Playbrush Kindern Lust aufs Zähneputzen machen – mit App und Aufsatz

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Playbrush - Kindern Lust aufs Zähneputzen machen – mit App und Aufsatz

Playbrush ist ein Kunststoff­aufsatz für Hand­zahnbürsten, der sich per Bluetooth mit einer Spiele-App verbinden kann. © Stiftung Warentest

Zähne putzen und dabei böse Monster jagen, ein Flugzeug fliegen oder bunte Bilder malen? Ein Zahnbürs­ten­aufsatz samt kostenloser App machts möglich. Mit Playbrush sollen Kinder „endlich Freude am Zähneputzen“ haben. Für Eltern klingt das viel­versprechend. Die Stiftung Warentest hat Aufsatz und App unter die Lupe genommen. Unser Schnell­test verrät, wie die Sache funk­tioniert, wie gut das Putzen klappt – und ob die App persönliche Daten ausreichend schützt.

Die Zahnbürste wird zum Joystick

Playbrush - Kindern Lust aufs Zähneputzen machen – mit App und Aufsatz

Die Hand­zahnbürste wird einfach in den Aufsatz gesteckt. © Stiftung Warentest

Welche Eltern kennen ihn nicht, den lästigen Streit mit dem Nach­wuchs über das Zähneputzen? Playbrush will Abhilfe schaffen und aus der lang­weiligen Routine ein spannendes Spiel machen. Laut Anbieter funk­tioniert der Kunststoff­aufsatz mit 95 Prozent aller Hand­zahnbürsten – aber nicht mit elektrischen Zahnbürsten. Der Aufsatz kostet 20 Euro und ist in den Farben Blau und Rosa erhältlich. Mit Beschleunigungs- und Neigungs­sensoren ausgestattet, macht er die Zahnbürste zu einer Art Spiele-Controller. Per Bluetooth wird Playbrush mit einer kostenlosen App auf dem Smartphone oder Tablet verbunden. Dann geht es auch schon los. Playbrush bietet aktuell vier verschiedene Spiele an: Utoothia, Utoothia Magic, Utoothia Sky und Utoothia Paint. Inner­halb von zwei Minuten sollen die Kinder zum Beispiel böse Monster jagen, ein Flugzeug fliegen oder bunte Bilder malen. Das Ziel: Gut geputzte Zähne. Aber funk­tioniert das auch?

Putzen und dabei punkten

Playbrush - Kindern Lust aufs Zähneputzen machen – mit App und Aufsatz

Bei Utoothia schießt ein kleiner Ritter auf Bakterien, die aus vier verschiedenen Richtungen kommen. © Screenshot / Stiftung Warentest

Wir haben Playbrush zusammen mit der App Utoothia getestet: Hier kämpft ein Ritter mit einem Laser­strahl gegen schädliche Bakterien (siehe Screenshots). Kommen die Monster von oben, unten, links oder rechts? Die Bürste muss ihnen in alle Richtungen und somit in alle Bereiche der Mund­höhle folgen. Bewegt sie sich dabei zu lang­sam oder zu schnell, erscheint eine Warnung auf dem Hand­ydis­play. Macht der Putzer seine Aufgabe gut, wird er gelobt. Ziel ist es, beim Spielen möglichst viele Punkte zu sammeln und dabei gleich­zeitig alle Zähne zu erreichen und sauber zu schrubben. Der österrei­chische Anbieter wirbt damit, dass Playbrush „auf fast alle Hand­zahnbürsten“ passe und sicher­stelle, „dass Kinder regel­mäßig, lange genug und über­all im Mund putzen“ – damit „Angst vor dem Zahn­arzt und hohe Behand­lungs­kosten“ der Vergangenheit angehören. Ein voll­mundiges Versprechen.

Spielen lenkt vom Putzen ab

Drei Erwachsene und drei Kinder im Vorschul­alter haben Playbrush für uns angewendet. Sie wurden dabei von Usability-Experten beob­achtet, deren Fach­gebiet die Gebrauchs­tauglich­keit von Produkten ist. Der Playbrush-Aufsatz erschwerte vor allem den kleinen Testern die Hand­habung der Zahnbürste: Um die Bürste zu koor­dinieren und die erforderlichen Richtungs­wechsel durch­zuführen, brauchen Kinder etwas Übung. Durch den Aufsatz verdreifacht sich ungefähr das Gewicht, je nach Zahnbürste. Außerdem achteten die jungen Tester eher auf das Spiel­geschehen anstatt darauf, wie sie ihre Zähne putzten.

