
Unikat. Die angebotenen Mietwagen verströmen mitunter ein ganz individuelles Flair. © Thinkstock, Plainpicture / T. E. Krogh (M)
Sich gegen Geld ein Auto zu leihen, wenn sein Besitzer es nicht braucht – klingt nach einer prima Idee. In der Praxis stoßen Interessenten jedoch häufig auf Probleme.
„Wer teilt, fährt besser.“ Unter diesem Motto ging im Juni CarUnity an den Start, eine Internetplattform für privates Carsharing. Wer sich darauf per Smartphone-App registriert, kann ein Auto mieten – oder sein Auto anderen Nutzern anbieten. Ein naheliegender Gedanke, denn die meisten Wagen stehen ohnehin die meiste Zeit herum. Vergleichbare Plattformen für private Zimmer und Wohnungen haben bereits Millionen von Kunden. Was Fahrzeuge angeht, funktioniert das Geschäftsmodell jedoch längst noch nicht reibungslos.
CarUnity ist einer von drei Anbietern, die in Deutschland Privatwagen auf Zeit vermitteln. Europäischer Marktführer ist nach eigener Aussage Drivy, ein Unternehmen mit Sitz in Paris. Zum Markteintritt in Deutschland übernahm Drivy die bisherige Nummer eins, den Anbieter Autonetzer.
Dritter im Bunde ist Tamyca – ein Portal, das bereits seit 2010 Privatautos vermittelt. Das Angebot ähnelt dem von CarUnity. Kein Wunder, wie ein Blick ins Impressum zeigt: Der Betreiber von CarUnity heißt – Tamyca. Ein Unterschied fällt dennoch ins Auge: Hinter Newcomer CarUnity steht mit Opel zusätzlich ein Autohersteller.
Um einen Eindruck zu gewinnen, wie Autoteilen von privat zu privat in der Praxis funktioniert, haben wir im August und September bei jedem Vermittlungsportal drei Nutzerprofile angelegt, mehrere Autos angefragt und, wenn möglich, gemietet. Außerdem haben wir die allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) von einer juristischen Gutachterin prüfen lassen.
Laut CarUnity ist privates Carsharing ein Kinderspiel: „Einfach in der App nach dem passenden Auto für den gewünschten Zeitraum suchen, Anfrage versenden, Schlüssel austauschen, losfahren.“ Unsere Erfahrungen sehen anders aus – nicht nur, weil man sich auf Buchungsbestätigungen nicht immer verlassen kann und wir Untiefen im Kleingedruckten fanden. Die Probleme beginnen meist schon bei der Suche nach einem verfügbaren Fahrzeug.
Wenige Autos, weite Wege

Automangel. Die Auswahl an verfügbaren Fahrzeugen ist selbst innerhalb des Berliner S-Bahn-Rings gering. In unmittelbarer Nähe gibt es oft gar nichts.
Obwohl privates Carsharing bereits seit etwa fünf Jahren existiert, ist das Angebot an Autos immer noch sehr übersichtlich – auf allen drei Portalen. Offenbar tun sich die meisten Deutschen schwer damit, ihren Wagen in fremde Hände zu geben. Wir haben nicht etwa irgendwo in der Provinz gesucht, sondern in der Metropole Berlin. Die vergleichsweise wenigen Fahrzeuge, die bei unseren Stichproben als verfügbar angezeigt wurden, standen außerdem oft nicht in der Nähe der Adresse des Suchenden, sondern waren weit über das Stadtgebiet verteilt. Schließlich ist nicht einmal garantiert, dass angezeigte Autos tatsächlich buchbar sind. Drivy rät: „Wenn du drei Autobesitzer anfragst, dürftest du gute Chancen haben, mindestens eine positive Antwort zu erhalten.“
Auf Termine nicht immer Verlass
In unserer Stichprobe reichten drei Anfragen meist nicht aus. Die Tester waren nicht wählerisch und nahmen auch lange Anfahrtswege in Kauf. Dennoch hatten sie oft Probleme, für einen bestimmten Termin ein Auto zu mieten.
Je Portal wollten wir fünf Fahrzeuge von Privatpersonen buchen. Als nahezu unbrauchbar erwies sich CarUnity, wo wir 22 Anfragen stellten, aber lediglich ein Auto mieten konnten – und auch das nur, weil wir uns auf einen sehr langen Anfahrtsweg einließen. Bei der Konkurrenz lief es nur wenig besser: Auch bei Drivy und Tamyca waren viele Anfragen nötig, um auf fünf Buchungen zu kommen.
