
Meta-Studie: Nikotinpflaster und Nikotinkaugummi zusammen erhöhen die Chance auf den Ausstieg. Hinweise auf erhöhte Gesundheitsrisiken durch die Kombi gibt es nicht. © mauritius images / Science Photo Library
Vielen Rauchern fällt der Ausstieg schwer. Helfen können dabei Nikotinersatzprodukte – bei starken Rauchern vor allem, wenn Nikotinpflaster und Kaugummis kombiniert werden. Das zeigt eine aktuelle Studienauswertung. Entscheidend ist möglicherweise auch, wie hoch die Präparate konzentriert sind.
Mit dem Rauchen aufhören lohnt sich für jeden
Qualmen kostet nicht nur Geld. Der Zigarettenrauch enthält zahlreiche giftige und krebserzeugende Substanzen. Das Nikotin im Tabak belastet zudem das Herz-Kreislauf-System und macht abhängig. Das erschwert den Rauchstopp. Aufhörwillige sollten sich aber nicht entmutigen lassen. Etliche Studien belegen, dass die Gesundheit immer vom Ausstieg profitiert – selbst bei langjährigen Rauchern (siehe Special Mit dem Rauchen aufhören).
Die richtige Kombi-Methode
Viele Menschen setzen auf rezeptfreie Nikotinersatzpräparate wie Pflaster, Kaugummis oder Lutschtabletten. Sie führen dem Körper weiter Nikotin zu und können so körperliche Entzugserscheinungen wie Konzentrationsprobleme und Reizbarkeit lindern. Wie eine aktuelle Meta-Analyse zeigt, lohnt es sich – insbesondere für stärkere Raucher –, verschiedene Präparate zu kombinieren. Für ihre Untersuchung werteten Wissenschaftler des unabhängigen Forschernetzwerks Cochrane Collaboration 63 Studien mit rund 41 000 ausstiegswilligen Rauchern aus, die regelmäßig mindestens 15 Zigaretten pro Tag rauchten. Das Ergebnis: Verwendeten die Probanden zeitgleich sowohl ein Pflaster als auch eine das Nikotin schneller freisetzende Form (zum Beispiel Kaugummis, Lutschtabletten, Mundspray oder Inhaler), erhöhten sie ihre Chance, erfolgreich mit dem Rauchen aufzuhören.
Kein Hinweis auf höhere Gesundheitsrisiken
Mit der Kombi-Methode stieg laut der Meta-Analyse die Aussicht auf eine dauerhafte Entwöhnung: Von 1 000 Aufhörwilligen, die so vorgingen, schafften 174 den Ausstieg. Von denen, die nur eine einzige Art von Nikotinersatzprodukt verwendeten, waren nur 139 erfolgreich. Das dürfte mit der unterschiedlichen und sich somit ergänzenden Wirkweise beider Produktarten zusammenhängen. Während Kaugummi und Co. – ähnlich wie beim Rauchen einer Zigarette – durch den relativ schnellen Anstieg von Nikotin im Blut innerhalb weniger Minuten gegen das akute Verlangen wirken, geben Pflaster das Nikotin langsamer und in gleichbleibenden Dosen über 16 oder 24 Stunden ab. Hinweise auf ein erhöhtes Gesundheitsrisiko durch die Nutzung der beiden Präparate fanden die Untersuchungen nicht.
Stärker dosierte Nikotin-Kaugummis möglicherweise besser
Die Studienauswertung findet zudem Hinweise, dass höher dosierte Nikotinkaugummis erfolgsversprechender sind. So deutet einiges darauf hin, dass stark abhängige Raucher, die Kaugummis mit 4 Milligramm Nikotin nehmen, leichter von der Sucht loskommen als mit den 2-Milligramm-Varianten. Als starker Raucher gilt hier, wer mehr als 20 Zigaretten am Tag raucht oder schon nach dem Aufwachen ein heftiges Verlangen verspürt. Bei den Pflastern dämpft die 24-Stunden-Option den Jieper nach Zigaretten möglicherweise stärker als die 16-Stunden-Varianten. Dies gilt vor allem am Morgen.