Eltern müssen Kinder beaufsichtigen

Problematisch: Playbrush lässt sich auch austricksen. Dass die Bürste tatsäch­lich im Mund bewegt wird und die Borsten dabei Kontakt mit den Zähnen haben, ist durch den Aufsatz nicht kontrollier­bar. Spiel­punkte lassen sich auch sammeln, wenn die Zahnbüste außer­halb des Mundes bewegt wird. Selbst mit Bürste im Mund kann die App nicht sicher­stellen, dass die Kinder alle Zähne gründlich putzen. Eltern sollten sich deshalb nicht auf die Technik verlassen, sondern das Zähneputzen auch weiterhin persönlich über­wachen. Nur so ist wirk­lich sicher­gestellt, dass Kinder regel­mäßig, lange genug und über­all im Mund putzen. Außerdem verstehen Kinder, die noch nicht lesen können, die Hinweise nicht, die während des Spiels auf dem Display ange­zeigt werden. Schon deshalb empfiehlt es sich, dass Eltern ihre Kleinen auch beim Putzen mit Playbrush beaufsichtigen.

App gibt Benutzer­namen unver­schlüsselt weiter

Der Playbrush-Aufsatz verbindet sich per Bluetooth mit der App auf Smartphone oder Tablet. Sowohl die Android- als auch die iOS-App bewerten wir im Daten­sende­verhalten als sehr kritisch, weil sie den Benutzer­namen unver­schlüsselt an den App-Anbieter über­tragen. Persönliche Daten wie Benutzer­namen lassen Rück­schlüsse auf den Nutzer zu. Sie sollten nie unver­schlüsselt über­tragen werden. Die Android-App gibt auch die Android-ID an Dritt­anbieter weiter. Das tut sie zwar verschlüsselt, durch die ID kann aber jedes Android-Gerät für die gesamte Lebens­dauer wieder­erkannt werden. Es gibt daten­schutz­freundlichere Alternativen, bei Android beispiels­weise die Instance-ID, die immer wieder neu generiert wird.

Fazit: Putz­erfolge sind nicht garan­tiert

Kinder, die gut allein putzen, brauchen Playbrush nicht. Zumal fraglich ist, ob sie mit dem Aufsatz wirk­lich richtig putzen würden. Die Bewegungen bedürfen außerdem einiger Übung. Gerade jüngere Nutzer sollten deshalb angeleitet und beaufsichtigt werden. Das Daten­sende­verhalten der App für Android sowie der für iOS ist sehr kritisch, da in beiden Fällen der Benutzer­name unver­schlüsselt über das Internet über­tragen wird. Tipp: Benutzen Sie als Benutzer­namen lieber ein Pseudonym wie „Rotgelb“ oder „Maiglöck­chen“, das Sie nur bei Playbrush verwenden. Mit 20 Euro ist der Aufsatz nicht gerade preis­wert. Mehrere Kinder können ihn sich zwar teilen, sie können aber nicht zeitgleich putzen. Ob sie es generell für sinn­voll halten, Kinder auch beim Zähneputzen vor einen Bild­schirm zu setzen, müssen Eltern selbst entscheiden. Bei kleinen hartnä­ckigen Putz­verweigerern kann der Aufsatz eine spielerische Motivations­hilfe sein. Über kurz oder lang sollten Kinder aber lernen, dass Zähneputzen zu den alltäglichen Routinen gehört – auch ohne App.

Tipp: Gerade die Jüngsten sind motorisch über­fordert, wenn sie mit der Hand­zahnbürste putzen sollen. Eine gute elektrische Kinderzahnbürste über­nimmt einen Groß­teil dieser Arbeit und erhöht die Chance auf saubere Zähne. Gesunde Kinder­zähne sind aber auch eine Frage der richtigen Zahn­creme – wie unser Test von Kinderzahnpasta zeigt. Er enthält viele hilf­reiche Tipps und das Video So motivieren Sie Ihr Kind zum Putzen.

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