schadstoffe sorgten schon 2012 im Test von Adventskalendern für Aufsehen. Wie damals stießen die Tester auch jetzt auf zwei Gruppen: sogenannte MOSH (Mineral Oil Saturated Hydrocarbons) und MOAH (Mineral Oil Aromatic Hydrocarbons). MOSH gelten als kritisch, da sie sich im Körper anreichern können. Noch kritischer sind MOAH, aromatische Mineralöle. Sie stehen im Verdacht, Krebs zu erregen. Die Bandy-Brooks-Pralinen sind mangelhaft. Die Prüfung ergab: Bei Bandy Brooks liegt das Problem in der Geschenkverpackung. Aus dem dickwandigen Recyclingkarton dünsten Mineralöle aus oder gehen durch Kontakt auf die Pralinen über. Im Karton fanden die Tester Gehalte an MOSH und MOAH, die für recyceltes Papier typisch sind. Je länger Pralinen darin liegen, umso mehr steigt ihre Belastung.
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Dass Mineralölrückstände in den Produkten sind, ist erstmal irrelevant, wenn man nicht weiß, ob und vor allem in welchen Mengen diese eventuell gesundheitlich negative Auswirkungen haben. Es macht immer die Menge. Und offenbar ist es wissenschaftlich bis heute schlicht unbekannt, ob und ab wann eine eventuelle Gefahr besteht. Allerdings ist der "Ökotrend" ja nicht ganz unschuldig an den Rückständen. Bei in PE-Folie verpackten Lebensmittel, wird man keine Rückstände aus der Verpackung finden können. Anders sieht das bei Verzicht auf eine luftdichte Folienverpackung aus. Besonders auffällig: Kakaopulver wird häufig in Pappkartons angeboten - ohne jede Innenbeschichtung. Dabei enthält schwach entöltes Kakaopulver über 20 % Fett, kann also die Mineralölrückstände aus der Verpackung besonders gut aufnehmen. Außerdem rieselt es aus den Ecken. Es ist mir absolut unbegreiflich, warum hier die Hersteller nicht in Folie verpacken.
...als erfahrenes Leckermäulchen -- außer von US-amerikanischer Produktion in offenbar 'seefester' (mineralölhaltiger) Verpackung. Nun interessieren bei nur 30 Packungen / 22 Pralinenformen noch die Ergebnisse von jeweiligen Mitbewerbern, zu Godiva (in D nur in Großstädten nach längerer Suche auffindbar) also nur hier gängige weitere Belgier wie Neuhaus und Petersen, zu Aldi Süd/ Moser-Roth auch die artgleichen Lieferanten bei Lidl, Rewe/Penny, Edeka, Netto, Norma etc. (oder haben die alle nur unterschiedliche Form und Verpackung?). Und wie macht man solchen Großtest dann ohne tageweise Unterbrechung oder unterschiedliche Tester? Denn anders als bei Wein kann man sich ja nur wenig vom (Ab-)Gelutschten verkneifen und ausspucken, hat dann aber schon nach ca. 100 Gramm (sofern nicht allzu süß und vollmilchig) die Nase, äh, den Gaumen voll.
Hallo, Sie sehen, ich bereite mich schon mal vor -- s'ist bald Weihnachten!