Wer ein Auto zu einem fixen Zeitpunkt braucht, geht ein Risiko ein. Mehrere Vermieter reagierten entweder gar nicht oder schlugen uns andere Termine vor, andere sagten kurzfristig ab – einer sogar erst zehn Minuten vorher.
Da jeder sein Privatauto anbieten kann und es kaum Restriktionen gibt – nur verkehrstüchtig sollte das Auto sein –, ist das Angebot entsprechend bunt. Auffällig viele Modelle haben ein älteres Baujahr und weit über 100 000 Kilometer hinter sich. Es gibt aber auch einige Edelkarossen.

Tank-Orakel. Da Autos oft nicht vollgetankt übergeben werden, kann die Abrechnung zur Schätzfrage werden. © Shutterstock
In solchen Fällen kann eine weitere Hürde hinzukommen: das Misstrauen des Vermieters. So hatte sich ein Tester für einen Porsche Boxster angemeldet. Dessen Besitzer reagierte mit Fragen wie: Wo soll’s denn ungefähr hingehen? Was hattest du denn vor? Hast du schon Erfahrung mit Sportwagen? Fährst du regelmäßig Auto? Neugierig sind auch andere Vermieter. Fast immer muss der Interessent angeben, wofür er das Auto benötigt. Bei Drivy können Vermieter sogar eine Kaution verlangen, beispielsweise 100 bis 250 Euro – in bar.
Nicht unbedingt misstrauisch, doch aufmerksam sollten auch Mieter sein. So waren in unserer Stichprobe mehrere Autos bei der Übergabe nicht vollgetankt. In solchen Fällen muss der Mieter schätzen, wie viel er nachtankt – Streit nicht ausgeschlossen. In einem Fall leuchtete die Ölwarnlampe. Die Besitzerin riet uns, das zu ignorieren. Zwei andere Vermieter übergaben ihre Autos mit großen Schrammen, die sie nicht vermerkt hatten.
Tipp: Sehen Sie sich das Mietauto genau an und füllen Sie das Übergabeprotokoll so penibel wie möglich aus.
Schnäppchen sind Mangelware
„Günstiger, näher, freundlicher“ wirbt Anbieter Drivy. Wenn privates Carsharing oft schon nicht nahe und freundlich ist – stimmt dann wenigstens der Preis? Antwort: Kommt darauf an. Da der Vermieter diesen frei bestimmen kann, ist die Spanne extrem groß. Die Mietkosten pro Tag können etwa bei Drivy 19 Euro, aber auch 150 Euro betragen. Im Mietpreis enthalten sind 30 Prozent Provision für den Vermittler sowie die Kosten für die Versicherung.
Die Wagen in unserer Stichprobe waren keine Schnäppchen. Häufig hätten wir einen Mietwagen oder ein Auto von einem gewerblichen Carsharing-Anbieter zum gleichen Preis oder billiger bekommen, oft zu besseren Versicherungsbedingungen.
Tipp: Bevor Sie ein Privatauto mieten, sollten Sie die Preise vergleichen. Je nach Mietdauer können Mietwagen und klassische Carsharing-Anbieter günstiger sein.
Vage Versicherungsbedingungen

Rausschmissklausel. Verspätet sich der Mieter, etwa wegen Stau, kann er bei Drivy den Versicherungsschutz verlieren. © Fotolia / Kara
Ein Unfall kann sehr teuer werden. Wohl dem, der dann gut versichert ist. Beim privaten Carsharing ist das leider nicht immer der Fall. Drivy verfolgt in diesem Punkt eine nebulöse Informationspolitik (Allgemeine Geschäftsbedingungen). Der Vermittler spricht im Kleingedruckten von einer „umfassenden“ Versicherung, erläutert aber nicht, was das bedeutet. Auch bei der Kasko-Selbstbeteiligung bleibt das Unternehmen vage. Zwar nennt Drivy die Höhe (mindestens 800 Euro) und weist auf die für einige Schadensarten mögliche – und sinnvolle – Reduzierung auf 150 Euro hin. Wie viel das extra kostet, erfährt der Nutzer jedoch erst während der Buchung. Schließlich droht Drivy Mietern und Vermietern im Kleingedruckten diverse Versicherungsausschlüsse an, die rechtlich zumindest fragwürdig sind.
Tipp: Besondere Vorsicht gilt beim Anmieten sehr alter Autos. Für Schäden an Fahrzeugen, die bereits 16 bis 20 Jahre auf dem Buckel haben, verlangen CarUnity und Tamyca eine Selbstbeteiligung von 1 000 Euro, die sich nicht reduzieren lässt.
