Potenz­mittel im Test

Vermeintliche Wunder­mittel und gefälschte Medikamente

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Potenz­mittel im Test - Erektions­störungen wirk­sam behandeln

Tibetischer Raupenpilz. Der Pilz vermehrt sich in der Raupe und bildet einen Frucht­körper – er soll angeblich Libido und Ausdauer stärken. © Getty Images

Ob aphrodisierende Speisen, tibetischer Raupenpilz oder Nahrungs­ergän­zung – für viele Potenz­mittel fehlen Belege zur Wirk­samkeit. Und Pillen aus dem Netz sind oft Fakes.

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Austern, Ingwer, Zimt: Wirk­samkeit nicht belegt

Die Behand­lung einer Potenz­schwäche sollte mit ärzt­licher Begleitung erfolgen. Die geheim­nisvolle Kraft, die Austern, Ingwer, Zimt und Spargel zuge­schrieben wird, existiert nur in der Phantasie der erotisch Hoffenden. Alle wissenschaftlichen Unter­suchungen zu möglichen Wirk­komponenten liefen bislang ins Leere. Aber da die Psyche auch mitspielt und der Glaube bekannt­lich Berge versetzt, mag im Einzel­fall auch ein sinnliches Essen ausreichen, um dem männ­lichen Glied auf die Sprünge zu helfen.

Finger weg von Cantharidin

Auch die Spanische Fliege, im 18. Jahr­hundert Grund­ausstattung jedes lebens­lustigen Adligen, hat einen Haken: Das enthaltene Cantharidin greift bei Über­dosierung das Zentral­nerven­system an, bis hin zum Tod. Wer das Pulver einnimmt, mag zwar eine Potenz­steigerung durch eine Reizung der Harnwege erreichen, das sexuelle Verlangen selbst wird allerdings nicht gesteigert.

Angesagter Schlauch­pilz aus Tibet

Interesse weckt aktuell der Pilz Yarsagumba, der Raupen befällt, sich in ihnen ausbreitet und einen Frucht­körper bildet, der aus der Stirn der Raupe wächst. Er wird haupt­sächlich in Nepal gesammelt. In der tibetischen und chinesischen Heil­kunde einge­setzt, wird ihm unter anderem die Stärkung von Libido und Ausdauer zuge­schrieben. Wissenschaftliche Belege für seinen Einfluss auf die Erektions­fähig­keit stehen allerdings noch aus.

Tipp: Nicht nur Essbares kann anregend sein. Sexspielzeug gehört für viele zum Liebes­leben dazu. Im Sextoy-Test hat die Stiftung Warentest Vibratoren, Liebes­kugeln und Penisringe auf Schad­stoffe geprüft. Die Ergeb­nisse waren nicht immer befriedigend.

Vorsicht bei „Wunder­mitteln“ aus dem Internet

Im Netz finden sich potenz­stärkende Mittel mit blumigen Namen wie „Ramm­bock“, „Boss Rhino“, „Mega Beast“. Ihre Wirk­samkeit ist wissenschaftlich nicht belegt. Einige solcher angepriesenen Potenz­mittel enthalten zudem Stoffe, die noch nicht an Menschen getestet wurden.

Unter­suchungen der Europäischen Union (EU) haben ergeben, dass manche angeblich „rein pflanzlichen“ Produkte nicht deklarierte PDE-Hemmer wie Sildenafil enthalten, hierzu gibt es immer wieder Meldungen im EU-Schnellwarnsystem RASFF. Für Männer, die wegen eines Herz­leidens auf diese Wirk­stoff­gruppe verzichten sollten, können solch gepanschten Präparate lebens­bedrohlich sein.

Viagra ohne Rezept? Meist eine Fälschung

Nicht selten werden Viagra und ähnliche Medikamente im Internet ohne Rezept angeboten. Doch was dann geliefert wird, sind oft Fälschungen.

Was die illegalen Sendungen enthalten, gleicht einer Wundertüte: Mal ist gar kein Wirk­stoff in den Tabletten, mal nicht die angegebene Menge und mitunter wurde ein völlig anderen Wirk­stoff verarbeitet – mit nicht kalkulier­baren Neben­wirkungen. Auch hier gilt: Hände weg!

Wichtig: Nur zugelassene Versand­apotheken bieten die Sicherheit stationärer Apotheken – erkenn­bar am Siegel auf der Website: ein weißes Kreuz auf grünem Grund

Für Nahrungs­ergän­zungs­mittel fehlen meist Belege

Nicht ganz so gefähr­lich, aber meist über­dosiert und häufig mit gravierenden Mängeln sind Nahrungs­ergän­zungs­mittel ausgestattet, die – indirekt über Produkt­namen wie Nature love oder men active – eine verbesserte Potenz versprechen. Unser Test von Nahrungsergänzungsmitteln für Männer ergab, dass Belege dafür fehlen. Das Landes­zentrum Gesundheit NRW veröffent­licht unregelmäßig Namen von gepanschten Nahrungsergänzungsmitteln zur Potenzsteigerung.

