Zucht­pilze im Vergleich Mal was Neues probieren

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Zucht­pilze im Vergleich - Mal was Neues probieren

Vegetarische Alternative. Kräuterseitlinge sind ein guter Fleisch­ersatz. © Alamy Stock Photo / Miriam Dorr

Lange verkauften Supermärkte haupt­sächlich Champignons. Nun bringen Austern­seitling, Shii­take oder Portobello Abwechs­lung. Was unterscheidet die Pilze und was kosten sie?

Wer nicht im Wald Pilze sammeln möchte, findet im Handel jenseits von Champignons eine neue Vielfalt an Zucht­pilzen. Sie liefern Ballast­stoffe für den Darm, Kalium für die Muskeln, Folsäure für die Zellen. Doch die Neulinge haben ihren Preis. Wir haben sie verglichen.

Der allseits Beliebte: Champignon

Die Klassiker unter den Pilzen schme­cken mild, braune intensiver als weiße. Pro Kopf werden in Deutsch­land jedes Jahr knapp zwei Kilogramm verspeist. Im Durch­schnitt gaben die Verbraucher laut GfK-Haus­halts­panel von Januar bis Juli 2023 rund 55 Cent für 100 Gramm Champignons aus. Damit sind sie im Vergleich zur Konkurrenz relativ günstig.

Der kräftig Aromatische: Austern­seitling

Er ist an hand­tellergroßen, muschelförmigen Hüten zu erkennen. Seine saftige Konsistenz und das kräftige Aroma erinnern an Kalb­fleisch. 100 Gramm kosteten hier­zulande von Januar bis Juli durch­schnitt­lich 1,10 Euro, also doppelt so viel wie Champignons.

Der Asiate: Shii­take

Ursprüng­lich stammt dieser Pilz aus Japan und China, wird inzwischen aber auch bei uns kulti­viert. Er entwickelt bei Hitze ein intensives, teils knoblauch­artiges Aroma und passt zu Suppen und Soßen. Bereits kleine Mengen erzielen Würz­effekte – das ist praktisch bei Preisen von im Schnitt 2 Euro pro 100 Gramm, wie wir sie im September bei Recherchen im Handel vorfanden.

Tipp: Shii­take eignen sich auch als Knabberei, etwa zubereitet in Form von Chips.

Der Biss­feste: Kräuterseitling

Sein Anbau hat in Deutsch­land von 2020 auf 2021 um 50 Prozent zugelegt. Kräuterseitlinge bestehen über­wiegend aus einem großen Stiel. Er bleibt biss­fest beim Braten, Grillen, Kochen und schmeckt steinpilz­artig. Im September kostete er unseren Recherchen zufolge um die 2 Euro für 100 Gramm.

Anbau: Wie Zucht­pilze am besten gedeihen

Auf Stroh und Sägemehl. Fast alle Kulturpilze wachsen in einem Substrat auf Basis von Stroh oder Sägemehl. Dieser Nähr­boden wird aufwendig aufbereitet, bevor die Brut auf Körnerbasis beigemischt wird. Darin wächst dann das Myzel, das Pilz­geflecht. Damit die Pilze sprießen, muss die Raum­temperatur erst warm, dann kalt sein – wie in der Natur. Jede Art hat ihre Eigenheiten: So wächst der Shii­take nur auf Sägemehl und braucht mehrere Monate, bis er erntereif ist.

Edelpilze meist Bio. 2021 wurden in Deutsch­land 15,5 Prozent aller Champignons ökologisch angebaut, der Bioanteil der angebauten Edelpilze betrug sogar 95 Prozent. Das belegen Zahlen der Hessischen Landes­fach­gruppe Pilzbau. Dabei stammen Zusatz­stoffe des Sägemehl­substrats wie Sonnenblumenkuchen und Weizenkleie aus ökologischem Land­bau.