Enttäuschendes Fazit
Die Stichprobe lädt nicht gerade dazu ein, privates Carsharing auszuprobieren. In Abwandlung der Drivy-Werbung könnte man resümieren: Nicht billig, weit weg, unzuverlässig. Zusätzlich nerven können Marotten von Autobesitzern. Immerhin: Mit Vermietern wie Drivy-Mitglied Camilo S. können nur wenige Nutzer schlechte Erfahrungen machen. Seine Bedingung: „Ich vermiete nur an Freunde und Bekannte. Anfrage von Fremden ist daher zwecklos“.
Eine gut funktionierende Alternative ist Carsharing von gewerblichen Vermietern. Das beste Angebot mit festen Stationen hatten im letzten Test Flinkster und Cambio (Test Carsharing, test 7/2015).
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- Die Nachfrage nach Carsharing ist derzeit durch das Coronavirus zwar deutlich gesunken. Viele, die kein eigenes Auto besitzen oder öffentliche Verkehrsmittel meiden...
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- Vergleichsportale im Internet helfen auf der Suche nach günstigen Mietwagen. Im Test von zehn Portalen lagen die Preise zweier Anbieter deutlich unter dem Durchschnitt.
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- Ein Mietauto für den Urlaub zu buchen, geht schnell und einfach. Wir erklären, was beim Buchen über Onlineportale wichtig ist und wie Sie sich vor Reinfällen schützen.
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Kommentar vom Administrator gelöscht. Grund: Schleichwerbung
Ich habe Drvy in Berlin mit Drivy open ertsmals genutzt. Registriert, das Auto kurzfristig reserviert, in der Nähe gefunden, Fotos gemacht und dann gleich losgefahen. Auto war absolut okay und sauber. Für mich war damit ein Tag Berlin wesentlich günstiger als mit U-Bahn, Taxis oder andere Mietwagen, die sonst nutze. Auch schneller verfügbar. Für 21 € war ich absolut günstig unterewegs.
D.h. der Artikel, rund 4 Jahre alt ist in vielen was Drivy betrifft überholt! Die Rückgabe, ebenso flott. Wieder in der Umgebung des Abholortes geparkt. Was ich zu viel getankt hatte wurde sofort gutgeschrieben. Ich probiere und nutze gerade alles möglich und in Berlin, für meine monatlichen Aufenthalte:
FAZIT
+ Für ganzen Tag oder mehr perfekt und günstiger als normaller Mietwagen
+ Abholung meistens in der Umgebung möglich
+ Drivy open funktionierte sehr gut und schnell
- Kurzfristig und 4 h nicht, da ist car2 go, drive now besser sein
- Direkte Übergabe ist zu kompliziert
Der Artikel ist ohne Frage überholt, ich habe Drivy letzte Woche das erste Mal (in Berlin) genutzt und habe fast das Gefühl dass das oben geschriebene einen anderen Anbieter beschreibt (die Website/ App sieht mittlerweile ganz anders aus).
Mein Auto war ein neuer Golf Variant, Zustand top- wie ein Mietwagen. Am besten fand ich aber die schnelle Anmeldung übers Handy: In 5 Minuten war mein Führerschein verifiziert. Und ich konnte den Wagen direkt mit dem Handy öffnen. Die haben da jetzt dieselbe Technik wie Car2Go und Co drinnen.
Insgesamt echt unkompliziert, nutz ich jetzt auf jeden Fall häufiger.
Finger weg.. Habe über Web ein Fahrzeug gebucht, und gleich per Paypal bezahlt. Am nächsten Tag hab ich festgestellt dass ich das Fahrzeug nicht nutzen kann, da sich die App weder auf meinem Handy, noch auf meinem Tablet installieren ließ.. Die erste App die jemals Probleme mit meinen Geräten hatte, aber der Playstore sagte "nicht kompatibel".. warum auch immer.
Der Support war auch nicht überrascht als ich deswegen anrief, das Problem scheint also bekannt zu sein.
Als Gutschrift erhielt ich 21 Euro weniger als ich einige Stunden vorher gezahlt habe, obwohl die Stornierung nicht durch meine Schuld zustande kam.. Kulant scheint mir das nicht zu sein.. Einmal und nie wieder..
Du findest auf drivy am Wochenende in deiner Stadt ein verfügbares auto.Du Buchst dieses für einen Tag in der darauffolgenden woche., er hältst die Bestätigung deiner Anfrage, dann wartest du......einen Tag bevor es losgehen soll, bekommst du die Info, dass dein Antrag abgelehnt wurde.Wem das in der Urlaubszeit passiert ,ist froh seinen Sixt oder Buchbinder in der Nähe zu haben. Dort reisst man sich den A.....auf für zufriedene Kunden u man hat den wagen zum Termin. So Chaostruppen wie drivy braucht kein Mensch!