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Yohimbe hat nichts im Essen verloren

Einige dieser Nahrungs­ergän­zungs­mittel sind inzwischen von der EU auf die Liste der verbotenen Stoffe gesetzt worden. Dazu gehört etwa die Yohimbe-Rinde, die unter anderem den Wirk­stoff Yohimbin enthält. Zwar darf Yohimbin-HCl als Wirk­stoff in Tabletten angeboten werden – ein Präparat damit ist auch in unserem Potenzmittel-Test vertreten. Die Verwendung der Rinde und ihrer Zubereitungen in Lebens­mitteln ist allerdings tabu.

Fachleute warnen vor Testoster­onbooster

Wegen fehlender Sicher­heits­studien in der EU ebenfalls nicht erlaubt: Pflanzen­auszüge in Nahrungs­ergän­zungs­mitteln aus Juck­bohne (Mucuna pruriens), Tongkat Ali (Eurycoma longifolia), Brenn­dolde (Cnidium monnieri) oder Elfenblume (Epimedium herba). Das Bundes­institut für Risiko­bewertung rät aus dem gleichen Grund vom sogenannten Testoster­onbooster Erdstern­chen oder Erdstachelnuss (Tribulus Terrestris) ab.

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 17.11.2023 um 14:46 Uhr
    Wertschätzung der Schönheiten des Lebens

    @Testfinder: Wir danken für Ihr Vertrauen und für Ihre langjährige Treue als Leser ein herzliches Dankeschön. Leider müssen wir Ihnen gleichzeitig mitteilen, dass wir uns mit elektrischer Stimulation bisher weder im Rahmen von Untersuchungen noch redaktionell befasst haben, so dass wir Ihnen keine Informationen zur Verfügung stellen können. Möglicherweise interessiert Sie unser Test zum Thema Sextoys:
    www.test.de/Sextoys-im-Test-Nur-3-von-18-Sexspielzeugen-ganz-ohne-Schadstoffe-5428416-0/

  • Testfinder am 16.11.2023 um 11:29 Uhr
    Wertschätzung der Schönheiten des Lebens

    Ich habe vor kurzem eine Erweiterung entdeckt, die Schönheiten des Lebens zu genießen; ganz besonders das Empfinden der natürlichen Lustgefühle, welche die Natur (sic) meinem gesunden Körper mitgegeben hat, schon seit frühen Kindheitstagen, wo ich durch Zufall die Fähigkeiten meines Genitals entdeckt habe und sie mich seither nie mehr losgelassen haben.
    Kürzlich habe ich erstmals verschiedene Ringe für mein Genital angewendet - mit sehr schönem Resultat. Sie erzeugen beim dauernden Tragen eine Art sehr sanfter, dezenter "kosmischer Hintergrund Erregung". Nun möchte ich noch, als Krönung, die elektrische Stimulation kennenlernen: allein schon die Vorstellung, daß meine wundervolle erogene Zone von Elektronen durchflutet wird, macht mich ganz "verrückt" vor lauter Vorfreude.
    Ich suche dazu einen verlässlichen Ratgeber, und begebe mich nun auf die Suche hier bei "Test", einer Institution, welcher ich schon seit Jahrzehnten vertraue.

  • taubi19 am 07.03.2021 um 12:59 Uhr
    ausprobieren

    leider wird über Potenzprobleme nicht viel gesprochen, also ich spreche darüber nicht wirklich in meinem Freundes- und Bekanntenkreis. Aber eigentlich sollte es auch normal sein, über solche Probleme zu sprechen. Ich kann da zwar nicht viel mitreden, aber ich habe jetzt auch schon mal von einigen älteren Freunden gehört, dass es mit dem Alter zu solchen Potenzproblemen kommt. Einige geben sich damit ab, andere versuchen, dem Problem mit natürlichen Mitteln wie Coitosan entgegenzuwirken. Ich finde auch, dass man das Problem nicht unberührt lassen sollte, da es ja auch viele Auswirkungen auf das allgemeine Wohlbefinden hat. Soweit ich mitbekommen habe, hat sich die Situation dann aber auch bei einigen verbessert. Also am besten probiert man mal einige Dinge selber aus, und falls nichts mehr hilft, kann man ja immer noch zu einem Arzt gehen. Auch wenn einem das vielleicht etwas unangenehm ist.

  • muemik am 26.02.2021 um 11:09 Uhr

    Kommentar vom Autor gelöscht.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 26.10.2018 um 10:10 Uhr
    Schleichwerbung

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