Der Vielseitige: Portobello

Der Portobello ist ein Riesen-Champignon. Er eignet sich als Veggie-Bratling, lässt sich panieren oder füllen und über­backen. Unsere Recherchen ergaben Preise von etwas weniger als 2 Euro für 100 Gramm.

Tipp: Portobello, Kräuterseitling oder Austern­pilz sind dank leicht fleisch­faseriger Konsistenz und würzigem Geschmack als Fleisch­ersatz einsetz­bar. Doch auch der klassische Champignon und seine weiteren Alternativen taugen – zum Beispiel in Brot­aufstrichen. Wir haben Veggie-Brotaufstriche getestet, darunter Produkte mit Shii­take und Champignon.

Ganz­jährig verfügbar

Im Gegen­satz zu Wildpilzen haben Zucht­pilze das ganze Jahr Saison und sind immer erhältlich. Vor einigen Jahren kamen Champignons in den Handel, die durch die Bestrahlung mit UV-Licht reich an Vitamin D sein sollen. Wir haben sie im Labor untersucht und sagen, ob und für wen solche behandelten Pilze sinn­voll sind.

Tipp: Was es beim Sammeln von Wildpilzen wie Pfifferlingen und Steinpilzen zu beachten gibt, zeigt das Special Wildpilze. Wie Pilze verarbeitet werden, wie sie sich konservieren lassen, viele Rezepte und weitere Tipps finden Sie im Handbuch Pilze der Stiftung Warentest.

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halsbandschnaepper am 17.09.2015 um 07:38 Uhr
@Remember_Carthage "Bio ist selten besser"?

Nun ja das Bio selten besser und oft schlechter ist, stimmt so mal nicht. Man muss sich die Bio-Verordnung bzw. die Richtlinien der Bio-Verbände anschauen. Bio-Bauern sind nicht per se die besseren Menschen. Es sind Bauern die sich an die Bio-Richtlinien halten. Bei Bio-Fleisch ist es z.B. so, dass der Tierschutz meist schon wesentlich besser ist, so sind größere Ställe vorgeschrieben etc. Das heißt aber natürlich nicht, dass jeder Biobetrieb automatisch besser ist als jeder konventionelle. Auch bei Bio sind die Massentierhaltung und Riesenbetriebe die Regel. Leider hat u.a. Deutschland in der EU gegen eine Verschärfung der Bio-Richtlinien gestimmt. Eine Verschärfung hätte vielleicht zu einem kleineren, teureren Angebot geführt, aber auch zu einem besseren und zu mehr Vertrauen.
Dann sollte man natürlich den gesunden Menschenverstand nicht abschalten. Man kann sich ja mal überlegen ob Bio-Äpfel aus Neuseeland oder Chile, besser sind als konventionelle Äpfel aus der Region.

Gelöschter Nutzer am 16.09.2015 um 15:04 Uhr
@halsbandschnaepper

Bei "bio" geht es ja nicht um den Inhalt, der ist in fast allen Fällen gleich, manchmal auch schlechter, nur sehr selten besser. Es geht um das "Gefühl". Verkauf arbeitet immer zu einem großen Teil mit der Psychologie des Käufers. Wird die im richtigen Umfang angesprochen, kann man Produkte zu deutlich höheren Preisen verkaufen. Das funktioniert ja auch in ganz anderen Bereichen: bestimmte Markennamen, die trotz nicht besserer Qualität deutlich teurer verkauft werden; Produkte der esoterischen Schiene (Wasservitalisierer etc.) um nur zwei Beispiele zu nennen.

halsbandschnaepper am 16.09.2015 um 11:33 Uhr
Bio-Pilzanbau?

Da habe ich erst mal gestutzt. Was ist bei den Bio-Pilzen anders? Nach etwas googlen bin ich auf folgenden Artikel gestoßen:
http://home.arcor.de/biopilze1/bio.htm
Ich habe keine Ahnung ob der Recht hat, es hört sich aber schon so an, als ob man von Bio-Pilzen nicht arg viel halten kann.