Nach einigen Wochen zur nächstniedrigeren Dosis wechseln
Für alle Ersatzprodukte gilt jedoch: Sie sind nur eine Hilfe beim Übergang zum Leben als Nichtraucher – und sollten in der Dosierung schrittweise reduziert werden. Das Deutsche Krebsforschungszentrum empfiehlt für eine Kombi-Behandlung, dass 8 bis 12 Wochen ein Nikotin-Pflaster angewendet und gleichzeitig ein rascher wirksames Präparat genutzt wird, das innerhalb von 4 bis 6 Wochen allmählich abgesetzt werden sollte.
Mit der E-Zigarette zum Erfolg?
Manche wählen auch den Weg über die E-Zigarette, um sich das Rauchen abzugewöhnen. Das allerdings ist umstritten (siehe Special E-Zigarette). Studien liefern zwar Hinweise, dass E-Zigaretten den Entzug erleichtern können. Kritiker monieren jedoch, das Dampfen könne auch einen Einstieg in die Nikotinsucht bieten. Zudem fehlen noch Daten zu den langfristigen Folgen. Aktuell untersucht die amerikanische Gesundheitsbehörde bei etlichen jungen Menschen mit schweren Lungenproblemen, ob es einen Zusammenhang mit dem Konsum von E-Zigaretten gibt.
Nichtraucher werden – auch die Psyche zählt
Damit der langfristige Verzicht auch wirklich gelingt, sollten Raucher neben den körperlichen unbedingt die psychischen Entzugserscheinungen berücksichtigen. Eine aktuelle Meta-Analyse zeigt in dieser Hinsicht: Wer zusätzlich zum Nikotinersatz verhaltenstherapeutische Hilfestellungen nutzt – etwa Nichtraucherkurse oder persönliche Beratung –, steigert seine Chancen auf einen Ausstieg maßgeblich.
Die Kassen bezuschussen solche Kurse im Gegensatz zu den Nikotinersatzprodukten oft (alle Details im Vergleich Krankenkassen auf test.de). Außerdem gibt es kostenlose Online-Angebote und telefonische Beratungen, zum Beispiel von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA). Sie bietet das Online-Programm „Rauchfrei“ (im Netz siehe rauchfrei-info.de) sowie eine Telefonberatung an: 0 800/8 31 31 31. Das Deutsche Krebsforschungszentrum gibt in Selbsthilfe-Broschüren Tipps, wie man den Ausstieg vorbereitet – und auch durchhält.
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@alle bisherigen kritischen Kommentare:
Bei unserem Artikel stützen wir uns auf eine Meta-Analyse der internationalen Cochrane Collaboration, die Therapiestudien unabhängig von Herstellerinteressen und nach strengen wissenschaftlichen Kriterien der evidenzbasierten Medizin auswertet. Weiterhin sind Nikotinersatzprodukte laut unserer Meldung ausschließlich für Menschen gedacht, die bereits rauchen, und werden nach wenigen Wochen ausschleichend abgesetzt. Es geht also explizit NICHT um eine Langzeitanwendung oder um eine „Einstiegsdroge“ für bisherige Nichtraucher.
Der Nutzen der E-Zigarette zur Raucherentwöhnung war nicht Thema der aktuellen Meta-Analyse, allerdings hat sich die Cochrane Collaboration schon früher damit beschäftigt und ihr positive Effekte bescheinigt. Das machen wir in unserem großen Special zur E-Zigarette deutlich. Außerdem ist dort nachzulesen, dass die E-Zigarette nach jetzigem Forschungsstand weniger schadet als Rauchen, auch wenn Langzeitstudien noch fehlen. Wie sich die Situation bezüglich der Lungenkrankheiten in den USA entwickelt und welche konkrete Ursache die behördlichen Untersuchungen dort ergeben, werden wir verfolgen und gegebenenfalls gesondert berichten. Die zitierte Kritik aus dem „Spiegel“ bezieht sich auf das „Aktionsbündnis Nichtrauchen“, das sich demnach negativ über die E-Zigarette äußert und möglicherweise Spenden der Pharmaindustrie angenommen hat – und nicht auf die Stiftung Warentest. (bs/bp)
Unser Special E-Zigarette ist nachzulesen unter: www.test.de/E-Zigarette-Ist-Dampfen-harmloser-als-Rauchen-4817257-0/ ,oder Sie geben in der SUCHE den Begriff "E-Zigarette" ein.
Bei den Pflastern, Kaugummis etc. wird betont, es gäbe keine Hinweise auf gesundheitliche Beeinträchtigungen. Bei der e-zig wird dieser Punkt aber einfach ignoriert oder zählt schlicht nicht. Messen mit zweierlei Maß nennt man das gemeinhin
Eigentlich bin ich mehr durch Zufall zur E-Zigarette gekommen. Ich bin seit Jahrzehnten Kettenraucher und wollte die IQOS testen. Durch das ständige warten, bis sie geladen ist, war sie nichts für mich. Mein erster Versuch mit eine E-Zigarette war ein voller Erfolg. Nie wieder eine Kippe angefasst! :-)
Eine Nikotinabhängikeit, wie im Artikel gedroht wird, kann es für Raucher_innen nicht geben! Die sind schon Nikotinabhängig, oder auch nicht. ;-)
Die aktuelle In-Amerika-bekommen-Jugendliche-Löcher-in-der-Lunge-Diskussion ist eigentlich erledigt, seitdem es klar ist, dass sie gepanschte Drogen gedampft haben.
UND: Pflaster und Kaugummis liefern vielleicht Nikotin, aber das Ritual des "Nuckelns", des Dampf-Ausstoßes, etc. können sie nicht ersetzen.
Alles ist weniger giftig, als Zigaretten!
"umstritten" ist am Erfolg der Dampfe als wirkungsvolle Alternative zum Rauchen gar nix, nur wollen so einige Interessengruppen das nicht wahrhaben. Die e-zig gilt inzwischen als am häufigsten genutzte Methode für Raucher um vom Tabak wegzukommen. Also was bitte ist hier "umstritten"?
Was die Vorgänge in USA angeht: wenn ich an gepanschten Alkohol verreck, sind dann auch die Brauereien Schuld?
Zu dem Punkt mit den "Langzeitstudien": dazu müsste erstmal definiert sein, was eine "Langzeitstudie" eigentlich ist. Eine klare Definition dazu fehlt schlicht und einfach. Zudem gibt es für die Forderung nach Langzeitstudien überhaupt keinen Anlass solange es keine belastbaren Hinweise auf signifikante Schäden gibt (und es ist nicht so, dass nicht danach gesucht wurde)
Irgendwie scheint die schwedische Waffe "Snus" gegen den Lungtenkrebs für "test" nicht zu existieren, die hier falsch als "Kautabak" gelabelt erhältlich ist. Das ist eine sträfliche Nachlässigkeit, weil es wie Nikotinkaugummi wirkt, aber preiswerter und in vielen geschmacklichen Varianten zu haben ist.
Entwöhnungsquoten mit so 14% und 17% sind kein echtes Argument gegen die E- Zigarette, ein Blick nach GB oder SE bzgl. Snus hätte helfen können. Die "Gateway- Wirkung" gilt als mehrfach widerlegt, schafft es aber in jeden Artikel.
Zudem nervt die Falschdarstellung sowohl des Suchtpotentials wie auch des kardiovaskulären Risikos durch Nikotinkonsum, solange nicht geraucht wird. Sogar die WHO hat das schon länger neu klassifiziert. Bei einem aktuellen Artikel darf solche Schludrigkeit eigentlich nicht passieren.
Ich habe recht viel gelesen zum Thema, aber wenn die anderen Artikel genausogut recherchiert sind, muß ich das Heft nicht kaufen.